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Nina George, Jens J. Kramer
Die Magische Bibliothek der Buks – Das verrückte Orakel
Eine wunderbare Ode ans Lesen für Klein und Groß
Selten hat mir das Lesen eines Kinder- bzw. Jugendbuchs so viel Freude bereit wie dieses hier. Denn es hat alles, tatsächlich alles, was ein wirklich gutes Buch ausmacht: Es liest sich spannend, es ist voll von Überraschungen, gewürzt mit ein wenig Magie, mit mutigen und ideenreichen Kindern als Hauptpersonen, und es ist lehrreich und immens klug, auf geschickt verpackte Weise. Ich bin hingerissen von diesem wunderbaren Buch!
Wir befinden uns in einer nicht zu fernen Zukunft. Bücher gibt es nicht mehr. Kaum einer erinnert sich noch an diese längst vergangene Welt. Finn, Nola, Mira und Thommy, in Freundschaft verbundene Kinder, klettern nach einem Sturm über einen entwurzelten Baum und über eine dadurch neu sichtbare Mauer, hinter der eine alte Villa auftaucht, dunkel und geheimnisvoll. Die mutigen und neugierigen Kinder erfahren, dass diese Villa eine riesige Bibliothek aufbewahrt. Die Buks, sie sind Buchschutzgeister, für unterschiedliche Buchgattungen verantwortlich, haben die Aufgabe, diese letzte Bibliothek der Welt zu bewahren. Doch die Bücher sind von einer seltsamen Krankheit befallen, die zunehmend Buchstaben verschwinden lässt. Das verrückte Orakel prophezeit Hilfe durch 5 Menschenkinder. Doch wer ist das fünfte Kind?
Dies und noch viel mehr enthält dieser spannend-aufregende und fantastische Roman. Man kann den Reichtum dieses Buches hier gar nicht im Detail auflisten. Man muss die gesamte Geschichte unbedingt selber lesend entdecken. So gibt es zum Beispiel unzählige Verweise auf andere Kinderbücher. Wie schön wäre es, wenn dies die Neugier der Kinder (und der Erwachsenen) anstacheln würde, auch in die erwähnten Titel reinzuschauen bzw. sich überhaupt auf den eigenen Weg zu machen, neue Bücher zu entdecken. Was für eine entsetzliche Vorstellung ist doch eine Welt ganz ohne Bücher. Die Menschen wissen dann nichts mehr von der Kraft der Freundschaft, von dem Wunder der Magie, von den Möglichkeiten, zu denen Bücher ermutigen können. Lesen erweckt in Kindern die Kraft der Vorstellung, aber auch die Fähigkeit, über die Realität hinaus Utopien zu erträumen und damit die wunderbaren Möglichkeiten des Lebens weiter und größer zu erfahren, als es der buchlose Alltag je könnte. Unbedingt erwähnen muss man die vielen grandiosen Illustrationen von Hauke Kock, die den Text kongenial bereichern und auch Weniglesern die Lektüre schmackhaft machen.
Fazit: Dieses Buch ist eine großartig gelungene, spannend aufbereitete, gut lesbare wunderbare Ode ans Lesen für Klein und Groß. In diesem klugen Buch steht übrigens neben vielen anderen ein kluger Satz, den ich allen Kindern und Eltern so sehr ans Herz legen möchte: „Kinder, die lesen, wachsen über sich selbst hinaus“ (gilt für Erwachsene übrigens auch).
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Stuart Wilson
Prometheus Highschool
Band 1: Wie man ein Monster zum Leben erweckt
Eine makabre Geschichte ohne erkennbaren Sinn
Die Reizworte in der Werbung für dieses Kinderbuch sprachen mich an: Abenteuer, Monster, eine besondere Schule, Humor und Experimente. All dies klang nach aufregender Spannung und ideal für mich als Lesepatin, um das Buch gemeinsam mit „meinen“ Kindern zu lesen. Doch nachdem ich das Buch durchgelesen hatte, war ich maßlos enttäuscht. Auf keinen Fall handelt es sich meiner Meinung nach um ein Buch, das ich Kindern in die Hand geben möchte.
Hauptperson ist Athena. Sie ist ein intelligentes Mädchen, aber auch recht sonderbar, mit merkwürdigen Interessen. Von ihren Klassenkameraden wird sie gemieden. Sie experimentiert für ihr Leben gern, brennt aber eines Tages fast ihr Zuhause ab, als sie mit Hilfe von Blitzenergie versucht, die verstorbene Nachbarskatze wiederzubeleben. Überraschenderweise erhält sie statt Hausarrest einen Platz an der Prometheus Highschool angeboten, einer Schule, an der ausgewählte Schüler lernen, mit Wissenschaft und Magie umzugehen mit dem Ziel, den Tod zu bezwingen. Der Unterricht findet auf hoher See auf einem maroden Schiff statt. Seltsame Lehrer, seltsame Mitschüler und gruselige Geschehnisse bestimmen die Tage…
Die Hauptfigur Athena wirkt zunächst sympathisch, doch mit ihrer sturen Eigenwilligkeit und ihrer Rücksichtslosigkeit mag ich sie im Verlauf der Geschichte immer weniger. Überhaupt sind die einzelnen Charaktere nur sehr oberflächlich geschildert, sodass man keinen wirklichen Bezug zu den handelnden Personen aufnehmen kann. Ganz generell überfordert meiner Meinung nach der Schreibstil Kinder im Alter von 10 Jahren. Bei mir persönlich überwiegt letztlich der Ekel, wenn ungeniert mit Leichenteilen hantiert wird. Zwar gibt es einzelne kurzzeitig spannende Szenen, aber die Handlung ist im Gesamten wirr, es fehlt der rote Faden, von der ethischen Fragwürdigkeit des Geschehens ganz abgesehen. Ich finde es abstoßend, wenn Kinder ungeniert Leichenteile zusammennähen, um anschließend damit Wiederbelebungsversuche zu starten. Den vielleicht hinterlegten skurrilen Humor jedenfalls konnte ich in den makabren Details im Buch nicht entdecken, eine gewisse Sinnhaftigkeit des Erzählten sowieso nicht.
Kurzum: Ein Buch, das ich Kindern nicht in die Hand geben würde.
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Mario Fesler
Nothing but Spies
Ungewöhnliche, erfrischende Geschichte zwischen Wirklichkeit und Zukunft
Das Lesen dieses nicht ganz ernst zu nehmenden „Agenten“-Romans für 11- bis 14-Jährige war für mich eine Achterbahn mit Hochs und Tiefs und Loopings. Von Lachen, Gespannt-Sein, Staunen und Gähnen war alles geboten.
Wir lernen zunächst Celia kennen, die sich unendlich langweilt im öden Ort Trockenstedt, in dem sie seit kurzer Zeit leben muss. Sie benimmt sich so, wie man sich Teenager vorstellt, schlecht gelaunt und frech. Erst als Vincent mit Familie in der Nähe einzieht, wird es für Celia interessanter. Denn der überaus souverän wirkende Vincent scheint noch eine andere, eine geheimnisvolle Seite zu haben. Dem will Celia natürlich auf die Spur kommen. Und entdeckt tatsächlich, dass Vincent Undercover-Agent ist mit dem Auftrag, einem geheimnisvollen Erfinder namens Hypnos auf die Spur zu kommen. Celia in ihrer grenzenlosen Neugierde wird zum Problem für Vincent. Sie erpresst ihn schließlich, sodass ihm nichts anderes übrig, als sie einzuweihen…
Zu Beginn der Lektüre fand ich mich erst einmal nicht ganz zurecht zwischen der geschilderten Realität mit Durchmischung mit Fantasy-Elementen. Doch mit der Zeit gewöhnte ich mich daran. Die frechen Antworten von Celia und die Kabbeleien des Agenten-Duos untereinander sorgen immer wieder für Lacher. Schön ist auch beschrieben, wie Celia und Vincent sich während ihrer Mission zunehmend besser verstehen. Den Ideenreichtum des Autors bewunderte ich streckenweise sehr. Spannend und frisch wird die Geschichte insgesamt erzählt, auch wenn mir Ausdrücke wie „schissige Kleinstadt“ nicht gefallen. Was mich persönlich jedoch seitenweise etwas langweilte, waren diese komischen technischen Konstrukte, mit denen ich nichts anfangen konnte. Das hätte man sicher eleganter, verständlicher und weniger theoretisch-abstrakt und damit langweilig beschreiben können. Irritierend empfand ich auch, dass Celia in Ich-Form erzählt, Vincent jedoch aus Autoren-Sicht.
Insgesamt gesehen ist dieser Roman eine erfrischende, lebendige, ungewöhnliche und spannende Geschichte, angesiedelt zwischen Wirklichkeit und Zukunft.
nyekas Supe{unbezahlte Werbung}
Tola Okogwu
Academy of the Sun
Onyekas Superkraft
Ein haarig-bunter Eintopf, für mich nicht überzeugend
Mit diesem Kinderbuch bin ich nicht zurecht gekommen. Diese haarige Geschichte ist irgendwie seltsam. Einerseits geht es um ganz grundsätzliche Fragen, die junge Leser ab 11 oder 12 beschäftigen. Man will dazugehören, nicht auffallen. Man liebt seine Familie, aber muss sich auch abnabeln. Dann geht es um die afrikanische Herkunft, es geht um Nigeria, es geht um unbekannte Sprachen. Zum in unserer Kultur Fremden gehört natürlich auch, dass Afrikaner besonders schwer zu bändigende Haare haben. Aus diesen bisher unvollständig aufgezählten Themen bastelt die Autorin dann eine Geschichte zwischen Mystery und Fantasy und Science Fiction. Dieser haarig-bunte Eintopf ist es, der mich eher befremdet als gefesselt hat.
Onyeka, die mit ihrer überbehütenden Mutter in London lebt, hat absolut wilde Afro-Haare, die sich immer wieder selbständig machen und einen eigenen Wilen zu haben scheinen. Der Vater ist in Nigeria verschollen. Als die Mutter sich aufmacht, nach dem Verbleib des Vaters zu forschen, bringt sie Onyeka in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in einer ganz besonderen Schule unter, der Academy of Sun. Denn die Mutter weiß schon lange, dass Onyeka eine ganz besondere magische Gabe hat. Erst langsam begreift Onyeka in dieser Schule, dass ihre Haare Superkräfte haben, die sie mit der Kraft ihrer Gefühle steuern kann. Doch sie muss lernen, diese besondere Kraft zu beherrschen, denn deren übermäßiger Gebrauch raubt Onyeka alle Lebensenergie. Als die Schule angegriffen wird, und zwar aus den eigenen Reihen, muss Onyeka plötzlich entscheiden, welche letzten Kräfte sie einsetzen will und gegen wen.
Wie oben schon beschrieben, kann ich mit diesem bunten Einerlei nichts anfangen. Die Autorin ist von Beruf Haarpflegeberaterin und Journalistin. So ist zu verstehen, dass Haare ein zentrales Thema im Buch darstellen. Und dass die in Nigeria geborene Autorin stolz ist auf ihr Geburtsland. Und dass sie all das in Worte fassen wollte. Doch diese Geschichte, die so menschlich und nachvollziehbar beginnt, verliert sich schließlich in eine dunkel-mystische und abstruse Science-Fiction-Erzählung, was, man erlaube mir diese platte Wortwahl, völlig an den Haaren herbeigezogen wirkt. Das offene Ende lässt eine Fortsetzung erwarten (oder befürchten). Leider gefällt mir auch der Schreibstil überhaupt nicht. Die im Präsens verfasste Erzählweise wirkt abgehackt und uninspiriert. Die einzelnen Sätze sind ohne weiche Verbindung zueinander, nicht aufeinander aufbauend, isoliert aneinandergereiht. Das erschwert das Lesen. Wie auch die Verwendung vieler fremder Begriffe oder die Einschübe in Pidgin-Englisch das Lesen erschweren. Das (sehr kurze) Glossar am Ende des Buches hilft hier nicht wirklich weiter.
Kurzum: Ich habe keine Idee, welcher Lesergruppe ich dieses Buch empfehlen könnte.
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Yorlick Goldewijk
Cato und die Dinge, die niemand sieht
Ein feinsinniges und berührendes Kinderbuch
Meiner Erinnerung nach habe ich noch nie, wirklich noch nie ein Kinderbuch in Händen gehabt, das so besonders ist. Besonders im Sinn von lustig, traurig, magisch, nüchtern, poetisch, fantasievoll, warmherzig, entlarvend, stärkend, tiefgründig und noch vieles mehr. Vor allen Dingen aber bewegend, berührend, ergreifend. Eine Lektüre, die man so schnell nicht mehr vergisst. Einfach großartig.
Cato ist ein Mädchen, das die Fähigkeit besitzt, im Leben Nischen zu finden jenseits von Verlust, jenseits von Mobbing, jenseits alles Schweren und Freudlosen um sie herum. Sie ist ein Mädchen mit Narben auf dem Herzen, das nicht erwachsen werden will. Cato kann „daneben gucken“, das heißt, sie schaut auf all das, was anderen nicht auffällt, auf das Unscheinbare, nicht auf das Vordergründige, Aufmerksamkeit-Erregende. Und dieses Unbeachtete fotografiert sie. Als sie eines Tages eine Visitenkarte auf dem Klavier ihres Vaters findet, wird Cato neugierig. Denn die Karte kündigt an, dass in einem seit Jahren geschlossenen Kino „Filme, die nirgends laufen, die du aber schon immer sehen wolltest“ zu sehen sein werden. Cato begegnet in dieser Kino-Ruine der sehr seltsamen Frau Kano, die ihr spezielle Zeitreisen anbietet. Die Verlockung für Cato ist sehr groß, denn vielleicht könnte sie tatsächlich auf diese Weise Ihrer verstorbenen Mutter begegnen? Doch gefährlich sind diese Zeitreisen durchaus…
Der Autor ist Musiker. So erklärt sich vielleicht seine Sensibilität für die feinen, kleinen und leisen Dinge im Leben, die er so meisterhaft beschreiben und ins Licht rücken kann. Obwohl es um viel Schweres geht, ist das Buch an keiner Stelle larmoyant oder bedrückend, allenfalls mitunter etwas melancholisch. Die Grundstimmung jedoch, die neugierig-empathisch und positiv ist, überwiegt. Die magischen Momente der Geschichte bringen zudem Spannung ins Geschehen. Man folgt der Geschichte und der Protagonistin, die einerseits scheu, einsam und traurig ist, andererseits aber kreativ, mutig und zupackend, sehr erwartungsvoll und gespannt. Kinder werden dieses Buch anders lesen als Erwachsene, aber für alle gilt, was Cato lernt: Das ganze Leben lang neugierig, schlau und manchmal auch starrköpfig zu bleiben.
Fazit: Ein wunderbar tiefgründiges und feinsinniges Buch nicht nur für Kinder.
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Linda Bondestam
Mein Leben als einsamer Axolotl
· Herausgeber : limbion
· Gebundene Ausgabe : 48 Seiten
· ISBN-13 : 978-3910549012
· Lesealter : Kundenempfehlung: 4–10 Jahr(e)
· Originaltitel : Mitt Bottenliv
#MeinLebenalseinsamerAxolotl
Hinreißend gestaltetes Bilderbuch über unsere geschundene Welt
Die finnische Autorin hat ein ganz besonderes Bilderbuch geschaffen, das sowohl vom Text her als auch von den Illustrationen und der dahinterstehenden Botschaft absolut ungewöhnlich und besonders ist. Ein Bilderbuch, das für Vorschulkinder in allen Facetten vielleicht noch nicht verständlich ist, aber das beim Vorlesen und begleitenden Gesprächen mit den vorlesenden Erwachsenen durchaus seine Botschaft verständlich werden lässt. Und ein Bilderbuch, das älteren Kindern und Erwachsenen mehr als Herz geht als man vielleicht erwartet.
Der namenlose Axolotl ist der letzte seiner Art. Er ist einsam, aber er freut sich dennoch seines Lebens. Er erfreut sich an Fundstücken, die die Plumplinge ins Wasser werfen. Er besucht die Unterwasserschule und hat eine Weile lustige Tigersalamander-Freunde, bis diese an Land auswandern. Das Wasser wird trüber, die Luft wird heißer, die Einsamkeit wird größer. Bis eine Riesenwelle den Axolotl durch die Gegend schleudert und er, völlig unerwartet, in eine neue Zukunft startet.
Von der naiv wirkenden, aber unsagbar eindringlichen Gestaltungskraft von Linda Bondestam bin ich hingerissen. Ich wüsste nicht, welche Geschichte über die Zerbrechlichkeit unserer Erde mir bisher so sehr ans Herz gegangen wäre. Der liebenswerte Axolotl, der sich mit allem, was ist, zufrieden gibt, hat es verdient, zu überleben und letztlich sein Glück zu finden. Vielleicht ganz ohne Plumplinge. Denn die Erde weiß sich zu helfen. Wenig einfacher und doch sehr aussagekräftiger Text ist eingebettet in intensivfarbige großflächige Illustrationen, aus denen der winzige Axolotl hervorscheint. Vieles aus unserer gegenwärtigen Umwelt lässt sich in den Bildern finden. Und der Wandel, den die Erde vollzieht, ist elementar. Was Plumpiane nicht schaffen, gelingt Axolotl wie von selbst: unerschöpflicher Lebensmut.
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Marikka Pfeiffer
Memora Castle
· Herausgeber : Rowohlt Taschenbuch
· Gebundene Ausgabe : 208 Seiten
· ISBN-13 : 978-3499011283
· Lesealter : Ab 10 Jahren
#Memora Castle
Ein Kinderbuch, fantasievoll-spannend trotz der etwas komplizierten Zeitreisen
Dieses Buch war für mich eine rundum positive Entdeckung! Die Geschichte enthält im Grunde alles, was ein gutes Kinderbuch ausmacht. Zunächst eine spannende Handlung, denn was gibt es spannenderes, als die Möglichkeit der Zeitreisen zu entdecken? Dazu kommen noch handelnde Personen, die den Leser nicht kalt lassen, im Guten wie im Negativen. Dies alles angesiedelt in einem Ambiente, das wie geschaffen ist für fantastische Geschichten. Und nicht zuletzt ist neben reicher Fantasie auch ein ganz klein wenig Sinnhaftigkeit dabei.
Holly war mit großer Freude ganz allein aufgebrochen zu Memora Castle, einem großen Herrenhaus, um dort Tante Claire zu besuchen, ihre Lieblingstante. Doch Tante Claire ist nicht da, besser gesagt, sie ist wie vom Erdboden verschwunden. Die grantigen Bediensteten geben keinerlei Erklärung. Es ist kalt, der Koffer von Holly ist unterwegs verloren gegangen, und Holly friert. Sie inspiziert aus Langeweile das alte Haus und wundert sich über eine gemalte Tür auf der Balustrade und den seltsamen Kuckuck in der Standuhr. Glücklicherweise kommen Cousine Ilana und ihr Stiefbruder Janko zu Besuch, und gemeinsam versuchen sie den Rätseln des Hauses und der Zeit auf die Spur zu kommen.
Ein schönes Thema hat die Autorin gewählt: Durch den Schleier zwischen den Zeiten hindurchgehen und dabei die Geheimnisse der Familie aufdecken und dabei erfahren, wie wichtig Erinnerungen sind. Denn Erinnerungen sind magisch, sie enthalten den gesamten Reichtum des Lebens. Und genau deshalb sollte man seine Tage so oft wie möglich mit Gutem und Schönem anfüllen. Die Szenen werden sehr plastisch und eindrücklich geschildert, auch die Wege des Entdeckens sind nachvollziehbar. Leider entstehen durch allerlei notwendige theoretische Erklärungen, wie, warum und wann die Zeitreisen funktionieren oder nicht, gewisse Längen im Text, die die eigentlich spannende Handlung unterbrechen. Und leider beschränken sich die Illustrationen auf kleine Vignetten zum Kapitelanfang. Ein paar Zeichnungen mehr im Text hätten dem Buch und der Lesefreude sicher gut getan.
Fazit: Ein spannendes Kinderbuch, fantasievoll und bildhaft geschrieben. Die etwas komplizierten und erklärungsbedürftigen Zeitreisen sind trotz kleiner Längen im Text aufregend geschildert. Die Geschichte eignet sich sehr gut zum Selberlesen ab 10 Jahren und zum Vorlesen ab 8 Jahren.
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Bjarne Reuter
Vida und der Sommerzauber
· Herausgeber : Karibu - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
· Gebundene Ausgabe : 128 Seiten
· ISBN-13 : 978-3961292387
· Lesealter : Ab 5 Jahren
#VidaundderSommerzauber
Zauberhaft und fantasieanregend
Im Titel findet man völlig zu Recht das Wort Zauber. Denn tatsächlich finde auch ich bei der Beschreibung meines Eindruckes über dieses Buch immer wieder das Wort Zauber als das am besten passende. Der vielfach ausgezeichnete dänische Autor kennt sich in Psychologie ebenso gut aus wie in Kinderseelen. Das spürt man diesem Buch in eindrücklicher Weise an.
Zum Inhalt nur ganz kurz: Das Geschwisterpaar Vida und Karl fahren für ein paar Ferientage zu ihrem recht wunderlichen Großvater nach Røste Espeløv, einer wunderschönen skandinavischen Landschaft. Dort erleben sie allerlei Überraschendes, Aufregendes, Rätselhaftes und Spannendes.
Das Buch zeichnet sich bereits äußerlich durch sein großes Format aus als eine Mischung zwischen Vorlese- und Bilderbuch. Die Fülle an farbigen Illustrationen mit vielen zu entdeckenden Details belebt die mehr als 100 Seiten Text und lässt die zuhörenden Kinder auch visuell in das Geschehen eintauchen. Sehr, sehr gelungen ist meiner Meinung nach das zauberhaft schöne Cover, denn es zeigt vordergründig eine fröhliche, tierliebe Vida, spielende Tierkinder und blühende Bäume, Sommergefühle pur. Im Hintergrund jedoch zeigt sich ein undurchdringlich wirkender Wald, der Geheimnisse beherbergen könnte. Die Geschichte selbst entführt Kinder (und so manchen Erwachsenen) in eine spannende, aufregende Entdeckungsreise. Ganz großartig finde ich die Handlung, weil sie eine tolle Gratwanderung zeigt zwischen der Realität (was die Kinder mit ihrem Großvater unternehmen) und der Fantasie. Gemeint ist damit nicht eine vom Autor ausgedachte Fantasyerzählung, sondern die durch die Quatschgeschichten des Großvaters ausgelösten Fantasien einer verzauberten Welt bei Vida und Karl. Was man so alles an Abenteuern im Kopf erleben kann, wenn man der Wirklichkeit einen Funken Fantasie einhaucht, das zeigt diese Erzählung auf zauberhafte Weise. Für die Vorleser finden sich zusätzlich als kleine Bonbons mehrdeutige humorige Stellen, die nur Erwachsenen auffallen dürften.
Fazit: Eine zauberhafte, kluge Erzählung, fantasieanregend und spannend.
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Nadia Shireen
Grimmwald
· Herausgeber : Insel Verlag
· Gebundene Ausgabe : 240 Seiten
· ISBN-13 : 978-3458643616
· Lesealter : 7–12 Jahre
#Grimmwald
Herrlich verrückt und skurril, aber nichts für Zartbesaitete
Was gibt es Besseres als ein Kinderbuch, das 7-Jährigen genauso viel Spaß bereitet wie Erwachsenen bis ins Oma-Alter? Beim Vorlesen lachen die Leseanfänger über ganz andere Dinge als Eltern. Denn der very british Humor hat auf der Vorderseite zwar sehr liebenswerte Züge. Aber dahinter gibt es auch eine böse, brutale Seite, die Kinder nicht unbedingt verstehen. Diese zwei Seiten spiegeln sich übrigens auch in den Zeichnungen wider, die einerseits richtig niedlich sind, auf der anderen Seite jedoch auch negative Gefühle wie Bosheit und Angst überdeutlich zum Ausdruck bringen. Ich bin gespannt, wie Kinder, besonders im Alter von 7 oder 8, auf das Buch reagieren.
Nancy und Ted sind elternlose Fuchsgeschwister. Deshalb fühlt sich Nancy als die ältere Schwester dazu berufen, immer und überall auf Ted aufzupassen. Ted jedoch ist immer ein wenig traurig. Die beiden leben in der Großen Stadt, wo sie sich gut auskennen und sie ihr Auskommen haben. Erst als die böseste Katze der Stadt, Prinzessin Pinöckel, ihren ganzen Zorn gegen die beiden Fuchsgeschwister richtet, müssen die beiden die Stadt verlassen und landen im Grimmwald, einer fremden Gegend mit sehr, sehr seltsamen Bewohnern. Wo sonst gibt es schon schauspielernde Enten? Ted verguckt sich in das schlagfertige Häschen Willow, schenkt ihm sogar eine Gänseblümchenkette und, obwohl von Nancy streng verboten, verlässt er den sicheren Bau und zieht mit Willow durch den Grimmwald. Wie könnte es anders sein, dort lauert allergrößte Gefahr. Aber genau dort zeigt sich auch, wie wichtig Freunde sind.
Mich hat dieser erste Band restlos begeistert. So wunderbar leise und sensibel werden feine Emotionen beschrieben. So überbordend verrückt werden die Bewohner des Grimmwalds geschildert. Und so immens tröstlich wird von der Kraft der Freundschaft berichtet. Ein unnachahmlich schräger Humor begleitet die spannend erzählte Handlung. Aber dennoch wäre ich vorsichtig, dieses Buch zartbesaiteten kleineren Kindern in die Hand zu geben. Denn es gibt auch laut-brutale Szenen. Aber ältere Kinder und Erwachsene haben mit Ted und Nancy mit Sicherheit richtig viel Spaß.
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Mario Fesler
Switch you
· Herausgeber : Carlsen
· Gebundene Ausgabe : 176 Seiten
· ISBN-13 : 978-3551654168
· Lesealter : 10–12 Jahre
#Switchyou
Witzig-magisch und doch realitätsnah
Es gibt wohl kaum ein wichtigeres Utensil für die Jugend wie das Smartphone. Da hat der Autor Mario Fesler mit glücklicher Hand eine neue Buchreihe gestartet, die mit viel Witz, aber auch ernstem Hintergrund Jungs ab 10 dazu animiert, auch mal vom Smartphone aufzublicken und ein Buch in die Hand zu nehmen. Denn mit viel Action und ein klein wenig Magie wird das Thema Apps und Smartphone in eine Geschichte verpackt, die mitten aus dem Leben der Schüler gegriffen ist.
Fred hat einen älteren Bruder, und zwar Erik. Erik, der unzuverlässig ist, schlecht riecht und überhaupt komisch ist. Fred bekommt zum Geburtstag endlich das heißersehnte Smartphone geschenkt. Super! Aber was ist das: das Smartphone verfügt nur über eine einzige App. Erst nach einer Weile entdeckt Fred, dass es diese App in sich hat, denn sie verhilft ihm, sich blitzartig in den Körper seines Bruders zu beamen und auch wieder heraus, ohne dass dieser etwas merkt. Und was Fred dabei über seinen Bruder herausfindet, ist mehr als ernst und auch gefährlich. Gut, dass die schlaue Svetlana sehr kritisch die Körpertauschaktionen von Fred beobachtet.
Was mir sofort ins Auge sticht an diesem Buch, sind die sehr gelungenen ausdrucksstarken und witzigen Zeichnungen von Nikolai Renger und die wechselnde Typographie, je nachdem, wer gerade die Geschichte weiter erzählt oder Anmerkungen einfügt. Das macht das Lesen sehr kurzweilig und die Handlung verständlicher. Auch die kurzen Kapitel verhelfen dazu, dass man die Lust am Lesen nicht verliert. Ganz abgesehen davon natürlich, dass die Handlung spannend aufgebaut ist und die handelnden Personen sehr lebendig und realitätsnah auftreten. Ist ja schon eine besondere Erfahrung, wenn man in den Körper eines anderen Menschen hineinschlüpft und dessen Erleben hautnah zu spüren bekommt.
Kurzum: Ein witzig-magisches und doch realitätsnahes Buch, das große Lust macht, Fred und Erik auch in den weiteren Bänden der Reihe zu begleiten.
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Tina und Sinikka Nopola
Chaoskrümel & Nervensäge
· Herausgeber : arsEdition
· Gebundene Ausgabe : 80 Seiten
· ISBN-13 : 978-3845854625
· Lesealter : Ab 7 Jahren
· Originaltitel : Heinähattu, Vilttitossu ja Kana
#Chaoskrümel&Nervensäge
Ein Kinderbuch, wie es liebenswerter nicht sein könnte
Dieses rundum fröhliche Buch entspricht ganz und gar meinen Vorstellungen von einem Kinderbuch, das ohne pädagogischen Zeigefinger mit lockerem Humor Themen vermittelt, für die Kinder im Zielgruppenalter sehr offen sind. Dass die finnischen Autorinnen in ihrem Heimatland sehr erfolgreich sind, kann ich absolut verstehen und hoffe sehr, dass ihre Buchreihe rund um die zwei Geschwister auch in Deutschland sehr gemocht wird.
Wenn die ältere Schwester etwas darf, was der kleineren nicht erlaubt ist, macht sich verständlicherweise Frust breit. Tilda darf für ein paar Tage in ein Federballcamp fahren und Benni muss zu Hause bleiben. Das ist ja so gemein! Benni schmollt, da hilft auch kein Kakao. Erst als die Eltern auf die Idee kommen, die Pfannkuchen-Schwestern um Unterstützung zu bitten, die mit ihren Kuchenschöpfungen auch das traurigste Kind zum Strahlen bringen, wendet sich alles. Denn Benni lernt Anita kennen. Eine neue Freundin, der man sogar etwas beibringen kann. Und Anita darf sogar mit nach Hause kommen, was zur allergrößten Überraschung bei den Eltern führt.
Bereits das Cover verbreitet gute Laune. Ebenso die Vorsatzblätter, die mit wimmelbuchartigen, detailreichen und bunten Zeichnungen das lebendige Dorfleben zeigen. Das gesamte Buch ist reich gefüllt mit den farbigen Illustrationen von Salla Savolainen, die sehr ausdrucksstark die Geschehnisse in Szene gesetzt hat. So fröhlich wie die Bilder, so fröhlich und lebendig ist auch der Text, der sich zum Vorlesen wunderbar eignet. Dank der übersichtlichen Gliederung des Textes und der etwas größeren Schrift, auf jeder Seite mit Illustrationen aufgelockert, finden auch zaghaftere Leseanfänger schnell Freude am Lesen und Weiterlesen. Tilda und Benni sind ganz realitätsnah so dargestellt, wie es Kindern mit Geschwistern vertraut ist mit den üblichen Konflikten. In diesem Buch ist Benni, die Kleinere, die Hauptperson. Denn dank Anita wandelt sie sich vom schmollenden Kleinkind zu einem Mädchen, das sich einzufühlen lernt in ein anderes Wesen und Verantwortung übernimmt. Als Tilda zurückkommt, ist es Benni, die auf kluge Weise die Schwester neu einbezieht in das Miteinander. Das alles wird witzig und unterhaltsam erzählt, mit schrägen Situationen und turbulent-liebevoll.
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Isaac Blum
Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
· Herausgeber : Beltz & Gelberg
· Broschiert : 224 Seiten
· ISBN-13 : 978-3407757210
· Lesealter : Ab 14 Jahren
· Originaltitel : The Life and Crimes of Hoodie Rosen
#RuhmundVerbrechendesHoodieRosen
Sehr gemischtes Urteil
Eigentlich schien mir der Inhalt dieses Buches sehr interessant und lesenswert. Der Konflikt zwischen selbstverständlichem jüdischen Leben und antisemitischem Gedankengut hielt ich für ein wichtiges Thema für jugendliche Leser. Doch nach Lektüre des Buches bin ich mir (allerdings als sehr viel älteres Semester) sehr unsicher, ob dieses Buch die Jugendlichen wirklich erreicht.
Hoodie Rosen hat einen recht langweilig-normalen Alltag. Chips essen, Lehrer ärgern, den Attacken der Schwestern entfliehen. Normal halt. Dann lernt er Anna-Maria kennen, verliebt sich von jetzt auf gleich in sie. Als er mit ihr zusammen Hakenkreuze von einem jüdischen Grabstein entfernt, was er für gut und richtig hält, gerät er mitten hinein in einen großen Konflikt. Hoodie’s Familie sieht das anders, denn Anna-Maria ist die Tochter der Bürgermeisterin, die der jüdisch-orthodoxen Gemeinschaft den Kampf angesagt hat. In den Augen von Hoodie’s Familie begeht er durch die Verbindung zu Anna-Maria Verrat. Jetzt sitzt Hoodie zwischen den Stühlen und muss sich entscheiden…
Der Schreibstil ist recht angenehm, insbesondere die eingestreuten humorvollen Stellen lockern das eigentlich sehr ernste Thema auf. Auch sind einige Situationen sicher ganz bewusst recht überspitzt dargestellt. Nicht immer konnte ich alle Handlungen der Hauptperson wirklich nachvollziehen, obwohl ich eine gewisse Sympathie für Hoodie hegte. Die gebotenen Einblicke in das orthodoxe jüdische Leben waren eigentlich auch recht interessant, da ich mich damit bislang noch nie befasst hatte und keine Kenntnisse hatte. Gleichzeitig jedoch bin ich streckenweise völlig ausgestiegen und habe Teile des Textes nur noch überflogen, weil mir die vielen fremden hebräischen Begriffe und Namen die Lust am Weiterlesen nahmen, da mir diese unbekannten Wörter für Feiertage oder Lebensmittel oder Gebräuche kein Begriff waren und im Verlauf auch unverständlich blieben, weil sie nirgends erklärt werden. Auch hatte ich Schwierigkeiten mit dem vom Autor gewählten Spagat zwischen heiter-lockerer Erzählweise und dem Darstellen einzelner brutaler Schilderungen.
Kurzum: Mein Urteil über dieses Buch bleibt sehr gemischt. Interessant wäre zu erfahren, ob Jugendliche einen besseren Zugang zum Inhalt haben als ich, die ich zwei Generationen älter bin als die Zielgruppe.
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Benjamin Schreuder
Die Zauberkicker 1
· Herausgeber : Kosmos
· Gebundene Ausgabe : 128 Seiten
· ISBN-13 : 978-3440175330
· Lesealter : 8–11 Jahre
#DieZauberkicker1
Fußball und Magie
Eine ungewöhnliche Mischung bietet dieses Buch, das mit dem Titel „Anpfiff!“ den Einstand in eine neue Fortsetzungsreihe bietet. Ob die Kombination Fußball und Magie für fußballbegeisterte Jungs und Mädchen funktioniert, würde ich gerne vorlesend bei 8-10-Jährigen ausprobieren, denn ich bin nach Lektüre nicht sicher.
Ben hat es nicht leicht, weil sein Fußballtrainer nicht viel von ihm hält und seinen eigenen Sohn regelmäßig bevorzugt. Ben fehlt der Glauben an sich selbst und ist oftmals Opfer für Hänseleien. Doch welch eine Überraschung! Ben erhält die Einladung zu einer Probewoche im Fußball-Internat Tannwald. Seine Mutter und seine kleine Schwester glauben fest an ihn und machen ihm Mut, diese Chance zu nutzen. In der altehrwürdigen Schule lernt er recht skurrile Erwachsene kennen, aber auch einen sprechenden Waschbär. Sehr seltsam. Die Jungs, die auch an dieser Probewoche teilnehmen, können alle viel besser Fußball spielen als er selbst. Da hilft doch tatsächlich nur ein wenig Magie?
Der unsichere, manchmal recht verpeilte Ben ist eine sehr sympathische Hauptperson, in die sich die Kinder sicher gut einfühlen können. Dass seine absolute Leidenschaft das Fußballspielen ist, tritt schon auf den ersten Seiten sehr deutlich zu Tage, und zwar so sehr, dass Leser, die von Fußball keine Ahnung haben, nicht mehr weiterlesen werden, was sehr schade wäre. Auch die anderen Akteure im Buch werden sehr lebendig beschrieben, was es Lesern leicht macht, vertraut mit ihnen zu werden, insbesondere da so manche Verhaltensweisen sicher aus dem eigenen Umfeld bekannt sind. Und wer möchte nicht einen sprechenden Waschbär mit besonderen Fähigkeiten haben? Überhaupt schreibt der Autor sehr frisch-frech-lebendig und baut in Band 1 eine gewisse Spannung auf, sodass man unbedingt weiter lesen möchte. Die eingestreuten Illustrationen lockern den Text auf. Damit und mit der etwas größeren Schrift fällt das Lesen leichter.
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Yvonne Semken
Uli und Knud
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 40 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649641414
· Lesealter : Ab 3 Jahren
#UliundKnud
Originelle und kluge Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft
Mir war bislang noch kein Bilderbuch in die Hände gekommen, das sich um einen Kraken dreht, geschweige denn um die Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Kraken. Das ist schon etwas ganz Besonderes!
Knud würde gerne Forscher werden oder Kapitän. Glücklicherweise hat er eine Dauerkarte für ein großes Aquarium gewonnen, und da verbringt er sehr viel Zeit. In einem viel zu kleinen Bassin wohnt dort der Krake Uli, ein sehr trauriger Krake, denn das Leben in dem Bassin ist langweilig, und der Krake möchte so gerne zurück in sein Zuhause, in das große weite Meer. Knud versteht das sehr gut und je länger er Uli beobachtet, umso dringender möchte er dem Kraken helfen. Er schmiedet einen Plan… Was dann alles passiert mit Uli und Knud an Aufregendem und Lustigem, das müsst ihr unbedingt selbst anschauen und euch vorlesen lassen!
Die Illustrationen, offenbar von der Autorin selbst gezeichnet, sind sehr dynamisch, lebendig, ausdrucksstark und detailreich. Da gibt es viel zu entdecken, wenn man ganz genau hinschaut. Auch allerlei Witziges ist auf den Bildern versteckt, denn Uli und Knud treiben es ganz schön wild. Niemand ist sicher vor Ulis lustigen Ideen, aber bald wird klar: Uli braucht mehr, er braucht seine Freiheit in seinem ureigensten Element, dem Meer. Und weil Knud ein wahrer Freund ist, lässt er Uli schließlich ziehen. Doch die Geschichte endet nicht mit Tränen, im Gegenteil…
Das Bilderbuch erzählt eine schöne Geschichte der Freundschaft, in der es darum geht, auf die Bedürfnisse des anderen zu achten, nicht nur das zu verfolgen, was man selbst möchte. Die Bebilderung und die Geschichte hätten vielleicht ein wenig intensivere Farben vertragen, denn das Wassergrün überwiegt auf allen Seiten. Aber die Ausdrucksstärke ist beeindruckend und unterstreicht das Vorgelesene ganz unmittelbar. Sehr gelungen!
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Tuutikki Tolonen
Agnes und der Traumschlüssel
· Herausgeber : Carlsen
· Gebundene Ausgabe : 208 Seiten
· ISBN-13 : 978-3551558077
· Lesealter : 10–13 Jahre
· Originaltitel : Agnes ja unien avain
#AgnesundderTraumschlüssel
Eine kluge und sensible Geschichte, die ganz ohne Getöse auskommt
Wie schön, mit dem vorliegenden Buch endlich wieder einmal eine Geschichte gefunden zu haben, die sich aus den vielen lauten, um Aufmerksamkeit heischenden Kinderbüchern erfreulich positiv heraushebt. Tuutikki Tolonen, eine engagierte Autorin, erzählt uns hier eine träumische, leise, feine Geschichte, die ganz ohne Getöse auskommt und dennoch sehr spannend zu lesen ist.
Die 11-jährige Agnes ist mit ihrer Mutter aus der teureren Großstadt Helsinki in den kleinen Ort Harmala gezogen. „Weil der Mensch eine Herde braucht“, versuchen Agnes und ihre Mutter dort so schnell wie möglich neue Menschen kennen zu lernen. Agnes hilft sofort einem alten Nachbarn, der nicht mehr die Kraft hat, seinen Hund Oskar auszuführen. Das übernimmt Agnes sehr gerne. Mit Oskar zusammen streift sie durch den Ort und findet sich plötzlich in einem alten Friedhof wieder. Wie seltsam: ein sehr alter, vermooster Grabstein trägt doch tatsächlich den gleichen Namen wie Agnes und das identische Geburtsdatum, allerdings die Jahreszahl 1938. Wer war dieses Mädchen, das anscheinend nur einen Tag gelebt hat? Glücklicherweise hilft ihr bei den Nachforschungen der Nachbarsjunge Muffin. Aber auch die seltsamen Träume von Agnes scheinen helfen zu wollen. Sogar Oskar trägt seinen Teil bei zur Lösung des Rätsels. Wie, das müsst ihr unbedingt selbst lesen.
Die Autorin versteht es außerordentlich gut, kindgerecht und gut verständlich zu schreiben, dabei durchaus etliche schwierige Themen einzubauen, ohne dass sie belastend wirken. Ganz leicht, feinfühlig und fast ein wenig träumerisch wird erzählt. Dabei bewirken rätselhafte Träume und fast mystisch wirkende Vorkommnisse eine permanente Spannung, die zum Weiterlesen drängt. Die zart-schönen Illustrationen von Kati Vuorento, die wie aus der Zeit gefallen wirken, passen perfekt zum Buchinhalt. „…Vielleicht hatte alles, auch eine schlechte Erfahrung, eine Art Sinn…“ Wie wahr!
Fazit: Ein sensibles, kluges, feines Kinderbuch, das zum Mehrfachlesen einlädt.
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Gina Ruck-Pauquèt
Der Tag war groß
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 32 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649615088
· Lesealter : Ab 3 Jahren
#DerTagwargroß
Traumschön
Und wieder ein rundum gelungenes, wunderschönes Bilderbuch aus dem Coppenrath Verlag! Traumschöne Bilder, traumschöne Verse zum Wegträumen…
Die Bücher von Gina Ruck-Pauquèt, der Autorin dieses feinen Bilderbuchs, haben mich viele, viele Jahre in meiner eigenen Buchhandlung begleitet, weit über ihren Tod hinaus. Wir hatten den gleichen geistigen Lehrer, weshalb ich mich ihr stets auf besondere Weise verbunden fühlte. Und deshalb freute ich mich sehr, dass aus Versen dieser vielfach ausgezeichneten Autorin und den großartigen, zart-feinen Illustrationen von Ulrike Mühlhoff ein Bilderbuch geschaffen wurde, das ganz leise und zart das Kind in den Schlaf hinein begleitet.
Das Bilderbuch mutet mich wie ein verhalten-melodisches Musikstück an, das mit zarten Harmonien eine wunderschöne Reise ins Land der Träume einleitet und begleitet. Alles Erlebte und Getane und Gefühlte, das den Tag erfüllte, kann nun zur Seite gelegt werden, in die Obhut der Nacht übergeben werden. Die leise Melodie geleitet ein Hinabsinken in die Tiefen eines Flusses, in dessen Wasser märchenhafte Gestalten leben, so zum Beispiel ein Geige spielendes Einhorn. Und in der Begegnung mit allerlei Tieren, die in Frieden und Eintracht miteinander durch die Nacht treiben, erwacht ganz langsam ein neuer Morgen, denn die Nacht ist müd geworden und neue Tagesabenteuer warten…
Fazit: Traumschön erzählt, traumschön gezeichnet – ein leises, zartes Einschlafbuch.
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Maren von Klitzing
Immer Zirkus mit Familie Petrelli – Das neue Zuhause
· Herausgeber : Rowohlt Taschenbuch
· Gebundene Ausgabe : 144 Seiten
· ISBN-13 : 978-3499009099
· Lesealter : 6 Jahre und älter
#ImmerZirkusmitFamiliePetrelliDasneueZuhause
Farbenfroh und lustig
Dieser neu erschienene Band 1 rund um die Zirkusfamilie Petrelli hat alles, wirklich alles, was Leseanfänger zu Bücherfreunden werden lässt.
Der Inhalt ist schnell erzählt. Es ist die aller langweiligste Zeit des Tages, nämlich Mittagsruhe. Jonas wagt kaum seinen Buntstift zu benutzen, weil der so laut auf dem Papier kratzt. Plötzlich knallt und knattert es draußen, eine Mülltonne fällt mit Getöse um und ein kunterbunter Zirkuswagen versucht, im Nachbarsgarten einzuparken. Aus ist es mit der Ruhe, und das für lange Zeit. Denn die Zirkusfamilie Petrelli, die aus dem Wohnwagen hüpft, hat die Nachbarvilla geerbt und versucht, sesshaft zu werden. Nicht nur Jonas, auch alle anderen Bewohner der Straße werden plötzlich in das bunte Treiben der Familie Petrelli hineingezogen, ob sie wollen oder nicht.
Eine schöne Geschichte erzählt da Maren von Klitzing. Denn vielleicht ist es gar nicht immer so wichtig, wenn alles „seine Ordnung“ hat. Und Griesgrämigkeit kann tatsächlich mit Spaß und Überraschungen vertrieben werden. Die Autorin schreibt pointiert, witzig und ideenreich dabei aber altersgerecht und gut verständlich. So kunterbunt wie Familie Petrelli auftritt, so kunterbunt rollt sie ihre kurzweilige Geschichte vor uns aus.Den vorlauten Papagei, die eigenwilligen Ziegen und das kuschelige Alpaka werden die kleinen Leser besonders lieben. Ganz besonders angetan haben es mir die vielen zauberhaften und perfekt zur Geschichte passenden Illustrationen von Christian und Fabian Jeremies. Diese wunderbaren Illustrationen sind liebenswert und ausdrucksstark. Es lohnt sich, die Zeichnungen ganz genau zu betrachten, denn auch im kleinsten Bild findet sich noch eine lustige „Zutat“.
Rundherum ist dieser erste Band über die Familie Petrelli ein perfekt gelungenes, lustig-fröhlich-lebendiges Buch für Erstleser, das ich aus vollstem Herzen empfehlen möchte. Zum Vorlesen genauso gut geeignet wie zum Selberlesen.
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Kristina Kreuzer
Pippa in Paris
· Herausgeber : Rowohlt Taschenbuch
· Gebundene Ausgabe : 160 Seiten
· ISBN-13 : 978-3499009587
· Lesealter : 7 Jahre und älte
#PippainParis
„Orewooaa“ für entdeckerfreudige Kinder
Lange habe ich mir überlegt, für welche Zielgruppe das Buch geeignet wäre. Als Lesepatin muss ich gestehen, dass ich nicht fündig geworden bin. Die angegebene Altersgruppe ab 7 Jahre hatte keine Lust auf eine Reise nach Paris, obwohl wir in Grenznähe zu Frankreich wohnen. So wird das Buch wohl eher von anspruchsvolleren Eltern gekauft werden oder, mit viel Glück, als Klassenlektüre von engagierten Lehrerinnen und Lehrern.
Schade eigentlich, denn das Buch ist lustig-vergnügt geschrieben. Es erzählt mit leichter Feder von Pippa, der Hauptperson, und ihrer Familie. Pippa ist schon ganz aufgeregt, denn gleich nach der Schule macht sich die ganze Familie auf eine Kurzreise nach Paris. Neben Mama und Papa kommt noch Pippas großer Bruder Nik und Pippas kleine Schwester Tuffi mit auf die Reise, nicht zu vergessen Berta, der Kuscheltier-Rochen. Da ist ganz schön was los, bis die gesamte Familie samt Koffern im Zug sitzt! Pippa malt für ihr Leben gern. Deshalb hat ihre Mutter sie zu einem Malkurs im Louvre angemeldet. Wie toll ist das denn - Pippa als Pippasso. Doch je näher der Termin rückt, desto mehr bekommt Pippa Angst. Was ist, wenn sie ausgelacht wird, weil sie Künstlerin werden will?
Eine kunterbunte, fröhliche Familien-Geschichte erleben wir da, in die sehr viel Wissenswertes über Paris eingestreut ist. Ist ja auch komisch, diese fremde Sprache, die ganz anders gesprochen als geschrieben wird. Und was es da alles anzuschauen gibt in dieser riesigen Stadt. Die schnurgerade Schangselisee zum Beispiel. Oder den Fluß Säään. Eine schöne Idee ist, dass Pippa ihre Erlebnisse in Kurzform und in einfacher Sprache in einer Art Reisetagebuch festhält. So prägt sich dem Leser all das, was Pippa sieht und lernt, noch viel besser ein. Ein Stadtplan auf den Umschlaginnenseiten zeigt zusätzlich, was Pippa alles sehen durfte. Zu guter Letzt gibt es noch ein Rezept für die berühmten Kuchen in Knochenform, den Ekläär, wie Pippa schreibt. Ach ja, und ihre Angst hat Pippa auch überwunden und ist sich ganz sicher, in Paris Kunst studieren zu wollen.
Das Buch hat mir mit seinen gewitzten Ideen viel Freude gemacht. Hoffentlich findet es seinen Weg zu neugierigen, wissbegierigen, entdeckerfreudigen Kindern – ich würde es ihm sehr wünschen.
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Barbara Schinko
Die Nebel von Walhalla
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 240 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649641643
· Lesealter : 10 Jahre und älter
#DieNebelvonWalhalla
Gelungene Interaktion zwischen Pferd und Mensch
Aus der Flut an Pferdebüchern, die sich auf dem Markt befinden, ragt dieser als Fortsetzungsreihe geplante erste Band „Alessas Seelenpferd“ sehr wohltuend hervor.
Alessa und ihre Cousine Nell, beide begeisterte Reiterinnen, müssen sich aufgrund eines Umzugs einen neuen Reiterhof suchen. Auf dem Speerhof erleben sie, wie auf ganz besondere Weise das richtige Pferd zur richtigen Reiterin findet und welch intensive Wechselwirkung die Beziehung zwischen Pferd und Mensch auslöst. Die etwas träge Nell wird aktiver, und die unsicher-ängstliche Alessa gewinnt Mut und wächst letztlich über sich hinaus. Die Verbindung zu der Welt der nordischen Götter, aus denen diese ganz besonderen Pferde stammen, lernen die Mädchen mit Hilfe der Pferde kennen und erfahren dadurch ihren Auftrag, als Team Valkyrie Menschen und Tiere vor den übernatürlichen Kräften der Götter- und Unterwelt zu beschützen.
Der Autorin ist es großartig gelungen, mystische Szenen so realistisch zu schildern, dass man sich beim Lesen vorstellen könnte, selbst durch Nebelfetzen zu reiten und Trugbildern der Natur zu erliegen. Die Grenzen zwischen Mystik und Psychologie bleiben stets verschwimmend und damit besonders fesselnd. Dass die stumme Interaktion zwischen Pferd und Mensch Wunder bewirken kann, weiß in besonderem Maß die pferdegestützte Psychotherapie, die glücklicherweise zunehmend wissenschaftliche Anerkennung findet. Barbara Schinko verpackt dieses Wissen in eine geheimnisvolle, mystisch anmutende und altersgerecht-spannende Geschichte, was dieses Pferdebuch zu einem ganz besonderen, absolut lesenswerten Buch macht. Die Vorfreude auf weitere Bände ist groß.
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Uli Leistenschneider
Die wunderbare Florentine – Ein Wunsch kommt selten allein
· Herausgeber : Rowohlt Taschenbuch
· Gebundene Ausgabe : 192 Seiten
· ISBN-13 : 978-3499008894
· Lesealter : 8 Jahre und älter
#Diewunderbare Florentine
Heile Welt als innere Stärkung
Es mag so manche Eltern geben, die nichts davon halten, wenn Kinderbücher von einer schönen, herzerwärmenden, positiven Welt erzählen. Die es für wichtig halten, dass ihre Kinder beim Lesen mit der zwar kindgerecht aufbereiteten, aber dennoch nüchtern-realistischen Welt konfrontiert werden. Mir persönlich ist es jedoch wichtig, dass Kinder sich beim Lesen wegträumen können und dürfen, in eine Geschichte hinein, in der alles leicht und einfach und gut ist, in der die meisten Menschen warmherzig sind und wandlungsfähig, in der Kinder und Erwachsene zusammen helfen, wenn es Probleme gibt. Solch ein rundum positiv-wohltuendes Buch hat Uli Leistenschneider geschrieben und mit der Figur der „wunderbaren Florentine“ eine Protagonistin geschaffen, die uns tatsächlich ein klein wenig wärmend-positives Vorbild sein könnte, egal wie alt wir sind.
Zum Inhalt: Wie aufregend: Die neue Mieterin Florentine Feiertag zieht ein, mit kunterbunten Möbeln, mit Pieps, dem zahmen Rotkehlchen und vor allen Dingen mit einer Hütte mit Crepe-Ofen, die ihren Platz im Hinterhof findet. Florentine Feiertag kann aber nicht nur super leckere Crepes machen, sie hat auch einen ganz besonderen Beruf: Sie ist nämlich Wunscherfüllerin. Ab sofort wird das Leben der Nachbarn für Kinder und Eltern genau so bunt und froh wie Florentine Feiertag selbst.
Es ist für Kinder wichtig, lesend oder zuhörend abtauchen zu dürfen in eine heile, fröhlich-unbeschwerte Welt, weit weg von Alltagspflichten und Ärgernissen. Dieses Abtauchen gibt Kindern eine große innere Stärke, wie nicht nur die Waldorf-Pädagogik weiß. Und unter diesem Aspekt habe ich viel Wertschätzung für die heile Welt der Florentine Freitag und natürlich für ihre Person überhaupt. Denn sie hört aufmerksam zu. Sie fühlt sich in andere hinein. Sie ist zupackend, wenn es nötig ist. Sie ist fröhlich und schafft es, mit guter Laune und guten Worten auch Griesgrame mit der Welt und mit sich selbst zu versöhnen. Sie nimmt sich selbst nicht so wichtig und kümmert sich stattdessen um Tiere und Pflanzen und Menschen, wo immer sie Gutes bewirken kann. Ein besseres Vorbild könnte ich mir für Kinder gar nicht wünschen.
Fazit: Ein Kinderbuch, das im besten Sinne das Gute und Schöne und Fröhliche und Bunte zum Vorbild werden lässt.
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Maria Gianferrari
Sei wie ein Baum
· Herausgeber : Insel Verlag
· Gebundene Ausgabe : 48 Seiten
· ISBN-13 : 978-3458179924
· Lesealter : 5 - 10 Jahre
· Originaltitel : Be A Tree!
#SeiwieeinBaum
Ein poetisches Geschenk für Jung und Alt
Dieses Bilderbuch ist nicht nur für Kinder ein Gewinn. Ich halte das Buch, sowohl was seine Gestaltung als auch seine Botschaft betrifft, für ein wertvolles und sinnvolles Geschenk für Freunde.
In schönen, poetischen Gleichungen und Entsprechungen schauen wir uns den Baum in seinen Details und in seiner Gesamtheit ganz genau an und spüren dem nach, was wir Menschen an Ähnlichkeiten, Bedürfnissen und Fähigkeiten den Bäumen vergleichbar besitzen . Das kommunizierende Wurzelwerk, die Rinde als beschützende Haut, das nährende, versorgende innere Holz – dieses und vieles mehr an bildhaften Vergleichen zwischen Baum und Mensch führt uns die Autorin vor Augen. Wir Menschen sind wie Bäume und noch viel mehr, denn die Vielfalt der Bäume zeigt die Vielfalt des Lebens. Niemand ist allein. Wir tauschen und teilen, wir warnen und stärken uns gegenseitig wie die Wurzeln der Bäume untereinander, wir sind ein Netzwerk an Informationen und damit ein Miteinander in Gemeinschaft. Und genau dieses Miteinander stärkt uns.
Die vielsagenden Zeichnungen in ihrer dezenten Farbigkeit und Vielfalt unterstreichen die Mut machende Botschaft des Buches auf sehr feinfühlig-nonverbale Weise.
Die Anmerkungen der Autorin zum Schluss des Buches sind, wie ich finde, ein sehr wichtiger informativer Teil des Buches!
Fazit: Ein ganz besonderes Bilderbuch, das viel mehr ist als ein rein unterhaltendes Kinderbuch. Es vermittelt am Beispiel der Bäume, was uns stark macht, egal wie alt wir sind.
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Pete Johnson
Wie man 13 wird und die Nerven behält
· Herausgeber : arsEdition
· Taschenbuch : 192 Seiten
· ISBN-13 : 978-3845844787
· Lesealter : 10 Jahre und älter
#Wieman13wirdunddieNervenbehält
Supercool – echt jetzt?
Das war mein erstes Buch dieser Reihe und vermutlich auch das letzte, auch wenn der Autor als „Spiegel-Bestseller-Autor“ bezeichnet wird. Ich kenne keine Teenager, die sich mit dieser kindlich-fantasyartigen Geschichte anfreunden könnten, geschweige sie „supercool“ finden würden. Vielleicht wäre das Buch etwas für jüngere Leser, denen die kurzen Kapitel, die einfachen Illustrationen und die „magische“ Geschichte entgegen kommen. Aber ehrlich, da gibt es für 10-Jährige weitaus bessere Kinderbücher.
Der Inhalt in aller Kürze: Chester, ein schüchterner, bücherliebende Junge, wird nachts von einem Vampir heimgesucht. Doch glücklicherweise gibt es die Vampirjäger Markus und Tallulah, die Chester zu Hilfe kommen.
Hmmm… Chester hat eine bionische Handprothese. Die Hauptfigur hat also ein Handicap. Und dieses Handicap dient im Buch mehrfach zu witzigen Situationen. Finde ich persönlich weder lustig noch geschmackvoll. Dass Chester sehr schüchtern und naiv ist, dass er für manche Mitschüler nur als Zielscheibe für blöde Streiche dient, finde ich auch weder cool noch lustig. Insgesamt gesehen beginnt das Buch erst einmal ganz unterhaltsam, wird aber von Seite zu Seite langweiliger. Die Story kreist langatmig um Chester, der sich immer und immer wieder naiv in die Irre führen lässt. Das Gute im Buch: Chester bekommt durch seine neuen Freunde Markus und Tallulah mehr Selbstwertgefühl und sein Mut wächst. Warum das unbedingt mit Halb- und Ganz-Vampiren geschehen muss, erschließt sich mir allerdings nicht.
Fazit: Für mein Empfinden ein Kinderbuch, das weder witzig noch „super-cool“ ist, sondern echt langweilig.
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Nikola Kucharska
Was für unfassbare Sachen echte Drachen gerne machen
· Herausgeber : Thienemann Verlag
· Gebundene Ausgabe : 32 Seiten
· ISBN-13 : 978-3522459822
· Lesealter : 4 Jahre und älter
#WasfürunfassbareSachenechteDrachengernemachen
Keine fünf, sondern zehn Sterne für dieses drachenstarke Meisterwerk
Es gibt unendlich viele liebenswerte, wundervoll gezeichnete Bilderbücher. Allen gehört meine uneingeschränkte Sympathie, so unterschiedlich sie auch sein mögen. Doch kein einziges hat mich so über die Maßen begeistert, ja gerade zu vom Stuhl gerissen wie das vorliegende großformatige Drachen-Buch. Die meisten Kinder lieben Drachen. Für die ist das Buch eine Pflichtlektüre. Und die Kinder, die bislang noch nichts mit Drachen anfangen konnten, sollten unbedingt auch das Buch in die Hände bekommen. Und ab sofort werden auch sie Drachen lieben. Und noch eine Zielgruppe gibt es: Die älteren Kinder und die Erwachsenen! Niemand ist zu jung oder zu alt für dieses unvergleichliche geniale Bilderbuch.
Die Autorin und Illustratorin Nikola Kucharska gestaltet nicht nur Kinderbücher, sondern auch Comics und Spiele. Das spürt man dem Bilderbuch an, so gekonnt wie es gemacht ist. Neben der professionellen Gestaltung lebt das Buch ganz besonders durch die Fantasie- und Ideenvielfalt, die ihresgleichen sucht. Was uns beim Blättern, Schauen und Lesen aus den Seiten herausspringt, ist unfassbar beeindruckend und bewirkt, dass man das Buch wieder und wieder und wieder anschaut und von Mal zu Mal mehr entdeckt, und das immer mit einem dicken Grinsen im Gesicht. Denn dieses Drachen-„Sachbuch“ strotzt nur so vor witzigen Gags. Oder wussten Sie vielleicht, dass der Drache zwei Herzen besitzt, das eine davon aus Stein? Dort sitzt der Hang zum Nörgeln und dort fließt das blaue Blut des Drachen hindurch. Oder ahnten Sie, dass die ungeborenen Minidrachen-Kinder, da sie erst nach einem Jahr aus dem Ei schlüpfen, bis dahin viel Zeit zum Lesen haben und dies auch tun? Oder dass die Schulkinder-Drachen unter anderem auch das Fach „Grübeln und Kopfzerbrechen“ haben? Dies und noch vieles, vieles mehr erfährt man in diesem Buch. Von den verschiedenen Drachenarten über sportliche Aktivitäten, über Feste und Feiern zur Geburt, über die berühmtesten Drachenvertreter aller Zeiten, über die schlimmsten Drachenkrankheiten, über Ernährung und über Beschäftigungen im Drachenaltersheim – kein Thema wird ausgelassen und dabei so phänomenal großartig in Wimmelbuchmanier in Szene gesetzt, dass man nur noch staunen kann.
Fazit: Genial gestaltetes, großartiges, drachenstarkes Wimmel-Drachen-Sachbuch zum Staunen und Kaputtlachen, das unbedingt in jede Bibliothek gehört.
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Pip Cornell
Was Bären über Bienen wissen (müssen)
· Herausgeber : Esslinger Verlag
· Gebundene Ausgabe : 32 Seiten
· ISBN-13 : 978-3480237449
· Lesealter : 4 Jahre und älter
· Originaltitel : A Bear´s Guide to Beekeeping
#WasBärenüberBienenwissenmüssen
Bärenstarke Kombination von Lachen und Wissen
Was gibt es Schöneres, als mit Kindern ein Bilderbuch zu entdecken, das nicht nur Erwachsenen, sondern auch den Kleinen herzhaftes Lachen entlockt, dabei aber gleichzeitig ganz nebenbei Wissenswertes vermittelt?
Der Esslinger Verlag hat ein ganz wunderbares Bilderbuch auf den Markt gebracht, das sich auf ganz eigene Weise mit dem derzeit sehr aktuellen Thema „Bienen“ befasst.
Jedes Kind weiß, dass Bären Honig lieben. Was liegt also näher, dass ein Bär Imker werden möchte, damit er zukünftig Honig im Überfluss hat – zum Schlecken, zum Backen, zum Genießen. Dass ein Bär in seiner Tapsigkeit aber nicht immer ganz geschickt vorgeht bei all den Dingen, die zur Imkerei gehören, liegt nahe.
Pip Cornell hat den „Ratgeber für Bären, die Imker werden wollen“ sehr schön in Worte gefasst. Die einfachen, gut verständlichen Sätze kommen ganz ernst daher, aber stecken voller augenzwinkerndem Humor, den die meisten Kinder des Zielgruppenalters durchaus verstehen. Die hinreißenden Illustrationen von Alex G. Griffiths verdeutlichen auf perfekte Weise die doppelte Botschaft des Textes, indem der tollpatschige Bär zwar ernstes Bemühen an den Tag legt, aber so allerlei falsch versteht und den Vogel zu irritiert-erstaunten Kommentaren veranlasst. Die Vorsatzblätter enthalten übrigens einige ernst gemeinte sachliche Informationen zum Bienenleben, wobei mein Herz besonders den ruhenden Bienen gehört, die sich dabei gegenseitig an den Füßchen festhalten. Großartig auch hier die Illustrationen dazu! Jeder, der das Buch angeschaut hat, wird gar nicht anders können, als Bienen zu lieben – auch wenn er kein Bär ist.
Fazit: Ein Bilderbuch mit einer absolut geglückten Mischung von sinnvollen Informationen und hanebüchenem Unsinn, fröhlich-absurd und witzig-unterhaltsam, mit großartigen Illustrationen, die mit vielen liebenswert-komischen Details den Text auf perfekte Weise unterstreichen.
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Maria Neradova
Hallo Das bin Ich
· Herausgeber : FISCHER Sauerländer
· Gebundene Ausgabe : 12 Seiten
· ISBN-13 : 978-3737359221
· Lesealter : 2 Jahre und älter
· Originaltitel : My Body
#Hallodasbinich
Schult vorurteilsfrei Selbst- und Fremdwahrnehmung
Leider konnte ich das „Allererste Körperbuch“ noch nicht mit Kindern der jüngsten Lesegruppe testen und kann insofern nur meinen persönlichen Eindruck wiedergeben. Und der ist rundum positiv.
Es ist ein Buch, das alle Sinne anspricht. Klare, einfache, farbige Bilder vermitteln nonverbal unaufdringlich das, was die klaren, einfachen, verständlichen Texte ausdrücken wollen. Auf ganz schlichte Weise schulen Text und Bild das Bewusstsein für den eigenen Körper, für seine Fertigkeiten, für seine möglichen Handicaps und ganz grundsätzlich das Staunen über die große Vielfalt unter den Menschen. Hörgerät, Rollstuhl, Feuermal, dunkle Haut, blonde Haare, alles ist möglich und zwar im Buch ganz selbstverständlich möglich. Kinder sind grundsätzlich völlig vorurteilsfrei, und genau dahin zielt das Buch. Es ist inständig zu hoffen, dass die Erwachsenen diese Selbstverständlichkeiten in der Welt des Kindes so lange wie möglich zu bewahren versuchen. Ein schönes Thema greift das Buch auch auf, nämlich unsere 5 Sinne, die uns helfen, alles um uns herum so reich und intensiv wahrzunehmen. Wie wir unserem wunderbaren Körper helfen, gesund zu sein und zu bleiben – auch dazu gibt das Buch einfache und verständliche Erläuterungen, die bereits die Kleinen meiner Erfahrung nach durchaus ernst nehmen wollen.
All diese Informationen sind jedoch nicht nur zum reinen Anschauen und Vorlesen gedacht, sondern durch Drehscheiben, Klapp- und Schiebeteile werden die Themen zusätzlich kurzweilig und spielerisch erweitert.
Fazit: Ein rundum gelungenes Sachbuch, das die Kleinsten in ihrer Selbstwahrnehmung stärkt und durch Mitmach-Elemente zusätzlich die Motorik schult.
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Chris Naylor-Ballesteros
Frank und Bert
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 40 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649642107
· Lesealter : 3 Jahre und älter
#FrankundBert
Kurzum: Ein großartiges Bilderbuch
Dieses Bilderbuch hat mich begeistert! Mit schlichten Mitteln eine so eindrückliche Botschaft zu übermitteln, ist hohe Bilderbuchkunst, wie ich finde.
Frank und Bert sind ein ungleiches Paar. Der schlaue Fuchs und der pummelige Bär spielen Verstecken. Dieses Spiel mögen sie am liebsten. Doch immer und immer und immer gewinnt Frank. Der arme Bert… Was dann passiert, müsst ihr unbedingt selber anschauen!
Als Woll- und Strickbegeisterte freue ich mich über alle Maßen, dass Frank strickt. Eine schöne blaue Mütze mit Bommeln hat er schon für sich selbst gestrickt, und nun ist Bert dran. Für ihn strickt Frank einen wunderschönen Schal, in einem Pink, das leuchtender nicht sein könnte. Lang muss der Schal sein, denn Bert ist nicht gerade schlank. Viel Arbeit ist das, die da Frank für seinen Freund auf sich nimmt. Das Pink des Schals leuchtet auf dem Cover, auf den Vorsatzblättern und im Buch selbst – sozusagen der rote Faden der Geschichte in Pink. Auf humorvolle Weise, sozusagen mit Augenzwinkern, wird die Geschichte von Frank und Bert erzählt. Und so ganz nebenbei bekommen wir mit, was Freundschaft ist und wie Einfühlung in den anderen die Grundlage echter Freundschaft darstellt. Die großformatigen Zeichnungen sind auf das Wesentliche reduziert und genau deshalb so wirkungsvoll zu Herzen gehend.
Kurzum: Ein großartiges Bilderbuch.
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David Almond
Bone Music
· Herausgeber : Freies Geistesleben GmbH
· Gebundene Ausgabe : 213 Seiten
· ISBN-13 : 978-3772531309
· Lesealter : 14 Jahre und älter
· Originaltitel : Bone Music
#BoneMusic
Mystisch verbrämte, symbolüberladene Geschichte eines Reifungsprozesses
Ein seltsames Buch hat David Almond hier geschrieben. Seltsam für 14-Jährige, aber auch seltsam für Ältere. Mir jedenfalls hat sich nicht alles erschlossen, was der Autor mit seiner Erzählung bezwecken wollte.
Hauptperson ist die 15-jährige Sylvia, schüchtern, zurückhaltend. Sie muss für ein oder zwei Wochen ihre Mutter, die eine Auszeit braucht, widerwillig begleiten, und zwar nach Northumberland, einem riesigen Naturgebiet, weit weg von ihrer Freundin und mit denkbar schlechtem Handyempfang. Die Mutter arbeitet beruflich mit schwierigen Kindern und Jugendlichen und möchte die freie Zeit zum Malen nutzen. Der Vater hält sich die meiste Zeit seines Lebens in Kriegsgebieten auf, weit weg von seiner Familie. Als Sylvia dem Nachbarjungen Gabriel begegnet, der ihr seine aus einem Knochen gefertigte Flöte zeigt und ihr einen völlig anderen Blick auf die Natur näher bringt, beginnt in Sylvia ein detailreich geschilderter Wandlungsprozess.
Die Geschichte wird nicht gradeläufig nachvollziehbar erzählt. Alles und jedes wird mystisch verbrämt, okkult umschrieben und mit symbolhaften Bildern versehen einerseits, andererseits gibt es Szenen, die fast comic-haft lautmalerisch daherkommen, wie bei Telefonaten zum Beispiel: „knister, knister, murmel, murmel“… Diese Sprünge zwischen inneren verklausuliert formulierten Wandlungsprozessen und realen Vorkommnissen machten es mir schwer, mich ernsthaft auf das Buch einzulassen. Zu viele Botschaften stecken in den Seiten. Da mag jeder vielleicht etwas anderes für sich herauspflücken können. Mir gefiel eigentlich, dass sich der Autor als ein Lautmaler, ein Wörtermaler, ein Bildermaler und als ein Seelenmaler sieht. Aber genau darin verliert er sich und damit meines Erachtens die Verbindung zum Leser.
Fazit: Eine mystisch verbrämte, symbolüberladene Geschichte einer Heranwachsenden, deren schüchtern-junges Selbst sich in der Natur vereinigt zu einem reiferen Selbst.
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Peter Vegas
Hab keine Angst, kleines Dunkel
· Herausgeber : Aladin
· Gebundene Ausgabe : 36 Seiten
· ISBN-13 : 978-3848902033
· Lesealter : 4 Jahre und älter
#HabkeineAngstkleinesDunkel
Rundum großartig gelungenes Bilderbuch
Ach, was liebe ich Bilderbücher, die ganz ohne pädagogischen Zeigefinger ein Thema, das etliche Kinder beschäftigt, einfach weglachen! Mit Humor und raffinierter Umkehrtechnik etwas, das Angst macht, zu etwas umzugestalten, das sorgsamen Schutz von uns Menschen benötigt – wie genial ist das denn!
Das Dunkel, das riesig gefährliche unbestimmbare Wesen, das uns überall auflauern könnte, in der Nacht, im Keller, in finsteren Ecken – dieses bedrohlich-finstere, Angst machende, rätselhafte Etwas mit einer schlechten Frisur hat ja selbst ganz schreckliche Angst. Vor Helligkeit zum Beispiel. Und doch beschützt es euch, immer wenn es dunkel ist. Wie traurig dadurch das Leben des kleinen Dunkel ist, das müsst ihr unbedingt selbst im Buch erleben. Aber es hat auch Freunde, das kleine Dunkel. Erratet ihr, mit wem das Dunkel befreundet ist? Das Buch verrät es euch. Und ihr erfahrt auch, was ihr tun könnt, damit es dem kleinen Dunkel gut geht, wie ihr es beschützen könnt. Damit es euch und dem kleinen Dunkel gut geht. Was gibt es Schöneres!
Rundum großartig ist dieses großformatige Bilderbuch gelungen. Nicht nur, was den genialen Text betrifft. Benjamin Chaud hat ebenso großartige Illustrationen dazu gemalt. Alles ist groß an diesen Bildern und eindrücklich. So wie der Text es vorgibt. Zusammen mit Peter Vegas haben die Beiden mit überraschendem Humor und ganz viel Einfühlvermögen ein Bilderbuch der besonderen Art geschaffen. Wenn man das Dunkel erst einmal kennen gelernt hat, hat Angst einfach keine Chance mehr.
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Clare Helen Welsh
Puh, wie stinkst denn du?
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 40 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649638629
· Lesealter : 3 Jahre und älter
· Originaltitel : Poo! Is That You?
#Puhwiestinkstdenndu
Ein eindrücklich illustriertes Sach-Bilderbuch für kleine Näschen
Mein Lieblingsverlag hat ein ungewöhnliches Sach-Bilderbuch für die Kleinen ab 3 Jahre und älter herausgebracht. Ungewöhnlich insofern, als das Thema Gestank, Mief und schlechte Gerüche generell nicht unbedingt in unsere Vorstellung von einer liebevoll-heilen Bilderbuchwelt passen. Doch das Lemuren-Äffchen auf dem Cover schaut uns mit ach so großen Augen an, dass wir gar nicht anders können, als das großformatige Buch zu öffnen.
Wir finden uns wieder in Südamerika, vielleicht in einem Urwald. Hier wohnt Lenny, das Lemuren-Äffchen. Lenny hat ein empfindliches Näschen. Irgendetwas stinkt und stört seinen gemütlichen Mittagsschlaf. Ob das der Tausendfüßler ist? Der versprüht zur Probe etwas von seinem ganz persönlichen Abwehr-Mief, den er einsetzt, wenn er erschreckt wird. Doch Lenny meint einen anderen Gestank, den er in der Nase hat. Und so fragt er eine Reihe von Tieren, wie den Stinkvogel, den Ameisenbär, natürlich auch das Stinktier und weitere Tiere. Alle können tatsächlich einen scheußlichen Gestank von sich geben, aber wenn sie das tun, haben sie auch einen wirklichen Grund dafür. Erst als sich alle Tiere um Lenny versammeln, um ihm zu helfen, dem Mief auf die Spur zu kommen, geht Lenny ein Licht auf… Und dem, der das Buch anschaut, ebenso!
Durch die großformatigen Illustrationen wunderbar eindrücklich in Szene gesetzt erfahren wir mehr von müffelnden Tieren in Südamerika – und vom Menschen. Ein ganz besonderes Sach-Bilderbuch für kleine Näschen…
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Ingrid und Katja Uebe, Outi Kaden
24 Weihnachtswichtel
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 64 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649630562
· Lesealter : 3 Jahre und älter
#24Weihnachtswichtel
Herzerwärmendes, hinreißend niedlich illustriertes Familien-Adventsbuch zum Vorlesen
Zwar ist Weihnachten vorbei, aber das vorliegende Adventsbuch möchte ich Ihnen dennoch sehr ans Herz legen, denn es hat das Zeug dazu, jedes Jahr wieder die lange Advents-Wartezeit bis Weihnachten zu verkürzen. Und es verdient ganz besonders die mich immer wieder begeisternde Aufforderung des Verlages: „Sei lieb zu diesem Buch“, denn es sollte ein langlebiges Familienbuch sein.
Schon das Cover, mit Glimmer bestäubt (der sich übrigens nicht ablöst!), zeigt die feine Ausgestaltung des Buches. Outi Kaden hat allerliebste, hinreißend niedliche Illustrationen dazu geschaffen, durchweg farbenfroh, mit vielen, vielen Details ausgestattet, die es zu entdecken gilt.
Die Geschichten und Gedichte im Buch haben einen roten Faden. Am ersten Dezember lernen wir den Wichtel Pino kennen, der mit weiteren 23 Weihnachtswichteln zusammen wohnt. Jeder dieser Wichtel hat eine andere besondere Fähigkeit, und das ist ganz großartig, weil heute, genau heute am 1. Dezember der Weihnachtsmann körbeweise Wunschzettel anliefert. Die Wichtel haben nun 23 Tage Zeit, all die vielen, vielen Wünsche zu erfüllen. Und so erfahren wir Tag für Tag in kleinen Geschichten und Gedichten immer wieder Neues, von Nicki, von Kalle, von Puck und all den anderen Wichteln. Am 24. Dezember haben sie glücklicherweise alles geschafft und können die Geschenke dem Weihnachtsmann übergeben. Dass sich die Weihnachtswichtel auch noch etwas ganz, ganz Besonderes für den Weihnachtsmann ausgedacht haben und was das ist – ja, das müsst ihr am Weihnachtstag unbedingt selber hören oder lesen!
Fazit: Hinreißend niedliches, zauberhaftes, herzerwärmendes, die Advents-Wartezeit verkürzendes Vorlesebuch, das jedes Jahr wieder einen festen Familienplatz in der Vorweihnachtszeit haben sollte.
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Sarah Weeks
Aurora und die Sache mit dem Glück
· Herausgeber : Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
· Gebundene Ausgabe : 160 Seiten
· ISBN-13 : 978-3446272491
· Lesealter : 10 Jahre und älter
#AuroraunddieSachemitdemGlück
Sensibel, feinfühlig und warmherzig erzählt
Aurora ist komisch. Jedenfalls sagt sie selbst das von sich, und das sagen die anderen Kinder über sie und meiden sie. Sie hat einige seltsame Angewohnheiten, die ihr helfen, mit Anspannung und Unsicherheiten zu recht zu kommen. Ihr Hund Duck ist ihr allerbester Freund, denn dem sind komische Angewohnheiten völlig egal. Als nachts ein Brand im Haus ausbricht, Aurora mit ihren zwei Müttern bei einer Bekannten unterkommen muss und Duck verschwunden ist und bleibt, weiß Aurora nicht mehr ein noch aus. Noch dazu hat sich Heidi zu Besuch angesagt. Um Heidi ranken sich viele Geschichten, die Aurora oft und oft von ihren Müttern erzählt bekommen hat. Aurora kennt Heidi bislang nicht, aber dass Heidi früher einmal angeblich das Glück zu ihren Müttern gebracht hat und dass viele Gedanken an die Essensvorbereitungen für Heidi verschwendet werden, verunsichert Aurora sehr. Wenn doch wenigstens Duck wieder da wäre…
Dieses Buch hat mich völlig gepackt. Es ist mit leichter Feder geschrieben, auch das Schwere, das Ernste wird in federleichte Sätze verpackt. Und gerade weil die Geschichte so schwebend leicht daher kommt, hat sie mich emotional sehr berührt. Es gibt ja tatsächlich kein größeres Glück, als sich geliebt zu wissen, aufgehoben in einem liebevollen, verständnisvollen Umfeld, und rundum so akzeptiert zu werden wie man ist. Aber wie wichtig es auch ist zu lernen, wie Freundschaft sich anfühlt. Und dass Selbstbewusstsein dazu gehört, auch das Komisch-Sein. Und was Tierliebe bedeutet.
Fazit. Ein sensibles, ein feinfühliges Buch, das in seiner Warmherzigkeit alle die umarmt, denen das Glück manchmal abhanden zu kommen scheint.
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Wieso Weshalb Warum Junior Aktiv
Feuerwehr
· Herausgeber : Ravensburger Verlag GmbH
· Spiralbindung : 16 Seiten
· ISBN-13 : 978-3473332915
· Lesealter : 2 - 4 Jahre
#WiesoweshalbwarumFeuerwehr
Vom Schauen zum Tun
Grundsätzlich halte ich die Reihe Wieso Weshalb Warum für eine sehr wertvolle Sachbuchreihe für Kinder unterschiedlicher Altersgruppen. Aber mit diesem Band aus der Reihe „junior aktiv“ kann ich mich leider nur bedingt anfreunden.
Gut ist, dass das Buch nicht viel kostet. Denn es wird nicht als Buch wahrgenommen, sondern eher als reines Beschäftigungsangebot. In Händen von Zwei- und Dreijährigen ist es deshalb sehr schnell „aufgearbeitet“ und fliegt in die Ecke bzw. in den Müll, wenn es vollgemalt und ausgeschnitten und verklebt ist. Das Anschauen, möglichst unter Beteiligung von Erwachsenen, hält sich bei dieser Ausgabe sehr in Grenzen, weil die Ablenkung durch die gestellten Aufgaben sofort vom Schauen ins Tun verschoben wird. Schön und kindgerecht sind die klaren Abbildungen, auch wenn sie irgendwie etwas altmodisch wirken.
Fazit: Sorgfältig und altersgerecht gemacht. Doch mir sind für Kinder generell Bücher lieber, in denen steht „Sei lieb zu diesem Buch“, statt die kleinen Leser zu animieren, im Buch herum zu malen, es zu zerschneiden und zu verkleben. Das entspricht einfach nicht dem, was ich einem Kind vermitteln will, nämlich die Wertigkeit des Buches an sich, mit dem man sorgsam umzugehen hat.
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Kai Lüftner
Furzipups und Hicksi Huhn
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 32 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649640264
· Lesealter : 3 Jahre und älter
#FurzipupsundHicksiHuhn
Farbenfroher Spaß mit Lautmalerei
Der Verlag Coppenrath ist immer gut für ungewöhnliche und besonders schön gestaltete Bilderbücher, die mich immer wieder neu begeistern. So auch nun der zweite Band rund um Furzipups, den liebenswerten Knatterdrachen.
Was war denn das? Furzipups wird von einem lauten Krachen aufgeschreckt. Da ist doch tatsächlich ein verknautschtes, verzauseltes Ur-Huhn direkt neben Furzipups Wohnkrater mit Getöse gelandet. Doch statt einem freundlichen Gruß kann das Huhn nichts anderes als „Hicks“ von sich geben. Das Huhn hat Schluckauf! Furzipups will natürlich helfen, doch alle Ratschläge nutzen nichts, der Schluckauf will einfach nicht aufhören. Kann es sein, dass Furzipups und Hicksihuhn trotzdem einen genialen Weg finden, miteinander zurecht zu kommen.
Wie im ersten Band wird auch im vorliegenden Buch die Geschichte in Reimform erzählt, und zwar in sehr eingängigen Reimen, die sich prima lautmalerisch und lustig vorlesen lassen. Wenn etwas am Gegenüber besonders nervt, findet man vielleicht einen ganz neuen Weg, damit umzugehen? Furzipups und Hicksihuhn zeigen es uns auf ganz erstaunliche Weise. Wiebke Rauers hat zum Text wieder einmalig schöne ausdrucksstarke Bilder gemalt, deren beeindruckende Farbigkeit und Lebendigkeit besticht. Nicht zu vergessen der im Buch integrierte „Hicks-Pups-Knopf“, der übrigens nicht nur Kindern Spaß bereitet…
Fazit: Eine herrlich farbenfroh-lustige Geschichte zum Lachen, die sich wunderbar vorlesen lässt. Uneingeschränkte Leseempfehlung.
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Suza Kolb
Emil Einstein – Die weltbeste Dieb-Schreck-Falle
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 128 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649640325
· Lesealter : 5 Jahre und älter
#EmilEinsteindieweltbesteDiebSchreckFalle
Sympathisch, spannend, ideenreich
„Die weltbeste Dieb-Schreck-Falle“ ist der zweite Band, in dem uns Suza Kolb von Emil Einstein erzählt. Zwar kenne ich Band 1 nicht, dennoch war ich sofort mitten im Geschehen.
Emil ist ein sympathisches Kerlchen, wie uns schon das aufregende Cover zeigt. Mutig und vor allen Dingen ideenreich bewältigt er, was der Alltag so an Problemen mit sich bringt. Seine Eltern sind Tierärzte und haben wenig Zeit für Emil. Doch dafür hat er treue Freunde, zum Beispiel Tom und Mira aus seiner Klasse. Oder die Nachbarin Frau Pfeifendeckel, deren Apfelsaft besondere Kräfte hat. Und dann gibt es noch die tierischen Freunde, mit denen Emil sich dank seiner von ihm erfundenen Tierquasselmaschine perfekt unterhalten kann, nämlich der Vegetarier-Kater Leonardo, Maus Berta und Waldkauz Kauzi. Als Emil am ersten Schultag nach den Ferien mit seinem Erfindermobil in die Schule fährt, beginnt der Ärger, denn Max und Moritz aus der 4. Klasse fordern ihn zu einem Rennen heraus, was Emil in ein gewaltiges Dilemma bringt. Denn um zu siegen, müsste er den Motor seiner Seifenkiste anschalten, den Motor, der nur mit dem Super-Apfelsaft von Frau Pfeifendeckel läuft und was ihm seine Eltern verboten haben. Als dann auch noch die Apfelsaftflasche verschwindet und Emil verdächtige Spuren findet, müssen er und seine Freunde sich gewaltig anstrengen, denn eine Dieb-Schreck-Falle muss gebaut werden und es braucht eine geniale Idee, wie Emil das Rennen auch ohne Super-Apfelsaft-Treibstoff gewinnen kann.
So ideenreich wie Emil selbst, so ideenreich ist die ganze Geschichte, die uns Suza Kolb hier erzählt. Recht kurzweilig, mit einer Prise Humor, und durchaus spannend zu lesen bzw. vorzulesen sind die Kapitel, wobei die relativ große Schrift sowohl zum Vorlesen als auch zum Selberlesen bestens geeignet ist. Die durchweg farbigen Illustrationen von Anja Grote machen zusätzlich sehr anschaulich und liebenswert die Ereignisse und Gefühle aller Beteiligten lebendig und nachvollziehbar. In der sehr unterhaltsam-aufregenden Geschichte erleben wir, dass sich für jedes Problem eine Lösung finden lässt, ganz besonders mit Unterstützung von Freunden, mit den menschlichen ebenso wie mit den tierischen, die allesamt unsere besondere Wertschätzung verdienen.
Fazit: Spannende und kurzweilige Geschichte, lebendig illustriert, für Erstleser oder zum Vorlesen.
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Wieso? Weshalb? Warum? Junior Band 43
Wie helfe ich der Umwelt
· Herausgeber : Ravensburger Verlag GmbH
· Spiralbindung : 16 Seiten
· ISBN-13 : 978-3473600137
· Lesealter : 2 - 4 Jahre
#WiehelfeichderUmwelt
Ein wichtiges Sachbuch-Thema, fröhlich-bunt in Szene gesetzt
In den meisten Bilderbüchern für die ganz Kleinen findet sich eine heile Welt, niedlich gezeichnet, wogegen natürlich nichts zu sagen ist. Dennoch begrüße ich sehr den vorliegenden Band 43 aus der Reihe Wieso Weshalb Warum, einem Sachbuch für die Zwei- bis Vierjährigen zu einem absolut wichtigen Thema, denn solch ein Bilderbuch könnte mit Hilfe Erwachsener einen wichtigen Grundstein legen für umweltbewusstes Verhalten, und dies auf spielerische, kindgerechte Weise.
Der Autorin Patricia Mennen und der Illustratorin Marion Kreimeyer-Visse ist es, wie ich finde, auf perfekte Weise gelungen, ein Sachbuch zu schaffen, das Spaß macht, völlig ohne pädagogischen Zeigefinger auskommt und dennoch spielerisch-fröhlich Bewusstsein schafft für verantwortungsvolles Handeln. Denn Mülltrennung kann Spaß machen, wie schon das Cover deutlich vermittelt. Dass Abfall nicht in die Natur gehört, sondern in den Abfalleimer, dass Müll im Meer Schlimmes anrichten kann – das zeigen die ganzseitigen Illustrationen sehr deutlich. Aber auch im Alltag der Kinder gibt es viele, viele Situationen, in denen wir der Umwelt helfen können. Es macht Spaß, die ansprechenden Illustrationen in ihrer reichen Fülle an Details zu entdecken. Die Neugier regen an geheimnisvolle Klappen, die wie Adventskalender zu öffnen sind und hinter denen verraten wird, was richtiges Verhalten bewirkt. Insgesamt ist das Buch qualitativ sehr hochwertig gefertigt. So sind die Seiten aus unzerreißbarem, dickerem Karton. Die Ringbindung lässt die Seiten leicht umschlagen.
Fazit: Ein sehr gelungenes Sachbuch für die Kleinen ab 2 – 4 Jahren, fröhlich-bunt, sehr ansprechend, zu einem überaus wichtigen Thema. Absolut empfehlenswert.
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Walko
Rob & Jonny
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 48 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649640332
· Lesealter : 5 Jahre und älter
#RobundJonny
„What a wonderful world“ für Erstleser
Kaum zu glauben, dass die Geschichte über einen Roboter so herzerwärmend und liebevoll sein kann, dass man das Buch sehr, sehr gerne vorlesen oder Leseanfängern in die Hand geben möchte. Walko alias Walter Kössler hat das mit dem vorliegenden Buch perfekt geschafft.
Rob, der Roboter, ist klüger als sein Erfinder. Denn er will nicht für andere schuften, ihnen willenlos zu Diensten sein, auch wenn er eigentlich genau dafür konstruiert worden war. Er möchte eigenbestimmt leben und vor allen Dingen die Welt entdecken mit all dem Schönen, was sie zu bieten hat. Also ergreift er heimlich die Flucht aus der Erfinderfabrik und macht sich auf den Weg nach London, zu dem Ort, von dem er schon viel Aufregendes gehört hat. Und tatsächlich gibt es viel Aufregendes zu sehen und vor allen Dingen zu fotografieren für sein eingebautes Erinnerungsalbum. Überhaupt hat Rob ungeahnte Fähigkeiten. So lernt er zum Beispiel blitzschnell alle Tiersprachen, sogar die der kichernden Eichhörnchen. Und er ist in seinem innersten Wesen gut. Denn als Rob zufällig sieht, wie ein Tierfänger einen zotteligen Hund auf der Straße einfangen will, gelingt es ihm auf ganz schlaue Weise, den Straßenhund Jonny aus der Schlinge des Tierfängers zu befreien. Rob und Jonny werden ganz, ganz dicke Freunde und haben viel Spaß zusammen, denn zu zweit ist alles noch viel schöner.
Schon die Grundidee ist genial. Rob ist keine seelenlose Maschine, sondern er ist neugierig, hat Gefühle und Fantasie und setzt vor allen Dingen seine Fähigkeiten bestmöglich ein. Dass er im Straßenhund Jonny einen tollen Freund findet und mit ihm gemeinsam ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit führen kann mit viel Spaß, ist so liebevoll und auch ein wenig aufregend erzählt, dass man die beiden nur liebgewinnen kann. Die etwas größere Schrift ist ideal für Erstleser. Schön finde ich, dass unaufdringlich ein klein wenig Wissenswertes in den Text eingestreut ist. Mindestens genauso gut wie die Geschichte an sich gefallen mir die farbigen, außerordentlich aussagekräftigen und humorvollen Illustrationen, die es schaffen, die jeweilige Stimmung intensiv einzufangen. Auf jeder Seite gibt es zudem ganz viele Details zu entdecken.
Fazit: Ein rundum großartig gelungenes, kurzweiliges Buch für Erstleser, das spannend-liebevoll Freundschaft, das Schöne in der Welt und selbständiges Denken und Entdecken zum Thema macht.
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Van den Speulhof, Stephan Pricken
Der Grolltroll – Schöne Bescherung
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 36 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649637868
· Lesealter : 3 Jahre und älter
Wenn man zu hohe Erwartungen hat…
Der Grolltroll ist schon längere Zeit mein Freund. Er versteht mich und ich verstehe ihn. Und wir beide verstehen Kinder (und Erwachsene) in ihren finsteren Momenten, wenn sie aus scheinbar nichtigem Anlass in einen Strudel von ohnmächtiger Wut und Verzweiflung geraten, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Die Umwelt steht dann meist hilflos davor und sagt: „Schau dir nur dieses Zornbinkerl an!“. Was nicht hilfreich ist. Eine Freundschaft mit Grolltroll hilft da viel weiter.
Im vorliegenden neuen Band steht Weihnachten vor der Tür. Grolltroll hat eine ganz genaue Vorstellung, wie Weihnachten zu sein hat: Alles schön sauber und ordentlich, ein glitzernd geschmückter Baum und ganz viele leckere Plätzchen. Hase, Igel, Maus und Vogel strengen sich gewaltig an, aber nichts gelingt wirklich und in Grolltrolls Bauch grummelt es mehr und mehr vor Enttäuschung, weil nichts, aber auch gar nichts klappt. Aber er ist ja über die Zeit hinweg schon ein wenig klüger geworden und schluckt seine Wut hinunter, denn an Weihnachten soll man nicht streiten. Als die Geschenke verteilt werden, ist der Grolltroll plötzlich mit seinem Zorn nicht mehr allein, denn auch unter den Freunden macht sich zusehends Enttäuschung breit. Was soll Igel mit einem Nadelkissen anfangen oder Vogel mit einer Krawatte? Alle sitzen stumm und muffig herum. Das soll Weihnachten sein? Wie der Grolltroll und seine Freunde doch noch zu echter Weihnachtsfreude finden, müsst ihr unbedingt selbst entdecken.
Zu hohe oder falsche Erwartungen können nur enttäuscht werden. Das lehren uns Grolltroll und seine Freunde. Und was wirklich wichtig ist, nicht nur an Weihnachten, das zeigen sie uns auch. Wie immer ist die Geschichte großartig illustriert. Stephan Pricken schafft es, mit wenigen Strichen feinste Nuancen im Gefühlsbereich der Figuren sichtbar und spürbar zu machen. Wem tun da nicht auch die Zähne weh, wenn man sieht, wie Igel versucht, in ein verbranntes Plätzchen zu beißen. Auf jeder Seite sind viele, viele liebenswerte Details zu entdecken. So oft man das Buch auch erneut aufschlägt, findet man eine weitere Kleinigkeit, die man bisher übersehen hatte, fast wie in einem Wimmelbuch.
Fazit: Ein Weihnachtsbilderbuch der ganz besonderen Art, verständnisvoll, tröstlich und sehr, sehr liebenswert – natürlich mit Glitter auf dem Cover.
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Heike Eva Schmidt
Die Lama Gang – Mit Herz und Spucke
· Herausgeber : Planet!
· Gebundene Ausgabe : 176 Seiten
· ISBN-13 : 978-3522507028
· Lesealter : 8 Jahre und älter
#DieLamaGangmitHerzundSpucke
Ein Kinderbuch, das ein Dauerlächeln ins Gesicht zaubert
Keine Frage – Lamas sind sehr individuelle Persönlichkeiten. Da gibt es auf Gut Erlenbach zum Beispiel den hell- und dunkelbraun gefleckten, überaus schlauen Einstein, der allerdings auch großen Wert auf Ruhe und Gleichmaß legt. Ganz anders die schneeweiße Petersilie. Sie ist eine sehr zickige Dame, sozusagen ein Drama-Lama, das aus jeder Mücke einen Elefanten macht. Die Betreiber von Gut Erlenbach, die Familie Sonnenschein mit den Töchtern Finja und Lilly, sind in Aufregung, denn die Ankunft eines neuen Lama-Mitbewohners steht kurz bevor. Petersilie und Einstein sind gar nicht begeistert, denn der Neuzugang ist bestimmt doof und vor allen Dingen anstrengend. Ach ja, was noch wichtig ist: Lamas sind offensichtlich klüger als Menschen, denn sie können miteinander sprechen und verstehen, was die Menschen sagen. Menschen jedoch verstehen Lamas nicht. Das ist doch Beweis genug, oder? Als der rabenschwarze Neue aus dem Hänger steigt, wird er sofort aufgrund seiner sehr speziellen Frisur Vokuhila genannt, und mit seiner unerschütterlichen Fröhlichkeit erobert er alle Herzen im Nu. Dass er alle mit seinen Schlabberküssen überschüttet, ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Als eines Nachts auf dem Gut eingebrochen wird unter Mitnahme einer sehr seltsamen Beute, beschließen die drei Lamas die Gründung einer Lama-Gang, denn sie möchten unbedingt den Raub aufklären, auch wenn die Menschen wieder einmal gar nichts verstehen…
Heike Eva Schmidt ist ein wundervolles Kinderbuch gelungen, das außerordentlich lebendig und humorvoll geschrieben ist. Durch die einfache Sprache eignet es sich perfekt für Leseanfänger, ist aber auch ideal zum Vorlesen. Denn die vielen Dialoge, teils mit urkomischen Missverständnissen gewürzt, machen rundum Spaß. Und die Spannung kommt natürlich auch nicht zu kurz. Wie der erste Fall der Lama-Gang eine ganz unerwartete Aufklärung findet, müsst ihr unbedingt selber lesen!
Die liebevoll erzählte, herzerwärmende Geschichte wird enorm bereichert durch die herrlich treffenden, witzigen und ausdrucksstarken Illustrationen von Niko Renger. Besser geht es nicht, spuckeklar! Ach ja, nicht zu vergessen: Am Ende des Buches gibt es ein Rezept für Knabber-Müslistangen für Zweibeiner. Botschaft an die Erwachsenen: Unbedingt ausprobieren.
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Annette Pehnt
Book Rebels - 75 Heldinnen aus der Literatur
· Herausgeber : Hanser, Carl GmbH + Co.
· Gebundene Ausgabe : 192 Seiten
· ISBN-13 : 978-3446271326
· Lesealter : 10 Jahre und älter
#BookRebels75HeldinngnausderLiteratur
Bietet keine Initialzündung zum Lesen
Das Buch kommt in einer außergewöhnlichen Farbgestaltung daher: kräftiges Rotorange und knalliges Kornblumenblau. Außer einer eigenwilligen Schrift sieht man auf dem Cover nur noch kleine aufgeschlagene, fliegende Bücher. Erinnert mich in seiner Gesamtgestaltung einschließlich der Bindung irgendwie an den Einband von Schulbüchern. Erregt zwar Aufmerksamkeit, aber nicht gerade meine Sympathie. „Wir möchten euch Persönlichkeiten näher bringen, die uns berühren, uns zum Schmunzeln, Kopfschütteln, Lachen und Schluchzen bringen.“ So steht es im Vorwort der Studierenden auf dem Kulturcampus in Hildesheim, die sich an dem im Buch gesammelten Beiträgen über starke Mädchen und Frauen in der Literatur beteiligt hatten. Heldinnen also vorzustellen, die nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen ein Vorbild sein könnten, zur eigenen Stärke zu finden.
Die ausgewählten 75 Figuren aus der Literatur spannen einen sehr, sehr weiten Bogen über alle Genres hinweg. Überraschend, dass die Zielgruppe mit „10 Jahre und älter“ angegeben wird. Denn wir finden nicht nur Heldinnen aus Kinderbüchern, wie Heidi oder Pippi Langstrumpf, wie Momo oder Rotkäppchen, sondern es werden uns auch vorgestellt Effi Briest oder Iphigenie auf Tauris oder gar Tony Buddenbrook, teilweise also Figuren aus Büchern, die 10-Jährige bestimmt nicht lesen würden. Jedes der 75 Bücher wird von jeweils einer Autorin, also von einer Studentin des Kulturprojekts, vorgestellt. Diese Vorstellung beschränkt sich aber leider auf eine recht kurze Inhaltsangabe mit Fokus auf die Heldin der Geschichte. Mir fehlt da sehr die jeweils individuell-persönliche Sicht der Verfasserin. Das hätte die Texte lebendiger und echter gemacht. Zu jedem Buch gibt es eine ganzseitige, plakative Illustration von Felicitas Horstschäfer. Muss man mögen. Mir gefallen sie leider gar nicht. Feinere Ausgestaltungen hätten die kargen Texte meiner Meinung nach eher aufgewertet.
Und so bleibt als Resümée für mich, dass das Buch den Studentinnen des Kulturprojektes vermutlich mehr Spaß und Nutzen gebracht hat, als es Sinn für Kinder ab 10 Jahre bringen wird. Denn diese Sammlung von Inhaltsangaben wird kein Kind zum Lesen der Bücher bringen. Und Erwachsene schon gar nicht.
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Sabine Bohlmann
Ein Mädchen namens Willow - Waldgeflüster
· Herausgeber : Planet!
· Gebundene Ausgabe : 272 Seiten
· ISBN-13 : 978-3522507233
· Lesealter : 10 Jahre und älter
#einMädchennamensWillowWaldgeflüster
Zauberhaft, liebenswert, klug und magisch schön
Bereits der erste Band mit Willow, dem Mädchen mit den nicht zu bändigenden roten Haaren, hat mich begeistert. Und genauso erging es mir mit „Waldgeflüster“. Ein Buch, das auf ganz wunderbare Weise Fantastisches, Magisches und Kluges zu einer spannend zu lesenden, kindgerechten und eindrücklichen Geschichte zusammenfügt.
Wie man aus Band 1 weiß, hat Willow von ihrer Tante einen wunderschönen Wald geerbt mit Teich und Hochsitz, dazu eine Art Hexenhäuschen mit einigen merkwürdigen Dingen darin. In diesem Wald verbringen Willow und ihre Freundinnen ihre ganze Freizeit mit viel Spaß und mit dem Üben von kleinen Hexereien. Alle sind glücklich so wie es ist. Aber als Valentina mit ihrer alleinerziehenden Mutter nach Australien auswandern soll, damit sie dem vermeintlich schlechten Einfluss der Freundinnen entzogen ist, überlegen sich die kleinen Hexen einen Plan. Denn wenn Valentinas Mutter sich so richtig verlieben würde, würde sie nicht mehr wegziehen wollen und alles wäre gut und schön. Dass drei Jungs in Willows Wald auftauchen und ganz dreist ein Baumhaus bauen wollen, schafft weitere Aufregung. Die Freundinnen versuchen sehr ideenreich, die Eindringlinge zu vertreiben, wobei der Wald selbst offenbar ganz anderer Meinung ist. Grimmoor, das eigenwillige Hexenbuch, ist betrunken und zu nichts zu gebrauchen. Und dann geht auch noch etwas gewaltig schief mit dem selbstgebrauten Liebestrank…
Besser kann ein Kinderbuch gar nicht sein! Schon allein das Gedicht als Vorwort ist wunderschön und verrät die Haltung, in der das Buch geschrieben ist. Genau hinzuhören, ist in unserer lauten Zeit gar nicht so einfach. Diesen Text an den Beginn einer Vorlesestunde zu setzen, stelle ich mir als sehr wirksam vor. Aber auch all die kleinen Texte zu den Kapitelanfängen sind poetisch-klug und es wert, besonders beachtet zu werden. Die Geschichte insgesamt lebt von kurzweiligen Episoden und ist lesefreudig spannend geschrieben, humorvoll und lebendig. Unaufdringlich verpackt sind darin die großen Themen Freundschaft, Familie und Natur, vor allem die Schutzbedürftigkeit von Flora und Fauna. Die vielen überaus sensibel-feinen und ausdrucksstarken Illustrationen von Simona Ceccarelli unterstreichen auf großartige Weise die Geschichte.
Fazit: Ein rundum großartig gelungenes Kinderbuch über die Magie von Freundschaft und Natur und wunderbar geeignet, Augen und Ohren zu öffnen.
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Anna Hoghton
Aribella und die Feuermaske
· Herausgeber : dtv Verlagsgesellschaft
· Gebundene Ausgabe : 256 Seiten
· ISBN-13 : 978-3423763509
· Lesealter : 10 Jahre und älter
#AribellaunddieFeuermaske
Fantasievoll, spannend, abwechslungsreich und klug
Ein sehr schönes Kinderbuch hat der dtv Verlag mit „Aribella und die Feuermaske“ herausgebracht. Der Autorin ist es gelungen, Fantasy und Spannung perfekt in einer Geschichte zu verbinden, so sehr, dass jugendliche (und ältere) Leser sich gerne entführen lassen in die magische Welt von Aribella und auf eine Fortsetzung hoffen.
Aribella und Theo, ein Fischerjunge, sind beste Freunde. Theos Vater lässt Aribella sogar mit auf sein Fischerboot, obwohl Mädchen dort eigentlich nichts verloren haben. Der Vater von Aribella verharrt seit vielen Jahren in Trübsinn, seit er seine Frau verloren hat, was Aribella auch sehr traurig macht. Als sie Theo gegen Gian, einen unverschämten und bösen Jungen, verteidigen will, schießen ihr vor Wut Flammen aus den Fingern. Sie muss fliehen, weil man nun glaubt, sie sei eine Hexe. Ein Mann mit einer funkelnden Maske bringt sie in seiner Gondel nach Venedig, und für Aribella beginnt ein neues Leben unter Magiern, die die Stadt beschützen. Bis ein Blutmond dunkle Mächte erwachen lässt und Venedig in große Gefahr gerät…
Dies und noch viel, viel mehr erzählt uns Anna Hoghton auf außerordentlich spannende Weise. Die an Überraschungen reiche Geschichte wird bilderreich und detailfreudig geschildert. Venedig in seiner vollen Schönheit mit seinen Palästen und luxuriösen Gondeln, aber auch alle in Erscheinung tretenden Personen und Ereignisse erstehen dank der farbig-intensiven Erzählweise der Autorin plastisch-deutlich vor unserem inneren Auge. Die drohende Gefahr lässt die Spannung bis zum Schluss ständig wachsen. Aber gleichzeitig ist das Buch auch eine Huldigung an das Lesen: „Die Fähigkeit zu lesen ist die mächtigste Kraft von allen. … Lesen ist Magie.“ Dass die Menschen unterschiedliche Begabungen und Fähigkeiten haben, macht die Gemeinschaft überhaupt erst stark. Wie wertvoll Freundschaft ist, zeigt das Buch ebenso, denn gerade durch die Liebe zu den Freunden wächst Aribellas Macht. Und noch ein Satz fiel mir auf: „Bewerte ein Buch nie nach seinem Einband und einen Menschen nie nach seiner Maske.“ Wie wahr.
Fazit: Ein spannungsreiches, fantasievolles, lebendig-abwechslungsreiches Kinderbuch mit einigen klugen Botschaften.
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Lisa Nicol
Vincent und das großartigste Hotel der Welt
· Herausgeber : dtv Verlagsgesellschaft
· Gebundene Ausgabe : 240 Seiten ISBN-13 : 978-3423640824
· Lesealter : 10 Jahre und älter
#VincentunddasgroßartigsteHotelderWelt
Ein wahrlich großartiges Kinderbuch
Um Großartigkeit geht es in der Geschichte. Und großartig ist dieses Kinderbuch, dessen zwei Facetten das Lesen doppelt sinnvoll machen. Da ist vordergründig eine absolut schräge, aus einem Riesensack an Fantasie hervorquellende Geschichte. Und da ist hintergründig eine Botschaft, die man sein ganzes Leben lang benötigt, weil sie ermutigend und stärkend wirkt: Jeder ist auf seine Weise großartig, und die wahren Freunde zeigen uns unsere Großartigkeit, ganz ohne Neid und Selbstsucht.
Vincent fühlt sich als der gewöhnlichste Junge der Welt. Zuhause dreht sich alles um seinen äußerst schwierigen Bruder Thom, dessen aufwändige Pflege die Kräfte der Eltern völlig auffrisst. Als Vincent von seinem Großvater dessen Schuhputzer-Kiste erbt und bereits sein erster Kunde ihn für seine Arbeit gut bezahlt, fühlt er sich als stolzer Unternehmer und schon ein klein wenig weniger gewöhnlich. Als er zum Schuhputzer des Großartigsten Hotels der Welt berufen wird, beginnt die großartigste Geschichte, die ich je in einem Kinderbuch gelesen habe. Das Hotel hat für jeden Gast genau das richtige Zimmer. Florence, die nicht älter ist als Vincent, aber während der Abwesenheit ihrer Eltern die große Last der Leitung des Hotels zu tragen hat, ist sehr besonders. Sie trägt Stiefel, die beim Gehen Bach’s Cellosuite Nr. 1 in G-Dur spielen! Hören Sie sich unbedingt dieses Stück an: Es ist wahrlich herzerhebend! Als Vincent jedoch in das Zimmer der Zukunft blickt, beginnt für ihn eine konfliktreiche Zeit zwischen Wunsch und Wirklichkeit, zwischen Richtig und Falsch. Die ganze Fülle der fantasievollen Geschichte, gerade auch in seiner Doppelbödigkeit, muss man unbedingt selbst lesen!
Jeder braucht ein bisschen Großartigkeit, das lehren uns Vincent und Florence in diesem großartigen Kinderbuch. „Wahrhaft Großartiges hat mit Besänftigung der Seele zu tun, nicht mit Größe oder Luxus“ heißt es im Buch. Wie wahr! Die Autorin lässt uns teilhaben an einer Geschichte, die überbordend ist an fantasievollen Ideen. Sie erzählt mit einem ganz eigenen Humor, spannend-schräg und kurzweilig. Ihre Fantasie füttert unsere Gefühle (Taschenhunde!) ebenso wie unsere Neugier. Sie lehrt uns Empathie und das wahre Wesen der Freundschaft. Dies und noch viel mehr können wir im Großartigsten Hotel der Welt entdecken. Lisa Nicol würdigt übrigens auch noch auf besondere Weise den Co-Autor, der sich immer wieder mal in die Geschichte einmischt und über den wir erst im Nachwort etwas erfahren.
Fazit: Ein wahrlich rundum großartiges Kinderbuch, zum Wieder- und Wiederlesen!
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Rebecca Elbs
Leo & Lucy
· Herausgeber : Carlsen
· Gebundene Ausgabe : 288 Seiten
· ISBN-13 : 978-3551555205
· Lesealter : 10 - 13 Jahre
#Leo&Lucy
Der Hund Blumenkohl und andere Verrücktheiten
Ein Jugendbuch für 10- bis 13-Jährige, so prall gefüllt mit Humor und verrückten Ideen, mit schrägen und liebenswerten Menschen, mit ernsthaften und witzigen Themen, so blitzschnell springend zwischen kindlichen und reiferen Problemen, dass es dem Leser ganz schwindlig werden könnte bei all den temporeichen Sprüngen.
Leo hat es nicht leicht. In einem Hochhaus in Köln-Chorweiler zu leben mit einem Skateboard aus dem Sperrmüll, das ist schon krass. Umso mehr, wenn beim Vorlesen die Buchstaben Ringelreihen tanzen und Leo jede Menge Spott erntet. Gut, dass es die feste Freundschaft zu Lucy gibt, die im Rollstuhl sitzt und tolle kluge Sätze sagen kann. Leo’s größter Wunsch ist das Super-Skateboard XW-90. Als genau dieses Skateboard als Hauptgewinn bei einem Vorlesewettbewerb ausgerufen wird, ist klar, dass Leo diesen Hauptgewinn erringen MUSS, und das, obwohl er der schlechteste Vorleser weit und breit ist. Er ahnt nicht, was alles geschehen wird…
Das Wichtigste voran: Das Buch zu lesen macht Spaß! Es liest sich absolut kurzweilig, abwechslungsreich, mit immer wieder neuen überraschenden Ereignissen. Die Charaktere sind sehr liebenswert geschildert in ihren Besonderheiten, Stärken und Schwächen, egal ob erwachsen oder Kind. Niemand ist vollkommen. Besonders wichtig empfinde ich persönlich, dass eine Fülle von wichtigen Themen im Buch Platz haben. Legasthenie, fremdländische Herkunft, Mobbing, Behinderung, Armut – all diese Themen finden kindgerecht im Buch ihre Stelle, ohne dass sie sich in den Vordergrund drücken und als vorsätzlich problematisch thematisiert werden. Beschützend und stärkend legt sich das große Thema Freundschaft über all das Schwierige im Leben und zeigt, was wirklich wichtig ist. Die äußerst temporeiche Erzählweise lässt zwar wenig Platz für Tiefe, aber die im Hintergrund eine Rolle spielenden ernsten Themen entwickeln dennoch ihre ganz eigene Wirkung, lange nachdem die rasante Geschichte ausgelesen wurde. Sehr, sehr empfehlenswert!
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Hendrikje Balsmeyer, Peter Maffay
Anouk, die nachts auf Reisen geht
· Herausgeber : arsEdition; 1. Edition
· Gebundene Ausgabe : 128 Seiten
· ISBN-13 : 978-3845843605
· Lesealter : 5 Jahre und älter
#AnoukdienachtsaufReisengeht
Das zauberhafteste Vorlesebuch seit langem
Als ich las, dass es sich um ein Buch handelt, das die Lebensgefährtin von Peter Maffay zusammen mit ihm geschrieben hat, war ich erst einmal etwas misstrauisch. Wenn Prominente mit eigenen Büchern winken, wurde ich schon oft von deren Inhalt enttäuscht. Aber dieses absolut hinreißende Buch über Anouk und ihre nächtlichen Reisen hat mich restlos verzaubert und begeistert.
Dezenter Goldflimmer (Sternenstaub?) auf dem Cover weist bereits auf die sehr aufwändige, sorgsame und liebevolle Gestaltung des ganzen Buches hin. Durchweg dezent farbige Illustrationen im Buch, auch auf den Vorsatzseiten, hochwertiges festes Papier – alles macht den Eindruck, dass der Verlag an nichts gespart hat. Besonders hervorzuheben sind im Übrigen die wunderbaren, detailreichen, herzberührenden Zeichnungen von Joelle Tourlonias, die sehr fein die Wertigkeit des Buches vermehren. Auf so mancher Seite huscht sogar Tabaluga ins Bild. Und wenn man ganz genau hinschaut, findet man winzige Konterfeis des Autorenpaares. Solche dezent-humorigen Kleinigkeiten verstärken noch den Eindruck der Liebe, mit der das Buch gestaltet wurde.
Anouk ist ein fantasievolles Kind, das das Herz auf dem rechten Fleck hat. Aber sie findet auch, dass Eltern ganz schön anstrengend sein können. Besonders wenn Mama zum Schlafengehen ermahnt, obwohl Anouk doch noch Affi füttern muss. Als Anouk jedoch schließlich im Bett liegt und durch einen Türspalt Licht entdeckt, da muss sie natürlich nachsehen und findet sie sich plötzlich in einer anderen Welt wieder. Sie lernt Kenai, den Indianerjungen, kennen und hilft ihm, seine mutige Seite zu entdecken. Am nächsten und an den folgenden Abenden geht Anouk sehr, sehr gerne schlafen, denn Nacht für Nacht erlebt sie neue Abenteuer und findet neue Freunde, denen sie helfen kann. Zum Beispiel besteht Luka, der Piratensohn, dank Anouks Hilfe seine Piratenprüfung. Levi, der Zirkusjunge, findet endlich sein wahres Talent. Leo, der Musikersohn, überwindet sein Lampenfieber. Und so finden sich insgesamt sieben aufregende Vorlesegeschichten, die allesamt Mut machen, auf die eigenen Stärken zu vertrauen, dabei aber auch stets Verständnis für andere zu haben.
Fazit: Ein feines, kluges und liebevoll gestaltetes Vorlesebuch, das mich restlos verzauberte.
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Benedict Mirow
Die Chroniken von Mistle End – Bd. 1 Der Greif erwacht
· Herausgeber : Thienemann Verlag
· Gebundene Ausgabe : 416 Seiten
· ISBN-13 : 978-3522185400
· Lesealter : 10 Jahre und älter
#DieCchronikenvonMistleEnd
Grandios geschriebene fantasiereiche Abenteuergeschichte
Eigentlich lese ich Fantasy nicht besonders gerne. Aber die großartige zeichnerische Gestaltung des Schutzumschlages mit „Durchsicht“ fing meine Aufmerksamkeit ein. Und kaum hatte ich zu lesen begonnen, befand ich mich schon auf der Reise in die schottischen Highlands und verfiel zunehmend dem besonderen Zauber von Mistle End.
Cedrik reist mit seinem Vater, einem angesehenen Experten für Mythologie, nach Mistle End, einem sehr entlegenen kleinen Ort in den schottischen Highlands, um dort eine Lehrer-Stelle anzutreten. Der Junge ist nicht begeistert von diesem Umzug, aber er fügt sich. Mistle End erweist sich als ein sehr seltsamer Ort. Bereits in der ersten Nacht wird Cedrik von einem Albtraum heimgesucht, in dem ihm ein Greif seltsame Fragen stellt. Cedrik lernt die Geschwister Emily und Elliot kennen, die ihm nach und nach die Geheimnisse von Mistle End offenbaren, denn der Ort ist die Heimat vieler Hexen und anderer magischer Geschöpfe, die sich auf der Flucht vor den gefährlichen Menschen dorthin zurückgezogen haben. Jeder Neuankömmling muss deshalb eine Greifenprüfung bestehen. Dabei stellt sich heraus, dass Cedrik auf wunderbare Weise über die seltene Kraft verfügt, Erde und Pflanzen kontrollieren zu können. Er ist ein Druide! Davon ist die Dorfgemeinschaft nicht sehr erfreut, denn Druiden brachten bisher stets Unfrieden. Und was dann noch alles an unglaublichen Geschehnissen passiert, muss man einfach selber lesen.
Benedict Mirow schreibt so detailreich, so farbig, so eindrücklich, dass das Kopfkino einen Bilderbogen nach dem anderen produziert. Erzählt wird fesselnd-spannend und humorvoll, dabei gefühlvoll und facettenreich. Ich bin absolut beeindruckt von der schier unerschöpflichen Fülle an fantastischen Ideen des Autors. Zwar ist Cedric der eigentliche Held, aber auch all die anderen teils sehr eigenwilligen mystischen Wesen, die durch die Seiten tanzen, nehmen den Leser gefangen. So ganz nebenbei gibt es auch durchaus Wissenswertes zu erfahren, abgesehen von der ganz großen Botschaft, die Natur in ihrer Einmaligkeit zu achten und zu bewahren. Gekonnt nimmt die aufregende Spannung im Verlauf der Geschichte mehr und mehr zu und erfährt gegen Ende eine überraschende Wendung. Und so macht das Buch ganz große Lust auf eine Fortsetzung.
Fazit: Eine grandios gut geschriebene faszinierend-fantastische Geschichte, die den Leser im wahrsten Sinne des Wortes auf magische Weise verzaubert.
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Lisa Krusche
Das Universum ist verdammt groß und super mystisch
· Herausgeber : Beltz & Gelberg
· Gebundene Ausgabe : 192 Seiten
· ISBN-13 : 978-3407756008
· Lesealter : 10 Jahre und älter
#DasUniversumistverdammtgroßundsupermystisch
Sehr schräg, sehr traurig, sehr klug
Dass sich ein ganz besonderes und absolut lesenswertes Buch hinter dem Cover versteckt, glaubt man nicht. Das Titelbild zeigt einfallslos und platt-altmodisch die handelnden Personen und verrät dadurch nicht im Geringsten die kluge Sensibilität der Geschichte. Das ist schade, denn aufgrund der äußeren Gestaltung wird es das Buch schwer haben, seine passenden Leser zu finden. Es braucht also die persönliche Empfehlung.
Ganz kurz der Inhalt zusammengefasst: Da seine Mutter wieder mit einem neuen Mann zusammenlebt, spricht Gustav nicht mehr, solange bis „der Mann“ wieder weg ist. Gustavs innigster Wunsch ist, seinen echten Vater zu finden. Der könnte alles sein, vielleicht auch ein Binnenschifffahrtskapitän. Charles, das Mädchen mit dem riesigen bunt gestreiften Schal, findet nichts dabei, dass Gustav nicht spricht und immer seine Wasserpflanze Agatha mit sich trägt. „Wir finden deinen Vater“, sagt sie. Ganz einfach. Und Gustavs Opa, der traurige Clown im Altersheim, wird wieder jung bei der Suche nach Gustavs Vater, bei der Reise von Berlin bis Istanbul. Gustav zweifelt immer wieder, doch Charles weiß, wie man die Kraft des Universums aktiviert.
Eine absolut schräge Geschichte, keine Frage. Und eine schöne dazu. Eine, die Mut macht. Nie aufzugeben zum Beispiel. Oder es zu wagen, der eigenen Sehnsucht zu folgen. Oder Fremdem mit Offenheit zu begegnen. Aber auch treu zu sich selbst zu sein. Das und noch viel mehr steckt in diesem Buch, das es verdient, mehrfach gelesen zu werden, um weitere Feinheiten zu entdecken. Lisa Krusche erzählt kindgerecht lustig und aufregend, doch wer aufmerksam liest, spürt einen riesengroßen Berg an Traurigkeit hinter dem Vordergründigen. Ein Satz ist mir besonders hängen geblieben, der die Zaghaftigkeit, das Ängstlich-Sein, sich auf den Weg zu machen, so ausdrückt: „Besser nicht wegfahren, sonst passt man am Ende nicht mehr in seine Welt.“ Die Autorin schildert mit ganz feiner Beobachtungsgabe das, was Menschen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, ausmacht. Sie spielt mühelos mit den Sätzen wie eine Jongleurin, dadurch macht sie das Lesen leicht. Und genau darin liegt ihre besondere Schreibekunst. Denn „manchmal braucht man jemanden, der für einen träumt, wenn einem selbst die Fantasie fehlt“.
Fazit: Ein sensibles und lustig-kluges Buch für aufmerksame Leser.
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Anahita-Valia Barn
Leono – Wie ein kleines Chamäleon Freunde findet
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 48 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649638797
· Lesealter : 4 Jahre und älter
#Leono
Wie man ist, ist man richtig
Ein Feuerwerk an Farben lacht uns mit diesem Bilderbuch an, wunderschön in Szene gesetzt von Lena Lackmann. Schon das Cover allein mit dem kunterbunten kleinen Chamäleon verlockt dazu, das Bilderbuch in die Hand zu nehmen. Und die anrührende und kluge Geschichte bringt den Kindern Wichtiges auf kindgerechte und bunte Weise näher. .
Leono findet einfach keine Freunde, so sehr er sich auch anstrengt. Denn wenn er auf seinem braunen Knorzelbaum sitzt, wird auch er ganz braun und damit unsichtbar für andere. Und wenn Leono, der sich seiner Unsichtbarkeit nicht bewusst ist, hoffnungsfroh fragt, ob man etwas zusammen spielen könnte, machen sich Schrecken und Entsetzen breit, weil die Tiere glauben, der Baum hätte gesprochen. Und so wird Leono immer trauriger – denn ohne Freunde ist das Leben traurig-maus-grau. Doch als er dem Papagei Krawatte begegnet, werden die Tage plötzlich aufregend – und kunterbunt, nicht nur für Leono…
Die Geschichte, die Anahita-Valia Barn erzählt, hat so viele Facetten wie es Farben hat. Wer sich anpasst, wird nicht gesehen. Das ist so eine Botschaft, die darin steckt. Oder auch, dass man Farbe bekennen sollte. Denn wie man ist, ist man richtig. Ob mit Farbe oder ohne – alles ist wichtig und richtig. Diese Lektion Selbstwertgefühl muss Leono auf aufregende Weise lernen. Bald zeigt er, dass er das Herz auf dem rechten Fleck hat, Mitgefühl für die eingesperrten Tiere aufbringt und Mut beweist, indem er ihnen hilft. Und dass Freunde das Leben reicher machen, bunter, fröhlicher und erfolgreicher, auch das wird witzig und spannend zugleich erzählt. Genau hinschauen muss man außerdem, denn auf manchen Seiten geht es zu wie in einem kunterbunten Wimmelbuch. Wie das kleine Chamäleon Leono lernt, seine eigene Besonderheit als Kostbarkeit zu verstehen, das wird so fröhlich-humorvoll erzählt, so genial in Farben gemalt, dass man gar nicht aufhören mag, die Seiten immer wieder aufs Neue anzuschauen, die Geschichte mit den vielen klugen und kreativen Ideen immer wieder und wieder zu lesen.
Fazit: Ein wunderbar geglücktes Bilderbuch, das ideenreich von traurig-maus-grau bis bunt-fröhlich Mut für die eigene Besonderheit macht.
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Katja Reider
Trudi traut sich
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 32 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649637110
· Lesealter : 3 Jahre und älter
#Truditrautsich
„Trau dich!“
Wunderbar, hinreißend, zauberhaft, liebenswert – die Reihe an begeisterten Adjektiven könnte ich noch beliebig fortführen. Denn dieses Bilderbuch für die Kleinen ist meiner Meinung nach rundum perfekt gelungen.
Trudi ist eine braun-gefleckte Kuh, steht auf der Weide, frisst Gras. Ganz normal alles soweit. Trudi ist allerdings groß, sehr, sehr groß sogar, wenn man die kleineren Tiere fragen würde. Und so glauben diese Tiere, dass Trudi so mutig ist wie sie groß ist. Gar keine Frage. Bei Gewitter zum Beispiel stellen sich Ferkel und Kaninchen unter Trudis Bauch, da fühlen sie sich sicher und beschützt. Seite um Seite begleiten wir die große Trudi durch einige Abenteuer und erleben zuletzt eine ganz große Überraschung.
Großartig, wie Katja Reider mit dem Thema Angst umgeht und kindgerecht in eine anrührende Geschichte verpackt. Angst ist nichts, weswegen man sich schämen muss. Jeder darf auch einmal Angst haben und muss sich nicht verstecken deswegen. Das Eingestehen von Angst, das Erleben von Freundschaft und gegenseitiger Hilfe lassen, wenn es nötig ist, über sich selbst hinauswachsen. „Trau dich!“ Das hat viel mit Vertrauen zu tun. Ohne viele Worte wird eine stärkende Botschaft vermittelt. Die Illustrationen von Henrike Wilson passen mit ihrer Großformatigkeit und ausdrucksstarken Schlichtheit perfekt zu Trudi und ihrer Geschichte.
Fazit: Ein wunderbares Bilderbuch, das man mit den Kleinsten immer und immer wieder anschauen und lesen sollte.
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Michael Engler
In einem fernen Land
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 32 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649637127
· Lesealter : 4 Jahre und älter
#IneinemfernenLand
Den Aufbruch wagen und damit der Angst trotzen
Eine schöne Geschichte hat Michael Engler mit „In einem fernen Land“ geschrieben. Eigentlich ein Plot, der ein sehr viel umfangreicheres Kinderbuch für ältere Kinder hätte ergeben können. Denn auch oder gerade Kinder ab 8 Jahren brauchen aufgrund ihrer ersten Erfahrungen in der Welt oftmals sehr viel mehr Ermutigung als die kleinen Bilderbuch-Gucker.
Hinter dem eigenen, armseligen Dorf liegt das Novemberland. Die Erwachsenen warnen davor, das Novemberland aufzusuchen, weil der Weg dorthin sehr, sehr gefährlich ist. Und so weiß niemand, was man findet, wenn man Novemberland durchquert. Die Kinder beginnen, sich sehr fantasiereich auszudenken, was wohl hinter Novemberland liegen könnte: Ein paradiesisch schönes Sehnsuchtsland erträumen sie sich. Und beginnen sich zu fragen, warum man nicht doch wagen sollte, was bisher noch niemand gewagt hat. Es ist einfach eine Frage des Mutes, auf Entdeckungsreise zu gehen. „Ich will keine Angst mehr haben“, beschließen sie gemeinsam. Und nachdem sie sich gegenseitig ermutigt haben, machen sie sich auf den überaus beschwerlichen Weg. Wie es weiter geht, müsst ihr unbedingt selbst lesen und schauen.
"Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer." Diesen Spruch von Seneca hat Michael Engler dem Buch mit auf den Weg gegeben. Ganz schön anspruchsvoll für Kinder im Bilderbuch- und Erstlesealter. Ich hoffe, bald einmal die Möglichkeit zu haben, als Lesepatin diese Geschichte den 4- bis 6-Jährigen vorlesen zu können, denn ich bin unsicher, welche Reaktionen zu erwarten sein werden. Ja, es ist eine kluge Geschichte, die helfen soll, trotz Angst etwas zu wagen, den eigenen Horizont zu erweitern. „Der erste Schritt ist der schwerste.“ Und wie hilfreich es ist, wenn man seine Angst mit anderen teilt. „Angst wird weniger, wenn man davon abgibt.“ Wie viel von diesen Botschaften findet seinen Weg in das kindliche Verständnis? Vorzulesen ist die Geschichte auf jeden Fall sehr ausdrucksstark. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Kinder ganz still werden beim Zuhören. Die Illustrationen von Matthias Derenbach untermalen das Geschehen eindrücklich.
Fazit: Ein anspruchsvolles Bilderbuch, auch für Ältere.
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Jutta Wilke
Das Karlgeheimnis
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 304 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649615118
· Lesealter : 10 Jahre und älter
#DasKarlgeheimnis
So, genau so sollte ein Kinderbuch sein
Ja, genau so stelle ich mir das ideale Kinderbuch vor: Spannend, humorvoll, ideenreich, liebenswert und gut lesbar. Nicht nur oberflächlich unterhaltend, sondern auch mit einer ernsthaften Seite.
Emil hat eine wichtige Mission: Er möchte Krimiautor werden. Ein Krimiautor verdient Geld. Und mit diesem Geld könnte er Mama helfen. Seit Papa nicht mehr bei der Familie lebt, bleibt Emil oft alleine, weil Mama so viel arbeiten muss. Mit Karl, dem Büdchen-Besitzer, hat sich Emil angefreundet. Denn der kann gut zuhören. Da taucht überraschend Finja am Büdchen auf, Finja mit Skateboard und ihrem Hund Watson. Erst ist Emil sehr skeptisch, aber als Karl über Nacht verschwindet, ist er sehr froh, bei diesem verzwickten Fall auf die Hilfe von Detektivin Finja zählen zu können.
Emil ist ein liebenswerter Junge. Er erzählt kindlich und ernsthaft zugleich von seinen Erlebnissen, und das so witzig und lebendig und lebensnah, dass ich immer wieder laut lachen musste. Dazu kommt die rätselhafte Geschichte um das plötzliche Verschwinden von Karl, was der ganzen Geschichte Spannung gibt. Jutta Wilke ist mit diesem Buch etwas richtig Gutes gelungen, weil sie neben Humor und Spannung auch so manch trauriges Thema mit ganz leichter Hand, sozusagen fast nebenbei, in die Gedanken und Empfindungen von Emil einfließen lässt. So wie das Leben halt ist. Schwer und leicht, oft lustig, manchmal traurig. Doch Freundschaft hilft und Zusammenhalt. Die Illustrationen und besonders die verschiedenen Steckbriefe der handelnden Personen ergänzen die Geschichte auf eine ganz eigene, eindrückliche Weise.
Fazit: Ein rundum gelungenes, herzerwärmendes Kinderbuch, das ich uneingeschränkt empfehle.
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Annika Scheffel
Sommer auf Solupp
· Herausgeber : Thienemann Verlag
· Gebundene Ausgabe : 320 Seiten
· ISBN-13 : 978-3522185714
· Lesealter : 10 Jahre und älter
#SommeraufSolupp
Wie Schweres leicht wird
Ein zauberhaft schönes Kinderbuch ist Annika Scheffel hier gelungen. Leicht und schwer.. Aufregend und beschaulich. Lustig und ernsthaft. Dazu passt die sorgfältige Ausstattung, die der Verlag dem Buch verpasst hat mit Leinenbindung, Lesebändchen und einer trefflichen Titel-Illustration.
Die winzige Insel Solupp liegt versteckt irgendwo im Meer. Wenn man sie sucht, wird man sie kaum finden. Dass die Mutter von Mari, Kurt und Bela diese Insel entdeckte und mit der gesamten Familie den 6-wöchigen Sommerurlaub dort verbringen will, findet nur wenig Gegenliebe. Denn die 12-jährige Mari wollte sich in den Ferien unbedingt in einem Fußballcamp austoben und ihr großer Bruder will nichts als seine Kopfhörer und in Ruhe gelassen werden. Auch der kleine Bela ist erst einmal wenig begeistert. Und Papa schläft nur. Im Grunde befindet sich die gesamte Familie in einer Art von Schockstarre, denn Papa war lebensbedrohlich erkrank und erholt sich nur ganz langsam. Wie tief solch ein Ereignis in das Familiengefüge eingreift, wird im Laufe der Geschichte immer klarer. Ich hatte beim Lesen zu Beginn immer ein leises Gefühl der Bedrücktheit, doch je weiter die Geschichte fortschritt, umso befreiter fühlte ich mich. Solupp, seine liebenswerten Bewohner, Sonne und Meer haben eine tiefgreifende Wirkung auf jeden einzelnen. Und spannende Abenteuer gibt es natürlich auch.
Der Autorin ist ein Buch gelungen, das wunderbar die Waage hält zwischen Urlaubsleichtigkeit und Tiefgang. Es wird unterhaltsam erzählt, wie im Sommersonnenlicht Schweres leicht wird und wie die Meereswellen Festgefahrenes in Bewegung bringen. Das Erlebnis von Freundschaft und neuen Erfahrungen, das Bestehen von gefährlichen Situationen und dadurch gewonnenem neuen Mut und Selbstvertrauen verändert alles. Annika Scheffel erzählt in einer bildhaften, intensiven Sprache und zaubert mit lyrisch schönen Beschreibungen lebendige Bilder und tiefe Empfindungen in den Kopf des Lesers. Wenn die Stille im Raum „in den Ohren beißt“ zum Beispiel, oder das „kratzige Wort Keilkliff“ ein Geheimnis birgt, bleiben solche Sätze nicht ohne Wirkung. Und wer hätte nicht gerne einen Freund wie Joon, dessen Grinsen Wut und Enttäuschung einfach wegzaubert. Das Buch ist ideenreich, herausfordernd und tröstend und vor allen Dingen spannend zu lesen.
Absolute Leseempfehlung!
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Monika Finsterbusch
Nella Nixe – Ein Geschenk für Gustav Krabbenkeks
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 32 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649637356
· Lesealter : 3 - 5 Jahre
#Nella Nixe
Ein schön gemachtes Buch für kleine Glitzernixen
Coppenrath schafft es immer wieder, mit viel Liebe gestaltete Bücher herauszubringen. So auch hier: Cover, Vorsatzblätter und zartfarbene Illustrationen mit viel Glanzdruck außen und innen verlocken alle kleinen Mädchen, die Glanz und Glitzer mögen.
Ach herrjeh, die uralte Krabbe Gustav Krabbenkeks schafft es nicht mehr, zu seiner eigenen Geburtstagseinladung zu kommen, denn mit 300 Jahren lassen die Kräfte nach und das Sehvermögen auch. Dann waren also all die vielen Vorbereitungen für das Fest im Unterwasserschloss umsonst? Nein, das kann Nella Nixe natürlich nicht zulassen, und schon beginnt sie mit sehr merkwürdigen Aktivitäten, die sich die anderen Schlossbewohner nicht erklären können. Was dann alles passiert, müsst ihr unbedingt selbst hören oder lesen!
Die Geschichte, die sich sehr lebendig vorlesen lässt, lebt von den witzigen Details Denn gerade die Wortspiele machen den Kleinen viel Spaß. „Gepupstag“ zum Beispiel wird mit Sicherheit nie mehr vergessen. Und die Hauptpersonen sind liebenswert, wobei die Wischelwuschels meine persönlichen Lieblinge sind. Dass Nella sich so ideenreich um Gustav Krabbenkeks kümmert, obwohl er schon uralt ist und nichts mehr kann, ist herzerwärmend.
Ich bin mir nicht sicher, ob man die Geschichte wirklich schon mit 3-Jährigen lesen kann. Ich glaube, dass erst ein wenig ältere Kinder mit den teilweise langen und irgendwie verschachtelten Sätzen zurecht kommen. Außerdem finden sich im Text Begriffe, die für die ganz kleinen Zuhörer erst erklärt werden müssen. Was mir völlig unverständlich bleibt, ist die Typographie des Textes. Was sollen die wahllosen Fettdrucke, die keinem erkennbaren Sinn folgen? Leider gefallen mir auch die Gesichter in den Illustrationen nicht. Sie wirken so illustriertenmäßig geschönt mit langen Wimpern und wenig Ausdruck.
Und was eine echte Glitzernixe ist, die braucht natürlich unbedingt ein Glitzertäschchen und und ein Glitzer-Stifte-Etui, was man wohl im Unterwasserschloss der Spiegelburg gefunden hat...
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Alexandra Kui
Trügerischer Sog
· Herausgeber : cbj; Originalausgabe
· Broschiert : 320 Seiten
· ISBN-13 : 978-3570165942
· Lesealter : 14 Jahre und älter
#TrügerischerSog
Ein Buch mit der Wucht eines Vorschlaghammers
Wenn ein Buch mit solch einer wütenden Kraft daher kommt wie dieses, ist es gekonnt geschrieben, keine Frage. Aber welche Intention steckt hinter dieser Geschichte? Ein Thriller soll es sein. Stimmt, denn ein Thriller ist per definitionem eine Geschichte, die mit wenigen Auf und Ab eine Art Dauerspannung erzeugt. Und diese Dauerspannung liegt tatsächlich über den Seiten. Bis zum bitteren Ende. Aber gibt es noch etwas darüber hinaus, was dieses Buch aus der reinen Unterhaltungsliteratur hinausheben würde?
Es geht um eine Schulklasse, die geradezu vergiftet ist. Da gibt es Sara, die alles beherrscht und die die Königin der Gemeinheiten ist. Ihre permanenten Bosheiten lassen bei etlichen Mitschülern ihre jeweils schlechtesten Seiten zum Vorschein kommen. Frau Hoppe ist als blutjunge Lehrerin völlig überfordert mit all dem Hass, der in dieser Klassengemeinschaft herrscht. Sie hat die Idee, eine einwöchige Klassenreise auf eine einsame Nordseeinsel zu unternehmen, um den Klassengeist zu stärken. Doch ihre guten Absichten scheitern aufs Entsetzlichste.
Ohne zu spoilern, lässt sich über die Sinnfrage dieses Buches in dieser Rezension nicht wirklich spekulieren. Ich war entsetzt über die Brutalität der Schüler untereinander, über ihre Gehässigkeit, Respektlosigkeit, über ihre fehlende Achtung für alles und jeden, aber auch über ihre Feigheiten und Unehrlichkeiten. So als würde ein vergiftender Klassengeist jegliches Moralgefühl zerstört haben, so als hätten bei jedem Schüler die Eltern generell versagt. Entsetzt war ich über die engagierte Lehrerin, die letztlich zwischen zwei Männern tändelt, statt ihrer von ihr selbst initiierten pädagogischen Aufgabe gerecht zu werden. Gut, man könnte ein klein wenig Verständnis gewinnen können für den zerstörerischen Hass, der eigentlich Trauer und Angst kaschieren soll. Aber diese Sinngebung leuchtet im Buch nur wenig auf. Nach Lektüre dieses Romans macht sich in mir als Leserin der älteren Generation neben Entsetzen nur noch Angst breit. Diesen Protagonisten möchte ich im wahren Leben nie und nimmer begegnen müssen. Und was sollen dann Jugendliche von dieser Lektüre mitnehmen? Auch das macht mir Angst.
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Neda Alaei
Zwischen uns tausend Bilder
· Herausgeber : Thienemann Verlag
· Gebundene Ausgabe : 224 Seiten
· ISBN-13 : 978-3522202725
· Lesealter : 12 Jahre und älter
· Originaltitel : Dette er ikke oss
#ZwischenunstausendBilder
Schwere Kost, aber dennoch tröstlich
Ein Jugendbuch, das vordergründig zwar leicht und schnell lesbar ist, das jedoch lange, lange nachwirkt. Unfassbar eindringlich, unfassbar gut geschrieben.
Sanna ist 14. Ihre beste Freundin wendet sich einem anderen Mädchen zu. Ihre Mutter ist seit Monaten tot. Und ihr Vater ist restlos gefangen in seiner eigenen Welt, in seiner verzweifelten Trauer, aus der er nicht mehr herausfindet. Sanna ist allein. Als sie zufällig im Kleiderschrank ein Geschenk ihrer Mutter an sie findet, nämlich einen Fotoapparat, wird das Fotografieren zum einzigen Trost, denn „Bilder helfen dir, die Welt zu sehen“ hatte ihre Mutter einmal zu ihr gesagt und Sanna solle nie vergessen, „die Schönheit der Welt zu sehen“. Yousef, der neue Mitschüler, teilt ihre Leidenschaft fürs Fotografieren, will sie ermutigen. Es dauert lange, bis Sanna die Realität in Gänze erfasst und beginnt, ihr Leben und die Welt mit ihren eigenen Augen zu sehen.
Die Autorin schreibt in einer sparsamen Sprache, die in ihrer Reduziertheit ein fast unerträgliches Maß an Einsamkeit und Verletztheit offenbart. Ergreifend ist zu lesen, wie der depressive Vater zunehmend zum Kind wird und wie Sanna, das Kind also, sowohl sein Leben als auch ihr eigenes irgendwie zu retten versucht und damit grenzenlos überfordert ist. „Todesangst vorm Leben und Sterbensangst vorm Tod“ bestimmt die Tage. Und könnte man das Verloren-Sein in der Depression besser beschreiben als so: „… wenn es so still in der Wohnung ist, dass man Haare und Nägel wachsen hört…“.
Neda Alaei ist mit ihrem Erstlingsroman ein ungewöhnliches, feinfühlig-sensibles und tief beeindruckendes Buch gelungen, das nicht nur von jungen Lesern gelesen werden sollte.
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Leslie Connor
Die ganze Wahrheit (wie Mason Buttle sie erzählt)
· Herausgeber : Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
· Gebundene Ausgabe : 320 Seiten
· ISBN-13 : 978-3446268029
· Lesealter : 10 - 12 Jahre
· Originaltitel : The Truth as Told by Mason Buttle
#DieganzeWahrheitwieMasonButtlesieerzählt
Für mich das beste Jugendbuch seit langem
Habe ich je ein bewegenderes Jugendbuch gelesen, das mich mit so leisen, sensiblen Schritten in eine Welt gehen lässt, die mir bislang fremd war, und zwar mitten hinein, so tief hinein, dass ich tatsächlich lernte zu verstehen?
Mason Buttle ist groß, sehr groß. Er schwitzt übermäßig. Er kann so gut wie gar nicht lesen oder schreiben. Und er kann nur die Wahrheit sagen - wenn er gefragt wird. Von seinen Mitschülern wird er entsetzlich gequält und aufs Übelste gehänselt und gedemütigt. Vor Jahren hatte Mason einen besten Freund, Ben. Doch dieser lag eines Tages tot auf der Obstwiese der Buttles unterhalb des Baumhauses. Seither wird Mason von den Erwachsenen mit diesen besonderen Augen angeschaut. Doch Mason findet einen neuen Freund, Calvin, diesen schlauen und ungewöhnlich kleinen und dünnen Jungen. Sie bauen zusammen mit viel Mühe ein Geheimversteck, eine unterirdische Höhle, um den Angriffen der anderen Kinder entfliehen zu können. Als Calvin plötzlich verschwindet, richten sich die besonderen Augen der Erwachsenen erneut auf Mason….
Die Autorin schreibt im Präsens, das heißt hautnah, und zwar mit den Worten von Mason. Sie ist in seine Sicht der Dinge so tief hineingeschlüpft, dass man als Leser zu verstehen beginnt, wie es ist, wenn die Welt um einen herum eindimensional ist und welch grenzenlose Verwirrung jegliche Überforderung stiftet. Ganz selten streut Leslie Connor Fachbegriffe ein, zum Beispiel für das „Sehen“ von Gefühlen in Farben, oder für das extreme Schwitzen. So weiß der Leser, dass Mason keine erdachte Fantasiefigur ist. Dass es Menschen wie Mason wirklich gibt, liebenswert, von Herzen gut, schlicht und gerade im Denken, aber dennoch intuitiv die Wahrheiten unter den Menschen erfassend. Und dass sie wie alle Menschen Familie und Freundschaft und Zugehörigkeit brauchen, um aufzublühen. Der Autorin ist etwas ganz Großartiges gelungen mit diesem Buch, zutiefst menschlich nah und sehr, sehr berührend und bewegend, kraftvoll und intensiv.
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Jenny Jägerfeld
Mein geniales Leben
· Herausgeber : Urachhaus
· Gebundene Ausgabe : 358 Seiten
· ISBN-13 : 978-3825152703
· Lesealter : 10 - 12 Jahre
#MeingenialesLeben
Herzerfrischend komisch und klug
Ein Jugendbuch von ganz besonderer Qualität, wie ich finde. Mit herzerfrischend komischen Szenen, herzerfrischend liebevoll geschilderten Familienmitgliedern und herzerfrischend klugem Umgang mit einigen schwierigen Themen. Einzig das Cover finde ich persönlich außerordentlich hässlich und irreleitend. Dieses tolle Jugendbuch hätte ein kreativeres und passenderes Cover verdient!
59 Ferientage liegen vor Sigge, eine schier grenzenlose freie Zeit, in der es Sigge gelingen muss, nein gelingen wird, sich völlig neu zu erfinden. Denn Sigge möchte nicht mehr gehänselt und gemobbt werden, er möchte beliebt sein, Freunde haben, einfach ungezwungen plaudern können mit anderen, ohne sich qualvoll jedes Wort überlegen zu müssen. Gar nicht so einfach, dieses Vorhaben! Sigge, 12, ist mit seiner Mutter und seinen beiden Schwestern von Stockholm in den kleinen Ort Skärblacka ins Hotel seiner Großmutter gezogen. In 59 Tagen muss er in eine neue Schule, in eine neue Klasse, und bis dahin muss die Mission „ich bin beliebt“ gelungen sein.
Was die Leser in diesen 59 Tagen mit Sigge und seiner ziemlich schrägen Familie erleben, ist so berührend und komisch zugleich, dass man beim Lesen ständig wechselt zwischen Lachen und mitfühlenden Gedanken. Der so überaus liebenswerte leicht schielende Außenseiter Sigge rührt an in seinem nicht endenden Bemühen zu gefallen. Cool will er sein und sozial und Witze machen und nicht zu viel mit den Händen herumfuchteln. Er beobachtet sich selbst, er überfordert sich ständig und scheitert immer wieder, bis etwas geschieht, was seine Blickrichtung völlig verändert. Sigge stellt fest, dass es richtig wichtig ist, Freunde zu haben, auf die man sich verlassen kann. Diese Entwicklungsgeschichte ist wunderbar ideenreich erzählt, mit urkomischen Dialogen versehen und mit originell-schrägen Menschen und Tieren ausgeschmückt, wobei das ausgestopfte Zebra im Flur nicht das Seltsamste in Sigges Leben ist. Eine großartige Mischung von Spaß und Ernst, die Jenny Jägerfeld hier gelungen ist.
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Charlie Farley
Ziemlich beste Brüder
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 32 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649636021
· Lesealter : 3 - 5 Jahre
· Originaltitel : A Dare for a Hare
#ZiemlichbesteBrüder
Anrührende Geschichte über Geschwisterliebe
Ein wunderschönes, anrührendes Bilderbuch für die Kleinsten ist „Ziemlich beste Brüder“ aus dem von mir so überaus geschätzten Coppenrath Verlag, ein liebevolles Lehrstück für Geschwisterliebe.
In der Hasenwelt geht es so zu wie im Menschenleben. Max, der ältere Bruder, will noch schlafen, aber sein nervig-zappeliger kleiner Bruder Mika schafft Unruhe. Mika ist nämlich grenzenlos überzeugt von sich und hält sich für den Größten und Stärksten auf der Welt. Er bettelt um eine Mutprobe. Um Ruhe zu bekommen, schickt Max schließlich den umtriebigen Bruder fort zu einem Abenteuer. Er soll einen Pfirsich stibitzen, wobei er sich vorsehen soll vor der bösen Katze. Und sofort macht sich Mika begeistert auf den Weg. Doch da packt den älteren Bruder der Schreck. Was ist, wenn Mika unterwegs etwas passiert? – Was dann an Aufregendem geschieht, müsst ihr unbedingt selber lesen und schauen…
Nicht nur die wunderbar liebevolle Geschichte begeistert mich. Auch die großformatigen Illustrationen sprechen Kinder und Erwachsene ganz direkt an. Sie sind kitschfrei, sehr farbintensiv und vor allen Dingen in ihrer Einfachheit enorm ausdrucksstark. Hat man je einen gewaltigeren bedrohlichen Bär gesehen? Oder ein Hasenkind, das so verspielt und lebensfroh die Welt entdeckt?
Erzählt wird die Geschichte von Max und Mika in Reimen. Zwar sind diese Reime nicht auf Anhieb eingängig, erst nach mehrfachem Lesen bzw. Vorlesen prägen sie sich ein. Aber sie erzählen sehr direkt und lautmalerisch davon, wie der ältere Bruder Verantwortung für den Kleineren übernimmt und so dieser nicht nur Unterstützung, sondern Verständnis, Schutz und Geborgenheit findet.
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Davide Morosinotto
Der Ruf des Schamanen
· Herausgeber : Thienemann Verlag
· Gebundene Ausgabe : 432 Seiten
· ISBN-13 : 978-3522202749
· Lesealter : 12 Jahre und älter
#DerRufdesSchamanen
Welch ein ungewöhnliches Buch!
Wir befinden uns im von Not und großer Armut geprägten Peru der Achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Laila, 13-jährige Tochter wohlhabender Eltern, ist unheilbar krank. Die genetisch bedingte Krankheit wird ihr zunächst das Augenlicht rauben, dann fortschreitend den Körper zerstören bis zum unabwendbaren Tod. Als sie durch ein uraltes Tagebuch von einem Schamanen erfährt, der im tiefsten Amazonas leben soll und dessen besondere Kräfte dank einer besonderen Blüte ihr vielleicht Heilung bringen könnten, wagt sie die abenteuerliche und außerordentlich gefährliche Reise in den magischen Urwald, in Begleitung ihres Freundes El Rato
Schon äußerlich besticht dieses besondere Buch. Unglaublich faszinierend ist seine typographische Gestaltung. Da verschwimmen zum Beispiel an den Zeilenrändern die Buchstaben – ganz so, wie sich Lailas zunehmende Erblindung durch Einschränkung des Gesichtsfeldes zeigt. Oder die Buchstaben verlassen die gerade Ordnung der Zeilen und rotten sich willkürlich zusammen in die wilden Zacken eines Hirnstrombildes während eines epileptischen Anfalles. Dies sind nur einige wenige Beispiele, auf welch kreative Weise das Buch gestaltet ist.
Geschrieben ist das Buch durchaus anspruchsvoll. Es wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, dankenswerter Weise immer chronologisch, deshalb lässt sich die Handlung ohne Schwierigkeiten oder Verwirrung verfolgen. Zwar handel es sich vordergründig um einen spannenden, fesselnden Abenteuerroman. Aber gleichzeitig befasst sich das Buch auch altersgerecht mit schwierigen Themen, ob es sozial, historisch oder kulturell um das Peru des vorigen Jahrhunderts geht, oder wenn es um magisches Denken, um Leben und Tod, um Freundschaft und Liebe geht. Sowohl gefühlvoll als auch packend lässt uns der Autor Anteil nehmen an der seelisch-psychischen Entwicklung der beiden so unterschiedlichen Charaktere Laila und El Rato, vergleichbar mit dem Thema in vielen Märchen, in denen der Held auszieht und durch viele Prüfungen gehen muss, um gereift und erstarkt zurückzukehren.
Ein rundum unfassbar gut gelungenes Buch, nicht nur für junge Leser, das von Anfang bis Ende fesselnd erzählt bis hin zum ungewöhnlichen Finale. Absolut lesens- und anschauenswert!
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Karin Müller
Nordstern - Der Ruf der freien Pferde
· Herausgeber : Schneiderbuch
· Broschiert : 224 Seiten
· ISBN-13 : 978-3505143557
· Lesealter : 12 Jahre und älter
#NordsternDerRufderfreienPferde
Nicht Fisch und nicht Fleisch
Mit diesem Jugendbuch habe ich einige Probleme. Welchen jugendlichen Lesern sollte ich es empfehlen? Den Liebhabern von Fantasy-Büchern? Oder von historischen Romanen? Oder von Liebesgeschichten? Oder von Abenteuerbüchern? Oder von Fortsetzungsromanen? Oder Pferdeliebhabern? Das vorliegende Buch hat von allem ein bisschen und dadurch nichts richtig, und genau das gefällt mir nicht.
Wir schreiben das Jahr 1949, der Weltkrieg ist noch nicht lang vorbei. Die 14-jährige Erla wandert mit ihrer Mutter nach Island aus, weil dort händeringend Arbeitskräfte gesucht werden. Erla wird von ihrer Mutter getrennt und muss auf einem armseligen Bauernhof hart arbeiten. Sie versteht die Sprache nicht und wird von den Bauersleuten schlecht behandelt. Einziger Trost für Erla ist die Schimmelstute Drifa. Erla hat die Gabe, Dinge zu sehen, die für andere Menschen unsichtbar sind. Und in Island, diesem magischen Land, kommen ihr Die Verborgenen sehr nahe…
Mit dem Schreibstil musste ich mich erst anfreunden. Die kurzen, abgehackten Sätze wirken nüchtern und hart und wecken kaum Emotionen beim Leser. Schön und bildhaft dagegen sind die detaillierten Beschreibungen der spröden Natur und der Wettergewalten. Erzählt wird in zwei Ebenen, und zwar sowohl die Geschehnisse in der realen Welt als auch das, was parallel dazu in der Welt der Verborgenen erlebt wird. Dass die Autorin ihre Geschichte mit ihrer Fantasy-Seite in Island ansiedelt, kann ich nachvollziehen, denn in keinem Land sonst leben bis heute die reale und die Geisterwelt so eng beieinander. Dennoch fehlt es der erzählten Fantasy-Story an Substanz und Spannung. Und warum musste es das Jahr 1949 sein? Denn an historischen Bezügen, die es durchaus gegeben hätte, fehlt es im Buch völlig. Zerschlissene Kleidung allein reicht da wirklich nicht. Also doch ein Pferdebuch? Nein, auch hier fehlt die Substanz. Denn Island-Pferde haben mehr als kuscheliges Fell und können viel mehr als nur Tölt. Für Erla, die Heldin des Buches, kann ich wenig Sympathie empfinden. Sie wird als kindlich, ungeschickt und ohne Eigeninitiative geschildert. Nur wenn sie Kontakt zur Welt der Verborgenen hat, lebt sie auf. Tja, und der fiese Cliffhanger zum Schluss, der es mit dem Holzhammer darauf anlegt, dass man auch Band 2 kaufen soll, gibt dem Buch dann noch den Rest.
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Rüdiger Bertram, Yvonne Semken
Liebe macht blind – aber glücklich
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 32 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649668152
· Lesealter : 4 - 6 Jahre
#Liebemachtblindaberglücklich
Die Illustrationen sind besser als die Geschichte
Mit diesem Bilderbuch muss ich unbedingt so bald wie möglich den Praxistest machen und es Vorschulkindern vorlesen und zeigen. Denn mir als Erwachsenen gefällt die Geschichte nicht. Aber vielleicht muss man ganz jung oder ganz verliebt sein, um Gefallen am Buch zu finden?
Der Inhalt ist einfach: Wir lernen auf dem Bauernhof Tiere kennen, die sich anhimmeln wie Sau Sarah ihren Eber Erik oder Bernd der Bock seine Ziege Zoe. Obwohl der Partner alles andere als vollkommen ist, im Gegenteil. Die Ziege Zoe zum Beispiel hat grauenhaft krumme Zähne. Das Küken Kiki fragt seine Oma und die erklärt ihm, dass Liebe blind macht. Und das nimmt Kiki wörtlich, besonders als ihr eine Eierschale auf den Kopf fällt und Kiki blind durch die Welt tapsen muss. Aha, sie ist also verliebt…
Zwar gefällt mir die Geschichte als solche nicht, denn eine Eierschale auf dem Kopf macht wahrlich noch nicht wirklich blind vor Liebe, aber an der Gestaltung des Buches hatte ich große Freude. Yvonne Semken ist es gelungen, mich mit ihren hinreißenden Illustrationen auf jeder Seite aufs Neue zum Lächeln zu bringen. Allein schon die Vorsatzblätter des Buches sind sehenswert und ermöglichen Bildbetrachtungen der besonderen Art. Yvonne Semken malt die Welt des Bauernhofes in ganz kräftigen, fröhlichen Farben. Nicht nur Zoe mit den hässlichsten Zähnen der Welt oder der selbstverliebte Erik oder die Hühner-Oma mit dicken Socken sind liebenswert dargestellt. Man kann auch witzige Details entdecken, wenn man genau hinschaut wie zum Beispiel das durchgestrichene Herz zwischen Schaf und Wolf… Meiner Meinung nach ein Bilderbuch also, das eher zum Anschauen einlädt als zum Vorlesen.
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Adrián Macho
Gerda, der kleine Wal
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 32 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649635253
· Lesealter : 3 - 5 Jahre
#GerdaderkleineWal
Zauberhaft verzaubernd
Der altisländische Name „Gerda“ bedeutet Beschützerin. Also nicht unbedingt ein Name für ein kleines Wal-Kind, dachte ich. Im Gegenteil: Gerda wird beschützt von ihren Eltern und ihrem Bruder und schwimmt zufrieden am Grunde des Ozeans. Doch die Mutter singt immer wieder ein Lied, das von einer Reise erzählt, die jedem Wal-Kind bevorsteht: „Einmal beginnt für jeden Wal die Reise durch die Meere… Wohin man will und was man braucht, das muss ein jeder lernen…“ Und so kommt es. Eines Tages macht sich Gerda auf die Reise nach dem einzig wahren Ort, an dem sie glücklich sein kann. Doch wohin sie auch kommt, nirgends ist Platz für sie. „Manchmal braucht jeder Hilfe“, tröstet der weise Narwal Gerda. Wie es Gerda weiter ergeht auf ihrer Reise zum Glück, das muss man selbst lesen. Und vielleicht sogar Walgesänge dazu hören…
Ein wunderschönes Bilderbuch ist das! Ich bin hingerissen von Gerda, ich bin hingerissen von den unglaublich intensiven Illustrationen, die dem Kind alle Interpretationsmöglichkeiten offen lassen. Ich bin hingerissen von den Farben. Und ich bin hingerissen von der kleinen großen Geschichte, die Mut macht und Zuversicht schenkt. Denn man muss erst einmal vieles sehen und kennenlernen, bis man genau weiß, wo man hingehört. Bis man den Ort seiner Bestimmung findet. Ein stilles und sehr poetisches Bilderbuch. Das mich restlos verzauberte.
Warum allerdings wird der Autor Erwin Grosche nicht auf dem Cover genannt, nur auf dem inneren Titelblatt? Ohne seinen Text wären die Illustrationen schließlich nur halb so viel wert.
Wuschel ist angekommen
Ausflug mit Wuschel zum Holzschnitzer
Ausflug zum See
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Donna Freitas
Wie viel Leben passt in eine Tüte
· Herausgeber : Thienemann Verlag
· Taschenbuch : 400 Seiten
· ISBN-13 : 978-3522202688
· Lesealter : 13 Jahre und älter
· Originaltitel : Survival Kit
#WievielLebenpasstineineTüte
Loslassen lernen
Zugegeben bin ich mit ü70 nicht unbedingt die Zielgruppe des Romans. Dennoch fand ich die Thematik des Buches so interessant, dass ich mich mit meiner immer vorhandenen Leseneugier an die Lektüre machte. Und stolperte schon mal über die zwar originelle, aber nicht gut zu benutzende Schutzumschlag-Idee. Und weiter stolperte ich über den holprig-seltsamen Buchtitel, der im Vergleich zum Originaltitel nur merkwürdige Assoziationen hervorruft. Und ich stolperte über die Playlist der Kapitelüberschriften, deren Titel mir allesamt unbekannt waren und auch bleiben. Abgesehen von diesen Äußerlichkeiten empfand ich das Buch eher wie eine in Form gebrachte Selbsterfahrung der Autorin, weniger als einen Jugendroman, was ja erst einmal nichts Schlechtes bedeuten muss.
Rose hat ihre Mutter verloren und verbannt ab diesem Zeitpunkt alles aus ihrem Leben, was ihr bisher selbstverständliche Freude und Spaß gebracht hatte. Sie hört keine Musik mehr. Sie beendet ihre Cheerleader-Einsätze. Sie erträgt die Nähe zu ihrem Freund Chris nicht mehr. Sie zieht sich völlig in sich selbst zurück. Durch Zufall findet sie im Kleiderschrank ihrer Mutter ein „Survival Kit“, das ihre Mutter dort für sie hinterlassen hatte, eine Tüte voller überraschender kleiner schlichter Dinge. Nur unter größten Schwierigkeiten lässt sich Rose nach und nach auf diese Gegenstände und auf ihre dadurch ausgelösten Gedanken und Empfindungen ein. Aus der Starre der Trauer heraus gerät Rose’s Leben in Bewegung…
Grundsätzlich ist das Buch gut geschrieben. Es erzählt nachvollziehbar und glaubhaft, wie unbewältigte Trauer den Menschen in Fesseln hält, ihn vom lebendigen Leben fernhält. Und es erzählt ebenso glaubhaft, wie es gelingen kann, aus dieser Erstarrung in langsamen Schritten wieder zum lebendigen Leben zurückzufinden, und dass Loslassen nichts mit Vergessen zu tun hat. Allerdings hätte ich mir eine Erzählweise mit mehr Pfiff erhofft. Irgendwie fehlt mir das gewisse Etwas. Insbesondere die Dialoge wirken zum Teil recht hölzern und lebensfern. Genauso lebensfern erschienen mir die Menschen rund um Rose. Sind Freundinnen im gleichen Alter wie Rose tatsächlich so sensibel und einfühlsam wie im Buch geschildert? Und wird der Ex-Freund von jetzt auf gleich tatsächlich zum verlässlichen und hilfsbereiten Kameraden? Während Will, der zunächst vorgestellt wird als einfühlsamer, sensibler Mensch, im entscheidenden Moment menschlich total versagt? Als Fazit würde ich dennoch diesen Jugendroman als sehr lesenswert bezeichnen, weil er sich gefühlvoll mit dem großen Thema Trauer und Neubeginn beschäftigt, und dies weitgehend, ohne oberflächliche Klischees zu bedienen.
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Christian Loeffelbein
Malvina Moorwood
· Herausgeber : Coppenrath
· Gebundene Ausgabe : 320 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649631347
· Lesealter : 9 - 11 Jahre
#MalvinaMoorwood
Spuk und Fluch und modrige Kälte
Moorwood Castle ist ein riesiges englisches Schloss mit unzähligen Zimmern und Treppen und Winkeln und entsetzlich marode. Deshalb ist es Malvina Moorwood strengstens untersagt, im Schloss umherzustreifen. Der Vater von Malvina, Earl of Moorwood, ist bettelarm, kann die fälligen Reparaturen am Schloss nicht mehr bezahlen und entschließt sich schweren Herzens, das Schloss zu verkaufen. Einen sehr merkwürdigen Interessenten gibt es auch schon. Als Malvina von dem bevorstehenden Verkauf ihres Zuhauses erfährt, weckt dies ihren Kampfgeist. Zusammen mit Tom, bester Freund, Knobelfan und ewiger Besserwisser, beginnt eine abenteuerliche Geschichte zur Rettung von Moorwood Castle, in der nicht nur Spuk und Fluch, sondern auch eine rätselhafte Schatzkarte eine Rolle spielen.
Dieses Kinderbuch hat alles, was das Leserherz begehrt! Eine perfekte Mischung tut sich in dieser Geschichte auf: Spannung, Witz, Fantasie, Grusel und Überraschung. Die Szenerie des halb verfallenen Schlosses bietet den idealen Hintergrund für aufregende Abenteuer. Erzählt wird mit viel Spannung. Gewürzt wird die Geschichte mit Humor und urkomischen Situationen. Malvina ist eine überaus liebenswerte Hauptperson, chaotisch, oftmals unbedacht, immer hungrig, tapfer, (fast immer) unerschrocken und kämpferisch. Mit viel Kombinationsgabe und Mut stürzt sich Malvina zusammen mit Freund Tom in das haarsträubende Abenteuer, das beide in große Gefahr bringt. Dem Autor gelingt es, einerseits sehr kurzweilig mit viel Charme und Witz, andererseits mit wachsender Spannung zu erzählen. Er schreibt so lebendig, so aufregend plastisch, dass dem Leser die modrige Kälte des alten Gemäuers spürbar in die Knochen fährt. Die ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Illustrationen von Julia Christians unterstreichen die atmosphärisch dicht geschilderten Geschehnisse perfekt. Rundum: Dieser erste Band macht ganz große Luft auf Fortsetzung!
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Michael Engler
Das alles ist Familie
· Gebundene Ausgabe : 32 Seiten
· ISBN-13 : 978-3845837062
· Herausgeber : arsEdition
· Leseniveau : 4 und nach oben
#DasallesistFamilie
Familie ist, wenn man sich liebt
Dieses Bilder-/Vorlesebuch für Vierjährige und älter hat sich ein wichtiges Thema vorgenommen und verlockt mich sehr, dieses Thema als Lesepatin aufzugreifen: Was ist Familie? Wie vielfältig sind die Möglichkeiten, eine Familie zu sein? Und alle Formen des Miteinanders haben Respekt und Toleranz verdient.
Auf sehr gelungene, dem Zielgruppenalter angepasste Weise schlägt Michael Engler mit seinem Buch eine Bresche für die Vielfalt der Lebensmöglichkeiten. Er verpackt seine Botschaft geschickt in eine Handlung, die sogar eine gewisse Spannung mit sich bringt, denn der kleine Lars findet vor der Haustür ein Päckchen. Allerdings ist das Etikett verschmiert, sodass niemand weiß, wem das Päckchen gehört. Da kommt Lars auf die Idee, in der Nachbarschaft herumzufragen und bekommt schnell Unterstützung von Lina, deren Eltern viel streiten, sich aber auch schnell wieder vertragen. Wo immer die beiden Kinder klingeln, öffnet sich für sie eine andere Welt des Zusammenlebens, so wie sie es aus ihrem eigenen Zuhause nicht kennen. Ob zwei Frauen mit Kind zusammenleben oder ob eine Großfamilie mit 7 Kindern und Oma und Opa im Haus leben oder ob Lars und Lisa eine Patchworkfamilie kennenlernen – alles bringt sie zum Staunen. Und sie erfahren, dass es vielfältige Möglichkeiten des Zusammenlebens gibt und dass die Liebe zu- und füreinander das feste Band ist, das Familie zusammenhält.
Sensibel und liebevoll lässt Michael Engler Bewusstsein für Vielfalt und Toleranz entstehen. Zum Ende des Buches werden die verschiedenen Formen des Zusammenlebens in kindgerechter Weise noch einmal genauer dargestellt. Was ist ein Mehrgenerationenhaushalt oder was ist eine Regenbogenfamilie? Wie funktioniert eine Patchworkfamilie? Die wunderschönen zarten, feinen Illustrationen von Julianna Swaney setzen Handlung und Thema des Buches zusätzlich perfekt in Szene. Ein sehr gelungenes Buch für die Kleinen, das seine Wirkung gerade beim Vorlesen durch Erwachsene entfaltet.
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Flo, der Flummi und das Schnack
Vorlesegeschichten für Kinder und Eltern
· ISBN-13 : 978-3462000412
· Gebundene Ausgabe : 224 Seiten
· Herausgeber : Kiepenheuer&Witsch
· Leseniveau : 3 - 9 Jahre
#FloderFlummiunddasSchnack
Schön gemacht, Inhalt enttäuschend
Ach, ich hatte mir als Lesepatin so viel versprochen von dem Buch! Aber leider hat es den Praxistest nicht bestanden.
Um das Gute vorweg zu nehmen: Das Buch ist aufwändig gemacht (und entsprechend schwer in der Hand) mit Lesebändchen und farbig-künstlerisch gestalteten Illustrationen. Auch zur Benutzung des Buches hat man sich sinnvolle Gedanken gemacht, denn die Angabe von Vorlesezeit und Zielgruppenalter zu jeder Geschichte ist sehr hilfreich.
Aber wer nur hat den Inhalt zusammengestellt? Das kann niemals jemand gewesen sein, der auch nur die geringste Ahnung davon hat, wie man Kinder zum Zuhören bewegt, wie man sie fesselnd unterhält. Vermutlich ist der Herausgeber jemand, der einen guten Draht zu Literatur oder zu Autoren hat, aber gar keinen zu Kindern. Die vorliegende Sammlung enthält neben einigen gut geeigneten Geschichten, besonders für die Kleinen, leider etliche Vorlesetexte, die nicht Hand und Fuß haben, die ohne rechten Anfang und ohne schlüssiges Ende auf die Seiten gesetzt wurden, sodass mich nach dem Vorlesen die Kinder nur noch fragend anschauen. Oder es gibt die Texte, denen die Kinder nach ganz kurzer Zeit überhaupt nicht mehr zuhören und sich mit anderen Dingen beschäftigen wie zum Beispiel „Der Hund heißt Haavo“ von Michal Hvorecky. Gefallen finden dagegen Geschichten wie die von den Schnarchferkelchen von Frank Schulz. Der besondere Witz von Wladimir Kaminer dagegen kommt nur bei wenigen Kindern an, bei Erwachsenen dagegen umso mehr. Mit dem langweiligen Text übers Haarewaschen kann ein Vorleser nicht punkten. Und will ich 6-Jährigen wirklich von der „neuen Oma“, die verwirrt im Altersheim lebt, vorlesen? Amelie Fried trifft dagegen in ihrer Geschichte „Lila haut ab“ sehr viel eher das, was Kinder im Vorlesealter nachvollziehen können.
Fazit: Ein schön aufgemachtes Buch mit vielen kurzen Vorlesegeschichten, von denen allerdings leider nur recht wenige kindgerechte Themen in kindgerechter Weise erzählen.
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Erik O. Lindström
Die wundersame Winterreise der Selma Larsson
· Gebundene Ausgabe : 192 Seiten
· ISBN-13 : 978-3649635000
· Leseniveau : 6 und nach oben
· Herausgeber : Coppenrath Verlag
#DiewundersameWinterreisederSelmaLarsson
Ein Kinderbuch, wie es gelungener nicht sein könnte
Nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Mutter muss arbeiten, in einem Altersheim. Dass diese Arbeit sehr wichtig ist, weiß Selma, gerade an Weihnachten. Deshalb soll Selma zu ihrem Papa, der inzwischen eine neue Familie hat. Doch Papa sagt ganz kurzfristig ab. Selma ist sehr traurig, da bleibt nur noch, ganz wild auf dem Trampolin herumzuhüpfen, das hilft ein wenig. Schließlich kommt die rettende Idee: Selma soll zu Tante Maja, darüber freut sich Selma sehr. Als sie aus dem Zug aussteigt, wird sie jedoch von niemandem erwartet. So macht sich Selma zu Fuß durch den tiefen Schnee auf den Weg. Und damit beginnt ein aufregendes Abenteuer…
Welch eine Wohltat: „Die wundersame Wintereise der Selma Larsson“ ist ein Kinderbuch, wie es nicht gelungener sein könnte. Durch die spannungsreiche Geschichte verführt es kleine Leser in eine andere Welt. Ohne modisch anbiedernde Gassensprache. Ohne pädagogisch wertvolle Absichtserklärungen. Ohne offenkundige Problembewältigungs-Vorschläge. Nein, einfach ein Kinderbuch, wie es Kindern gut tut. Märchenhaft fast. Zum Wegträumen. Phantasie anregend. Zum Mitfiebern. Und tröstlich vor allem, denn die Geschichte geht gut aus. Und deshalb wohltuend für Kinderseelen. Eine Geschichte für kleine Leser (oder Zuhörer), die aufregend ist und deshalb gefangen nimmt, um nach einer Zeit des Mitfieberns wieder in die Realität auftauchen zu lassen. So, genauso sollen Kinderbücher sein, wenn sie das Wichtigste, was es gibt, den Leseanfängern mitgeben wollen: Die intensive Kraft der Phantasie. Die schlichten, aber ausdrucksstarken Illustrationen von Sonja Bougaeva, zum Teil koloriert, unterstreichen dieses rundum schöne vorweihnachtliche Kinderbuch
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Jochen Till
Memento Monstrum
· Gebundene Ausgabe : 200 Seiten
ISBN-13 : 978-3649630104
· Leseniveau : 9 und nach oben
· Herausgeber : Coppenrath
#MementoMonstrum
Das hinreißendste Kinder-Erwachsenen-Buch seit langem
Graf Dracula ist 589 Jahre alt und muss zwei Tage lang seine Enkelkinder hüten. Das macht ihm gewaltige Angst, denn er ist zwar Opa, hat aber keine Ahnung von Kindern, den wahren Monstern, die immer nur Blödsinn im Sinn haben. Und außerdem: Wie lange muss sich überhaupt ein Vampirkind Zähne putzen? Doch mit einem Vorrat an Blutorangen-Tee und Blutgummibärchen wird es schon gut gehen. Und die Enkelkinder Globine, die Kleinste, sowie ihre Schwester Vira und Bruder Rhesus lassen sich gerne davon ablenken, Unsinn zu machen, wenn Graf Vlad Dracula Geschichten aus seinem Leben zum Besten gibt. Und diese Geschichten haben es in sich, glaubt es mir!
Der Coppenrath Verlag schafft es immer wieder zu beeindrucken mit großartig gestalteten, aus dem Rahmen des Üblichen herausstechenden Büchern. Da wird nicht billig produziert, sondern liebevoll ins Detail gehend die Einmaligkeit des jeweiligen Buches herausgearbeitet. Memento Monstrum wirkt wie ein Buch aus einer ganz, ganz alten Bibliothek, mit Ledereinband, mit Golddruck, mit Prägung, mit Stockflecken auf den Innenseiten. Und mit Illustrationen, die so unfassbar lebendig, mit beeindruckender Farbenfülle und Ausdrucksstärke gestaltet sind, dass auch die schrecklichsten Monster einen Niedlichkeitsfaktor haben, der nicht mehr zu überbieten ist. Wiebke Rauers, Illustratorin und Ideengeberin, hat sich da schlichtweg selbst übertroffen.
Die Geschichten in der Geschichte sind überraschend und enthalten unaufdringlich kluge Botschaften. Für kindliche Leser sind sie spannend, aufregend, lustig, herzanrührend. Für erwachsene Leser zeigen sich die Geschichten ideenreich, doppelbödig, mit zahlreichen literarischen Anspielungen und intelligentem Humor versehen. Ich könnte endlos weiter schwärmen, endlos viele geniale Details aufzählen, und würde dennoch dem Buch nicht in vollem Umfang gerecht werden können. Deshalb meine dringende Empfehlung: Nehmen Sie es selbst in die Hand!
Denn Memento Monstrum ist das schönste, das hinreißendste, das witzigste, das ideenreichste Buch, für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet, das ich seit langem in Händen hielt.
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Annette Roeder
Das schwarze Schaf
· Gebundene Ausgabe : 224 Seiten
· ISBN-13 : 978-3961291670
· Herausgeber : Edel:Kids Books - Ein Verlag der Edel Germany GmbH
· Leseniveau : 8 und nach oben
#DasschwarzeSchaf
Wo die Rädertierchen rülpsen, da ist Baskeltorp…
Ein solch vergnügliches, tempo- und ideenreiches, liebenswertes Kinderbuch habe ich schon lange nicht mehr in der Hand gehabt! Meine uneingeschränkte Begeisterung werde ich mit Sicherheit mit vielen Kindern teilen.
In Baskeltorp gibt es Aufregung, denn der allseits beliebte Hütehund Gutti ist verschwunden. Sollte der böse Wolf daran schuld sein? Doch wie gut, dass das mutige und überaus kluge Schaf Texel ganz sicher weiß, dass der Wolf ein hieb- und stichfestes Alibi hat. Texel macht sich also seine eigenen Gedanken und Beobachtungen. In dem Maulwurf Dr. W. Winnewurp findet Texel einen geduldigen Unterstützer bei der Lösung dieses komplizierten Falles.
Annette Roeder ist es gelungen, sich mit ihren Tieren auf Baskeltorp sofort mitten hinein ins Herz der Leser zu schreiben. Texel ist hochbegabt, hat das absolute Gehör und ein fotografisches Gedächtnis. Darauf muss man erst mal kommen. Und der gemütliche Dr. W. Winnewurp bringt uns ein Lehrstück des Genießens bei, wenn er beschreibt, wie solch ein leckerer, schön schleimiger und nicht wabbeliger Regenwurm, der nach faulem Holz und Misthaufen riecht, den Appetit gewaltig anregt. So verschieden die beiden sind, so geschickt machen sie sich gemeinsam daran, den Fall aufzuklären, denn so manches Tier auf Baskeltorp benimmt sich auffällig, andere Tiere boykottieren sogar die Ermittlungsarbeit bei Pfosten 221b im Backenklee. Die Kinder können zusammen mit Texel und Dr. W. Winnewurp rätseln und kombinieren, wie seinerzeit Sherlock Holmes und Watson. Dank der kurzen Kapitel und des spannenden Inhalts, der mit viel Wortwitz erzählt wird, ist die Geschichte ideal zum Vorlesen ab 6 Jahre, für etwas Ältere gut zum Selberlesen geeignet. Großartig ergänzen die durchweg farbigen Illustrationen von Stefanie Jeschke das Erzählte, denn sie sind ausgesprochen ausdrucksstark und witzig. Zusätzlich bewegt sich ein Regenwurm als Daumenkino durch das Buch.
Fazit: Eine rundum gelungene und liebevoll ausgestattete Tier-Detektivgeschichte, temporeich und urkomisch.
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Usch Luhn
Lillys magische Schuhe – Die verbotenen Stiefel
· Gebundene Ausgabe : 224 Seiten
· ISBN-13 : 978-3473405527
· Herausgeber : Ravensburger Verlag GmbH
· Leseniveau : 8 und nach oben
#LillysmagischeSchuheDieverbotenenStiefel
Ein Füllhorn voller fröhlicher Ideen
Schon das fröhlich-kunterbunte Cover zeigt, was der Inhalt bietet: Eine Geschichte voller Fantasie und Ideenreichtum, die zu lesen einfach nur Spaß macht.
Der arme Sören hat es schwer. Er hat Asthma. Und er wird von seinen Mitschülern, besonders von Anton, gemobbt. Seine sportbesessenen Eltern wollen ihn ständig zu Höchstleistungen antreiben. Während er eigentlich nur dann glücklich ist, wenn er sich im Tierheim um Hunde kümmern kann. Besonders Ronja, eine Windhündin, ist ihm ans Herz gewachsen. Lediglich Marie, die Kleinste in der Klasse, steht Sören bei, was ihm jedoch irgendwie peinlich ist. Als Sören durch Zufall Lilly kennenlernt, wird die Geschichte richtig aufregend, denn der Großvater von Lilly betreibt eine magische Schuhwerkstatt und erkennt schnell, dass Sören genau das Kind ist, das magische Schuhe dringend benötigt. Aber da ist auch noch Frau Winsel, die richtig fies mit ihren beiden Hunden umgeht und nichts Gutes im Sinn hat…
Was für ein rundum geglücktes Kinderbuch! Da sind schwierige Themen wie zum Beispiel Mobbing oder Leistungsdruck oder Freundschaft sehr geschickt eingesponnen in eine spannende Handlung. Zwischen dem realen Alltag, der Kindern vertraut ist, und den fantastischen Möglichkeiten märchenhafter Fantasie hin und her wandert die Erzählung und bietet dabei ganz und gar unauffällig Lösungsmöglichkeiten, wie man aus schwierigen Situationen oder Widrigkeiten das Beste machen kann. Jede Seite des Buches brachte mir Spaß. Allein schon der Drache Monsieur Archibald mit seinem französischen Akzent und seinen gelegentlichen Schuppenschmerzen, aber auch Sir Schimmelkopf, das weise Sprüche absondernde Krokodil, animieren dazu, das Buch langsam und mit Genuss vorzulesen. Und es sind ja nicht die schlechtesten Erkenntnisse, dass man mit der Wahrheit besser dran ist und Gewalt keine Lösung ist. Die große Schrift und die vielen eingestreuten Illustrationen runden das Buch perfekt ab.
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Svenja K. Buchner
Bis die Zeit verschwimmt
· Gebundene Ausgabe : 320 Seiten
· ISBN-13 : 978-3522202695
· Herausgeber : Thienemann Verlag
· Leseniveau : 13 und nach oben
#BisdieZeitverschwimmt
Ein leises, ein beeindruckendes Jugend-Buch
Ein ungewöhnliches Thema hat sich die Autorin für ihren Debüt-Roman ausgesucht, noch dazu für die anspruchsvolle Zielgruppe der Jugendlichen ab 13. Von Herzen wünsche ich ihr aufgeschlossene und sensible Leser, egal welchen Alters!
Helene, 15 Jahre alt, hatte eine allerbeste Freundin von frühen Kindheitstagen an. Eine Freundschaft, die bis ins Teenie-Alter unverbrüchlich anhielt. Cassie und sie waren unzertrennlich, die eine war ohne die andere nicht denkbar. Als ein Amoklauf das Leben von Cassie und mit ihr weiterer Jugendlicher abrupt beendet, bleibt für Helene die Zeit stehen. Sie verliert sich in Tatenlosigkeit, in Erinnerungen, in Schuldgefühlen, in zerstörerischer Wut. Die Trauer sucht sich Kanäle, die für die Umwelt nicht nachvollziehbar sind. Und Helene verfolgt geradezu zwanghaft die Hinterbliebenen, um einen Sinn in der Tat zu entdecken, ein vorsätzliches, bewusstes Handeln des Täters. Denn der Tod von Cassie kann nicht zufällig, nicht schicksalhaft grundlos geschehen sein? Erik, der geduldig-verstehende Mitschüler, bleibt an ihrer Seite, wenn Helene es zulässt. Doch Helene glaubt, Cassie zu verraten, wenn sie sich leichte, warme Gefühle eingestehen würde.
Die leisen Bücher sind es, die oft am eindrücklichsten sind! Svenja K. Buchner schreibt in leisen, sensiblen Worten mit lyrisch schönen Beschreibungen, pastellfarben zart und gleichzeitig schmerzhaft hart und klar. Erzählt wird aus der Sicht von Helene. So bekommen die Leser eine unmittelbare, ungefilterte Ahnung davon, wie es sein kann, wenn altersbedingtes pubertäres und egoistisches Aufbegehren zusammen stoßen mit einem brutalen Schicksalsschlag, der alles in Frage stellt, alle bisherigen Hoffnungen und Pläne, in einem hilflosen Umfeld, das keine Geborgenheit mehr geben kann. Und dass es manchmal die größte Form der Liebe ist, einfach nur mit dem Betroffenen auszuharren. Denn jeder Mensch braucht seinen eigenen Weg und seine eigene Zeit, aus der Trauer heraus Frieden zu schließen, mit sich, mit dem Schicksal, mit den anderen.
Ein anspruchsvolles und sehr, sehr lesenswertes Buch.
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Janet Clark
Mina und die Karma-Jäger – Fiese Tat im Internat
· Originaltitel : Mina und die Karmajagd - Band 2
· Gebundene Ausgabe : 192 Seiten
· ISBN-13 : 978-3748800170
· Leseniveau : 9 und Nach oben
#MinaunddieKarmaJägerFieseTatimInternat
Wenn das Himmelshandy klingelt…
Beim Buchtitel kam ich erst einmal ins Grübeln. Was sind Karma-Jäger? Wie erkläre ich meinen Lesepatenkindern, was Karma ist? Eigentlich mag ich es nicht, wenn Kinderbücher Wörter benutzen, die esoterisch besetzt sind, schon gar nicht im Titel. Bei Lektüre des Buches setzten sich meine gemischten Gefühle in Teilen leider weiter fort.
Julius ist ein Geist und unsichtbar. Seine Aufgabe ist, verschiedene Missionen auszuführen, um sein Karma aufzubessern, was mehr als schwierig ist, denn Julius kümmert sich letztlich nur um sich selbst, ihm fehlt jeglicher Gerechtigkeitssinn. Und so sinkt und sinkt sein Karma-Level. Mina ist die Einzige, die Julius sehen kann, und sie will ihm helfen. Die neue Mission führt die beiden ins Rosen-Internat, wo – ausgerechnet – für Gerechtigkeit gesorgt werden soll.
Was an diesem Buch besticht, ist die herrlich fröhlich-komische Ideenfülle in Verbindung mit lebendigen, aussagestarken und witzigen Illustrationen. Schön ausgestaltet sind die Protagonisten, insbesondere die hilfsbereite Mina bekommt viele Sympathiepunkte. Auch dass wichtige Themen wie Umweltschutz oder Mobbing auf humorvolle Weise im Buch Platz haben, gefällt mir. Der etwas konfuse Schreibstil lässt sich leider schlecht lesen. Ich glaube aber, dass sich der Text bei entsprechender Betonung sehr gut vorlesen lässt. „Dummdoofblöderweise“ gefallen mir auch die vielen Wortschöpfungen nicht, weil sie zeitweise überhand nehmen und „löchernebelblass“ ebenfalls das Lesen erschweren. Ob die Kinder an diesen Wortkonstruktionen und an der chaotischen Geschichte Spaß haben werden, kann ich erst zu einem späteren Zeitpunkt ausprobieren. Hoffentlich falle ich mit meinen Kritikpunkten in dieser Rezension nicht auf die niedrige Karma-Ebene „besoffene Kopflaus“….
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Torben Kuhlmann
Einstein
· Gebundene Ausgabe : 128 Seiten
· ISBN-13 : 978-3314105296
· Herausgeber : NordSüd Verlag
· Leseniveau : 5 - 7 Jahre
#Einstein
Ein hinreißendes Gesamtkunstwerk
Die digitale Version des Bilderbuches hatte mich vor einige Herausforderungen gestellt. Entweder war die Seite im Ganzen sichtbar, aber die Schrift zum Lesen zu klein. Oder ich konnte den Text lesen, aber die Zeichnungen nur stückweise betrachten. Dass mich das Buch trotz der technischen Ärgernisse über die Maßen begeisterte, spricht für die außergewöhnliche und ganz und gar hinreißende, beeindruckend gelungene Gesamtgestaltung dieses Bilderbuches.
Die kleine Maus hatte zwar fleißig Kalenderblätter abgerissen, um das große Käsefest in Bern nicht zu verpassen, aber dann kam sie doch um einen Tag zu spät in Bern an. Wie schrecklich! Was tun? Ob es vielleicht möglich wäre, die Zeit um einen Tag zurückzustellen? Oder kann man überhaupt die Zeit anhalten? Die kluge Maus stellt allerlei Versuche an, aber nichts gelingt. Bis sie die Aufzeichnungen eines gewissen Albert Einstein findet und sich in seine Berechnungen hineinvertieft. Da schafft sie doch tatsächlich nach vielem Rechnen und Aufschreiben die Zeitreise. Aber sie hatte sich wohl ein wenig verrechnet, denn sie landet nicht um einen Tag, sondern um 80 Jahre zurück. Doch genau dieser Rechenfehler wird zum großen Glück war für die kleine Maus, denn eine unerwartete Begegnung hilft ihr auf ungeahnte Weise weiter…
Wie Einsteins Relativitätstheorie kindgerecht in eine spannende Geschichte umgesetzt und aus Mäuseperspektive verstehbar gemacht wurde, ist allein schon eine riesengroße Leistung. Was aber das Buch zum Gesamtkunstwerk macht, sind die genial gelungenen Zeichnungen, die das Spiel mit Raum und Zeit in Szene setzen. Die Feinheit des Zeichenstiftes, die ungewöhnlichen Blickwinkel, die Detailverliebtheit – mir fällt dazu nur das Wort „meisterhaft“ ein. Torben Kuhlmann hat ein hinreißendes, ein faszinierendes Gesamtkunstwerk geschaffen, das für Kinder und Erwachsene gleichermaßen einen besonderen Schatz im Bücherschrank darstellt.
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Heike Abidi
Arthurs wildes Hundeleben
· Gebundene Ausgabe : 160 Seiten
· ISBN-13 : 978-3747800201
· Herausgeber : Hummelburg
· Leseniveau : 8 und älter
#ArthurswildesHundeleben
Sehr lustig, spannend und mit Sinn
Wie könnten Mensch und Tier besser lernen, einander zu verstehen? Heike Abidi zeigt es den Kindern auf fantasievolle Weise in diesem lustig-aufregenden Kinderbuch.
Arthur wünscht sich sehnlichst einen Hund, doch die Eltern sagen immer und immer wieder Nein. Als ein Arbeitskollege von Papa kommt und Arthur bittet, für eine Woche auf Lucky, den schwarz-weiß gefleckten Wuschelhund, aufzupassen, ist Arthur selig! Doch da passiert etwas ganz Unglaubliches: Am Morgen liegt Arthur im Hundekörbchen und Lucky in Arthurs Bett. Beim Drehwurmspiel muss es passiert sein, ihre Körper haben sich vertauscht. Und nun muss Arthur lernen, wie man auf vier Pfoten läuft, und Lucky muss am Tisch mit Besteck essen lernen. Natürlich wollen beide den Tausch wieder rückgängig machen, aber wie? Ob das letztlich gelingt, müsst Ihr unbedingt selber lesen.
Die Autorin erzählt sehr geschickt aus zwei Perspektiven: Arthur lernt im Hundekörper ganz schnell, wie schlimm es ist, geknuddelt zu werden, wenn man es gerade nicht möchte. Oder wenn die Menschen seine Sprache nicht verstehen wollen, obwohl er doch ganz deutlich mit Schwanz und Ohren anzeigt, was Sache ist. Und Lucky lernt, wie anstrengend ein Menschenleben ist. Auf dem Stuhl sitzen zum Beispiel oder Zähneputzen oder in die Schule gehen. Mit ganz viel Humor und Spannung lesen wir von Arthur (Lucky) und Lucky (Arthur), die in allerlei irritierende Situationen und Missverständnisse geraten. Zum turbulenten Geschehen und der durchaus liebevollen Erzählweise passen die ausdrucksstarken fröhlichen Zeichnungen von Barbara Fisinger. Allerdings würde ich das Lesealter deutlich herabsetzen auf 6 Jahre, da mir die Gesamtgestaltung einschließlich Schriftgröße und Sprache sowie der fantasievolle Inhalt durchaus bereits für 6-Jährige, zumindest zum Vorlesen, geeignet erscheint.
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Jo Simmons
Hilfe, meine Eltern haben meinen Geburtstag gestrichen
· Seitenzahl der Print-Ausgabe : 145 Seiten
· Herausgeber : Schneiderbuch
· ISBN: 978-3-505-14319-9
· Lesealter: ab 9 Jahre
#HilfemeineElternhabenmeinenGeburtstaggestrichen
Suselwusel und andere Schlamassel
In einer Familie, in der Oma vegane Kuchen backt, mit denen man Autobrücken reparieren kann, und das Riesenschwein Mini auf dem Garagendach wohnt, kann es nicht ganz normal zugehen. Das wird dem Leser sofort klar. Und tatsächlich, eine Katastrophe nach der anderen geschieht. Der geliebte Chihuahua von Oma kommt auf schreckliche Weise zu Tode, Oma verletzt sich und muss in der Familie gepflegt werden und die Zahnfee bringt der kleinen Schwester Meg statt Geld nur Unglück. Und das ist noch längst nicht alles!
Kein Wunder, dass die Eltern bei all den Schlamasseln den Kopf nicht frei haben für irgendwelche Partyvorbereitungen, obwohl der 10-jährige Tom auf ein phänomenales Geburtstagsfest zu seinem „Glücksgeburtstag“ (11. August 11 Jahre alt) hofft. Nein, das Fest wird auf „später“ verschoben, sozusagen ein Mega-Schlamassel! Wie Tom jedoch nicht in Selbstmitleid versinkt, sondern Idee um Idee entwickelt, zusammen mit seinen Freunden dennoch ein einmaliges Geburtstagsfest auf die Beine zu stellen und was dann noch alles an Unglaublichem passiert – das müsst ihr selber lesen!
Herrlich komisch ist der Schreibstil von Jo Simmons, lustig und und voll von schrägen Ideen. Nicht nur die Fülle an neuen Schimpfwörtern, die man aus dem Buch lernt wie Zumblum, Spanoffel, oder Harrumpel, bringen den Leser zum Kichern, sondern die abstrusen Ideen von Tom und den sich daraus ergebenden immer chaotisch werdenden Situationen rufen ständiges Bauchschmerz-Lachen hervor. Die cartoonartigen Zeichnungen unterstreichen auf perfekte Weise den ganzen Suselwusel. Aber das Buch enthält nicht nur Nonsense. Denn es ist gut, sich selbst zu helfen. Es ist gut, Freunde zu haben, und es ist gut, dass Erwachsene merken, was wirklich wichtig ist. Kurzum: Ein Spaßbuch mit Sinn.
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A. L. Kennedy
Onkel Stan und Dan
· Gebundene Ausgabe : 272 Seiten
· ISBN-13 : 978-3280080221
· Herausgeber : Orell Füssli Verlag
· Leseniveau : 9 - 11 Jahre
#OnkelStanundDan
Schräg und urkomisch
Die Vorgängerbände kannte ich nicht. Deshalb schlug ich das vorliegende Buch völlig unbedarft auf. Und schon war es bereits auf Seite 7 um mich geschehen: Dachs Dan, der gern mit den Zehen wackelt und heiße Schokolade und eingelegte Schnecken mag, hatte da bereits mein Herz erobert.
Die eigentliche Handlung ist vielleicht gar nicht so wichtig, doch in Kürze zusammengefasst erfahren wir, wie der oberfiese Dr. Sylvester Perlenkralle mit Hilfe der Lamakumpels vertrieben wird, wie Dan sich unsterblich verliebt in eine geheimnisvolle rosa Dachsdame und aus seinem Liebestaumel schmerzhaft geweckt wird. Und dann ist da noch der Mond, bei dem auch nicht alles in Ordnung ist.
Noch nie habe ich ein solches Kinderbuch gelesen (und angeschaut) wie dieses hier. Die völlig abgedrehte Handlung, die völlig abgedrehten Freunde und Feinde, mit denen wir es zu tun haben, werden so urkomisch erzählt, dass man sie sich Satz für Satz mit Genuss einverleibt und vor Lachen gar nicht vorankommt. Der Humor ist von der schwarzen, skurrilen Sorte, wie es wohl nur Engländer beherrschen, und er trifft mich mitten hinein in mein innerstes Humorzentrum, wobei ich mich beim Lesen ständig fragte, wie man nur auf solche Ideen kommen kann. Ein Buch, in dem eine Dächsin so „schön wie eine Fernbusfahrerin“ geschildert wird, in dem es schüchterne Milchmondmotten gibt und Ginalollobrigida Lama gerne Schminke benutzt und trotzdem einen Nasenpickel bekommt – solch ein an schrägen Ideen überquellendes Buch wird von Kindern geliebt, dessen bin ich mir sicher. Aber der Text allein ist noch nicht alles: Ich liebe die unglaublichen Zeichnungen von Gemma Correll, die naiv und gleichzeitig urkomisch sind und perfekt zum Buch passen.
Fazit: Ein außergewöhnliches, total schräges und urkomisches Kinderbuch.
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Fee Krämer
Rille - Die Dschungelfreunde sind los
· Gebundene Ausgabe : 112 Seiten
· ISBN-13 : 978-3480235704
· Herausgeber : Esslinger Verlag
· Leseniveau : 5 und nach oben
#Rille
Zauberhaft, einfach nur zauberhaft
Ein junger Berggorilla (Rille), der einen Kuschelaffen (Mr. Gibbs) als Gesprächspartner besitzt und Puzzles liebt, der so laut brüllen kann, dass der Urwald wackelt, aber Angst hat vor allem Unbekannten - den kann man doch nur liebhaben, oder?
Rille soll von seinem Heimatzoo in Leipzig in einen Zoo in Buenos Aires gebracht werden. Doch das Flugzeug muss mitten im brasilianischen Regenwald notlanden und Rille, in eine enge Kiste eingesperrt, landet mit einem schmerzhaften Plumps irgendwo im Nirgendwo. Wie er aus der Kiste befreit wird, sich in der Fremde nach und nach zurechtfindet, wie er ganz viel neue Freunde kennenlernt und nicht verhungert ohne regelmäßige Fütterung wie bisher im Zoo – dies alles und noch viel mehr wird uns in diesem wunderbaren Buch erzählt.
Die einzelnen Kapitel lassen sich jeweils als separate Episoden aus dem aufregenden Leben von Rille lesen bzw. vorlesen. Die Geschichten sind so warmherzig, so liebenswert, so humorvoll und so spannend geschrieben, wie es besser gar nicht geht. Die viele wörtliche Rede lädt den Vorleser ein, sich als Stimmenimitator zu erproben, um die einzelnen Dschungelbewohner lebendig werden zu lassen. Welch ein Spaß! Und es gibt viele Themen, die kindgerecht in Szene gesetzt sind: Eigene Stärken zu entdecken, Mut und Selbstvertrauen zu gewinnen zum Beispiel. Aber dass es auch in Ordnung ist, wenn man mal ängstlich ist oder traurig oder wütend. Und vor allen Dingen, wie wichtig Freundschaft ist, weil man gemeinsam viele tolle Unternehmungen machen kann und viel stärker ist als allein, aber dass man für seine Freunde auch da sein muss, wenn sie einen brauchen. Meine besondere Begeisterung gilt den hinreißenden, humorvoll-fröhlichen Zeichnungen von Nikolai Renger, der die Dschungelbewohner ausdrucksstark, originell, witzig und liebevoll in Szene gesetzt hat.
Fazit: Ein sowohl von der Gestaltung als auch vom Inhalt her großartig gelungenes Vorlesebuch, dessen Geschichten so manches Thema aus dem kindlichen Alltag auf herzerwärmende Art behandeln.
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Sophie Schmid
Hör mal, kennst du Beethoven?
· Pappbilderbuch: 10 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649635611
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 Monate und älter
#HörmalkennstduBeethoven
Musik macht Freude
In welchem Elternhaus bekommen Kinder von klein auf bereits Zugang zu klassischer Musik? Vermutlich dürfte das eher selten geschehen. Insofern war ich sehr gespannt auf das Hör-Bilderbuch aus dem Coppenrath Verlag, denn auch die Kleinsten nehmen Musik bereits intensiv wahr, wobei Rhythmus zum Bewegen und Melodien zum Mitsingen animieren. Insofern habe ich Zweifel, ob man einem 1 ½-jährigen Kind mit Beethovens Musik eine Freude macht. Leider habe ich keine Möglichkeit, das Bilderbuch mit ganz kleinen Kindern gemeinsam anzuschauen. Die Beschäftigung mit den gestellten Fragen wie zum Beispiel „Welche Instrumente erkennst du“ oder „Was stellst du dir zu diesem Lied vor“ erfordert genaues Hinhören. Und dieses Maß an Konzentration würde ich doch eher etwas älteren Kindern, ab 3 vielleicht, zutrauen.
Schön gemacht ist das Bilderbuch, bunt, fröhlich, mit vielen liebevollen Details gezeichnet. Und gerade die Zeichnungen vermitteln ganz unmittelbar die Botschaft, dass Musik Freude macht. Es sind 5 verschiedene Musikstücke von Beethoven in wenige Sekunden dauernden Ausschnitten durch einfaches Drücken anzuhören, in relativ guter Wiedergabetechnik, allerdings für meine Begriffe zu laut. Im Bilderbuch gibt es auf einzelnen dicken Hochglanzseiten stimmungsvoll gezeichnete Szenen. In kurzen Texten wird dazu erläutert, wieso die jeweilige Komposition besonders passend ist für die in der Zeichnung dargestellte Situation. So „Für Elise“ als in Musik übersetztes Verliebt-Sein oder „Die Mondscheinsonate“ als Bootsfahrt bei Vollmond. Mit etwas größeren Kindern kann man sicher weitere individuelle kleine Fantasiereisen anhand der Musik unternehmen.
Ein großes Fragezeichen allerdings bleibt für mich die zeichnerische Darstellung eines jugendlichen, permanent Fröhlichkeit ausstrahlenden Beethoven. Ein bisschen viel heile Welt ist das. Kann man Kindern, auch kleineren, nicht zumuten, dass Beethoven ein Griesgram war?
Fazit: Eine richtig schöne Idee, durch ein Hör-Bilderbuch Kinderohren für klassische Musik zu öffnen. Gut durchdacht, sorgfältig in der Ausführung und vor allen Dingen Freude an Musik ausstrahlend.
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Stephan Pricken
Monster!
· Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649633105
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 4 Jahren
#Monster
Vermutlich habe ich einfach keine Ahnung!
Hmmmm….
Obwohl ich ein unverbrüchlicher Fan des Coppenrath Verlages bin, hat mich dieses Bilderbuch mit sehr gemischten Gefühlen zurückgelassen. Da hilft auch das Ausrufezeichen im Titel leider nichts.
Joscha ist wach, seine Eltern dummerweise nicht. Und so haben die Monster freie Hand. Sie sind Schrankkrabbler, denn sie kommen durch einen Schrank ins Haus und durch einen anderen Schrank wieder hinaus. Sie verwüsten das Haus auf der Suche nach dem richtigen Weg, nach dem richtigen Schrank in die Freiheit. Und Joscha bleibt nichts anderes übrig, als ihnen zu helfen.
Schon klar, Erwachsene haben keine Ahnung, schon gar nicht davon, was sich im Halbdunklen zwischen Tag und Nacht so alles im Haus abspielt. Davon wissen nur die Kinder, besonders die ängstlicheren unter ihnen. Aber trotzdem habe ich die Frage, warum Joscha mal einen Helm, mal einen Elefanten auf dem Kopf trägt. Und ich muss gestehen, dass mir die stibitzenden Schrankkrabbler gar nicht gefallen. Sie sind laut, rücksichtslos und wehleidig, außerdem fluchen sie („stinkende Pantherköttel“). Und vor allen Dingen schaffen sie ein heilloses Durcheinander, schlimmer noch, eine richtige Sauerei! Und dass Mama und Papa schließlich das Chaos wieder aufräumen müssen, gefällt mir auch nicht, auch wenn Joscha ein klein wenig hilft. Vielleicht liegt es ja wirklich daran, dass ich keine Ahnung habe, von Monstern und überhaupt…
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Sandra Grimm
Lotta entdeckt die Welt – im Wald
· Pappbilderbuch: 16 Seiten
· Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
· ISBN-13: 978-3473438785
· Empfohlenes Vorlesealter: ab 18 Monaten
#lottaentdecktdieWeltimWald
Achtsam und mit Respekt durch die Natur
Wenn ich in meinem Umfeld beobachte, wie kleine Kinder völlig ungeniert und ohne jegliches Gefühl für Natur durch liebevoll angelegte Blumenbeete stapfen und Blütenköpfe abreißen, während die Mütter auf ihre Handys starren oder einander Wichtiges zu erzählen haben, bin ich immer wieder aufs Neue entsetzt. Haben Eltern nicht einen Erziehungsauftrag? Sollte Kindern nicht so früh wie möglich Achtung und Respekt vor der Natur übermittelt werden?
Das vorliegende Bilderbuch ist ein großartiges und wertvolles Beispiel, auf welch liebevoll-zugewandte Weise dies gelingen kann, und zwar schon bei den Kleinsten. Lotta beobachtet sehr genau, was es im Wald zu entdecken gibt. Zusammen mit ihrem Opa und dem Hund Zottel ist sie unterwegs, neugierig, mit offenen Augen. Sie ist leise, um die Tiere nicht zu erschrecken. Sie spürt die Weichheit der Blättchen eines winzigen Bäumchens. Lotta ist achtsam und sorgsam und entdeckt dadurch so viel Interessantes. Die fröhlich-positiven Zeichnungen von Katja Senner sind auf geschickte Weise eingebettet in Naturfotos, was einen ganz besonderen Zauber auslöst. Heile Welt? Ja, vielleicht. Warum auch nicht? Was kann es Besseres geben, als mit solchen Bilderbüchern bereits im frühesten Alter die Sehnsucht zu wecken nach dem reichen Erlebnis, das Natur denen bietet, die achtsam sind.
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Géraldine Elschner, Lucie Vandelvelde
Hundertwasser Ein Haus für dunkelbunte Träume
· Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
· Verlag: Prestel Verlag
· ISBN-13: 978-3791374536
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 4 Jahren
#HundertwassereinHausfürdunkelbunteTräume
Die Kunst der lebenden Architektur für die Kleinsten
Die erste Assoziation, wenn man das Buch in Händen hält, ist bei Erwachsenen „Hundertwasser“, ganz klar. Kleinere Kinder sehen viele, viele bunte Flächen, Vögel, Bäume, haben Spaß an dem vielen Gold auf dem Cover. Das ist schon eine besondere Kunst, wie Lucie Vandevelde mit ihren Bildern sowohl die ganz Kleinen erreicht wie auch die „wissenden“ Erwachsenen. Sie trifft genau die „Sprache“ Hundertwassers. Das ist beeindruckend.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Das kleine Mädchen Maya muss zuschauen, wie ihr Lieblingsbaum auf dem Grundstück gegenüber plötzlich mehr und mehr hinter einer hohen Mauer verschwindet. O Schreck, ein neues Haus wird gebaut. Was wird dann mit dem Baum passieren, unter dem es zusammen mit Lea und Leo so schöne Kindergeburtstagsfeiern gab und in dessen Zweigen sich Coco, der Papagei, so gerne versteckte? Viele Baumaschinen rücken an, Bagger, Kräne, Lastwägen, alle machen Lärm und Staub. Nach vielen Wochen ist das Haus fertig. Da zeigt ein wunderlich bunt gekleideter Mann den Kindern, dass der Baum inmitten eines Hofes stehen geblieben war und um ihn herum viele, viele Pflanzen einen Platz gefunden haben, teils sogar mitten aus den bunten Hauswänden herauswachsend. Ein Märchen, so schön…
Dass Hundertwasser selbst im Buch den Kindern etwas erzählt von den Pflanzen, die wie die Menschen Mieter sein sollen in dem neuen Haus, dass sie gepflegt werden müssen und dass diese Pflege in unserer eigenen Verantwortung liegt, ist ein geschickter Dreh im Buch, den die Kinder ohne Mühe beim Vorlesen verstehen. Schön wäre es, wenn Eltern ihren Kindern das „echte“ Hundertwasser-Haus in Wien auf Bildern oder vielleicht sogar noch direkt vor Ort zeigen könnten und ihnen dabei etwas über die Gedanken von Friedensreich Hundertwasser vermitteln könnten. Achtung vor der Natur, die sich in einer lebenden, bewegten Architektur zeigt – das verstehen auch die Kleinsten dank dieses wunderbaren Bilderbuchs.
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Annett Stütze, Britte Vorbach
WILD! Der Steinkauz
· Gebundene Ausgabe: 96 Seiten
· Verlag: moses Verlag
· ISBN-13: 978-3964550453
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 8 - 10 Jahre
#DerSteinkauz
Eltern, bitte lest dieses Buch mit eueren Kindern!
Wie oft musste ich schon beobachten, wie Kinder gefühllos durch Blumenbeete trampeln und bei jedem Käferchen „iiiiih“ aufschreien, wie oft musste ich also erkennen, wie wenig diesen Kindern Achtung vor der Natur und Wertschätzung für die Natur beigebracht wird. Umso glücklicher bin ich über das vorliegende Buch, das in Zusammenarbeit mit dem BUND entstand. Besser kann man ein solches Buch, das uns einen winzigen Ausschnitt aus dem Zusammenspiel der Natur näher bringt, nicht machen!
Die beiden Autorinnen lassen uns in diesem Band den Steinkauz näher kennenlernen, einen Eulenvogel, dessen Population bedroht ist, weil ihm die Lebensräume mehr und mehr genommen wurden. Zunächst begleiten wir ein Steinkauz-Pärchen durch das Jahr. Sehr, sehr anschaulich, anrührend und stellenweise atemlos spannend wird deren Leben erzählt. Die anstrengende Aufzucht der Jungen, die täglich überall lauernden Gefahren erleben wir mit. Im zweiten sachlichen Teil des Buches erfahren wir alles Wissenswerte über das Tier, über seine Lebensweise und seine Bedürfnisse. Vor allen Dingen aber erfahren wir auch, was wir ganz persönlich tun können, um dem Steinkauz zu helfen!
Doch nicht nur die hervorragenden Texte überzeugen. Die Gesamtgestaltung ist ganz großartig gelungen. Der erzählende Teil ist meisterhaft illustriert durch Bente Schlick. Die Zeichnungen sind so fein und exakt fast wie Fotos, richtig kleine Kunstwerke. Der Sachbuch-Teil enthält neben weiteren Zeichnungen von Bente Schlick viele Fotos, die zum Beispiel den Bewegungsablauf beim Fliegen zeigen oder einzelne Entwicklungsstadien. So werden die umfassenden Informationen durch die großzügige Bebilderung zusätzlich auf anschauliche Weise vertieft. Besser geht es nicht.
Eltern, bitte lest dieses Buch mit eueren Kindern!
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Espen Dekko
Sommer ist trotzdem
· Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
· Verlag: Thienemann Verlag
· ISBN-13: 978-3522185318
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren
· Originaltitel: Tarer ändrar ingenting
#Sommeristtrotzdem
Opa-Umarmung hilft gegen Zitterpelz
Innerlichen und äußerlichen Zitterpelz (Gänsehaut) macht dieses Buch dem Leser, so tief bewegend ist es, so ergreifend, so traurig, aber auch so liebevoll, so tröstlich. Ein ernstes Kinderbuch, wie ich es in dieser Intensität noch nie gelesen habe, eine Erzählung, die Herzschmerzen macht und sie auch wieder heilt. Lange, lange nachwirkend.
Das Mädchen ohne Namen verbringt wie jedes Jahr Sommerwochen bei Oma und Opa im Haus am Meer. Eigentlich wie immer und doch ganz anders. Denn es ist der erste Sommer ohne Papa, der gestorben ist. Das Mädchen erlebt diese Sommerwochen zwischen Ferienfreude in vertrauter Geborgenheit und nicht fassbaren Gedanken und in sich gekehrtem Schweigen. Viel Trauriges geschieht. Und sie begegnet ihrer eigenen unglaublichen Stärke.
Unfassbar gut geschrieben ist die Geschichte. Die kurzen, vordergründig einfachen Sätze, im Präsens geschrieben aus Sicht des Mädchens, wirken auf seltsame Weise so eindrücklich, dass man sich ihnen nicht entziehen kann. Manchmal ist der Sprachduktus so schlicht, dass man glaubt, das Mädchen sei jünger als 11. Doch das ist eines der wichtigsten Geheimnisse dieses Buches bzw. des Autors: In einfachen Worten, mit viel Feingefühl fühlen, denken, beobachten, spüren. Ein weiteres Geheimnis ist die Fülle an bildhaften Sätzen, die umschreiben, was das Mädchen nicht ausdrücken kann. „Jemand hat den Himmel aufgeräumt.“ Der Autor hat es meisterhaft verstanden, sich in die Welt des 10-jährigen Mädchens hineinzudenken und aus dieser Perspektive heraus zu erzählen. Großartig zum Beispiel die Schilderung aus Kindersicht, wie Kinder die nonverbalen Botschaften der Erwachsenen wahrnehmen. Sehr, sehr bewegend ist zu lesen, wie das Kind Sterben und Tod des Vaters erlebt und was wortlose Opa-Umarmungen auslösen. Ein ergreifendes und tröstliches, ein sensibles Kinderbuch mit viel leiser Weisheit. „Niemand muss die ganze Zeit stark sein. Manchmal müssen wir einfach so sein wie wir sind.“ Ganz, ganz wunderbar!
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Michael Ende, Wieland Freund
Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe
· Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
· Verlag: Thienemann Verlag
· ISBN-13: 978-3522185004
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 6 - 8 Jahre
#RodrigoRaubein
Ohne Angst gibt es keinen Mut
Ein Romanfragment aus dem Nachlass von Michael Ende, sprich drei Kapitel, an denen er bis zu seinem Tod immer wieder gearbeitet hatte, waren die Steilvorlage, die Wieland Freund dazu animierte, das Fragment weiterzuschreiben zu einem abenteuerlich-spannenden Kinderbuch, was ihm zweifellos sehr gut gelungen ist.
Knirps, der völlig angstfreie Sohn einer Puppenspielerfamilie, möchte unbedingt ein ganz gefährlicher Raubritter werden. Auf jeden Fall so schrecklich wie Rodrigo Raubein, bei dem er in die Lehre gehen will. Doch dieser fühlt sich in seiner Ruhe gestört und ist gar nicht erbaut von Knirps‘ Plänen. Deshalb fordert er als allererstes eine ganz und gar gefährliche Mutprobe, um Knirps wieder loszuwerden. Nach einigem Grübeln ist sich Knirps sicher, dass es nichts Gefährlicheres gäbe als einen Prinzessinnenraub. Doch als er die überaus kluge Prinzessin Flip trifft, gerät alles mehr und mehr aus dem Ruder…
Wir wissen nicht, welche Geschichte rund um Knirps und Rodrigo Raubein Michael Ende vorschwebte. Insofern ist es Wieland Freund hoch anzurechnen, in welch genialer Weise er aus den vorhandenen drei Kapiteln in insgesamt 16 Kapiteln ein Kinderbuch entstehen ließ, das durch Ideenreichtum, durch Witz und Klugheit begeistert. Es ist erstaunlich, wie Wieland Freund sowohl den Sprachduktus als auch die so reiche humorige Fantasie und Wortgestaltungskraft von Michael Ende „fortführt“. Vielleicht hätte es der Geschichte jedoch gut getan, wenn sie mit ein paar Handlungssträngen weniger erzählt worden wäre. Irgendwie blieb bei der Fülle der erzählten Geschehnissen der von Michael Ende eigentlich in den Mittelpunkt gestellte Hastrubel Anaxinander Chrysostomos, genannt Knirps, auf der Strecke, wurde zur Randfigur. Das fand ich schade. Schön jedoch, wie der Erzähler immer wieder seine Zuhörer/Leser direkt anspricht und sie somit unmittelbar in die Geschichte hineinholt. Und wir lernen, dass es gar nicht so einfach ist, das zu tun, was man wirklich will und dass es ohne Angst keinen Mut gibt. Gegen Ende der Abenteuer heißt es: „Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit.“ Und es klingt, als ob Michael Ende selbst das Wort ergreift.
Fazit: Ein sehr hochwertig gemachtes Buch, mit viel Witz, spannenden Abenteuern und von unaufdringlicher Klugheit erzählt. Wieland Freund ist es perfekt gelungen, aus einer aus wenigen Seiten bestehenden vorgegebenen Idee ein Kinderbuch ganz im Sinne von Michael Ende zu schreiben. Unbedingt hervorzuheben sind übrigens die sehr ansprechenden, ausdrucksstarken Illustrationen von Regina Kehn, die das Buch zusätzlich aufwerten.
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Susan Niessen, Leonie Ebbert
Lotti & Dotti
· Gebundene Ausgabe: 40 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649632160
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre
#LottiundDotti
Ein sehr gelungenes Foto-Bilderbuch
Ein Bilderbuch ohne Zeichnungen? Ein Bilderbuch, illustriert ausschließlich mit Fotografien? Ich konnte es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Wie will man den Kleinen anhand von Fotos eine Geschichte so erzählen, dass sie ankommt, dass sie Aufmerksamkeit oder Neugier erregt, dass sie Gefühle auslöst? Doch meine Zweifel waren nach der Lektüre völlig beseitigt, im Gegenteil, das Foto-Bilderbuch hat mich begeistert.
Lotti darf in den Ferien zu ihrer Oma, was das Allerschönste ist. Denn mit Oma kann man wunderbar spielen. Sie hat tolle Ideen und vor allen Dingen hat sie viel Zeit für Lotti. Doch dann passiert etwas Unglaubliches! Eines Morgens steht da doch tatsächlich ein kleines Pferd in Omas Flur. Ein niedliches, kleines, schwarzgepunktetes Pony schaut sich neugierig um und stupst Lotti freundschaftlich. Man erfährt, dass es Dotti heißt, dass es ihm arg langweilig ist und dass es aus dem benachbarten Reiterhof regelmäßig ausbüxt, weil es so klein ist und überall durchschlupfen kann. Es darf in Omas großem Garten bleiben, und für Lotti und Dotti beginnen die allerschönsten Ferientage. Doch irgendwann sind die Ferien zu Ende. Was dann? Die Überraschung, die Lotti erlebt, wird natürlich nicht verraten.
Wenn man das zauberhafte Bilderbuch durchblättert, hat man das Gefühl, dass die Fotos die Geschichte diktiert haben, nicht umgekehrt. Sie erzählen so lebendig, so frisch und witzig von wunderschönen Ferientagen, wie es Zeichnungen gar nicht könnten. Die Bildausschnitte bringen ein fröhliches, unbeschwertes Miteinander zwischen Menschen und Tier so intensiv zum Ausdruck, dass ich beeindruckt bin. Gerade die Kombination zwischen buntem (Foto-)-Realismus und einer Geschichte, wie sie sich Kinder gerne erträumen, macht den besonderen Reiz aus. Die Fotos sind so ausdrucksstark, dass die Geschichte auch von den Kleinen verstanden wird, die den Text noch nicht lesen können. Ein sehr gelungenes, rundum fröhlich stimmendes Bilderbuch!
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Alexander Bálly
Joana auf Echo-Hall
· Taschenbuch: 180 Seiten
· Verlag: BoD - Books on Demand
· ISBN-13: 978-3750419674
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 8 - 12 Jahre
#JoanaaufEchoHall
Märchenhaft-spannende Reise in die Welt der Bilder
Man könnte eine Diskussion anzetteln, für welche Altersgruppe das Buch geeignet ist. Bei Amazon steht „8-10“, der Autor selbst schwankt zwischen 10 und 12. Doch solche „Standardmaße“ passen ganz und gar nicht zum vorliegenden Buch. Hier würde ich die Zielgruppenbezeichnung „neugierig-interessiert“ wählen, egal ob 8, 10 oder 80 Jahre alt.
Hinter dem schlichten Titel verbirgt sich eine sehr fantasievolle Geschichte: Joana, ein 10-jähriges aufgewecktes Mädchen, dessen Mutter schwer erkrankt ist und deren Vater sich auf hoher See befindet, muss den Sommer auf Echo-Hall verbringen, einem weitläufigen, dunklen, alten Gemäuer. Der Hausherr, ein finsterer, freudloser Gelehrter, stellt strenge Regeln auf, an die sich Joana zu halten hat. Ganz schön trostlos und entsetzlich langweilig für Joana. Als sie jedoch entdeckt, dass es Gemälde im Haus gibt, die sich auf seltsame Weise verändern, beginnt für Joana eine aufregende, geheimnisvolle Entdeckungsreise…
Dem Autor ist es auf bewundernswerte Weise gelungen, anhand einer spannenden Rahmengeschichte symbolträchtig den besonderen Zauber, der der Malerei innewohnt, auf kindgerechte Weise zu vermitteln. Joana, die liebenswerte Hauptfigur, ist pfiffig, neugierig und herzerwärmend mitfühlend, wo nötig folgsam, aber auch mutig grenzüberschreitend. Gerade ihre Neugier, ihr Wissensdrang machen sie zur idealen Identifikationsfigur für eine Reise in die Malerei. Mittels kleiner Textpassagen hat Alexander Bálly Wissenswertes, Informatives mit der Handlung verwoben, ohne dass die Spannung darunter leidet. Denn man sieht nur, was man weiß.
Fazit: Die magische Wirkung von Kunst wird in dieser mit einem gewissen Anspruch geschriebenen, fantasievollen, lebendig-spannenden Geschichte von Anfang bis Ende spürbar. Und ich vertraue der Kraft dieser Erzählung, dass Erwachsene und Kinder durch das Buch angeregt werden zu eigenen Entdeckungsreisen, zu eigenen „Bildbegehungen“.
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Ute Löwenberg
Exit Room Rätsel - Gefangen auf der Insel
· Gebundene Ausgabe: 96 Seiten
· Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
· ISBN-13: 978-3473417018
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 8 - 12 Jahre
#ExitRoomRätselGefangenaufderInsel
Spannend-unterhaltsame Beschäftigung für kleine Rätselfüchse
Ute Löwenberg schafft es immer wieder neu, Kinder mit Büchern zum Lesen und Mitdenken zu verführen, so auch in der Reihe „Exit Room Rätsel“ für 8- bis 12-Jährige, einer Buchreihe, die mir außerordentlich gut gefällt.
Ähnlich dem Realspiel für Erwachsene in einem Escape Room bekommen die kleinen Leser die Aufgabe gestellt, aus einer ausweglosen Situation wieder hinaus zu finden, indem sie Rätsel lösen. Jede richtige Lösung führt wieder weiter zum nächsten Rätselschritt. Auch sind kleine Hilfen im Buch versteckt. Doppelseiten müssen aufgetrennt, die Seiten bemalt oder ausgeschnitten werden. Das bedeutet leider, dass das Buch nur einmal verwendet werden kann.
Im vorliegenden Band „Gefangen auf der Insel“ ist man nach einem Sturm auf einer Insel und damit in einer Falle gelandet. Mit Schmierpapier, Stiften, Schere und Überlegung muss man an seiner Befreiung aus dieser misslichen Situation arbeiten. Durchhaltevermögen, Kreativität und logisches Denken sind gefragt. Wer nicht trickst, ist bestimmt für ungefähr 2 Stunden gut beschäftigt. Die einzelnen Rätselaufgaben sind nicht zu einfach und dadurch langweilig, aber auch nicht unlösbar schwierig. Auf jeden Fall ist das Buch eine fordernd-unterhaltsame Beschäftigung, ideenreich gestaltet und am meisten Spaß bringend, wenn sich die ganze Familie damit befasst.
Fazit: Spannend-unterhaltsame Beschäftigung für kleine Rätselfüchse.
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Sabine Bohlmann
Ein Mädchen namens Willow
· Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
· Verlag: Planet!
· ISBN-13: 978-3522506649
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren
#EinMädchennamensWillow
Der Wald als magischer Ort
Welch ein zauber-haftes Kinderbuch, und das im wahrsten Sinn des Wortes. Liebenswert, verträumt, märchenhaft, mit einer klaren Botschaft, die man jedem Kind mitgeben möchte: Höre auf die Sprache der Natur und achte sie!
Willow ist ein elfjähriges Mädchen mit unbezähmbaren roten Locken. Schon oft hatte Willow nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem Vater umziehen müssen. Doch nun scheinen die Beiden ein endgültiges Zuhause gefunden zu haben, denn Tante Alwina hat ihnen ein altes Haus vererbt. Und nicht nur das, Alwina hat Willow einen kleinen angrenzenden Wald vermacht, was Willow gar nicht begeistert. Was soll sie bloß mit einem Wald, und warum in diesem alten Haus mit dem undichten Dach leben, schmollt sie. Auf einer ersten Erkundungstour durch das Wäldchen hat sie allerdings eine aufregende Begegnung mit einem zahmen Fuchs. Sie erfährt, dass Alwina ihr nicht nur den Wald, sondern auch ihre Hexenkraft hinterlassen hat, die sie sich allerdings erst erarbeiten muss. „Begabung und Fleiß. Das eine hat ohne das andere keinen Wert.“ Und sie braucht Mitstreiterinnen, die zu finden ihr als Einzelgängerin sehr schwer fällt. Mehr wird nicht verraten, denn es geht noch sehr aufregend weiter!
Das Buch ist mit einer großen Portion Humor und viel, viel Fantasie und Ideenreichtum geschrieben. Wo findet man sonst wohl Morgentau, abends geerntet? Oder Wegheckenschneckenschleim? Und es enthält, überraschend für ein Kinderbuch, sehr weise Sätze als Kapitelbeginn wie zum Beispiel „Wohin wir unsere Aufmerksamkeit lenken / dahin fließt unsere Energie. / Wenn wir also kein Ziel vor Augen haben, / dann wird auch nichts geschehen.“ Der Hauptperson Willow schenken wir sofort unsere volle Sympathie, denn das Leben hat ihr schon übel mitgespielt, dennoch ist sie neugierig, wissbegierig und mutig. Und sie ist unglaublich fleißig und engagiert, die Pflanzen und Tiere in ihrem Wald kennen zu lernen und zu verstehen, aber sie lernt auch, sich auf ihre neuen Freundinnen einzulassen, auch wenn diese ganz anders sind als sie selbst. Toleranz und Freundschaft sind die Grundpfeiler, auf denen die Hexenkraft schier Unmögliches zu leisten vermag, als der Wald in Gefahr gerät. Ich bin sicher, sowohl kleine als auch große Leser werden von diesem Kinderbuch verzaubert sein, wozu die feinen Illustrationen von Simona Ceccarelli einen nicht unwesentlichen Beitrag leisten.
Doch eine Anmerkung habe ich, liebe Sabine Bohlmann: Das Reh ist nicht die Frau vom Hirsch, der zugehörige Mann wäre der Rehbock. Bitte diesen Fehler unbedingt bei einer neuen Auflage ausmerzen!
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Karolin Leszinski
Das große Buch für Pferdefreunde
· Gebundene Ausgabe: 128 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649670186
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 6 - 8 Jahre
#Pferdefreunde
Ein großartig gelungenes Sachbuch für jüngere Pferdeliebhaber
Welch ein traumhaft schönes, rundum gut gelungenes Pferde-Sachbuch für die Altersgruppe ab 6 - 8 Jahren! Ich bin begeistert und hoffe inständig, dass dieses Buch jedes tierliebende Kind so früh wie möglich erreicht und rufe alle Eltern und Großeltern auf, dieses Buch zu verschenken, zu Ostern, zum Geburtstag, als Belohnung, einfach so – ein sinnvolleres Geschenk können Sie nicht machen!
Auf dem Cover des großformatigen, durchaus schwergewichtigen Buches wird der Leser von einem offenen, wachen, sanften und freundlichen Pferdeblick gefangen genommen. Und damit haben wir bereits eine Besonderheit, besser gesagt die einzigartige Stärke des Buches vor uns, eines Buches, das völlig auf Fotos verzichtet, denn Thea Roß hat es meisterhaft verstanden, die Texte mit ausdrucksstarken Illustrationen zu versehen. Sie sind ein Hochgenuss, denn sie sind naturnah, völlig unverkitscht, dennoch gefühlvoll, und setzen den jeweiligen Text perfekt „in Szene“. Es lohnt sich, diese Illustrationen immer wieder anzuschauen. Es ist wahrlich eine Kunst, Pferde im jeweiligen Bewegungsablauf so perfekt zu zeichnen. Die Skizzen im Inneneinband sprechen für sich! Thea Roß, die erfahrene Illustratorin von mehr als 100 Büchern, trägt einen sehr wichtigen Teil zum gelungenen Gesamtkonzept des Buches bei. Denn mit einem Sachbuch die kleinen Leser „bei Laune“ zu halten, ist gar nicht so einfach. Doch Karolin Leszinski schafft es, mit ihren kindgerechten Texten, die sich durch klare Sprache und kurze Sätze auszeichnen, dem Wissensdrang der Kleinen so nachzukommen, dass es nie langweilig wird. Die Entwicklungsgeschichte des Pferdes über die Jahrtausende hinweg, die verschiedenen Rassen, Gangarten, Haltung und Pflege, Grundkenntnisse des Reitens und vieles, vieles andere werden in Text und Bild erläutert. Über die reine Wissensvermittlung hinaus steht jedoch immer an erster Stelle, den Kindern die Achtung vor dem Tier und seinen speziellen Bedürfnissen näherzubringen. Denn man kann es gar nicht früh genug lernen, dass Tierliebe auch Wissen und Verantwortung bedeutet.
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Holly-Jane Rahlens
Das Rätsel von Ainsley Castle
· Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
· Verlag: Rowohlt Taschenbuch
· ISBN-13: 978-3499217470
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 11 Jahren
#DasRätselvonAinsleyCastle
Befremdliches Vexierspiel
Vorliegendes Jugendbuch für die Altersgruppe ab 11 Jahren, wie vom Verlag vorgeschlagen, hat mir Rätsel aufgegeben, nicht nur was Ainsley Castle betrifft. Ein geheimnisvolles, ansprechendes Cover, überhaupt die schöne Gesamtgestaltung verlockte mich und ließ mich, verstärkt noch durch den Klappentext, auf ein gutes, spannendes, überraschendes Jugendbuch hoffen.
Zum Inhalt: Lizzy musste mit Vater und Stiefmutter an die schottische Küste ziehen. Die Stiefmutter leitet dort ein riesiges Hotel. Lizzy ist unglücklich. Sie empfindet ihre Stiefmutter als echten Drachen, sie träumt schlecht, leidet unter merkwürdigen Schwindelanfällen und Erinnerungslücken. Als sie auch noch seltsame Mails bekommt, die genau das wiedergeben, was Lizzy soeben erlebt bzw. gedacht und gefühlt hat, wird die Situation immer unheimlicher. Glücklicherweise begegnet sie Mack, einem Computer-Nerd, der ihr helfen will, den seltsamen Vorgängen auf die Spur zu kommen. Doch da taucht Betty auf, ein Mädchen, das Lizzy bis aufs Haar gleicht…
Eigentlich hat das Buch alles, was ein Jugendbuch für diese Altersgruppe haben sollte. Es ist modern, in altersgemäßem Erzählstil geschrieben, spannend-abenteuerlich, mysteriös, überraschend und geheimnisvoll. Durch das Verschwimmen der Wirklichkeit in abstruse Geschehnisse, durch das willkürliche Überschreiten der Grenzen zwischen Realität und Fantasie wird das Buch jedoch zu einem seltsamen, fast möchte ich sagen befremdlichen Vexierspiel, dem zu folgen nicht wirklich gelingt. Zu vieles bleibt ungeklärt, bleibt rätselhaft. Dass es die Autorin darauf anlegt, dass die Protagonistin ihre Geschichte, das vorliegende Buch also, letztlich irgendwie selbst schreibt, mag in seiner Doppeldeutigkeit für erwachsene Leser ein geeignetes Thema darstellen, nicht aber für 11-Jährige, wie ich meine. Das Buch wirkt auf mich wie ein Entwurf, ein gedankliches Spiel mit Möglichkeiten, aber leider nicht wie ein konsequent durchgestaltetes Jugendbuch.
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Michael J. Sullivan
Im Schatten des Kronturms
· Broschiert: 462 Seiten
· Verlag: Klett-Cotta
· ISBN-13: 978-3608985696
#ImSchattendesKronturms
Schmackhafter Köder für die Riyria-Reihe
Zwar zählt das Buch nicht zu meinen bevorzugten Genres, aber dennoch war ich überrascht, wie sehr es mich, kaum hatte ich zu lesen begonnen, gepackt hatte.
Es handelt sich um die Vorgeschichte zu der Riyria-Reihe von Michael J. Sulivan, eine Reihe, die ich nicht gelesen habe, die mich jetzt aber anhand der Lektüre des vorliegenden Buches durchaus reizt zu lesen. „Hadrian Blackwater, ein Krieger, der derzeit nichts zu kämpfen hat, trifft auf Royce Melborn, einen Dieb und Mörder, der nichts zu verlieren hat. Beide werden von einem alten Zauberer angeheuert, um ein geheimnisvolles Buch zu stehlen…“ So steht es beim Verlag. Der Autor erzählt in der vorliegenden Vorgeschichte, wie die Beziehung zwischen Hadrian und Royce ihren Anfang nahm, zwei Kontrahenten, die sich zu Anfang nicht ausstehen können, aber doch im Laufe des ihnen gestellten Auftrages mehr und mehr zusammenwachsen. Und es gibt noch einen weiteren Erzählstrang rund um den Zuhälter Grue, was scheinbar erst einmal ohne jeglichen Zusammenhang zur Geschichte rund um Hadrian erzählt wird.
Zwar wirkt der Plot nicht besonders ausgeklügelt, aber Michael J. Sullivan schreibt fesselnd, spannend und vor allen Dingen mit einem feinen Humor. Atmosphärisch dichte Schilderungen wechseln von düster bis schaurig, durchsetzt von actionreichen Szenen und witzig-spritzigen Dialogen. Detailreich, anschaulich und wie ich finde durchgängig spannend geschrieben hat mich das Buch von Anfang bis Ende gut unterhalten. Und durch das offene Ende wird der Leser weiter geködert…
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Franziska Gehm
Carla Chamäleon
· Seitenzahl der Print-Ausgabe: 240 Seiten
· Verlag: Rowohlt
· ISBN: 978-3-499-21847-7
#CarlaChamäleon
Turbulente, witzige, verrückt-schräge Geschichte
Das vorliegende Buch ist die erste Folge einer vielversprechenden neuen Kinderbuchreihe, die mit Ideenreichtum und Witz überzeugt.
Carla weiß nicht, wie sie das neu begonnene Schuljahr bewältigen soll. Ihre allerbeste Freundin Herta ist weggezogen, und alles was Carla bleibt, sind traurige Erinnerungen. Ohne Herta ist Carla schüchtern, geradezu ängstlich. Manchmal hilft es Carla, Listen aufzuschreiben. Listen sind ihr Halt, ihre Krücken, wenn es darum geht, verwirrte Situationen für sich selbst zu klären. Als Jole, ein lustiger neuer Klassenkamerad, auftaucht und sie in seiner Unbefangenheit nervt, möchte Carla am liebsten verschwinden, sich in Luft auflösen. Und genau das passiert tatsächlich, Carla verschmilzt mit ihrer Umgebung, wie ein Chamäleon. Carla ist verwirrt, Jole ist begeistert. Wenn da nicht auch noch ein Geheimbund wäre, der sich ganz besonders für Carla interessiert…
Eine total verrückte, schräge Geschichte wird da erzählt, und zwar so lustig und überraschend, so liebevoll und ideenreich, so turbulent, dass man gar nicht aufhören mag zu lesen. Klar, dass das Buch mit einem Cliffhanger endet. Doch auch ohne ihn will man unbedingt wissen, wie es mit der sympathischen, liebenswerten Hauptperson weitergeht. Die Autorin hat herrliche Ideen, man spürt direkt ihren eigenen Spaß beim Schreiben. Die niederbayerische Englisch-Lehrerin ist ein wunderbares Beispiel – wer Niederbayern kennt, weiß genau, was die Autorin meint. Das Auftauchen der in ihrer Pubertät versunkenen und wenig angenehmen Schwester von Carla, die meinen (seltenen) Vornamen trägt, hat mich fast ein wenig erschreckt. Einen Pinguin, der in Reimen spricht, in der Wohnung zu halten, ist allerdings vielleicht ein wenig fragwürdig, passt aber zur chaotischen Familie von Carla. Das Buch ist insgesamt gesehen ein ganz großer Spaß, wobei es durchaus auch sensible und fein formulierte Stellen im Buch gibt, die die Gefühle der Unsicherheit, die jedes Kind kennt, aufgreifen. Julia Christians gelingt es, mit ihren ausdrucksstarken Illustrationen das Leseerlebnis rund um Carla Chamäleon zusätzlich zu vertiefen.
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Michael Petrowitz
Dragon Ninjas
· Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
· Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
· ISBN-13: 978-3473405183
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 8 Jahren
#DragonNinjas
Eine spannende Geschichte für kleine Kämpfer
Diese Geschichte, die den ersten Teil einer Fortsetzungsreihe darstellt, lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück.
Zum Inhalt: Chipanea ist ein Ninja-Internat, und zwar zur Ausbildung der (guten) Drachen-Ninjas. Aber da gibt es die feindlichen Tiger-Ninjas mit ihrem bösen Oberhaupt O-Gonsho, der durch Stehlen der magischen Waffen der Drachen-Ninjas die Weltmacht an sich reißen möchte, was natürlich verhindert werden muss. Lian, soeben im Internat neu aufgenommen, und seine neuen Freunde erleben gemeinsam ihr erstes großes Abenteuer.
Eine spannende Geschichte mit fantastischen Elementen wird hier erzählt. Verwirrend könnten die eingestreuten japanischen Begriffe sein. Die Protagonisten sind allesamt lebendig und mit einigem Humor gezeichnet. Natürlich liegt dem Leser Lian ganz besonders am Herzen, denn er ist ein liebenswerter Junge, der sogar eine Spinne davor rettet, von seiner Katze gefressen zu werden. Lian ist mutig, ideenreich und zeigt, dass man mit Rafinesse und gemeinsam mit Freunden viel erreichen kann. Leider gefallen mir die Zeichnungen von Marek Bláha gar nicht. Sie sind nach meinem Empfinden comichaft so sehr überzeichnet, dass ich sie geradezu als hässlich empfinde. Über allem jedoch steht für mich die große Frage, ob Kampf das richtige Thema für die relativ junge Zielgruppe ist. Mir fehlen ein paar Alternativen zur Problemlösung in der Geschichte, wobei mir schon klar ist, dass Ninjas nun mal Kämpfer sind. Trotzdem – ich habe gemischte Gefühle bei diesem Buch.
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Maria Engstrand
Code Orestes
· Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
· Verlag: mixtvision Mediengesellschaft mbH
· ISBN-13: 978-3958541535
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 11 - 13 Jahre
#CodeOrestes
Das ideale Buch für kleine Tüftler mit Sinn für Mystik
Das vorliegende Buch für Leseratten ab ca. 11 Jahren ist eine recht bunte Mischung verschiedener Stilrichtungen und Genres. Ob dieser Mix gefällt den jungen Lesern gefällt, wird sich erweisen.
Worum geht es? Die 12-jährige Malin, große Musikliebhaberin mit eigenem Cello, bekommt von einem seltsam altmodisch gekleideten Mann einen Brief übergeben. Es wird ihr das Versprechen abgenommen, diesen Brief in genau hundert Tagen an ein „Rutenkind“ zu übergeben. Und genau nach diesem Zeitraum zieht der etwas seltsame Orestes mit seiner ebenfalls etwas seltsamen Mutter und kleinem Schwesterchen in der Nachbarschaft von Malin ein. Gemeinsam versuchen die beiden, den verschlüsselten Brief aus dem Jahr 1857 zu entziffern und geraten dabei in eine abenteuerliche Schnitzeljagd.
Die Autorin erzählt sehr bildhaft eine Abenteuergeschichte, die von Seite zu Seite spannender wird. Getragen wird dies insbesondere durch die sympathischen Protagonisten und den immer wieder hervorblitzenden Humor. Themen wie Freundschaft, Zusammenhalt, Aufgeschlossenheit für Fremdes geben dem Buch ein gewisses Maß an Ernsthaftigkeit. Jenseits des reinen aufregenden Abenteuers hat die Geschichte aber durchaus auch mystische Momente. Immer wieder tauchen Fantasy-Elemente auf, die unerklärt bleiben. Doch damit nicht genug. Das Buch enthält auch reichlich Anregungen zum Tüfteln und Rätseln, insbesondere zum Chiffrieren von Nachrichten bzw. zum Dechiffrieren verschiedener Codes. Und dann enthält das Buch noch viele Ausflüge in verschiedene Bereiche der Esoterik, deren Begriffe gut erklärt werden und wissenschaftlichem Denken gegenüber gestellt werden.
Fazit: Eine sehr spannende, ungewöhnliche Abenteuergeschichte für aufgeschlossene, neugierige, rätselfreudige Leseratten.
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Susanne Gernhäuser
Mein Junior zum Hören - Bauernhoftiere
· Pappbilderbuch: 10 Seiten
· Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
· ISBN-13: 978-3473329649
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 24 Monate - 4 Jahre
#MeinJuniorzuHörenBauernhoftiere
Schön gestaltet, aber…
Eine schöne Idee für kleine Kinder ist es allemal, Bilder und Geräusche miteinander zu verbinden.
Im vorliegenden Bilderbuch ist es dem Verlag gelungen, auf sehr ansprechende Weise das Thema Bauernhoftiere sehend und hörend lebendig werden zu lassen. Wie gut, dass die von Ursula Weller gestalteten Zeichnungen völlig natürlich und unverkitscht sind. Susanne Gernhäuser ergänzt mit ihren kurzen, aber sehr informativen und gut verständlichen Texten die Illustrationen auf perfekte Weise. Genauso gut empfinde ich, dass die Tierstimmen, die nach Aufklappen bestimmter Abbildungen ertönen, völlig natürlich wirken. Zwar sind sie etwas leise, doch das zwingt zum aufmerksamen Hinhören. Was verbirgt sich hinter den einzelnen kleinen und großen Klappen? Hinter welcher Klappe ertönt wohl die Tierstimme? Was gibt es sonst noch zu entdecken? Das Bilderbuch bietet mit und ohne Elternhilfe vielseitige Beschäftigung.
Auch wenn mir klar ist, dass die Herstellung eines solch aufwändigen Bilderbuches teuer ist, hätte ich mir für den Preis dennoch zwei oder drei Doppelseiten mehr gewünscht. Fünf Doppelseiten mit fünf Tieren und nur 4 Tierstimmen ist arg wenig. Dafür ein Technikanhang, der dicker ist als das eigentliche Bilderbuch, das erscheint mir für 15 € einfach zu wenig. So wie die Batterien vermutlich schnell leer sind, so erlischt die kindliche Neugier sicher schneller als gewünscht, weil die Wiederholung der wenigen Seiten bald langweilig wird.
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Stefanie Höfler
Helsin Apelsin und der Spinner
· Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
· Verlag: Beltz & Gelberg
· ISBN-13: 978-3407755544
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 8 Jahren
#HelsinApelsinundderSpinner
Herzerfrischend und liebenswert
Helsin ist ein fröhliches Mädchen, das allerdings zugegebenermaßen gerne die erste Geige spielt. Und genau daraus entsteht auch ihr Hauptproblem: Denn wenn sie etwas ärgert, zum Beispiel wenn etwas nicht nach ihrem Kopf geht, dann bekommt sie einen „Spinnerten“, also einen Wutausbruch, der es in sich hat. So passiert es, dass sie dem neuen Mitschüler Louis die Nase blutig haut, als er sich über ihren komischen Namen lustig macht. Dass sie ihm schließlich auch noch seinen Leguan klaut, führt zu einer Fülle neuer Probleme, aus der Helsin beinahe keinen Ausweg mehr findet.
Leider enthält das Buch etliche schlimme Trennungsfehler. Hier wurde offensichtlich nicht korrekturgelesen, das ist schade. Denn das Buch begeistert Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Es ist fröhlich und schildert bewundernswert einfühlsam die wechselnden Gefühle von Helsin. Eine Zwergenklasse voller Individualisten lernen wir kennen. Jeder der Mitschüler ist besonders, kann etwas besonders gut. Natürlich machen Kinder Fehler. Aber wie schön, Fehler können vergeben werden und nichts ist so schlimm, dass es nicht möglich wäre, dem Ganzen durch Einsicht und Mut zur Entschuldigung letztlich doch noch eine gute Wendung zu geben.
Ganz besonders begeistert mich die Sprache der Autorin. So bildhaft, so malerisch, so intensiv, dass man manche Schilderungen gar nicht mehr vergisst. Wenn sich zum Beispiel das Glück warm wie ein frischer Pudding im Magen ausbreitet oder Opa ein Gesicht wie zerknülltes Papier hat oder Helsin Lieder mag, die am traurigschönsten klingen. Feine und feinste Beobachtungen und Gefühlswechsel werden locker-heiter beschrieben, und so manches Kind findet sich darin wieder und dadurch verstanden. Von Eifersucht und Freundschaft, von Rache und Ehrlichkeit und von vielen weiteren Themen, die im Alltag der 8- bis 10-Jährigen eine wichtige Rolle spielen, erzählt Stefanie Höfler auf liebevoll-kluge Weise. Die Zeichnungen von Anke Kuhl ergänzen das Buch auf perfekte Weise, denn sie geben ausdrucksstark die ganze Bandbreite der Emotionen wieder. Ein wunderbar herzerfrischendes Kinderbuch
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Vashti Hardy
Das Wolkenschiff
· Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
· Verlag: arsEdition
· ISBN-13: 978-3845830322
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren
#DasWolkenschiff
„Es gibt immer einen Weg“
Was für ein überraschend guter Erstlingsroman. Er enthält alles, womit man Kinder ans Buch fesseln kann: Spannung, Abenteuer, Fantasy und Humor. Großartig.
Marie und Arthur sind Zwillinge, aber sehr, sehr unterschiedlich. Als ihr Vater Ernest Brightstorm, ein Forscher, von einer Expedition nicht mehr zurückkommt und alle Welt vermutet, dass er gegen den Ehrenkodex der Geographischen Gesellschaft verstoßen hat, zerbricht die Welt der Zwillinge. Sie verlieren ihr Zuhause und werden verkauft an ein Ehepaar, für das sie schuften müssen. Unverbrüchlich halten die beiden jedoch zusammen und heuern schließlich bei der Forscherin Harriet Culpfeffer an, als diese zu einer Expedition nach Südpolaris aufbrechen will. Die Zwillinge hoffen, auf dieser Fahrt etwas über den Verbleib ihres Vaters aufdecken zu können.
Es sind ungewöhnliche Helden, die wir in diesem Buch kennenlernen, so wie die liebenswerten Hauptpersonen, die Zwillinge. Marie ist ein Technikgenie und eine Tüftlerin und hat für ihren Bruder Arthur, der nur einen Arm hat, einen sehr hilfreichen Metallarm konstruiert. Arthur dagegen verfügt über große Kraft, über sich hinauszuwachsen, kann kochen und ist sicher, dass es immer einen Weg gibt. Aber auch die wagemutige Harriet Culpfeffer mit ihrer unglaublichen Konstruktion des Luftschiffes Aurora ist eine Protagonistin, der die Sympathie des Lesers gehört, denn sie gibt Kindern eine Chance, sich zu beweisen. Wie schön, dass die Autorin das Wolkenschiff Aurora mit einer Bibliothek ausgestattet hat. „Bücher sind das schönste Geschenk überhaupt“. Wie wahr. Jede handelnde Person hat besondere Fähigkeiten und Stärken und trägt damit zum Gelingen der Reise bei. Meine persönlichen Lieblinge jedoch sind die Weisewesen, überaus kluge Tiere. Welch zauberhafte Idee! Aber da gibt es auch die Bösen, die Lügner, die Hinterhältigen, all diese Verkörperungen des Negativen, die mit ihren Machenschaften die Crew rund um Harriet Culpfeffer boykottieren wollen und dadurch für atemlose Spannung sorgen.
Fazit: Wichtige Themen wie Vertrauen, Mut, Zuversicht, Einfallsreichtum, Vorurteile, Geschwisterliebe, Freundschaft und Zusammenhalt sind in eine überaus fantasievolle, ideenreiche Geschichte verwoben. Der Autorin ist mit „Das Wolkenschiff“ ein großartiges Kinderbuch gelungen, klug, spannend und zauberhaft fantasievoll.
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Sabine Giebken
Wolfspferd
· Broschiert: 224 Seiten
· Verlag: Egmont Schneiderbuch
· ISBN-13: 978-3505142789
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren
#Wolfspferd
Mystisch-spannender Pferde-Abenteuer-Roman
Von Kindheitstagen an stehe ich Tierbüchern zwiespältig gegenüber. Denn meist geschieht in den Büchern den Tieren erst etwas Schlimmes, bevor sich letztlich alles zum Guten wendet. Und genau dieses Leid hat mir als Kind Albträume verursacht und immer musste ich beim Lesen weinen – auch wenn ich letztlich wusste, dass das Gute siegen wird. Schließlich weigerte ich mich, noch jemals ein Tierbuch zu lesen… Jetzt viele, viele Jahre später im ü60-Alter begann ich tapfer das vorliegende Buch zu lesen. Und was soll ich sagen, es packte mich so intensiv wie zu Kinderzeiten.
Tala ist ein ungestümes Mädchen, mutig und eigenwillig. Es lebt mit seiner Familie in der Wildnis, auch im tiefsten Winter. Saphira, eine Albinostute, ist Talas beste Freundin. Doch Saphira hat im Herdenverbund keinen Platz. Odin, der riesige Hengst, schließt sie von der Herde aus, weil sie sich, ähnlich wie Tara, nicht unterordnen will. Taras Vater Pollo, der Anführer des Stammes, weigert sich, Tara mit auf die Jagd zu nehmen, obwohl sie sich das so sehr wünscht. Als jedoch eines Tages Räuber das Lager überfallen und alle Vorräte stehlen, erinnert sich Tara der Sage, dass, wer einen frei lebenden weißen Wolf fängt, mit einer großen Belohnung rechnen dürfe. Und so macht sich Tala unerschrocken zusammen mit Saphira auf den Weg…
„Wolfspferd“ ist eine Geschichte, die zwischen unserer vertrauten Realität und mystischen Ereignissen angesiedelt ist. Im Einklang mit der Natur frei und ungebunden zu leben und sich von Sagen
und Mythen, die die Großmutter erzählt, leiten zu lassen, bildet den intensiv-eindrücklichen Hintergrund der erzählten Geschichte. In Zeiten, in
denen es hitzige Diskussionen um das Thema Wölfe in unseren europäischen Wäldern gibt, hat dieses Jugendbuch zusätzlich zur gekonnt geschriebenen spannend-unterhaltsamen Geschichte noch eine
weitere Dimension, nämlich die Frage, ob es uns gelingen könnte, uns mit unserer Tierliebe auch den Tieren anzunähern, die auf den ersten Blick bedrohlich und gefährlich wirken. Der Autorin
gelingt dies meines Erachtens sehr, sehr gut, so wie sie überhaupt sehr feinfühlend auch die Passagen, in denen sie Saphira selbst berichten lässt, ausgestaltet hat. Tierliebe, die aus
Tierverständnis gewachsen ist, nicht aus verkitschter Gefühlsduselei, Mut, eigenständiges Denken und Handeln, Respekt vor Anders-Sein – in diesem Jugendbuch steckt eine Menge an Botschaften.
Genauso gut lässt sich das Buch aber auch als ein reines mystisch-spannendes Pferde-Abenteuer-Buch, verpackt in reichlich Winterzauber, lesen. Mir jedenfalls hat es ausnehmend gut
gefallen.
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David Walliams
Der etwas nervige Elefant
· Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
· Verlag: Rowohlt Taschenbuch
· ISBN-13: 978-3499218453
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 5 Jahren
#DeretwasnervigeElefant
Fragwürdiger, geschmackloser Inhalt mit null Sinn
Schräge Geschichten sind ja schon mal geeignet, das Humorzentrum von Kindern zu treffen. Doch das vorliegende Bilderbuch schafft das nicht. Im Gegenteil: Die Geschichte macht Unbehagen, Ärger, bei empfindsameren Kindern vielleicht sogar Angst. Und lässt den armen kleinen Sam, die Hauptperson, ziemlich blöd im Regen stehen. Das soll ein lustiges Bilderbuch sein?
Sam hatte gutgläubig eine Elefantenpatenschaftserklärung unterschrieben. Plötzlich steht ein riesiger blauer Elefant vor der Tür und besteht darauf, im Haus zu baden, zu essen, Fahrrad zu fahren und all seine Freunde einzuladen. Der Elefant hat keinerlei Benehmen, macht alles kaputt und trampelt völlig ungeniert durch Sams ordentliche Welt. Das soll lustig sein? Ach ja, und wenn das letzte Wort im Buch in elefantengroßen Buchstaben „DUMMERCHEN“ heißt, ist das besonders lustig, zum Schlapplachen geradezu??
Nein, dieses Bilderbuch empfinde ich abstoßend, dümmlich und geschmacklos. Tut mir leid, lieber Rowohlt Verlag. Für dieses Buch fehlt mir jegliches Verständnis. Denn die Botschaft „Lest das Kleingedruckte“ 5-jährigen Erstlesern mitzugeben, macht null Sinn. Daran ändern auch die durchaus lebendigen Zeichnungen von Tony Ross nichts.
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Simone Veenstra
Käthe – der Gorilla-Garten
· Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
· Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
· ISBN-13: 978-3473361298
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 5 Jahren
#KaethederGorillaGarten
Von Oma-Weisheiten, Dackelpupsen und Regenbogenstiefeln
Welch ein zauberhaftes Kinderbuch. Ich bin restlos begeistert.
Käthe muss mit ihren Eltern umziehen. Weg von Omas Apfelhof in Pommeranzen, weg von Natur, weg von Omas klugen Sprüchen, mitten hinein ins Großstadtgetriebe, hin zu viel Fremdem, zu ganz neuen Erfahrungen. „Stadtmenschen sind schnell und geübt im Ausweichen“, erfährt Käthe.
Ganz schön beängstigend eigentlich, solch ein Umzug. Doch Käthe schafft mit ihrer offenen und neugierigen Art, mit der sie unbefangen auf alles und jeden zugeht, sich diese neue Welt zu erobern. Man muss Käthe einfach gernhaben, denn sie ist freundlich, arglos, hat ein großes Herz und geht aufgeschlossen-offen mit allem um, was ihr begegnet. Man spürt, wie wertvoll es war, dass sie in der Natur aufgewachsen war, denn die Liebe zu den Pflanzen ist ihr Lebenskapital – und ja, sie versteht sogar, was Tiere plagt, wenn beispielsweise Dackel Ferdi sehr unter seiner Pupserei leidet, weil sein Frauchen ihm immer wieder Buttermilch zu trinken gibt. Käthe besitzt die wunderbare Gabe, alles Neue völlig wertfrei wahrzunehmen. „Anders-Sein ist eigentlich total normal.“ Zusammen mit Theo, ihrem neuen Freund in der Schule, entdeckt sie schließlich sogar ein Stückchen „Niemandsland“ mitten in der Stadt, einen Guerilla-Garten, und kann Bernadette helfen, die Läuseplage in den Griff zu bekommen – dank Oma-Wissen. Ein Schulgarten mit Schneckenbeet wird geplant, und wie man alte Gummistiefel bepflanzen kann, wird auch erzählt. Spaß bringt Kindern beim Vorlesen oder Selber-Lesen nicht nur die Oma-Weisheiten wie „Gut ist Gähnen erst mit allen Zähnen“, sondern auch die herrlichen ideenreichen Wortschöpfungen wie „Ziegelsteinhinterhofhäuschen“ oder „Spätstück“ für ein spätes Frühstück.
Die großartigen Illustrationen von Màriam Ben-Arab transportieren ausdrucksstark und direkt die Gefühle und Reaktionen der gezeichneten Personen. Schön, dass die Bilder im Buch allesamt bunt sind. Fröhlich und lebendig unterstreichen sie intensiv wirksam auf non-verbale Weise die erzählte Geschichte.
Ein wunderbar positives Kinderbuch, das gänzlich ohne pädagogischen Zeigefinger auskommt, mit einer Hauptperson, wie sie liebenswerter nicht sein könnte.
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Eoin Colfer
Die Fowl Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger
· Broschiert: 352 Seiten
· Verlag: List Hardcover
· ISBN-13: 978-3471360088
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 17 Jahre
· Originaltitel: The Fowl Twins
#DieFowlZwillingeunddergeheimnisvolleJäger
Verwirrende Ideenvielfalt
Es passiert ja relativ selten, aber bei diesem Buch muss ich doch erkennen: Es gibt Bücher, für die ich schlichtweg zu alt bin.
Die Zwillinge Myles und Beckett Fowl leben auf einer irischen Insel und sind so unterschiedlich, wie man es sich kaum vorstellen kann. Myles ist hochintelligent und Beckett isst die IQ-Testblätter lieber auf, als sie auszufüllen. Bewacht werden die beiden auf dem Anwesen der Familie Fowl von Nanni, einem elektronischen Sicherheitssystem. Und dann gibt es noch diesen Bösewicht Lord Teddy Bleedham-Drye, dessen einziges Bestreben darin liegt, das Geheimnis der ewigen Jugend zu lüften. Als er hört, dass eine Quelle auf der irischen Insel, nahe dem Anwesen der Familie Fowl, genau dieses ermöglicht, macht er sich sofort auf den Weg dorthin. Ein Troll auf der Flucht, ein ruchloser Adliger, eine seltsame Nonne - die Zwillinge geraten mit größter Begeisterung mitten hinein in eine wirbelnde Geschichte, wie sie fantasievoller nicht sein könnte.
Der Ideenreichtum des Autors ist offensichtlich unbegrenzt. Anzüge aus dem 3D-Drucker, ein laminierter toter Goldfisch als Krawatte sind nur die harmlosesten Beispiele aus der Gedankenwelt des Autors, der aus seiner überbordenden Fantasie eine rasante Geschichte zwischen Fantasy und Situationskomik, zwischen Spannung und Verwirrung, zwischen Magie und Technik, bastelt. Einerseits faszinierend zu lesen, weil man gar nicht glauben mag, was sich da Seite um Seite an skurrilen Einfällen auftut. Andererseits genau wegen der Überfülle an krusen Ideen mühsam zu lesen, zumindest für mich als älteres Semester. Spaßig aber allemal.
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Katharina Mauder
In der Weihnachtshöhle ist noch Platz
· Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
· Verlag: Esslinger Verlag
· ISBN-13: 978-3480234943
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre
#InderWeihnachtshöhleistnochPlatz
Herzerwärmend
Wenn ein Cover Aufmerksamkeit weckt, ist schon viel gewonnen. Wunderbar gelungen ist dies bei dem vorliegenden Bilderbuch, denn durch das ausgestanzte Höhlenfenster lugt ein etwas missmutig dreinblickender Bär in die Welt. Viele neugierig-interessierte Waldbewohner harren vor dem Fenster der Dinge, die da kommen, während Mäuschen mit seinen winzigen Fäustchen an die Höhlentür klopft… Und schon heißt es „vorlesen, vorlesen“!
Während die Waldbewohner voller Vorfreude auf Heiligabend im Wald herumwuseln und dicke Schneeflocken auf die Welt fallen, brummelt Mattes, der grummeligste alte Bär, grantig vor sich hin. Weil er tagaus tagein so mürrisch ist, sitzt er ganz alleine in seiner Höhle. Und Weihnachten ist sowieso nicht sein Ding. Plötzlich klopft es…
Es wird nun eine Geschichte erzählt, wie sie liebenswerter nicht sein könnte. Immer mehr Tiere suchen vor dem Schneesturm Schutz in der Bärenhöhle. Ungefragt machen sie sich in der Höhle breit und verteilen überall Weihnachtsklimbim, egal wie Mattes grummeln und brummeln mag. Als der Biber klopft, erlebt Mattes allerdings eine Überraschung, denn vom Biber erhält er ganz uneigennützig ein Geschenk. Der Biber will auch gleich wieder gehen. Da geht Mattes das Herz auf, und er bittet den Biber zu sich in die Höhle.
So ist das mit Gastfreundschaft, die man nicht ungefragt ausnutzen sollte. Als der vom Biber überbrachte Weihnachtsbaum die Höhle so richtig warm erleuchtet, verstehen dies auch die anderen Gäste, bedanken sich bei Mattes und feiern schließlich mit ihm zusammen voller Freude den Heiligabend. Denn Mattes ist halt doch ein Bär mit einem ganz großen Herzen, wenn auch erst auf den zweiten Blick.
Die aussagestarken Zeichnungen von Nikolai Renger untermalen das Erzählte mit so viel Witz, Detailfreude und Ausdrucksstärke, dass nicht nur die Kleinen das Bilderbuch immer und immer wieder anschauen mögen.
Ein rundum gelungenes, herzerwärmendes Weihnachtsbuch!
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Thomas Springer
Onno & Ontje – Freunde sind das schönste Geschenk
· Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649630418
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre
#OnnoundOntje
„… denn zusammen kann man sich viel mehr freuen“
Ein Buch aus dem Coppenrath Verlag in der Hand zu halten, ist für mich jedes Mal eine besondere Freude. Denn immer begegne ich besonderen Ideen, die in aller Sorgfalt ausgeführt sind. Auch beim vorliegenden Bilderbuch beginnt die Freude schon bei der weihnachtlichen Haptik: Das Cover ist stellenweise mit Glitzerstaub versetzt, der nicht abgeht! Und nicht nur das Cover überrascht.
Es war meine erste Begegnung mit Onno und Ontje, und mein allererster Eindruck war, dass ich direkte Nachbarn von Findus und Petterson kennen lerne. In sehr ähnlicher Manier begegnen uns die Hauptpersonen und allerlei Kleingetier, das in seinen eigenen Geschichten durch das Bilderbuch hindurchwuselt. Doch Onno ist ein alter Fischer und Ontje ein kleiner Otter. Deshalb bewegen wir uns am Meer, sitzen auch im Winter im Strandkorb und trinken gefrorenen Tee. Ontje, der Otter, ist noch klein. Und das bringt Olga, Onnos Frau, auf die Idee, in diesem Jahr Weihnachten so richtig schön zu feiern, mit Kerzen, mit einem Festessen und vielen Geschenken. Ontje ist begeistert und will dazu viele Freunde einladen, nicht nur Ganslieb, die Gans, und Zieglinde, die Ziege, sondern auch die Robben und die Möwen und die Seesterne und… und … Wie ein ganz schlimmer Schneesturm letztlich dazu führt, dass Ontje tatsächlich sein glücklichstes Weihnachtsfest erlebt – das müsst ihr unbedingt selber lesen und schauen!
Eine zauberhafte Geschichte wird von Thomas Springer hier erzählt. Kindliche Ungeduld begegnet der Gelassenheit des Alters. Kreative Ideen machen auch scheinbar Unmögliches möglich. Und der wahre Zauber von Weihnachten liegt im liebevollen Miteinander. Ganz einfach eigentlich, und doch wird es so leicht vergessen. Alexandra Langenbeck illustriert die Erlebnisse von Onno und Ontje so lebendig, so aussagestark, so detailfreudig, so ideenreich, dass man sich gar nicht sattsehen kann und immer und immer wieder mit einem Schmunzeln Neues entdeckt.
Kurzum: Ein Weihnachtsbuch für die Kleinen, wie es sinnvoller und schöner nicht sein könnte.
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Nele Moost
Alles Verknallt!
· Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
· Verlag: Esslinger Verlag
· ISBN-13: 978-3480233274
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre
#Allesverknallt
Liebenswert zauberhaft
Als über 70-Jährige zähle ich nicht direkt zur Zielgruppe der Geschichten rund um den kleinen Raben Socke, aber ich liebe ihn seit vielen Jahren. Schlimmer noch, ich gestehe es: Eine plüschige Variante sitzt in meiner Wohnung, krächzt sich manchmal durch meine Gedanken und ist sicher schuld an meiner Sammlung verwaister Einzelsocken.
In seinem 10. Buchabenteuer hat es Socke ganz schön schwer, denn die kleine Ente Fusselbirne klebt schon seit Stunden an ihm wie Kaugummi und schnattert und schnattert, nicht auszuhalten! Mit einem Trick will Socke die Ente loswerden, aber er treibt sie dadurch direkt in die starken, helfenden Arme von Eddi-Bär, der ab sofort nur noch Augen und Ohren für die Ente hat. Socke bleibt allein und traurig zurück. So hatte er sich das nicht gedacht! Also fängt er an zu grübeln, wie er seinen Freund Eddi-Bär zurückgewinnen könnte, wobei ihn Stulle, Löffel und Frau Dachs mit ganz vielen guten Ratschlägen unterstützen, mit verwirrend vielen Ratschlägen. Socke macht sich mit den besten Absichten auf den Weg zu Eddi-Bär, aber, wie könnte es anders sein, es geht schief! Ob nun alles verloren ist?
Eine eindrückliche Geschichte rund um das Thema Freundschaft erzählt hier die Autorin Nele Moost. Es geht auch um Verlieben und Eifersucht, um Allein-Sein, um Missverständnisse und darum, dass nicht nur immer die anderen schuld sind. Wie wichtig Freunde sind. Und dass man es ihnen auch manchmal sagen muss, wie sehr man sie mag. Auf wahre Freunde kann man sich verlassen, aber Freundschaft ist nicht selbstverständlich. Das Buch lässt sich wunderbar vorlesen, denn die Autorin gibt Socke, Fusselbirne und all den anderen liebenswerten Tieren ganz individuelle Ausdrucksweisen. Von traurig bis lustig, von nervig bis rührend ist die ganze Bandbreite von Gefühlen in der Geschichte enthalten und für die Kleinen aus ihrer eigenen Erlebniswelt heraus nachvollziehbar ausgedrückt. Wie wichtig es für jeden ist, auch mal gelobt zu werden, etwas Liebes gesagt zu bekommen, lassen uns Socke, Eddi-Bär und Fusselbirne sehr nachdrücklich erleben. Großartig wie immer hat Annet Rudolph mit ihren hinreißenden Illustrationen zu der gelungenen Geschichte beigetragen. Es gibt auf jeder Seite eine Fülle von „Nebengeschichten“ zu entdecken, die witzig-liebevoll und kindgerecht in Szene gesetzt sind.
Kurzum: Ein rundum zauberhaftes, kluges und liebevolles Bilderbuch zum Vorlesen, großartig illustriert.
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Andreas Langer
Ein Schweinebär im Schlafanzug
· Seitenzahl der Print-Ausgabe: 87 Seiten
· Verlag: Independently published
#EinSchweinebärimSchlafanzug
Kleine liebenswerte Geschichte
Sascha ist eigentlich ein ganz brauchbarer Bruder, wie Jule findet. Nur eines an ihm ist unerträglich, denn wenn Sascha isst, ziehen Flecken über Flecken ihre Spuren über Tisch, Kleidung und Fußboden. Kein Wunder, dass ihn die Eltern nur noch Schweinebär nennen. Eines Vormittags geschieht jedoch etwas, was geradezu unvorstellbar ist. Als die Eltern wieder einmal voller Verzweiflung Sascha einen Schweinebär genannt hatten, hörten sie im Nebenzimmer merkwürdige Geräusche. Und tatsächlich – Sascha hatte sich in einen echten Schweinebär verwandelt, also in eine Mischung aus Bär und Schwein, mit Fell und Ringelschwänzchen. Und diese Verwandlung bringt plötzlich eine ganze Menge gewaltiger Probleme über die Familie…
Ein schlichtes Büchlein ist diese Schweinebär-Geschichte, schlicht im Äußeren, aber mit viel Charme im Inneren. Die ältere Schwester Jule erzählt aus ihrer Sicht, was solch ein Schweinebär-Bruder alles an Konflikten mit sich bringt. Doch unerschrocken hat sie sein Wohl im Auge, egal ob er pubst, ob er Häufchen macht oder ob der Hausherr verbotene Tierhaltung argwöhnt. Sie hält zu ihrem Bruder. Überhaupt ist es besser, jeden so zu lassen wie er ist, ohne ihn zu beschimpfen. Und so ist Jule ein Vorbild für ihre Eltern und für alle großen und kleinen Leser. Sascha Schweinebär grunz-brummt sich ganz schnell in die Kinderherzen. Broink!
Die Illustrationen von Katalin Eva Pop passen in ihrem kindlich wirkenden Stil perfekt zur einfachen, aber humorvollen Erzählweise des Büchleins. Sehr schön finde ich die angehängten Mitmachseiten zum Ausmalen und Rätseln. Es empfiehlt sich allerdings, diese Seiten zu kopieren und dabei zu vergrößern, dann haben es die Kinder leichter, sich durch die kleinen Aufgaben durchzuraten. Rundum ein kleines liebenswertes Büchlein, dessen Inhalt genau den kindlichen Humor trifft, wenn es Dinge wörtlich nimmt, die symbolisch gemeint waren.
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Barbara van den Speulhof
Der Grolltroll grollt heute nicht!?
· Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649631644
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre
#DerGrolltrollgrolltheutenicht
1, 2, 3, Wut vorbei…
Den Grolltroll habe ich liebgewonnen, denn bereits seit dem ersten Band empfinde ich tief mit ihm, auch wenn ich nicht unbedingt blauen Haare und etwas geradere Zähne habe. Irgendwo im tiefsten Herzen bin ich wohl auch ein Grolltroll, so ein echtes „Zornbinkerl“, wie man in meiner Heimat sagt. Mit geballten Fäusten durchs Leben zu gehen, ist mir von Kindheit an vertraut. Deshalb verstehe ich auch die Kleinen, die vor plötzlich auftretender ohnmächtiger Wut nicht mehr ein noch aus wissen und die Eltern in hilflosen Ärger treiben.
Und weil ich den Grolltroll so lieb habe, freut es mich ganz besonders, dass er im neuen Buch mal gute Laune hat, lächelnd mit seinen Freunden zu einem Picknick aufbricht und aus der sonnigen Stimmung heraus wettet, dass er nicht immer nur wütend sein muss, sondern auch anders kann. Die Wette gilt. – Aber was ist das? Seine Freunde essen ihm den Kuchen weg, obwohl er doch so gerne auch ein Stück gehabt hätte. Puh. Jetzt wäre eigentlich wütendes Aufstampfen angesagt. Aber die Wette? Also überwindet sich der Grolltroll und fragt ganz lieb, ob man miteinander Ball spielen könnte. Doch auch das geht schief, und die Wut im Bauch des Grolltroll grummelt immer lauter. Doch der Ehrgeiz, die Wette zu gewinnen, lässt ihn wie ein Mantra wiederholen: „1, 2, 3, Wut vorbei…“. Ob der Grolltroll wirklich seine Wette gewinnt?
Die Illustrationen sind wiederum unvergleichlich aussagestark und transportieren die Welt der Gefühle so nachvollziehbar intensiv, wie es gar nicht besser sein könnte. Meine Lesepatenkinder lieben den Grolltroll ebenso wie ich und wollen immer wieder aufs Neue anschauen, was er erlebt. Und wie sagte ein Kind so treffend: „Der Grolltroll ist traurig, dass er so wütend ist.“ Genau! Wenn der innere Zorn übermächtig wird, muss er auch mal raus, ganz klar, aber das Leben ist viel, viel schöner und lustiger, wenn man mit seinen Freunden spielt und Spaß hat und auch mal einen kleinen Ärger runterschluckt, am besten mit einer großen Schüssel Apfelmus. Der Grolltroll hat es gelernt.
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Michaela Hanauer
Rulantica – Die verborgene Insel
· Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649627227
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 10 - 12 Jahre
#RulanticadieverborgeneInsel
Magisch schön
Auch wenn mir bewusst ist, dass eine mächtige Werbemaschinerie in Verbindung mit dem Freizeitpark Rust hinter Rulantica steckt – das Buch zu lesen hat mir großen Spaß bereitet. Und es verfehlt nicht seine Wirkung, Neugier zu wecken auf die gigantische Unterwasserwelt, die im November 2019 ihre Pforten öffnen wird.
Die Geschichte nimmt ihren Ausgang in der ganz alten Zeit der Götter und Runen und dem ewigen Wunsch nach Unsterblichkeit. In einem Prolog wird berichtet über den göttergewollten Ursprung von Rulantica. Unmittelbar danach bewegen wir uns in der Unterwasserwelt der Meermenschen. Das neugierige Meermädchen Aquina fühlt sich immer schon etwas fremd unter Ihresgleichen, besonders da ihr so Vieles verboten ist. Als sie überraschend 12-jährig erfährt, dass sie einen Zwillingsbruder in der Welt der Menschen hat, gibt es für sie kein Halten mehr. Sie will ihre wahre Familie finden. Doch gemäß den jahrhundertealten Prophezeiungen der nordischen Götter drohen ihr ganz große Gefahren, bis hin zum Untergang von Rulantica…
Was zunächst positiv auffällt, ist die aufwändige Gestaltung des Buches. Dem Coppenrath Verlag gelingt es immer wieder, seine Bücher äußerst ideenreich auszustatten und damit das reine Lesevergnügen zu erweitern durch visuelles und haptisches Erleben. Allein schon das Cover mit der beeindruckend dynamischen Illustration von Helge Vogt fesselt. Dazu Golddruck, Wechsel von matter und glänzender, teilweise geprägter Oberfläche. Das Innere des Buches suggeriert durch scheinbare Wasserflecken den Druck auf altem Papier. Die vielen, in den Farben einer Wasserwelt angepassten, fast dreidimensional wirkenden wunderschönen Illustrationen bereichern das Buch zusätzlich. Zu lesen ist die Geschichte durchweg spannend, zum Schluss hin geradezu aufregend. Die Autorin schreibt lebendig, frisch und humorvoll. Besonders begeistert hat mich die gelungene Darstellung der Sprache der Wellen und die Lautmalerei von Snorri, dem Tintenfisch, meinem absoluten Liebling im Buch. Wissenswertes ist unaufdringlich versteckt in der Geschichte, aber auch wichtige Themen wie Freundschaft, Vertrauen, Verlässlichkeit und Mut spielen eine Rolle. Dazu liegt über allem ein Hauch von Magie. Rundum empfehlenswert!
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Irene Matt
Zauberschön
· Gebundene Ausgabe: 184 Seiten
· Verlag: Verlag am Eschbach
· ISBN-13: 978-3869178004
#Zauberschön
Schön in Inhalt und Ausstattung
„Ein Märchenroman“ steht als Untertitel auf dem mit einer märchenhaften Illustration schön gestalteten Cover. Das machte mich neugierig. Denn was ist ein Märchenroman? Ein Roman, also eine epische Erzählung mit fiktiven Geschehnissen? oder ein Märchen, also eine Erzählung, in der übernatürliche Kräfte in das Leben der Menschen eingreifen? Nach Lektüre des Buches bleibt mir nur zu bestätigen, dass „Märchenroman“ der bestmögliche Untertitel ist, da der Autorin gelungen ist, von beiden Genres das Beste zusammenzufügen.
Das blühende Land Florapis, in dem die Menschen in harmonischem Miteinander leben und arbeiten, ist ein Vorbild für die vielen Händler und Touristen, die immer mit Freude diesen Ort besuchen. Der gütige König regiert Florapis weise und mitfühlend. Prinz Florobert, der einzige Sohn des Königs, wird jedoch als kleines Kind von einer Biene gestochen und entwickelt über die Jahre hinweg in zunehmendem Maß Angst vor allem und jedem, bis hin zur Angst vor der Angst. Doch der König wird älter und muss irgendwann seinen zitternd-lebensuntüchtigen Sohn in die Regierungsgeschäfte mit einbeziehen. Dieser bestimmt aus seiner Angst heraus, dass das weltoffene Florapis durch einen hohen Mauerbau „geschützt“ werden müsse. Ab da geht es mit Florapis bergab. Zu allem Unglück siedelt sich auch noch ein Tatzelwurm in Florapis an, der den Menschen jeglichen Antrieb nimmt. Wie Florapis und seine Bewohner gerettet werden, wird dem Genre der Märchen voll und ganz gerecht.
Gelesen habe ich das Buch sozusagen mit zweierlei Augen, mit denen des Erwachsenen und mit denen eines Kindes. Als Erwachsener fühlte ich mich gut unterhalten. Das Märchenhafte, in dem das Gute letztlich nach vielen Irrungen und Wirrungen siegt, hinterlässt ein wohliges Gefühl. Für Kinder bleibt natürlich auch diese positive Wirkung der Märchen bestehen, allerdings ist die Geschichte für Kinder stellenweise zu lang, hier würde ich als Lesepatin einige Kürzungen vornehmen. Schön sind die Themen zu bearbeiten, die im Buch auftauchen: Bienen, Blumen, Respekt vor der Natur, Kreativität, Hoffnung, Angst, Gutes tun und vieles andere. Das Buch sehe ich als Quell vieler Gesprächsmöglichkeiten mit Kindern. Für Erwachsene hätte ich mir noch eine Metaebene, eine psychologische Ebene gewünscht, denn nicht das passive „Wegschnaufenlassen“ ist der Heilungsweg aus der Angst heraus, sondern aktiv die Angst an die Hand zu nehmen…
Ein schönes Buch ist Zauberschön aber allemal. Schön im Inhalt, besonders in seiner sorgsamen Sprache, und schön in seiner äußeren Ausstattung.
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David Lozano
Der Minutendieb
· Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
· Verlag: Thiele & Brandstätter Verlag
· ISBN-13: 978-3851794410
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 12 Jahre
#DerMinutendieb
Spannend und hintergründig
Ein Jugendbuch, das es verdient, mehrfach gelesen zu werden – und zwar nicht nur von Jugendlichen…
Eduardo ist zehn und ein fröhlicher, unbeschwerter Junge. Bis die Behörden, warum auch immer, beschließen, den 6. Oktober aus dem Kalender zu streichen. Und das treibt Eduardo zur völligen Verzweiflung, denn der 6. Oktober ist der Tag seines Geburtstages, ausgerechnet! Nun soll er also für immer 10 Jahre alt bleiben? Nie mehr Geburtstag feiern dürfen? Nie mehr seine Freunde zur Feier einladen können? Nie mehr Geschenke bekommen? Unfassbar! Da bleibt ihm nur eines: Er geht zu Herrn Vinicius in dessen Laden der Verbotenen Dinge, um ihm sein Leid zu klagen. Und der weiß tatsächlich eine Möglichkeit der Rettung. Er übergibt Eduardo leihweise einen Zeitsauger. Mit diesem Gerät kann Eduardo anderen Menschen heimlich Zeit stehlen, Minute für Minute, über ein ganzes Jahr hinweg, bis er einen ganzen Tag zusammen hat und damit also wieder seinen Geburtstag zurück hat. Doch Zeitdiebstahl ist strengstens verboten, d. h. Eduardo muss sehr, sehr vorsichtig beim Diebstahl sein, um nicht erwischt zu werden. Was alles Eduardo in diesem Jahr des Zeitstehlens erlebt und welche unerwartete Wendung die Geschichte nimmt - das muss jeder selbst lesen.
Allem voran: Die märchenhafte Geschichte ist spannend zu lesen. Und sie ist leicht zu lesen, dank der relativ großen Schrift, die man normalerweise eher in Büchern für jüngere Leser findet. Doch genau diese unangestrengte Lesbarkeit bekommt der Geschichte ausnehmend gut. Denn man kann das Buch lesen wie ein fantasievolles, abenteuerliches Märchen, unterhaltsam, lebendig frisch erzählt. Und mit einem herrlich verqueren Humor versehen. Dank an dieser Stelle den Übersetzern, denen es offensichtlich ausnehmend gut gelungen ist, die im Text enthaltenen Wortjonglierereien adäquat ins Deutsche zu übersetzen. Das Buch hat es verdient, noch ein weiteres Mal gelesen zu werden, diesmal nachdenklicher vielleicht, denn eigentlich hat der Autor mit dem Minutendieb einen hochphilosophischen Roman geschrieben, der zwar als märchenhafte, schlichte Geschichte daherkommt, aber voller essentieller Fragen (und so mancher wertvoller Antwort) steckt.
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Sabina Gröner
Leles Geheimclub – Keine Kings im Hauptquartier!
· Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
· Verlag: Ravensburger Buchverlag
· ISBN-13: 978-3473367443
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 8 Jahren
#LelesGeheimclub
Viel mehr als reine Unterhaltung
An diesem Buch hatte ich ganz besonders viel Freude, denn die wunderbare Mischung von spannender Geschichte und allerlei Mitmach-Animationen verschafft mir als Lesepatin Anregungen für mehrere Wochen!
Lele ist Mutmach-Botschafterin und versteckt anonyme Zettel an allen möglichen Orten in ihrer Umgebung, damit die von ihr liebevoll geschriebenen Botschaften von anderen gefunden werden können. Zusammen mit Elif, die Fremdwörter liebt, und Cleo, der besten Skateboard-Fahrerin, haben sie einen Geheimclub, die Queens, mit einem ganz und gar geheimen Treffpunkt. Doch die Jungenbande, die Kings, haben diesen Ort entdeckt und wollen ihn mit einer Drohne genauer ausspähen. Die Rache der Queens geht allerdings gründlich schief…
Eine gekidnappte Drohne, ein verschwundener Hund und ein kluger Deal, der im gemeinsamen Handeln der beiden eigentlich verfeindeten Geheimclubs mündet – all das liest sich sehr gut, weil es vergnüglich, lebendig und durchaus spannend erzählt wird. Was mir persönlich nicht so gut gefiel, ist, dass man in der Geschichte arg leichtfertig umgeht mit Tiffi, dem Hund, als Erpressungsmittel. Der arme Tiffi muss einiges mitmachen, ohne dass dies wirklich in der Erzählung reflektiert wird. Hier wären vielleicht schon mal ein paar Sätze angebracht gewesen zum Thema, dass Hunde kein Spielzeug sind und dass man sie keinesfalls so leichtfertig und gedankenlos behandeln darf.
Sehr schön und das Buch aufwertend sind die zusätzlich enthaltenen Mitmach-Angebote. So manch eine zum Nachdenken anregende Liste will ausgefüllt werden. Anregungen für eine Geheimsprache, eine Fremdwörterliste, die endlos ergänzt werden kann – das Buch ist ideal zum interaktiven Lesen mit meinen Lesepatenkindern. Rivalität und Freundschaft, Vertrauen und Verlässlichkeit, aber auch wie man verantwortungsvoll und feinfühlig mit Tieren umzugehen hat – all diese Themen werden offen (oder versteckt) durch das vorliegende Buch angeregt.
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Salah Naoura
Superflashboy
· Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
· Verlag: Rowohlt Taschenbuch
· ISBN-13: 978-3499217999
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 8 Jahren
· #Superflashboy
Wirklich super?
Ehrlich gesagt – ohne Test mit meinen Lesepaten-Kindern wage ich kein ernsthaftes Urteil über dieses Buch abzugeben. Aus Erwachsenensicht war mir alles viel zu super und vor allen Dingen viel zu durcheinander…
Klar verstehe ich, dass ein Junge, der Torben-Henrik heißt, viel lieber ein Superheld wäre, statt in seiner musikalischen Familie zu leben. Schließlich kann er mühelos 40 Liegestütze! Er gerät durch einen geheimen Zugang in die Heldenstadt Hero City, dem Ort, an dem alle Superhelden wohnen. Doch sein unbedingtes Idol Flashboy erweist sich als Musikus mit Schaumstoffmuskeln, der eigentlich viel besser in die Familie von Torben-Henrik passen würde. Da könnte man doch die Rollen tauschen. Als jedoch Torbens bester Freund Mehmet verschwindet und mit ihm noch andere Kinder, muss dieser sich beweisen…
Die Geschichte ist actionreich, ein bisschen verrückt, streckenweise spannend erzählt. Sie enthält viele witzige Ideen, wie z. B. die sich selbst tragenden Schwebekoffer. Oder durchaus sinnvolle Gedanken wie die Tatsache, dass radioaktiver Müll aus dem Atomkraftwerk die Lebewesen verändert und dass man sich besser nicht ärgert, wenn man erfolgreich sein will. Aber dann wiederum schickt man seine eigene Kopie zum Zahnarzt. Dieses Vermeidungsverhalten gefällt mir nicht. Auch die Sprache gefällt mir nicht wirklich, sie ist durchsetzt mit Anglizismen, die ich für 8-jährige Leser für zu schwierig halte. Auch dass man beim Lesen schon mal schnell die Orientierung verliert, denn wer ist nun echt und wer eine Kopie von wem?
Wie gesagt, ich bin gespannt, wie „meine“ Kinder auf die Geschichte reagieren werden. Vielleicht stellt sich ja heraus, dass das Buch eine super Geschichte mit super Handlung für super mutige, super tapfere kleine Lese-Helden ist, die im übrigen mit super ausdrucksstarken Illustrationen ausgestattet ist. Und dass die Botschaft ankommt, wie gut es ist, wenn man völlig unverstellt, ohne Verkleidung, zu seiner eigenen Persönlichkeit steht. Das wäre dann echt super!
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Jutta Richter
Frau Wolle und der Duft von Schokolade
· Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
· Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
· ISBN-13: 978-3446260528
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 9 - 11 Jahre
· #FrauWolleundderDuftvonSchokolade
Poetisches Märchen für tapfere kleine Leser
Welch ein zauberhaftes Buch, zum Träumen und gegen die Angst für tapfere kleine Leser.
Mama arbeitet viel, denn Papa lebt weit entfernt. Lediglich seine Stimme ist gelegentlich über Radio zu hören. Warum das so ist, wird nicht erklärt, was aber auch nicht nötig ist. Viel wichtiger ist, dass so vieles, was Papa den Kindern Merle und Moritz in früheren Jahren erzählt hatte, im Gedächtnis der beiden geblieben ist und sie sich, gerade in unsicheren Zeiten, daran erinnern und es ihnen Halt gibt. Als Mama Spätschichten übernehmen muss, sucht sie nach einer Nachtfrau, die die beiden Kinder ins Bett bringen soll, was Merle und Moritz so ganz und gar nicht gefällt. Doch es hilft nichts. Gesine Wolkenstein, eine seltsame und etwas unheimliche Frau, deren Augenfarbe wechselt und die oftmals Dinge sagt, die Papa früher auch gesagt hatte, beginnt ihren Dienst. Schlimmer noch, Gesine Wolkenstein besitzt einen schwarzen Laden, dem man nachsagt, es würden dort Kinder verschwinden. Andererseits kocht sie einen wunderbaren Kakao mit Sahne, der beim Einschlafen hilft. Nachts jedoch öffnet sich plötzlich im Kinderzimmer die Tür in die „Murkelei“, einem fernen Land, von dem Papa oft erzählt hatte. Es ist gefährlich in der Murkelei, denn dort wohnen böse Spitzzahntrolle, die harmlos in Reimen reden, aber in Wirklichkeit mit Schokolade die Eindringliche gefügig machen wollen, damit sie auch zu Trollen werden. Überhaupt gibt es viel Erstaunliches und Erschreckendes in der Murkelei. Als Moritz jedoch seinen Radio, eben die einzige Verbindung zu Papa, in der Murkelei vergisst und die beiden Kinder ein zweites Mal dorthin zurückkehren müssen, wird es so richtig gefährlich…
Die Autorin verzaubert völlig mit ihrer fantasiereichen Geschichte, dessen offenes Ende Neugier auf eine Fortsetzung macht. Sie hat mit Gesine Wolkenstein eine moderne Mary Poppins mit einer unheimlichen Seite geschaffen. Die tapferen Kinder Merle und Moritz, die genau wissen, was ihre von der Arbeit müde Mutter braucht und deren Trost Papas ferne Stimme aus dem Weltempfänger ist, die es mutig mit den bösartigen Gesellen in der Murkelei aufnehmen – diese Kinder haben es mir mit ihrer einfühlsamen und tapferen Art sehr angetan. Die durchaus grausame Seite der Geschichte macht das Lesen sehr, sehr spannend. Und das alles ist verpackt in einer klaren, oftmals geradezu poetisch schönen Sprache: „Der Sommermorgen … schmiss die Sonne mit beiden Händen auf das Kopfsteinpflaster…“
Kurz gesagt – ein überraschendes, witziges, märchenhaftes, geheimnisvolles, poetisches, spannendes Buch, das nur tapfere Kinder lesen sollten. Sehr schön passend ist das Buch ausgestattet mit einer wunderbar ausdrucksstarken Bebilderung.
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Maja Lunde
Über die Grenze
· Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
· Verlag: Urachhaus
· ISBN-13: 978-3825151515
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 9 - 11 Jahre
· #ÜberdieGrenze
Eine Botschaft der Mitmenschlichkeit unter Kindern
Das beste Kinderbuch, das ich seit langem gelesen habe!
Es befasst sich mit einem schwierigen Thema, ist aber dennoch ausgesprochen kindgerecht mit leichter Feder geschrieben.
Die Geschichte spielt in Norwegen im Jahr 1942, das Land steht unter deutscher Besatzung. Da es für die zwei jüdischen Kinder Sarah und Daniel zu gefährlich wird, müssen sie das Land verlassen und über die Grenze nach Schweden gelangen, wo ihr Vater auf sie wartet. Doch die erwachsenen Helfer werden plötzlich verhaftet. Im Haus, in dem Sarah und Daniel versteckt gehalten werden, wohnen Gerda und Otto, zwei sehr unterschiedliche Kinder. Gerda ist zehn, hat gerade „Die drei Musketiere“ gelesen, ist abenteuerlustig und mutig. Ihr Bruder Otto dagegen wirkt eher ängstlich, zögerlich, überlegter als Gerda. Doch für Gerda steht sofort fest, dass sie zusammen mit Otto den beiden jüdischen Geschwistern bei der Flucht helfen müssen. Dass es sich um ein Abenteuer auf Leben und Tod handeln wird, ahnen sie nicht…
Der Autorin ist auf großartige Weise gelungen, Zeitgeschichte, schlimme Zeitgeschichte, auf eine kindgerechte Weise zu erzählen, spannend, eindringlich, aber eben so, dass Kinder einerseits Verständnis entwickeln für eine furchtbare, angstbesetzte Zeit, andererseits aber nicht von Albträumen geplagt werden. Sondern vielmehr eine Ahnung davon bekommen, dass Mut und Hilfsbereitschaft, Solidarität und Einsatz für andere die wertvollsten Zeichen für Mitmenschlichkeit sind und allemal erstrebenswert.
Sowohl Sarah und Daniel als auch Gerda und Otto werden in ihrem Kindsein absolut glaubwürdig dargestellt. Sie sind lebendig, fröhlich und ängstlich, abenteuerlustig, trotzig, leichtsinnig, immer verführbar zu Spielen, immer fähig, die harte Wirklichkeit im Spiel auszublenden. Und dennoch ernsthaft genug, um den Gefahren in einer bedrohlichen Zeit auf mutig-kreative Weise zu begegnen und das eine oder andere Mal zu erleben, wie man über sich selbst hinauswachsen kann.
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Andrea Schomburg
Die besten Tantenretter der Welt
· Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
· Verlag: Hummelburg
· ISBN-13: 978-3747800072
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren
· #DiebestenTantenretterderWelt
Rosa-Laune-Buch
Witzig und lebendig wird eine fröhlich-kunterbunte Geschichte erzählt. Ein Kinderbuch, das einfach rundum Spaß macht und auf keinen Fall ernst genommen werden möchte. Ein Buch mit Rosa-Laune-Garantie…
Jonas und Fabian leben bei ihrer Tante Erdmute, die Gute. Und sie haben es mit ihrer Tante nicht leicht, denn sie benimmt sich so, als wäre sie eine erwachsene Pippi Langstrumpf. Sie ist unberechenbar und hat stets außergewöhnliche Ideen. Als der Vermieter ihre Wohnung verkaufen will und Tante Erdmute deshalb dringend Geld benötigt, überfällt sie aus der Not heraus in einem wunderbar auffälligen roten Kleid eine Bank. Jonas und Fabian wird ganz anders, als sie sich zusammen mit ihnen und dem Geldsäckchen auf eine rasante Flucht in ein abgelegenes Waldhotel begibt. Dass dort recht wunderliche Leute wohnen und dass auch noch ein wertvolles Briefmarkenalbum geklaut wird, führt zu sehr spannenden Verwicklungen und Jonas und Fabian haben alle Hände voll zu tun, um aus ihrer Tante die Unschuld vom Lande zu zaubern.
Ein so fröhliches, unbeschwertes Kinderbuch habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Es ist frei von allzu ernstem pädagogischem Anspruch und erzählt mit Spaß und Spannung und sehr ideenreich eine flotte Geschichte. Dass man vom Singen rosa Laune bekommen kann oder dass man jemanden mit den Augen in den Arm nehmen kann – solch schöne im Text versteckte Sprachbilder verraten, dass die Autorin (auch) Lyrikerin ist. Ein meiner Meinung nach rundum gelungenes, spritzig erzähltes, mit liebenswerten Protagonisten versehenes Kinderbuch ab 10 zum Selberlesen, zum Vorlesen durchaus auch für jüngere Kinder.
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Nicholas Cornelius
Sylvester und der Gespensterdoktor
· Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
· Verlag: Sanssouci
· ISBN-13: 978-3990560686
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 10 - 12 Jahre
· #SylvesterundderGespensterdoktor
Zum genussvollen Vorlesen
Ein klein wenig Enttäuschung vorab: Als erstes hatte mich in der Verlagsankündigung des Sanssouci Verlages das Cover zu dem vorliegenden Titel begeistert. Ein wenig schade, dass dieses Titelbild letztlich etwas verändert wurde und der Umriss von Sylvester nun nicht mehr zu sehen ist. Auch auf das angekündigte Lesezeichen wurde verzichtet. Und leider, leider enthält das Buch keine einzige Zeichnung, keinerlei schmückende Auflockerung des Textes.
Die Geschichte beginnt in einer schrecklichen Gewitternacht. Sylvester, ein 12jähriger Waisenjunge, rennt und rennt tropfnass durch die Finsternis. Da stößt er auf eine einsame Scheune, in der er Zuflucht nehmen möchte. Doch er wird im Inneren der Hütte von einem alten Mann empfangen, mit der Flinte im Anschlag. Es stellt sich heraus, dass der alte Mann der wahre und einzige Gespensterdoktor ist, denn auch Gespenster können krank werden! Was Sylvester in der Folge erlebt, ist so unglaublich, dass sich sogar der Buchautor selbst nur unter einem Pseudonym zum Buch bekennt, damit ihn die Gespenster, die er gerufen hat, nicht verfolgen können…
Mit überbordender Fantasie wird eine sehr ungewöhnliche Gespenstergeschichte erzählt. Den Sprachstil habe ich als besonders erlebt, denn es werden geradezu malerisch gespenstische Bilderwelten im Kopf des Leser gezaubert. Die Beschreibungen wirken oftmals wie alte Gemälde aus dem Museum, in einer etwas altmodisch-komplizierten Sprache. Und genau diese Sprache ist auf der einen Seite wunderschön und sensibel, wie zum Beispiel: „… die umgetretenen Halme auf der Wiese behielten die Fußabdrücke im kurzen Grasgedächtnis…“ Man findet gelungene Wortschöpfungen wie „klumpige Bauchschmerzenangst“. Auf der anderen Seite erscheint mir die Altersempfehlung des Verlages „ab 10“ aufgrund der besonderen Sprache etwas problematisch, allenfalls nur zutreffend für wahre Leseratten. Zur Leseauflockerung wären daher durchaus ein paar Illustrationen hilfreich gewesen.
Was sich mir jedoch beim Lesen des Buches permanent aufdrängte: Die Erzählweise in ihrer Lebendigkeit und die Schönheit der Sprache bietet sich perfekt an zum langsamen, genussvollen Vorlesen. Denn gruselig, komisch, spannend, berührend – das Buch hat alles.
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Maren Dammann
Marwani
· Broschiert: 288 Seiten
· Verlag: Planet!
· ISBN-13: 978-3522506212
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
· #Marwani
Über die heilsame Kraft zwischen Mensch und Pferd
Mädchen und Pferdebücher - das gehört zusammen, schon klar. Unzählige mehr oder wenig gut geschriebene Mädchenbücher füllen die entsprechenden Buchhandlungsregale. Jugendliche und Pferdebücher – da wird die Kombination schon schwieriger, das Angebot geringer. Und ein Buch für Jugendliche, das von einem traumatisierten Menschen und von einem traumatisierten Pferd erzählt – das ist etwas Besonderes und, wie das vorliegende Buch, absolut lesenswert!
Es wird erzählt von Mira, einem jungen Mädchen, das aufgrund eines unverschuldeten Unfalls im Rollstuhl sitzt und mit allem und jedem hadert. Umso mehr, als die Eltern mit ihr wegziehen, weit weg von ihrer alten Freundesclique, ausgerechnet in die direkte Nachbarschaft eines Reiterhofes. Wobei Mira mit Pferden nichts, absolut nichts am Hut hat. Lediglich ihre kleine Schwester ist begeistert und erweist sich als hochtalentierte Reiterin. Mira beobachtet von ihrem Zimmer aus, wie die wilde, temperamentvolle Schimmelstute Marwani auf dem Reiterhof ankommt. Die Stute lässt keinen einzigen Menschen an sich heran. Je länger Mira die unzähmbare Stute beobachtet, desto mehr wächst in ihr die Ahnung, dass sie beide mehr gemeinsam haben als erwartet. Die Begegnung mit Dan, dem schüchtern-zurückhaltenden Stalljungen, zeigt Wirkung…
Das vorliegende Jugendbuch ist so fesselnd und lebendig geschrieben, dass es den Leser von der ersten Seite an gefangen nimmt. Und es ist ernsthaft genug, um nicht zur Gattung der vielen auf dem Markt befindlichen verkitschten Mädchen-Pferde-Bücher zu gehören. Im Gegenteil: Mit sehr feiner Beobachtungsgabe und psychologischem Gespür wird die Interaktion zwischen Mensch und Pferd geschildert. Wir erleben intensiv mit, wie auf wortlose, heilsame Weise Vertrauen wächst und dies letztlich nicht nur zwischen Mensch und Pferd, sondern neues Vertrauen in das Leben überhaupt, für Mira und Marwani gleichermaßen.
Einfühlsam und mit großem Pferdeverstand schildert die Autorin eine Geschichte, die berührt. Absolut lesenswert!
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Anne Ameling, Günther Jakobs
Hektor spielt (nicht) mit Mädchen!
· Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649628927
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 4 - 6 Jahre
· #HektorspieltnichtmitMädchen
Zusammen sind wir am besten
Hektor, der Wolfsjunge, freut sich auf einen wolfsmäßig schönen Tag, sammelt fröhlich Blumen fürs Schmetterlinghaus und begeistert sich zusammen mit Mücke und Klara über die ersten Schmetterlinge, die gleich einziehen wollen. Aber Rocky Igel, der Hartgesottene, findet das mädchenkramig albern und will „was Richtiges“ spielen, Ball zum Beispiel, jungenmäßig halt. Und er zeigt seine Dribbelkunst. Als Mücke und Klara mitspielen wollen, lacht Rocky sie aus, denn seiner Meinung nach stolpern Mädchen nur über ihre eigenen Füße. Das lassen Mücke und Klara natürlich nicht auf sich sitzen und zeigen Rocky und Hektor, dass Mädchen sehr geschickt sind und überhaupt, wie viel Spaß das gemeinsame Spiel macht.
Ob Rollenverhalten bereits im Kindergartenalter wichtig ist? Vielleicht ja, wenn die Eltern darauf drängen. Und genau diese Eltern werden wohl das vorliegende Bilderbuch ihren Kindern nicht in die Hand geben, fürchte ich. Ganz grundsätzlich ist die Botschaft jedoch wirklich wichtig: Gemeinsam sind wir stark, gemeinsam haben wir Spaß, und gerade, weil wir unterschiedliche Fähigkeiten haben, sind wir zusammen am besten. Die Illustrationen von Günther Jakobs gefallen mir sehr. Sie drücken ganz unmittelbar die Bandbreite der Gefühle aus von entspannter stiller Freude bis zu stocksauerer Ablehnung, von angespanntem Leistungswillen, über Nachdenklichkeit hin zu freudigen Spielprojekten – all dies lässt sich an den Zeichnungen auf direkte Weise ablesen. Dazu kommt noch die dynamische Lebendigkeit der Bilder, so stark, als wären sie bewegte Bilder, besonders beim Baumballspielen. Besser geht es nicht. Und Papa Wolf bringt es beim mittäglichen Braten von Wolfsburgern beim Thema, dass Schmetterlinge Mädchenkram seien, auf den Punkt: „Schmetterlinge sind Schmetterlinge“! Dem ist nichts hinzuzufügen.
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Monika Finsterbusch
Prinzessin Lillifee in der Tierklinik
· Gebundene Ausgabe: 36 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649631880
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre
· #PrinzessinLillifeeinderTierklinik
Feenstaub und Freundschaft
Monika Finsterbusch, die Schöpferin von Lillifee und weiteren Tieren und Wesen, war viele Jahre Modedesignerin für Erwachsene, bevor sie sich der kindlichen Welt zuwandte und seither dort ihre reiche Kreativität auslebt. Sie mag nicht selbst im Vordergrund stehen, sondern lässt ihre Geschöpfe für sich sprechen. Wie schön, dass der großartige Coppenrath Verlag es so meisterhaft versteht, all die zauberhaften Geschichten wunderbar in Szene zu setzen.
Das vorliegende Buch ist wieder ein Mädchenbuch, wie es schöner nicht sein könnte. Ein dreidimensional gestalteter Einband mit viel, viel Feenstaub versehen lädt ein in die Welt von Rosarien, in der Lillifee wohnt und missmutig in den Regen schaut. Da muntert sie der fröhliche und heftig verliebte Vogel Filou auf und verlockt sie, mit nach Tikitan zu kommen, einem Land, in dem immer die Sonne scheint. Das klingt so sehr verführerisch, dass sich Lillifee nur zu gerne zusammen mit Filou auf den Weg macht – nicht ohne auf jeder Buchseite für die kleinen Leserinnen weiteren Feenstaub zu hinterlassen. Doch kaum kommen sie an im immergrünen Dschungel, wird Lillifee von einer Kokosnuss getroffen und bleibt bewusstlos liegen. Die Affenmutter Moma kümmert sich um Lillifee, die nicht mehr weiß, wie sie heißt und woher sie kommt. In der Klinik für verletzte Tierkinder geht es Swami, wie Lillifee nun genannt wird, schnell besser und sie kümmert sich bald liebevoll um all die kranken Tiere. Doch wie kommt Lillifee wieder an ihre Erinnerungen?
Die liebenswert-warmherzige Geschichte erzählt vom Wert des zugewandten Miteinander, des gegenseitigen Helfens und Unterstützens, vom Geborgen-Sein in der Gemeinschaft, auch von Ehrlichkeit, Freundschaft und den allerersten Fragen nach der eigenen Identität. Der lebendig geschriebene, feinfühlige Text und die ausdrucksstarken Zeichnungen, auf denen so viel zu entdecken ist, ergeben eine Erzählung aus dem Reich der Feen-Fantasie, wie sie schöner nicht sein könnte.
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Kathrin Schrocke
Immer kommt mir das Leben dazwischen
· Gebundene Ausgabe: 181 Seiten
· Verlag: mixtvision Mediengesellschaft mbH
· ISBN-13: 978-3958541429
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
· #ImmerkommtmirdasLebendazwischen
Vergnügliche Jugendlektüre
Noch selten habe ich solch ein witziges Jugendbuch gelesen. Auch Wenigleser jeden Alters kann man mit dieser Geschichte auf den Geschmack bringen, dessen bin ich mir sicher.
Worum geht es? Der 13-jährige Karl steckt die Trauer um seinen toten Opa im Allgemeinen sehr geschickt weg. Dass ihm Opa in einem Traum einflüstert, er solle YouTube-Star werden, macht es ihm einerseits leichter, andererseits klappt es mit der Karriere nicht, weil Oma plötzlich in ein Mehrgenerationenhaus umziehen möchte und er ihr helfen möchte, die Eltern eigene, bedrohlich wirkende Pläne haben, und dann ist da auch noch Irina…
Sehr gekonnt und mit leichter Feder berührt die Autorin viele durchaus ernsthafte Themen, die nicht nur in der Pubertät eine Rolle spielen. Mir gefällt sehr, wie humorvoll und locker Kathrin Schocke erzählt und der realen Welt entlehnte Geschehnisse überzeichnet und in Situationskomik verpackt. Nicht nur die Zwillinge Master und Desaster sind dafür ein großartiges Beispiel. Durch das gesamte Buch zieht sich diese augenzwinkernde Erzählweise, und so bringt das Buch zwar auch Tiefe für den Leser, der sie erspürt, aber vor allem eine rundum vergnügliche, lebendig-frische Lektüre, nicht nur für Jugendliche!
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Walko
Der wilde Räuber Donnerpups – Bd. 4 Der Räuberschatz
· Gebundene Ausgabe: 36 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649629955
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre
· #DerwildeRäuberDonnerpups
Gute Taten machen gute Gefühle
Was ist da nur los beim Coppenrath Verlag? Gab es ein Pups-Festival? Erst habe ich mich in das Bilderbuch Furzipups verliebt, und schon habe ich weitere wunderbare Pupse vorliegen in Form der Geschichten rund um den wilden Räuber Donnerpups….
Walko alias Walter Kössler ist sowohl Zeichner als auch Autor der großartigen Bilderbücher, die die Geschichten aus dem Leben des Räubers Donnerpups erzählen. Der Coppenrath Verlag steht für besonders gut und liebevoll gestaltete Bücher, und so ist auch dieses Bilderbuch zum Vorlesen bzw. für Leseanfänger zum Selbstlesen ein herrlicher Spaß. Besonders schön und vergnüglich anzuschauen ist in Band 4 das eingeklebte 6-seitige Booklet, ein Fotoalbum mit Bildern aus der Kinder- und Jugendzeit des Räuberhauptmann Donnerpups.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Die Räuberbande sitzt gemütlich zusammen und spielt Räuber-Rommé, als der Hauptmann Donnerpups aufschreit! Er hat soeben erfahren, dass man die Donnershausener Windmühle abreißen will, und zwar schon am nächsten Tag! Doch ein Räuber-Vorfahre hatte einst unter der Mühle Gold versteckt. Dieser Schatz könnte beim Abriss entdeckt werden. Da ist also schnelles Handeln angesagt, und auf geht es zu einem gewaltig gefährlichen Abenteuer…
Die Stärke des Buches liegt meines Erachtens in der Bebilderung. Sie ist ausgesprochen fröhlich und lebendig, so detailverliebt, dass man jede Seite lange und immer wieder anschauen möchte. Jeder der Räuber, selbst der Esel Muliboy, jedes noch so kleine Tierchen im Wald ist so anschaulich gezeichnet, dass man das Gefühl hat, die Zeichnungen sind eigentlich stärker als der Text und übernehmen das Erzählen der Geschichte intensiver als der Text selbst. Bevor ich die Zeichnungen von Walko kannte, wusste ich nicht, dass man sogar Zähne bzw. Gebisse derart ausdrucksstark zeichnen kann… Der Geschichte fehlt weitgehend – absolut wohltuend – ein spürbarer pädagogischer Zeigefinger. Sie ist ein Märchen, deftig und direkt, wie Märchen nun mal sind, und sie erzählt davon, dass eine gute Tat sogar bei Räubern ein schönes Gefühl macht.
Rundum ein erfrischend witziges Bilderbuch mit herrlich ausdrucksstarker Bebilderung!
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Walko
Der wilde Räuber Donnerpups – Bd. 1 Die Räuberprüfung
· Gebundene Ausgabe: 40 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649617440
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre
· #DerwildeRäuberDonnerpups
Erfrischend witzig
Was ist da nur los beim Coppenrath Verlag? Gab es ein Pups-Festival? Erst habe ich mich in das Bilderbuch Furzipups verliebt, und schon habe ich weitere wunderbare Pupse vorliegen in Form der Geschichten rund um den wilden Räuber Donnerpups….
Walko alias Walter Kössler ist sowohl Zeichner als auch Autor der großartigen Bilderbücher, die die Geschichten aus dem Leben des Räubers Donnerpups erzählen. Der Coppenrath Verlag steht für besonders gut und liebevoll gestaltete Bücher, und so ist auch dieses Bilderbuch zum Vorlesen bzw. für Leseanfänger zum Selbstlesen ein herrlicher Spaß. Zwar lag mir das normalerweise beigefügte Pupskissen nicht vor, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, wieviel Spaß allein schon solch ein Kissen den Kindern (und vielleicht auch manchen Erwachsenen) bringt.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Der mutige Junge Robin wagt sich in den gefährlichen Donnerwald, und natürlich, wie könnte es anders sein, wird er von der Räuberbande gefangengenommen. Doch Robin ist schlau und fordert die Räuber zu einem Wettstreit heraus. Hauptmann Donnerpups findet es gar nicht lustig, an der Nase herumgeführt zu werden…
Die Stärke des Buches liegt meines Erachtens in der Bebilderung. Sie ist ausgesprochen fröhlich und lebendig, so detailverliebt, dass man jede Seite lange und immer wieder anschauen möchte. Jeder der Räuber, selbst der Esel Muliboy, jedes noch so kleine Tierchen im Wald ist so anschaulich gezeichnet, dass man das Gefühl hat, die Zeichnungen sind eigentlich stärker als der Text und übernehmen das Erzählen der Geschichte intensiver als der Text selbst. Bevor ich die Zeichnungen von Walko kannte, wusste ich nicht, dass man sogar Zähne bzw. Gebisse derart ausdrucksstark zeichnen kann… Der Geschichte fehlt – absolut wohltuend – jeglicher pädagogische Zeigefinger. Sie ist ein Märchen, deftig und direkt, wie Märchen nun mal sind, und sie erzählt davon, wie man durch Schlauheit andere, vermeintlich Stärkere, übertölpeln kann.
Rundum ein erfrischend witziges Bilderbuch mit herrlich ausdrucksstarker Bebilderung!
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Kai Lüftner, Wiebke Rauers
Furzipups der Knatterdrache
· Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649626145
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre
· #Furzipups
Pupsfröhliche Mutmachgeschichte
"Nein, nicht viele Ungeheuer
spucken, wenn es ernst wird, Feuer.
Für Drachen ist es sogar Pflicht,
die meisten tun es – einer nicht!"
Feuerspeien ist Drachenpflicht, das ist bekannt. Und alle können es. Alle, bis auf den kleinen Furzipups. Er strengt sich an und übt und übt mit großem Eifer – und schafft letztlich doch nur
kleine Rauchwölkchen. Also probiert er es wieder, diesmal mit allergrößtem Krafteinsatz, denn er möchte doch so gerne sein wie alle Drachen, und was passiert da? Na, was wohl? Ja, er pupst. Und
Furzipups übt weiter, bis er etwas ganz Besonderes kann, nämlich im Rhythmus pupsen. Wer kann das schon?
Der Verlag Coppenrath ist immer gut für ungewöhnliche und besonders schön gestaltete Bücher. Ein zauberhaftes Mutmach-Buch ist die vorliegende Geschichte von Furzipups. Denn es ist gar nicht schlimm, wenn du nicht bist wie die anderen, wenn du etwas nicht so kannst wie die anderen. Du bist einzigartig, du bist etwas Besonderes und kannst mit Sicherheit irgendetwas besser als die anderen. In eingängigen Reimen bringt der Autor und Songwriter Kai Lüftner die witzige Geschichte von Furzipups und seine Mutmach-Botschaft zu Papier. Wiebke Rauers hat dazu einmalig schöne ausdrucksstarke Bilder gemalt, deren beeindruckende Farbigkeit und Lebendigkeit besticht. Nicht zu vergessen der im Buch integrierte „Pups-Knopf“. Buch und Pups-Button machen übrigens nicht nur kleinen Kindern Spaß…
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Chantal Schreiber
Perfekt für dich
· Broschiert: 240 Seiten
· Verlag: Egmont Schneiderbuch
· ISBN-13: 978-3505142758
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 12 Jahren
· #Perfektfürdich
Witzig, frisch, fröhlich
Das Cover finde ich häßlich, aber das mag daran liegen, dass ich ü60 bin – also nicht zur eigentlichen Zielgruppe des Buches gehöre. Dennoch lese ich ab und zu gerne und neugierig Kinder- und Jugendbücher.
Im vorliegenden Buch (ab 12) geht es um Kim, die am liebsten Fußball spielt und deren großer Schwarm das Mathegenie Danny ist. Kim ist schlecht in Mathe und braucht dringend Nachhilfe, am liebsten natürlich von Danny. Doch ihre Mutter setzt ihr ungefragt Mila, die Streberin, als Nachhilfelehrerin vor die Nase, was natürlich gar nicht gut gehen kann…
Was mich von der ersten Seite an für das Buch eingenommen hat, ist der Schreibstil. Der Autorin gelingt es perfekt, sich mit viel Humor in das Leben der 13-jährigen Kim hineinzuversetzen und ihren Alltag, ihre schwärmerischen Gedanken, ihren Trotz und alles, was sonst noch zum Erwachsen-Werden gehört, lebendig zu schildern. Frech, ungeheuer witzig und frisch wird erzählt. Und, was ich wichtig finde, die Sprache ist nicht auf „jugendlich“ gemacht, sondern sie wirkt echt, aus dem Leben gegriffen, dabei aber immer ansprechend. Die gelegentlich eingestreuten Kurznachrichten mit Emojis peppen das Buch zusätzlich auf. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Protagonisten liebenswert, besonders Oma Bine und Leo haben es mir in ihrer herzerfrischenden Art angetan. Die erzählte Geschichte nimmt die Achterbahn der Gefühle der Altersgruppe der Zwölf- bis Vierzehnjährigen ernst, lässt nicht aus, dass unbedachte Handlungen durchaus unangenehme Konsequenzen haben können und wie wichtig gerade dann ein verständnisvolles Umfeld ist.
Mir hat das Buch rundum gut gefallen – bis auf das Cover…
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Katja Reider, Sabine Straub
Hops & Holly – Die Schule geht los
· Gebundene Ausgabe: 112 Seiten
· Verlag: Esslinger in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
· ISBN-13: 978-3480234509
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 5 - 7 Jahre
· #HopsHollydieSchulegehtlos
Heile Hasenwelt
Mama Hase im Morgenmantel spart nicht mit Ermahnungen und Papa Hase, ganz modern, serviert Buttermöhrchen zum Frühstück. Denn heute ist ein besonderer Tag: Hops und Holly, die Hasenzwillinge, haben ihren ersten Schultag. Natürlich nicht, ohne vorher sämtliche Hasenzähnchen ordentlich geputzt zu haben. Dann kann der aufregende neue Lebensabschnitt beginnen zusammen mit den Freunden Bommel, Pumpernickel, Murmel und Rosinchen, mit Schulleiterin Frau Dr. Kohl-Rabi und dem Klassenlehrer Franz Blütenkranz...
Dieses zauberhafte Kinderbuch enthält 10 vergnügliche Geschichten für das Erstlesealter bzw. zum Vorlesen ab 5 Jahre rund um das Thema Schule. Wer kennt nicht aus seiner eigenen Kindheit das Buch „Die Häschenschule“. Thematisch erinnert das vorliegende Buch an diesen Klassiker, jedoch ist der Text moderner, der alltäglichen Erlebniswelt der heutigen Kinder in Sprache und Thematik angepasst. Und genau hier kommt auch mein einziger Kritikpunkt: Das umgangssprachliche, maulige „manno….“ kommt nervig oft im Text vor. Unnötig!
Schule wird nicht nur als ein Ort des Lernens nähergebracht, sondern wir erfahren in den Geschichten auch viel über Freundschaft, über Zusammenhalt, über achtsames Miteinander. Der frische, lebendige, vergnügliche Schreibstil lässt sich wunderbar vorlesen. Aber auch die Leseanfänger kommen aufgrund der etwas größeren Schrift und der relativ kurzen Sätze gut zurecht. Die liebevolle Ausstattung ist besonders hervorzuheben. Da gibt es ein Lesebändchen, an dessen Ende eine ganz altmodische Schreibtafel mit Schwämmchen hängt. Das feste Papier der Seiten hält auch vielem Umblättern gut stand. Und ganz wunderbar finden sich auf nahezu jeder Seite farbige Illustrationen. Apropos Illustrationen: Sabine Straub versteht es meisterhaft, in ganz klassischem Malstil die Geschichten detailreich und liebevoll zu illustrieren. So manch ein Erwachsener mag die Illustrationen altmodisch nennen, aber Kinder lieben diese Bilderwelt, in der es viele Einzelheiten zu entdecken gibt und in der ausdrucksstarke Häschenkonterfeis die jeweiligen Gefühlsregungen unmissverständlich zum Audruck bringen. Ja, es wird eine heile Welt gezeigt, sowohl erzählend als auch bildgestalterisch, aber genau das tut der Kinderseele gut, die vor dem aufregenden Beginn eines neuen Lebensabschnittes steht, der möglicherweise mit Unsicherheit, vielleicht sogar Angst besetzt ist. Denn Hops und Holly zeigen mit ihrer liebenswerten, lebendig-fröhlichen Weise, dass Schule gar nicht schlimm ist…
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Kevin Brooks
Deathland Dogs
· Seiten: 537
· ISBN: 3423762365
· Verlag: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
· Alter: ab 14
Sammlung langatmiger postapokalyptischer Grausamkeiten
Kälte, Hass, Grausamkeiten, Brutalität und keine Zeichensetzung – so sieht also ein Jugendbuch aus? Ich wüsste gerne, wie Vierzehnjährige urteilen, falls sie die 540 Seiten Finsternis und Langeweile überhaupt durchhalten.
Worum es geht: „Jeet ist ein sogenanntes »Dogchild«: Aufgewachsen bei den Deathland Dogs, lebt er seit einigen Jahren wieder unter den Menschen. Doch immer noch sind die Deathland Dogs für ihn seine eigentliche Familie, ihre Instinkte schlummern weiterhin in ihm. Als es zum Kampf zwischen seinen Leuten und dem benachbarten Clan der Dau kommt, soll Jeet sich mittels seiner als »Dogchild« erworbenen Fähigkeiten in die Siedlung der Dau einschleusen. Sein Auftrag: Material für den bevorstehenden Kampf sicherzustellen. Dadurch gerät er unversehens ins Zentrum des Konflikts und ist sich seines Lebens nicht mehr sicher. Doch für eine Flucht ist es bereits zu spät…“
Ja, es handelt sich um eine Dystopie, und zwar eine von der brutalsten Sorte. Die Geschichte spielt nach unserer Zeit, lange nach unserer Zeit. Die Welt, wie wir sie kennen, ist zerstört. Es gibt nur noch wenige Menschen, die sich im Überlebenskampf und auf der Suche nach Nahrung auf das Brutalste bekriegen. Und deren einziges Ziel erfolgreicher Kampf ist. Da mit der Zivilisation der Menschen auch jegliche Bildung verloren ging, können nur noch ganz wenige lesen und schreiben. Um dies „abzubilden“, wird im Buch auf jegliche Kommasetzung verzichtet. Naja, da kommt mir natürlich sofort der Gedanke, wer überhaupt noch heutzutage korrekte Zeichensetzung beherrscht… Abgesehen vom Inhalt bringen die etwas langatmige Erzählweise und die sehr detaillierten, jegliche Spannung vernichtenden Darstellungen keinerlei Lesespaß. Nein, diese Sammlung sinnfreier postapokalyptischer Überlebenskämpfe ohne Zeichensetzung ist kein Jugendbuch. Aber es ist auch kein Erwachsenenbuch. Es ist meiner Meinung ein Buch, das das Lesen nicht wert ist.
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Andrea Martin
Die Monsterprüfung
· Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
· Verlag: cbj
· ISBN-13: 978-3570176139
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren
Zwei Freunde wie Monsterspucke und Hortensiensaft
Ein wunderbares Kinderbuch über Freundschaft, über Mut und über die Kraft der Fantasie.
Armer Robin! Ohne zu klagen lebt er bei Rufus, diesem gefühllosen, hartherzigen und geizigen Mann, der ihn nach dem Tod seiner Eltern aufgenommen hatte. Ohne zu klagen nimmt er es hin, dass ihn einige Klassenkameraden schlimm quälen und ihm ständig böse Streiche spielen, ihm sogar seine Schultasche im Wald verstecken, die Schultasche, in dem sein mühsam erarbeitetes Referat steckt. Als der verzweifelte Robin die Schultasche schon verloren glaubt, setzt er, ohne es zu ahnen, einen Hilferuf in die magische Welt ab. Denn Oaksend, das Örtchen, in dem Robin lebt, ist ein magischer Ort, in dessen Nähe es eine Verbindung zwischen der Menschenwelt und der Welt der Monster gibt. Und tatsächlich, in der Nacht taucht wie aus dem Nichts Melvin auf, ein echtes, blaubepelztes Monster, ein angehendes Schutzmonster, dessen Aufgabe es ist, seinen Schützling, nämlich Robin, vor jeglichem Unheil zu bewahren. Doch Melvin ist nicht das einzige Monster, und nicht alle haben gute Absichten…
Dieses Kinderbuch ist eine sehr gelungene Mischung von allem, was Kinder gerne lesen: Abenteuer, Spannung, Alltagsprobleme, Humor. Aus all diesen Zutaten ist ein richtig gutes Kinderbuch entstanden. Es wird flott, lebendig und spaßig erzählt. Die phantasievollen Abenteuer sorgen für Spannung. Und Melvin, dieses blaufusselige Schutzmonster, ist einfach zum Liebhaben. Dass mit einem echten, verlässlichen Freund an der Seite das Leben nicht nur schöner ist, sondern gemeinsam auch alles viel leichter wird, zeigen uns Robin und Melvin auf liebenswerte Weise. Ein paar Illustrationen mehr hätte ich mir gewünscht, das würde für etwas Auflockerung sorgen und würde den Kindern, die nicht so gerne lesen, den Zugang zu der Geschichte sehr erleichtern. Dennoch bleibt das Fazit: Ein rundum gelungenes Kinderbuch, schön ausgestattet, zum Selberlesen ab 10, zum Vorlesen ab 8.
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Matthias Morgenroth
I can see U
· Taschenbuch: 304 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649631903
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
Eine Fiktion, die vielleicht bald keine mehr ist
Ein Jugendbuch, dessen Fiktion so nah an der Realität ist, dass es gleichermaßen packt, erschreckt und warnt. Ein Jugendbuch, das auch Erwachsene unbedingt lesen sollten!
Da kommt ein neuer Mitschüler in die Klasse, so wie man ihn sich wünscht. Ben sieht gut aus, weiß immens viel, ist immer freundlich, lächelt stets, und Marie erliegt ihm mit Haut und Haaren. Denn er hat scheinbar die gleichen Wünsche wie Marie, denkt wie Marie, und Marie fühlt sich von Ben ernst genommen. Wir erleben, wie die digitale Welt die Jugendlichen fest im Griff hat. So werden z. B. Menüs gekocht, nur um sie zu fotografieren und ins Netz zu stellen. Der digitale Assistent im Haus spricht manchmal mehr mit als gewollt. Der Vater entwickelt selbstfahrende Autos. Bei Ebay werden Abonnenten gekauft, um mehr Likes zu erhalten. Die Familie hat einen Smartshopping-Dienst abonniert, bei dem ein Algorithmus auswählt, was man geliefert bekommt. Dennoch glauben alle, alles im Griff zu haben, bis plötzlich erschreckende Fake-Bilder im Klassenchat kursieren, bestgehütete Geheimnisse sich wie Lauffeuer verbreiten, ein bisher sehr gewissenhafter Lehrer gerät unter einen schlimmen Verdacht gerät…
Das Buch ist lebendig, jugendlich-frisch, humorvoll und sehr, sehr spannend geschrieben. Die Geschichte ist so erschreckend, weil sie näher an der Realität ist, wie wir glauben wollen. Ich möchte das Buch wegen der Wichtigkeit des Grundthemas als Klassenlektüre empfehlen, wobei meiner Meinung nach das vom Verlag empfohlene Lesealter durchaus etwas herabgesetzt werden dürfte. Das offene Ende der Geschichte ist ein genialer Einfall des Autors, denn genau damit unterstreicht er sein warnendes Anliegen, nicht allzu leichtfertig im Umgang mit den digitalen Medien zu sein. Denn die Geister, die wir rufen, sind nicht mehr löschbar…
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Barbara van den Speulhof, Stephan Pricken
Der Grolltroll
· Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649628934
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre
Erste Hilfe für Zornbinkerl
Wer kleinere Kinder hat oder hatte, kennt sie zur Genüge: Diese finsteren Momente, in denen das Kind aus scheinbar nichtigem Anlass in einen Strudel von ohnmächtiger Wut und Verzweiflung gerät, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Und der betreuende Erwachsene hat gleichermaßen mit wachsender Hilflosigkeit und zunehmendem Ärger zu kämpfen. Wie gut, dass der Coppenrath-Verlag dieses großartige Erste-Hilfe-Buch für Zornbinkerl (bayerisch) herausgab, das man im Übrigen auch manchem Erwachsenen schenken möchte…
Allein schon der Titel dieses großformatigen Bilderbuches ist Programm: Der Grolltroll – eine geniale Wortschöpfung, dessen Aussprache mit drohend-rollendem r allein schon der Inbegriff von Zorn ist (und übrigens bei unerwartetem Gebrauch urplötzlich zu entspannendem Gelächter führen kann.) Jedenfalls ist der Grolltroll ein armer Kerl, denn alle und alles hat sich gegen ihn verschworen, und nie, niemals, ist er an irgendetwas selbst schuld. Und wenn er dann so ganz unschuldig von Wut überrollt wird und die Rauchwölkchen über seinem Kopf wabern, dann ist er allein, alleiner kann man gar nicht sein…
Die wunderschönen, ausdrucksstarken Illustrationen von Stephan Pricken sind so lebendig, so farbenfroh, so aussagekräftig, so detailreich, dass man sie immer und immer wieder anschauen mag. Und wenn Stimmungsgewitter aufziehen wollen, egal ob bei Kleinen oder Großen, dann empfiehlt sich als Sofortmaßnahme, sich schnell zusammen zu setzen und die Welt von Grolltroll anzuschauen. Bei diesen fröhlichen, liebevollen Bildern werden Zorn und schlechte Laune ganz schnell vergessen, bei Groß und Klein. Gerne leiste ich der Weisung des Grolltrolls Folge, die ich zu Anfang des Buches fand: „Sei bloß lieb zu diesem Buch!“ Gar keine Frage!
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Mein großes Räuber Hotzenplotz Rätselbuch
· Gebundene Ausgabe: 128 Seiten
· Verlag: Thienemann Verlag
· ISBN-13: 978-3522185042
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 6 - 8 Jahre
Viele Stunden fröhliche Unterhaltung
Die Räuberfans haben es schon längst mitbekommen: Räuber Hotzenplotz ist seit Monaten wieder aktiv, taucht mal hier mal dort auf. In Buchhandlungen, auf Stadtfesten, in Bibliotheken liebt er es, kleine und große Leute zu erschrecken und genießt sichtlich, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. In der Mitmachausstellung in Stuttgart ist er noch bis zum 23. Juni 2019 die Hauptattraktion. (www.junges-schloss.de)
Und so wundert es nicht, dass der Thienemann Verlag Räuber Hotzenplotz zu Ehren ein wunderbares, großes Rätselbuch auf den Markt gebracht hat – so liebevoll und ideenreich ausgestaltet, dass es seinesgleichen sucht. Da gibt es für jeden kleinen Hotzenplotz-Fan die passenden Rätsel. Das Buch enthält eine Fülle von Aufgaben, spaßig, originell, zum Überlegen, zum genauen Hinschauen, zum Malen, zum Fantasieren, über 100 Räuberrätsel in unterschiedlichen Schwierigkeiten. Das herrlich illustrierte Buch, das übrigens zu einem erstaunlich günstigen Preis angeboten wird, garantiert viele Stunden fröhliche Beschäftigung und macht damit Kinder und Eltern gleichermaßen froh.
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Otfried Preußler
Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete
· Gebundene Ausgabe: 64 Seiten
· Verlag: Thienemann Verlag
· ISBN-13: 978-3522185103
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 6 - 8 Jahre
Liebenswert, aber eher ein Vorlesebuch für Kleinere
Das vorliegende Buch wird angekündigt als eine „neue Geschichte vom Hotzenplotz“. Natürlich ein wirksamer Werbegag, dem man nicht durch falsche Erwartungen auf den Leim gehen sollte.
Der geniale Kinderbuch-Autor ist 2013 gestorben. Da kann eine „neue Geschichte“ nur auf im Nachlass gefundenen Entwürfen beruhen. Und so ist „Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ auch ein schmales Büchlein, das ursprünglich von Otfried Preußler als Puppenspiel geschrieben worden war und von Susanne Preußler-Bitsch zu einer Vorlese- und Erstlesegeschichte ergänzt wurde.
Seppel, Kasperl, Wachtmeister Dimpfelmoser und der Räuber Hotzenplotz passen in der Tat perfekt in ein Puppenspiel. Man sieht sie direkt vor sich auf einer Puppenbühne, klassische Figuren in einer Geschichte, in der Gut und Böse klar getrennt sind und das Böse durch kluge Rafinesse ausgetrickst wird. Einfach gestrickt, liebenswert, vergnüglich.
Besonders hervorzuheben sind die durchweg farbigen, wunderschönen, lebendigen Illustrationen von Thorsten Saleina, die das schlichte Büchlein auf beste Weise bereichern. Ich würde aus meiner Sicht die Geschichte als Vorlesebüchlein einsetzen und deshalb das empfohlene Alter auf 4-6 Jahre herabsetzen.
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Helen Cooper
Das Museum der sprechenden Tiere
· Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
· Verlag: Rowohlt Taschenbuch
· ISBN-13: 978-3499218286
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 9 Jahren
· Originaltitel: The Hippo at the End oft he Hall
Ein Buch wie eine Matroschka-Puppe
Was für ein unglaublich schönes Buch – das dachte ich spontan, als ich das so überaus schön gestaltete Exemplar in Händen hielt. Allein schon durch das gelungene Cover, das sowohl in Graphik als auch Haptik auffällt und mit dem Blick durchs Schlüsselloch in die Geschichte hineinziehen will, war ich positiv-neugierig geworden. Als ich anfing, durch die Seiten zu blättern, war ich nach wenigen Minuten dem Buch restlos erlegen. Diese unglaublichen Zeichnungen, realistisch und doch fantastisch, präzise auf feinste Weise und liebevoll-detailliert ausgearbeitet, nahmen mich völlig gefangen, umso mehr als ich erfuhr, dass die Illustrationen allesamt von der Autorin selbst stammen.
Ben ist ein ganz normaler Junge, mal mutig, mal übermütig, nicht immer folgsam. Eines Tages findet er vor der Tür eine seltsame Einladungskarte: „Komm jetzt, oder komm nie!“ Von Neugier getrieben folgt er der Einladung in ein uraltes Museum, das abgerissen werden soll. Und schon ist er mitten in einem Abenteuer, das nicht nur ihn verändern wird…
Das Buch zu lesen, ist wie eine Matroschka-Puppe zu öffnen und immer weitere Puppen in deren Inneren zu finden. So öffnet sich im Buch Geschichte um Geschichte, teils real, teils fiktiv, immer aber auch magisch, teilweise gefährlich, teilweise verwirrend, teilweise erheiternd, immer aber spannend. Eine schier unerschöpfliche Fantasiewelt öffnet sich, in den unglaublichsten Farben und Schattierungen in Worte gefasst, wobei der häufige Wechsel zwischen Realität und Fantasy den Leser geradezu schwindlig macht. Und so ist die Stärke des Buches, nämlich die unerschöpfliche Fülle an Fantasie, gleichzeitig auch seine Schwäche. Denn es ist so reich an Magie, dass es ausreichend wäre für mehrere Bücher. Es ist so angefüllt mit Zauber, dass es irgendwann, zumindest in der ersten Hälfte des Buches, verwirrt, ermüdet, bis man gegen Ende des Buches dankbar wieder auf dem realen Boden der Geschichte landet, wobei hier wiederum die großartigen Illustrationen helfen. Auf jeden Fall ist es ein ideales Vorlesebuch, denn in einzelnen Häppchen gelesen entfaltet die Geschichte noch mehr ihres eigentlichen Wertes. Nämlich zu vermitteln, dass jeder Mensch den wahren Schatz und Reichtum in sich trägt. Wenn man an sich glaubt, an seine innere Stärke glaubt, gelingen wahre Wunder. Ein Buch zum Träumen schön, für Kinder ebenso wie für Erwachsene….
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Ingrid O. Volden
Unendlich mal unendlich mal mehr
· Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
· Verlag: Thienemann Verlag
· ISBN-13: 978-3522184618
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 10 - 12 Jahre
Magisch, verzaubernd und klug
Was für ein unglaublich intensiver, ungewöhnlicher Debütroman. Er hat mich regelrecht verzaubert, in seinen Bann geschlagen und begeistert!
Die zwölfjährige Petra hat sich ihr Leben gut zurecht gelegt. Solange Zahlen, ihre große Liebe, aufgehen, d. h. sich teilen lassen, ohne dass sie zerstört werden, ist der Tag in Ordnung. Nicht in Ordnung ist alles, was nicht aufgeht oder nicht zu kontrollieren ist, wie z. B. Primzahlen oder Wasser, dieses unberechenbare Element. Petra ist ein ungewöhnliches Mädchen. Sie unterliegt vielen Zwängen, um ihr Leben im Griff zu halten. So müssen Schuhe immer genau parallel nebeneinander stehen, ohne sich zu berühren. Oder es muss für alles eine gerade Zahl an Wiederholungen geben. Die Mutter Malin ist alleinerziehend und muss sehr viel arbeiten, dadurch hat sie wenig Zugang zur Innenwelt von Petra. Petra wiederum besitzt eine feine Beobachtungsgabe für andere Menschen, bewertet sie dabei aber nicht, nimmt sie einfach wie sie sind. Wenn zum Beispiel Chris, ihrem treuen Freund, als Stotterer die Wörter im Hals stecken bleiben, dann wirft er stattdessen mit Radiergummis oder randaliert. Petra versteht ihn und mag seine Augen, die besser sprechen als sein Mund. Oder an Freundin Melika, aus Afghanistan geflüchtet, von der Klasse abgelehnt, liebt sie ihr Lachen. Der Schulpsychologe bemüht sich, Petra’s Zwänge, ihr magisches Denken, aufzulösen. Aber erst Thomas, der sich so selbstverständlich im Wasser bewegt, schafft den Zugang zur inneren Angstwelt von Petra und damit die Chance zur Wandlung.
So vieles kann man in diesem Buch finden: Toleranz, Sensibilität, Freundschaft, Angst, Verletzung, Verhaltensauffälligkeiten, Zwänge, Liebe, Verantwortung. Wichtige Themen, die ganz locker in die Geschichte eingebunden sind, ohne Drama, und doch sehr, sehr wirkungsvoll. Und diese nachhaltige Wirkung beruht auf dem außerordentlich feinfühligen Schreibstil der Autorin, auf die reduzierte und dadurch unglaublich intensive Erzählweise. Das Buch verzaubert, es ist magisch, es enthält nichts als magische Formeln des Lebens. Die Wörter, die knappen Sätze – alles ist magisch kraftvoll, bezaubernd, verzaubernd und dabei klug wie eine unauslotbare Primzahl.
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Sylvia Bishop
Das Mädchen das im Buchladen gefunden wurde
· Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
· Verlag: FISCHER KJB
· ISBN-13: 978-3737341318
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 8 Jahren
Unerschöpfliche Schatzwelt der Bücher
Eine Frage an alle Buchliebhaber: Kann man ein Buch allein schon wegen des Titelbildes lieben? Ja, man kann, und wie. Und wenn dann der Inhalt so perfekt zum Cover passt, dann steht der persönlichen Auszeichnung „besonders geliebtes Kinderbuch“ nichts mehr im Wege.
Property, ein sehr ungewöhnliches kleines Mädchen, wird eines Tages von ihren Eltern in der kleinen Buchhandlung von Netty und ihrem Sohn Michael vergessen. Michael stellt das Mädchen erst einmal ins Regal der Fundsachen, und als sie einfach nicht mehr abgeholt wird, nimmt Netty sie ganz selbstverständlich auf. Und so wächst Property mitten unter Büchern auf, lebt zwischen ihnen, mit ihnen – und das, obwohl sie nicht lesen kann! Eines Tages gewinnt die Familie bei einer Verlosung den größten und tollsten Buchladen der Welt, was für eine Aufregung! Doch dieser Buchladen birgt ein Geheimnis, und nur jemand mit viel, viel Bücherkenntnis kann das Geheimnis entschlüsseln.
Dieses anrührende Buch ist eine einerseits märchenhafte, zauberhafte Geschichte mit liebenswerten und eindrücklich ausgearbeiteten Personen, individuell, eigen-artig, und andererseits eine fantasievolle Erzählung, fesselnd, turbulent, abenteuerlich, mit lustigen Stellen aufgelockert, immer aber spannend zu lesen. Alles wird auf eine so schöne, direkte Art erzählt, als würde die Autorin mitten unter uns sitzen und uns gestenreich und lebendig von Property und all den Geschehnissen berichten. Feinfühlig, stilistisch schön geschrieben ist dieses Buch, es ist aber auch aufgrund der zauberhaften Illustrationen von Mila Marquis ein besonderer Buchschatz, den zu hüten es gilt. Denn ich wüsste mir keine bessere Möglichkeit, Kindern den Weg direkt in die unerschöpfliche Schatzwelt der Wörter, der Bücher, der Fantasie zu öffnen. Absolute Leseempfehlung!
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Julie Leuze
Das Glück an meinen Fingerspitzen
· Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
· Verlag: Ravensburger Buchverlag
· ISBN-13: 978-3473401666
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Weg von der Opfer-Haltung
Auch als älteres Semester lese ich gerne ab und zu einen Jugendroman, werde oftmals allerdings abgeschreckt von einem hässlichen, der Jugend sich anbiedernden, gruselig schlechten Deutsch. Wie anders hier im vorliegenden Buch: Julie Leuze erzählt eindringlich, bildhaft, in ihren Naturbeschreibungen oftmals fast poetisch schön. Eine Wohltat für jeden Liebhaber gepflegter Sprache. So schön wie der Schreibstil der Autorin, so schön ist auch das Äußere des Buches. Die Covergestaltung und die Haptik des Buchäußeren sind sehr, sehr ansprechend.
Worum geht es? Auf einer Insel im Pazifik, ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt, treffen zwei Menschen aufeinander, die aufgrund von traumatischen Vorerfahrungen das Vertrauen zu sich selbst und zu ihrer Umwelt verloren haben. Jana aus Deutschland besucht ihren Onkel in der kanadischen Wildnis. Der allerdings verschwindet plötzlich spurlos und Jana bleibt sich selbst überlassen, bis plötzlich ein verletzter junger Mann, Luke, vor der Blockhütte auftaucht. Um zu überleben, müssen sie sich überwinden und sich gemeinsam auf einen langen, beschwerlichen und gefahrvollen Weg durch völlig unberührte Natur machen, Jana voller Angst und Misstrauen, Luke verschlossen, abweisend, auch körperlich schwerer verletzt als gedacht. Doch der Überlebenswille ist stärker und beide wachsen über sich hinaus.
Es wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, wodurch man sowohl Jana als auch Luke sehr intensiv kennenlernt. Geschickt lässt die Autorin durch Rückblenden die Vorgeschichten der beiden jungen Menschen erst so nach und nach klarer werden, was einen zusätzlichen Spannungseffekt bietet. Sehr, sehr gut gefallen haben mir die Beschreibungen der unberührten Natur Kanadas, die nicht nur sonnige oder gar romantische Idylle bietet, sondern auch reale Gefahren für Leib und Leben. Die beiden Protagonisten sind sympathisch und psychologisch stimmig ausgearbeitet. Durch die ernsten Hintergrundthemen wird das Buch an keiner Stelle kitschig, besonders da auch immer wieder ein wenig Humor hervorblitzt, auch wenn es sehr viel um Gefühle geht.
Einzig enttäuschend war das Ende des Buches, das sehr überhastet und gewaltsam verkürzt daherkam. Das passte so ganz und gar nicht zur vorherigen feinen Erzählweise. Dennoch bleibt in der Summe mein Fazit, dass es sich um ein sehr lesenswertes Jugendbuch handelt, spannend erzählt, leicht und gut zu lesen, dennoch mit Tiefgang und Ernsthaftigkeit und mit einem absolut wichtigen Lebensmotto: weg vom passiven Opfer-Sein hin zum selbstgestalteten aktiven Leben.
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Werner Holzwarth
Der kleine Käfer Skarabäus
· Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
· Verlag: Thienemann Verlag
· ISBN-13: 978-3522458900
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 4 - 6 Jahre
Kreative Käferwelt
Vorneweg: Das Bilderbuch riecht äußerst intensiv, es riecht wie frisch gestrichen – nach grüner Farbe. Und das gesamte Buch ist in der Tat grünlastig. Ocker, Braun, etliche Schattierungen Grün und ein wenig Rosa – mehr Farben gibt es nicht. Ist nicht auch die Welt eines Mistkäfers ein klein wenig bunter? Gefällt dies den Kindern? Nun, der Illustratorin Sabine Kranz ist es in jedem Fall auf perfekte Weise gelungen, eine große Bandbreite an Gefühlen in der Welt der Käfer zu entdecken und „in Szene“ zu setzen. Damit macht sie die grüne Käferwelt vielfarbig in einem tieferen Sinn.
In der Welt der Pillendreher geht es recht gleichförmig zu. Wie Fabrikarbeiter am Fließband drehen die Käfer Kugeln und Kugeln und Kugeln. Die Gleichförmigkeit dieser Arbeit springt den Betrachter direkt an, aber auch die Kunstfertigkeit, die durch permanente Übung entsteht, wird im Bild lebendig, und eine gewisse Zufriedenheit, wenn das Werk geschafft und gelungen ist. Skarabäus jedoch bricht eines Tages aus der Monotonie aus und will Würfel drehen, trotz aller durchaus vernünftigen Einwände der anderen Käfer. Und tatsächlich schafft er es, es entstehen verschiedene Würfel, sogar Herzchen gelingen ihm. Auf einmal haben seine Käferkollegen viele Ideen, Würstchen kann Skarabäus drehen oder Igel und alle haben einen Riesenspaß daran, die verrücktesten Ideen in die Tat umzusetzen. Sabine Kranz zeigt die Wandlung in den Gesichtern der Pillendreher, von gelangweilter Gleichförmigkeit hin zu begeisternder mitreißender Kreativität. Bis einer der Käfer die Idee hat, dass man einen Fußball drehen und damit spielen könnte – und plötzlich hat auch Skarabäus wieder Spaß am (Fußball-)Kugeldrehen….
Eine schöne Botschaft hat uns der Autor in seiner grünen Welt hinterlassen: Hab Mut, etwas anders zu machen als die anderen. Lass deiner Kreativität freien Lauf. Und hab Freude an allem, was du tust!
Und vielleicht sollten wir mal mit unseren Kindern die Käferwelt näher betrachten? Über den Pillendreher gibt es viel Wissenswertes zu erfahren. Warum rollt er Kugeln? Und warum war er im alten Ägypten heilig? Oder wir könnten gemeinsam mit den Kindern ausprobieren, eine rundum runde Kugel zu formen, um dabei zu erfahren, wie schwierig das ist.
Wir können aber auch einfach nur Freude an dem schönen Bilderbuch haben, es vorlesen, uns an den Illustrationen erfreuen, eben Freude haben, einfach so.
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Barbara Iland-Olschewski
Tiergeister AG Achtung gruselig
· Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
· Verlag: Ars Edition
· ISBN-13: 978-3845820422
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 8 - 10 Jahre
Tod von Haustieren als Spukgeschichte geeignet?
Rauhaardackel Arik tapert orientierungslos nachts durch den Wald, sein kleines Herzchen voller Sehnsucht nach seinen Menschen Jette und Tim. Wie war er nur in diesen Wald gekommen? Wie sollte er nach Hause finden? Und dann plumpst er auch noch in ein Erdloch. Mit seinen kurzen Beinchen hat er keine Chance, sich von dort zu befreien. Aber da naht Rettung: fünf ziemlich seltsame und irgendwie kaputte Tiere holen Arik aus der Erdhöhle und nehmen ihn mit zu ihrer Geisterschule Spuk Ekelburg, die am Tag die ganz normale Menschenschule Sankt Ethelburg ist. Nach und nach wird Arik klar, dass seine neuen Freunde alle tot sind und nachts in ihrer Schule das Geistern und Spuken lernen. Und ja, Arik ist auch tot. Er erinnert sich jetzt, dass er ohne Leine über die gefährliche Straße gelaufen war und ein Auto rasend schnell angekommen war… Seine neuen Tierfreunde und er schließen sich zu einer Tiergeister AG zusammen, um sich gemeinsam gegen ihre recht fiesen Spuklehrer zu stellen.
Das Buch lässt mich etwas ratlos zurück. Vielleicht beginne ich mit den Illustrationen, die meiner Meinung nach sehr gut gelungen sind. Sie sind kindgerecht, humorvoll im Ausdruck, und die Beschädigungen der Tiere (Loch im Körper, heraushängendes Auge usw.) sind relativ unauffällig eingezeichnet, nicht abstoßend oder erschreckend. Auch gut gefallen mir die Grundthemen wie Freundschaft oder Zusammenhalt, weil jeder das, was er kann, zur Gemeinschaft beiträgt. Gut auch, dass das Buch mit sehr viel Sprachwitz geschrieben ist, ideenreich, lebendig. Ratlos macht mich das Buch allerdings, was das Alter der Zielgruppe betrifft. Meines Erachtens enthält das Buch viel zu viele Namen, zu viele Personen, zu viele schwierige Begriffe, zu viele Handlungsstränge, als dass 8- bis 10-jährige Kinder wirklich gut damit zurechtkämen. Am Schlimmsten jedoch empfinde ich persönlich den traurigen Grundgedanken der Geschichte, dass nämlich alle Tiere tot sind, tot bleiben und kein einziger Satz für die traurigen Tierbesitzer, bei Arik z. B. Jette und Tim, übrig ist. Für mich bleibt sehr fragwürdig, ob man für Kinder dieses Alters den Tod von Haustieren auf diese Weise thematisieren oder besser gesagt benutzen kann für eine an sich gut erdachte Spukgeschichte.
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Dagmar Henze
Kuno ist knallwach
· Pappbilderbuch: 22 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649627777
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 24 Monate - 4 Jahre
Mit Soundeffekt
Zauberhaft, einfach nur zauberhaft
Schlafenszeit. Stille Zeit. Mäuschen, Maulwurf, Pilz und Eule – alle schlafen. Nur Kuno Bär nicht. Wach ist er, knallwach ist er. Das Wort allein schon macht noch wacher als wach. Und weil er nicht schlafen kann, legt Kuno seinen Schal um und tappst ins Freie auf der Suche nach Spielkameraden. Aber alle, alle wollen nur schlafen, Familie Borstelmann genauso wie Dösbert Dachs. So langsam wird es Kuno kalt und das Denken fällt immer schwerer. Und genau jetzt weiß er, wo er hin möchte…
Eine wunderschöne Gute-Nacht-Geschichte hat uns Dagmar Henze hier geschenkt. Auf den liebevoll gestalteten Seiten ist viel, sehr viel zu entdecken. Das Licht der Glühwürmchen lässt die Nacht gar nicht so finster sein. Den Schweinchen-Kindern im Bettchen sieht man das wohlige Schlafgefühl an. Ein vorwitziges Amsel-Kind riskiert neugierig ein Auge. Und all die kleinen Tiere, die vom stolpernden Kuno aufgeschreckt sind… Das genaue Hinschauen und die Begegnung mit den schlafenden Tieren macht nach und nach müde, sehr müde. Und als sich schließlich die letzte Seite des Buches aufschlägt und Kunos seliges Schnarchen ertönt, fallen auch uns die Augen zu.
Ein ganz und gar stimmiges, gefühlvolles Bilderbuch mit Bildern, die das Herz auf- und die Augen zugehen lassen.
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Anna Herzog
Agalstra
· Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649624516
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 10 - 12 Jahre
Die Kraft der Fantasie
Noch selten habe ich ein so außerordentlich schön gestaltetes Jugendbuch gesehen! Das Cover mit seinem ausgestanzten Fenster und Ausblick auf eine nächtliche, mondbeschienene Festung, dazu die schimmernde, silberne Schrift – wunderbar! Im Inneren ist die Kombination von schwarzen Seiten mit weißer Schrift und umgekehrt und Kapitelanfänge, die sich wie ein schwarzer Samtvorhang öffnen, ein zusätzlich schönes und zum Text perfekt passendes Gestaltungselement. Besonders ausgewählte Zitate großer Menschen als Wegweiser in die einzelnen Buchteile hinein runden die gelungene Gesamtgestaltung des Buches ab und sind ein weiteres Markenzeichen für den Coppenrath Verlag, dem liebevolle Buchgestaltungen spürbar am Herzen liegen.
Die erzählte Geschichte hat viel Geheimnisvolles. Merle und Felix nehmen zusammen mit anderen Kindern an einem Theater-Workshop teil, und zwar in den Mauern einer alten Burg, in der Unheimliches in der Luft liegt. Schon allein der alte Burggraf wirkt angsteinflößend. Das Gemälde einer jungen Frau, deren Augen den Betrachter zu verfolgen scheinen, beeindruckt Merle zutiefst. Und was geschieht da Seltsames mit den Kindern, wenn sie in die gefundenen Kostüme schlüpfen und sich das Theaterstück sozusagen von selbst und von den Kindern nicht steuerbar spielt?
Anna Herzog erzählt detailreich, ohne zu langweilen, Geheimnisse andeutend, ohne sie zu offenbaren. Ihr Schreibstil ist sehr lebendig, mit feinem Humor gewürzt und mit großer Einfühlung für das, was Kinder bewegt und fasziniert. Die Geschichte ist vergnüglich und schaurig in einem, immer aber spannend erzählt. Zwar verliert sich die Handlung zwischendrin ein wenig in sich selbst, verirrt sich quasi in den Erzählebenen, wobei ich allerdings gerne wüsste, ob Kinder dies beim Lesen auch so empfinden. Vermutlich liegt es eher an der Verkopftheit von Erwachsenen, die sich nicht so leicht unkritisch in fantasievolle Umwege fallen lassen können. Im Gesamten betrachtet bleibt für mich als Fazit, dass die Autorin es auf großartige Weise schafft, zwischen Realität und fantastischem Geschehen zu spielen. In überraschenden Übergängen wechselt sie die Welten und man liest und ist sowohl im Hier und Jetzt beim Kartoffelsuppe-Essen als auch zwei Buchseiten weiter in einer Anderswelt, in der Orte und Zeiten durchlässig werden. Besser kann man gar nicht die Botschaft verpacken, dass „Theater ein Stück Traum zum Mitnehmen“ ist und welch immense Kraft die Fantasie besitzt.
Für mich sowohl gestalterisch als auch inhaltlich ein Ausnahme-Buch!
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Matthias Morgenroth
Kidnapping Oma
· Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649628569
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 8 - 10 Jahre
Explodierendes Oma-Glück
Was für eine wunderbare Beschreibung: Oma-Glück, das in der Achterbahn geradezu explodiert… Ein Autor, der so ein intensives Gefühl beschreiben kann, dem konnte nur ein richtig, richtig gutes Kinderbuch gelingen!
Leni und Jonas sind viel allein, denn die Mutter muss immerzu arbeiten, manchmal auch am Wochenende. Die beiden Kinder sind sehr selbstständig, Mama kann sich auf sie immer verlassen. Der Vater ist weit weggezogen. Großeltern gibt es nicht, wie die Mutter ihnen erzählt hatte. Traurig und etwas ratlos wird Leni, als sie in der Schule einen Aufsatz schreiben soll über einen Tag mit Oma oder Opa. Wie sollte sie das schaffen, ohne je einen solchen Tag erlebt zu haben? Eine seltsame Begegnung am Spielplatz wirft plötzlich viele Fragen auf. Wer ist diese alte Frau, die mit ihrem Shetlandpony auf der Wiese sitzt? Warum hat sie einen so seltsamen Akzent? Warum versteckt sie sich im Gebüsch, mit einem Fernglas vor den Augen? Nach und nach kommt Leni und Jonas ein Verdacht. Könnte es sein, dass diese alte Frau mit Pony, die ihnen so viele Fragen stellt, tatsächlich ihre Oma ist? Wenn das so ist, darf Oma keinesfalls wieder entwischen, notfalls muss man sie entführen! Und so beginnt ein großartiges Abenteuer, denn Oma lässt sich tatsächlich von Leni und Jonas kidnappen, und die drei erleben mit Campingbus, Pony und gemeinsamer Zeit das beste Wochenende ihres Lebens, denn Oma fährt mit in der Achterbahn, spielt endlos Mensch-ärgere-dich-nicht und beim Schwimmen im Badesee. Als sie allerdings bemerken, dass sie von der Polizei gesucht werden, wird aus dem Spiel schnell Ernst…
Für 8- bis 10-jährige Leseratten bietet das Buch allerbestes Lesefutter. Es ist ausgesprochen spannend und mit ganz großem Humor erzählt. Kurzweilig und mit viel, viel Herz wird das Leben von zwei Kindern erzählt, wie es inzwischen so viele Kinder aus ihrem eigenen Umfeld kennen: Vater oder Mutter alleinerziehend mit Beruf, sodass die Ansprüche der Kinder auf der Strecke bleiben müssen. Es wird auch thematisiert, wie alte Streitigkeiten unausgesprochen auf der Familie, besonders auf den Kindern lasten. Und wie feinfühlig Kinder spüren, wenn sie belogen werden. Die vielen überraschenden Ereignisse und Wendungen im Buch machen das Lesen oder Vorlesen zu einem wahren Vergnügen, insbesondere das wohltuend warmherzige Ende lässt alle vorherigen Spannungen und Entbehrungen vergessen. Miteinander reden hilft. Versprechen muss man halten. Es braucht nicht viel, um zufrieden zu sein. Alles Botschaften, die in der fröhlichen Handlung so ganz nebenbei verpackt sind. Und die wichtigste aller Botschaften natürlich: Habt Zeit für einander. Es gibt nichts Wichtigeres, als gemeinsame Zeit mit der Familie zu verbringen. Und allein schon wegen dieser Botschaft sollten auch Erwachsene dieses zauberhafte Kinderbuch lesen! Die karikaturhaften Illustrationen von Marloes de Vries passen meiner Meinung nach sehr gut zum humorvollen, vergnüglichen Schreibstil des Buches.
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Katrin Lankers
Zurück auf gestern
· Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649623779
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
Wunderbarer Jugendroman für Leser von 12 - 99
Claire und Lulu sind befreundet, und zwar so richtig dick, unzertrennlich, wie „Elmex und Aronal“. Und sie haben das Talent für unmögliche Situationen, für Fettnäpfchen aller Art, für blamable Ereignisse, kurz gesagt, für Katastrophen. Und das vor den Augen der beiden Jungen, in die sie heimlich verliebt sind. Schlimmer geht es nicht. Da entdecken die beiden, dass das Amulett, das Omili Claire zu ihrem 15. Geburtstag hinterlassen hat, eine besondere Fähigkeit besitzt: nämlich für ein paar Stunden die Zeit zurückzudrehen, um dadurch das Missgeschick wieder ausbügeln zu können. Erst sehr spät erkennen die beiden Freundinnen, welche Gefahren ihnen durch diesen Zeitumkehrer drohen…
Der Autorin ist mit diesem Buch, wie ich glaube, der perfekte Roman für Jugendliche ab 12 gelungen. Positiv hervorstechend ist für mich die lockere, humorvolle Schreibweise, die mit fröhlich-frechem Wortwitz und sehr alltagsnah vom Leben und Fühlen zweier 15-Jähriger erzählt (Claire berichtet in Ich-Form), ohne sich anzubiedern. Die Autorin nimmt Claire und Lulu ernst, kann ihre Wirrungen und Verwirrungen nachvollziehen. So wie sie auch alle anderen Personen im Buch wohlwollend ernst nimmt, auch wenn sie eher deren komische Seiten hervorhebt. Claire ist sehr zurückhaltend, beobachtend, vorsichtig, Lulu dagegen temperamentvoll, fröhlich, spontan und für jeden Streich zu haben, damit sind sie ideale Identifikationsfiguren. Auf fesselnde Weise, mit herrlichem Humor, wie nebenbei und doch ganz ernsthaft wird über wichtige Themen wie Freundschaft, Ehrlichkeit, Verantwortung, Vertrauen geschrieben, und dass man Liebe nicht für Leistung, sondern als Geschenk bekommen sollte, aber auch wie es gelingen kann, aus allem das Beste zu machen – ganz ohne Zeitumkehrer. Rundum ein gelungener Jugendroman für Leser von 12 – 99.
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Claus Steinrötter, Antje Vogel
Auf der Suche nach der verlorenen Socke
· Gebundene Ausgabe: 24 Seiten
· Verlag: Coppenrath
· ISBN-13: 978-3649618584
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre
Ringelfröhlich und herzallerliebst
Was für ein unglaublich zauberhaft-liebevolles Buch! Ich finde kaum die richtigen Worte, um meiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen.
Vorweg: Ich liebe Wolle, ich liebe Stricken und ich liebe handgestrickte Socken. Und so hüpft das Buch, das mit einer leibhaftigen Socke am Band bestückt ist, schon gleich mitten in mein wollstricksüchtiges Herz hinein. Und ich liebe bunte Bücher mit bunten Bildern und bunten Geschichten. Und so ist das Buch sofort auch in mein buchverrücktes Herz geschlüpft.
In wortgeschickten Reimen schickt uns die Socke, die immer wieder verschwindet oder stibitzt wird, zu verschiedenen fantasievollen Örtlichkeiten wie auf den Vogelkäferwurmwimmelbaum oder ins Unterwasserteichgetümmel, bis nach den vielen Socken-Abenteuern eine Sockenzwangknallparty alle fröhlich zusammen feiern lässt. Die Reime sind im Inhalt so herzlich-sanft, humorvoll und im Rhythmus so musikalisch-einprägend, dass man sie gerne laut lesen mag und Kinder wie Erwachsene sie sofort lieben und immer wieder hören wollen. Wer kennt nicht aus seinem eigenen Leben das Rätsel der verschwundenen Socke. Dieses Buch für Kleine und Große offenbart das geheime Leben der Socken!
Der Text ist sozusagen das eine gelungene Standbein bzw. die eine perfekt gestrickte Standsocke des Buches. Das zweite sind die unfassbar schönen, phantasiereichen, bis ins kleinste Detail gezeichneten wunderbaren Illustrationen von Antje Vogel. Frösche segeln auf Störchen, Marienkäfer hängen frisch gewaschen auf der Leine, das Kamel ist gut bekleidet, und alle, alle, alle tragen Socken, uni oder ringelbunt, getupft oder ringelfröhlich. So oft man das Buch auch in die Hand nimmt: Immer wieder entdeckt man Neues, ein weiteres witziges Detail. Und wen wundert es da, dass die Lehrtafel in der Häschensockenstrickschule die, wie die Strickerin weiß, genau die korrekten Maschen und Maße angibt.
Fazit: Für mich das warmherzigste und phantasievollste Geschenkbuch für jedes Alter, das ich seit langem in Händen hielt.
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Gianumberto Accinelli
Der Dominoeffekt oder die unsichtbaren Fäden der Natur
· Verlag: FISCHER Sauerländer
· ISBN-13: 978-3737354714
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 9 Jahren
Zum Staunen gut
Alles ist mit allem verbunden, und wenn in diese Verbundenheit von Menschenhand eingegriffen wird, kann das unabsehbare Folgen für das Ökosystem haben.
Accinelli erzählt auf locker-unterhaltsame Weise in 18 erstaunlichen, unglaublichen, aber wahren Geschichten von solchen Eingriffen in die Natur und deren Folgen. Da gibt es Ereignisse, die gut ausgingen, wenn z. B. Schmetterlinge Rettung bringen vor einer Kaktusplage. Oder Geschichten ohne Ende, wie z. B. der Kampf Mensch gegen Kaninchen. Andere Geschichten wiederum sind so seltsam, dass man sie kaum glauben mag, wie z. B. die Geschichte über das Froschhotel in Panama. Jede Geschichte für sich ist so interessant, so spannend, so ungewöhnlich, dass sie Lust macht, weiter zu recherchieren, noch mehr zu erfahren und so tiefer einzudringen in das große Strickmuster der Natur. So ganz nebenbei, im Plauderton berichtet, erfahren wir so viel Wissenswertes, Wunderbares, Erstaunliches aus der Welt der Pflanzen und Tiere, dass dieses Buch nicht nur Kindern vorbehalten bleiben sollte, sondern dass auch Erwachsene es mit ganz großem Gewinn lesen sollten. Denn es kann uns etwas zurückgeben, was wir oftmals verloren haben: die große Ehrfurcht vor der Weisheit der Natur.
Die wunderbaren Zeichnungen von Serena Viola, die von fotogenau bis abstrakt mäandern, verbinden die Geschichten mit dem Faden, der wie in der Natur alles mit allem verbindet. Ein großartiges Buch!
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Gina Mayer
Hotel der verzauberten Träume
· Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
· Verlag: Ars Edition
· ISBN-13: 978-3845825762
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 9 - 11 Jahre
Zaubermittel gegen Lesemuffel
Ups - ein kleiner Tippfehler bei der Navi-Eingabe – und schon landet die Familie in einem uralten, winzigen Hotel an der Ostsee, 400 km entfernt vom eigentlich gebuchten Luxushotel an der Nordsee. Statt 3D-Kino und Feuerspucken, statt Tauchkurs, Riesenwasserrutsche und anderen angebotenen Freizeitunternehmungen nur die Bekanntschaft mit Dackel Dornröschen und Gans Agathe, und kein WLAN! Was für eine Enttäuschung für Joelle und ihren Bruder. Doch sehr schnell wandelt sich die Enttäuschung in ein spannendes Abenteuer. Denn die Hotelbesitzerin Fräulein Apfel ist irgendwie seltsam, als hüte sie ein Geheimnis. Das uralte Telefon an der Rezeption klingelt, obwohl es gar nicht angeschlossen ist. Und der ausgestopfte Seeadler, der normalerweise im Hoteleingang sitzt, fliegt um Mitternacht über den Strand. Die Kinder entdecken schließlich noch auf dem Dachboden einen Raum, in dem Hunderte von Traumfängern hängen…
Ein richtig schönes Kinderbuch ist der Autorin Gina Mayer hier gelungen. Eine zauberhafte Geschichte wird lebendig und humorvoll erzählt, mit sehr liebenswerten Protagonisten. Die märchenhaften Elemente vermischen sich im ausgewogenen Maß mit einer richtig spannenden, geheimnisvollen Abenteuergeschichte. Das Buch findet genau die richtige kindgerechte Mischung zwischen Realität und Fantasie und bringt durch die spannende Handlung auch ausgesprochene Lesemuffel ans Lesen. Unbedingt hervorheben möchte ich die liebevoll ausgearbeiteten Illustrationen von Gloria Jasionowski, die die erzählte Geschichte in perfekter Weise ergänzen. Und dass noch eine Bastelanleitung für Traumfänger im Buch zu finden ist, halte ich für eine prima Idee zur Vertiefung der Geschichte. Rundum also: absolut empfehlenswert!
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Antonia Michaelis
Wind und der geheime Sommer
· Gebundene Ausgabe: 300 Seiten
· Verlag: Oetinger
· ISBN-13: 978-3789108693
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 10 - 12 Jahre
Zauber der Fantasie
Das großartigste Kinderbuch, das ich seit langem gelesen habe! Zum Immer-wieder-Lesen, für Erwachsene und Kinder gleichermaßen.
John-Marlon ist 11 und viel allein. Seine Eltern sind geschieden, der Vater hat selten Zeit und die Mutter schuftet für den Lebensunterhalt. John-Marlon ist unsicher, ängstlich, trägt eine Brille und hat keinen Spaß am Fußball-Spielen. Nicht die besten Voraussetzungen also, um Freunde zu finden, um von anderen gemocht zu werden. An einem besonders traurigen Nachmittag entdeckt John-Marlon eine lose Latte in einem Bauzaun, schlüpft hindurch und entdeckt ein völlig verwahrlostes Grundstück. Er trifft auf ein seltsames Mädchen, das sich Wind nennt, und wenn Wind Geschichten erzählt, werden diese wahr. Es wandeln sich wild wachsende Sträucher zum Dschungel, Pfützen zum Meer, es gibt gefährliche Tiere, und einen Sommer lang erlebt John-Marlon die wunderbarsten Abenteuer. Doch eines Tages ist Wind verschwunden…
Die Autorin widmet ihr Buch den Kindern, die Müll im Rinnstein sammeln und Kunst daraus machen. Als ich diese Widmung las, war ich sofort wieder zurückversetzt in die Zeit, als meine Kinder klein waren und völlig selbstvergessen abtauchen konnten in ihre eigenen Fantasie-Geschichten, nur mit Dingen umgeben, die sie in der Natur vorfanden. Dank Waldorf-Pädagogik lernten sie in diesen Spielen ganz beiläufig das gelingende soziale Miteinander und ich erlebte über die Jahre, wie ihnen daraus eine innere Stärke erwuchs, die ihnen niemand mehr nehmen konnte. Genau so ergeht es John-Marlon im Buch. Der einsame, traurige Junge ohne Selbstvertrauen wächst hinter dem Bretterzaun in den von Wind ausgedachten Abenteuern über sich hinaus, er wird von Wind und den anderen Kindern, die sich ebenfalls in der Welt hinter dem Bauzaun einfinden, so akzeptiert, wie er ist und er erfährt, welche Fähigkeiten er tatsächlich besitzt.
Aber nicht nur der Inhalt, dieses gelungene Ineinanderverschränken von Fantasie und Wirklichkeit, macht dieses Buch so besonders. Es ist die Sprache, die mich verzaubert hat, diese wunderbar poetische Sprache in Verbindung mit feiner Beobachtung. So machen zum Beispiel im „pfotendurchhuschten Urwald“ Insekten vor dem Wegfliegen einen Knicks. Das Buch selbst ist wie eine lose Latte am Bretterzaun – zum Durchschlüpfen in die unbegrenzte Welt der Fantasie.
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Alexandra Litwina
In einem alten Haus in Moskau
· Gebundene Ausgabe: 60 Seiten
· Verlag: Gerstenberg Verlag
· ISBN-13: 978-3836959933
·
Ein Wimmelbuch über 100 Jahre russische Geschichte
Ich weiß gar nicht, wie und womit ich anfangen soll, dieses unglaubliche, zauberhafte, detailgenaue, liebevollst gezeichnete Buch zu beschreiben.
Ist es ein Kinderbuch? Vielleicht ja. Es zeigt sich in der äußeren großformatigen Gestaltung eines Bilderbuches, einer Art Wimmelbuch. Wir schauen 1902 mitten hinein in eine Wohnung, in die Familie Muromzew gerade einzieht. Wir schauen und schauen und entdecken unzählige Kleinigkeiten. Am Rand gibt es Erklärungen, aber auch Fragen, Suchaufgaben. Und wir begleiten die Familie Muromzew weiter durch die Jahre, schauen weiter in ihre Wohnung, die sich wandelt, erleben neue Generationen – stets so erzählt, dass es größere Kinder gerne mit Entdeckerfreude lesen.
Ist es ein Erwachsenenbuch? Vielleicht ja. Der Wechsel der Zeiten, der Wechsel der Moden, der Wechsel der politischen Ereignisse wird in den Zeichnungen quasi im Zeitraffer in gezeichneter Form lebendig gemacht, augenfällig gemacht im wahrsten Sinne des Wortes. Dazu gibt es kurze sachbuchgerechte Texte, die den politischen Wandel und seine Wendungen jeweils erklären.
Es wird erzählt die Geschichte der Familie Muromzew, und zwar von 1902 bis 2002, also über mehrere Generationen hinweg. Dank des gezeichneten Familienstammbaums und einer ebenso gezeichneten Übersicht der Nachbarn, Freunde und Zeitgenossen (einschließlich der im Haushalt lebenden Hunde und Katzen) behält man stets die Übersicht. Und da man bis in die Toilette hinein die gesamte Familie beobachten darf, einerseits sehr intim-voyeuristisch, andererseits politisch-distanziert, gewinnt man durch Schauen, Entdecken, Suchen und Spielen ein Maß an Ein-Sicht, wie es so manchem dicken Sachbuch nicht gelingen mag. Urteilsfrei ins Bild gesetzt spricht der Wandel der russischen Lebenswelt voller Charme und ohne Umwege zu uns, egal wie alt wir sind.
Völlig zurecht ist dieses ungewöhnliche, großartige Buch nominiert für den Deutschen Jugendbuchpreis.
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Antje Herden
Wir Buddenbergs
· Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Verlag: FISCHER KJB
ISBN-13: 978-3737341097
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 8 Jahren
Vom Schildweinbraten zur modrigen Else
Mia ist ein ganz besonderes Mädchen. Sie lebt in einer kunterbunten, etwas chaotischen, übersprudelnd lebendigen Familie, die aus Opipi, Mama und drei Geschwistern besteht. Mia ist besonders, denn erstens hat sie einen ganz eigenen Papa, den sie gelegentlich auf dem Friedhof besucht, und zweitens hat sie eine großartige Methode gefunden, den Trubel um sie herum zu „ordnen“, indem sie sehr ordentliche Landkarten in ein Skizzenbuch zeichnet, das sie ihren Lebensatlas nennt. (Meine persönliche Vorliebe gilt übrigens der Karte „Herkunft unserer Teller“…) Als eines Tages ein uralter Brief aus London ankommt, der ungefähr 140 Jahre unterwegs gewesen war, beginnt eine spannende Suche nach einem Geheimversteck in der alten Villa.
Mia und ihre Familie sind so liebenswert, so verrückt, so trubelig, dass man beim Lesen aus dem Schmunzeln nicht mehr herauskommt. Schon lange habe ich kein Kinderbuch mehr gelesen, das mir beim Lesen so viel Spaß bereitete. Der Ideenreichtum der Autorin scheint unbegrenzt. Sie mischt überaus geschickt Spannung und Spaß, auch ein klein wenig Ernst zu einer Geschichte, die uns viel erzählt über Individualität, Toleranz und liebevolle Familienzusammengehörigkeit. Die detaillierten Zeichnungen von Florentine Prechtel unterstreichen die Geschichte auf perfekte Weise.
Fazit: Ein Kinderbuch wie es sein soll: Spannung, Spaß und Ernst fröhlich-liebevoll erzählt.
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Katja Reider
Das Ravioli-Chaos
Gebundene Ausgabe: 128 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
ISBN-13: 978-3499217944
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 8 Jahren
Spannend-fröhlich erzählt
Lenni und sein Freund Walze wollen unbedingt Karriere beim BKA machen und schreiben einen Bewerbungsbrief. Schließlich haben sie bereits einige Erfahrungen vorzuweisen, z. B. als Personenschützer für Nela, die Schwester von Lenni, die in einer Soap mitspielt und sich deshalb als Star fühlt. Doch dann passiert es: Lenni hütet für kurze Zeit den Kiosk und sieht sich plötzlich einem Strumpfmaskentäter gegenüber, der Geld fordert. Ein einstürzender Turm von Ravioli-Dosen schlägt den Dieb in die Flucht und Lenni wird als Held gefeiert, aber…
Das Buch hat mich restlos begeistert.
Es ist fröhlich und geistreich erzählt, mit viel Wortwitz versehen und vor allen Dingen durchgängig spannend zu lesen. Auch ernst zu nehmende Themen fehlen nicht, wie z. B. Beschimpfungen über Social Media. Wie gut, dass bei Lenni letztlich die Erkenntnis siegt, dass Berühmt-Sein gar nicht so toll ist und dass es viel wichtiger ist, ehrlich zu sein. Und gute Freunde zu haben natürlich.
Fazit: Ein rundum empfehlenswertes, lustiges und spannendes Buch für das zweite Lesealter.
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Anja Kiel
Lara und die freche Elfe tanzen Ballett
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten
Verlag: Ravensburger Buchverlag
ISBN-13: 978-3473365333
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 6 Jahren
Zauberhaft
Der Leserabe für die 1. Lesestufe aus dem Ravensburger Verlag ist perfekt gestaltet, um Erstleser für die Welt der Bücher „einzufangen“. Einfache, kurze Textabschnitte, eine extra große Schrift, im Anhang dann noch Rätsel und Sticker zum Einkleben – das alles ist geeignet, das Lesen-Lernen spielerisch zu versüßen.
In dieser Reihe ist der vorliegende Titel „Lara und die freche Elfe tanzen Ballett“ ein besonders gut gelungenes Buch vorrangig für Mädchen. Lara ist eine kleine Ballett-Tänzerin und übt auf dem Dachboden vor dem verstaubten Spiegel. Fritzi, die kleine Elfe, kommt dazu und die beiden bringen mit viel Spaß den Dachboden ganz schön durcheinander…
Anja Kiel erzählt kindgerecht in einfachen Sätzen. Besonders gut gefällt mir persönlich, wie die Autorin mit kleinen Mehrdeutigkeiten Wortspielereien betreibt und damit noch einmal mehr die Fröhlichkeit des gesamten Buches unterstreicht. Die liebevollen Zeichnungen von Elke Broska, auf denen viele Details zu entdecken sind, werten auf gekonnte Weise die kleine Geschichte auf. Von den farbenfrohen Illustrationen geht eine kindliche Unbeschwertheit aus, ganz und gar passend zum erzählten Text. Ein zauberhaft schönes, rundum gelungenes Buch!
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Sabine Ludwig
Serafinas Geheimnis
Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Verlag: Dressler
ISBN-13: 978-3791500652
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 9 - 11 Jahre
Schräge lustige Geschichte
Die Hexe Serafina und ihr Kater Luzifer, dessen Hobby es ist, gefangene Mäuse zu trocknen, zu pressen und in ein Sammelalbum zu kleben, erhalten einen Hilferuf von ihrem Urgroßonkel Alfred. Sie sollen eilig nach Wurzbach kommen, weil etwas in der dortigen Suppenwürzwürfelfabrik ganz und gar nicht in Ordnung ist. Eilig verlassen die beiden den Zauberwald und sehen sich ganz schnell mit einer Reihe von Problemen konfrontiert…
Die wunderbaren fröhlichen, kindgerecht gezeichneten Illustrationen und die relativ große Schrift suggerieren, rein vom Äußeren her betrachtet, dass es sich bei Serafinas Geheimnis um ein Kinderbuch handelt, geeignet zum Vorlesen vielleicht ab 6, zum Selberlesen ab 8. Bislang konnte ich das Buch noch nicht zusammen mit Kindern lesen, aber aus Erwachsenensicht müssen die Kinder mindestens 10 oder 11 sein, um die Geschichte und seine Zusammenhänge wirklich verstehen zu können. Es gibt zwar herrliche Wortspiele und viele witzige Details, die auch jüngeren Lesern Spaß machen dürften, aber der teils etwas hintergründige Humor, der auch vor ernsteren Themen nicht Halt macht, wäre für Kleinere sehr erklärungsbedürftig! Auch das der Geschichte zugrunde liegende Thema von natürlichen Lebensmitteln in Konkurrenz zu künstlichen Tütensuppen und all den damit verbundenen schwierigeren Wörtern dürfte nur für ältere Kinder gut lesbar sein. Insofern passt für mich die äußere Gestaltung und der zu lesende Inhalt nicht wirklich zusammen. Als Erwachsene jedoch hat mich die schräge Geschichte in seiner humorigen und phantasievollen Erzählweise restlos überzeugt.
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Astrid Blyton
Fünf Freunde im Zeltlager
Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: cbj
ISBN-13: 978-3570171653
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 8 Jahren
Spaß am Lesen
Die Bücher von Enid Blyton haben mich vor 60 Jahren jede Woche in die Stadtbibliothek getrieben. Ich habe alle verfügbaren Titel von dieser Autorin verschlungen und konnte nicht genug davon bekommen. So fing es an mit meiner „Leserkarriere“ – Enid Blyton war schuld!
Jetzt, so viele Jahre später, wollte ich es wissen: Was habe ich damals gelesen? Lache ich heute darüber? Finde ich die Bücher von Enid Blyton aus heutiger Sicht kindisch, albern, altmodisch? Obigen Titel, 1948 im Original erschienen, 1955 in Deutsch, fand ich wiederum in der Bibliothek. Beim Nach-Hause-Tragen fühlte ich mich wie damals: einen Leseschatz ergattert zu haben und voller Vorfreude.
Die fünf Freunde, 2 Jungen, 2 Mädchen und 1 Hund, dürfen in Begleitung eines schusseligen Professors in den Ferien zum Zelten fahren. Mitten im Hochmoor bauen sie ihr Zeltlager auf. Da hören sie nachts merkwürdige grollende Geräusche unter der Erde. Und dann wird ihnen auch noch von Geisterzügen erzählt, die unterirdisch unterwegs sein sollen. Damit ist natürlich ihre Neugier geweckt…
Und was soll ich sagen. Die Faszination von damals hat mich auch jetzt wieder erfasst. Das Buch hat einen richtig modernen Schreibstil, ist lebendig erzählt und vor allen Dingen absolut spannend. Natürlich handelt es sich bei den Protagonisten um sehr vereinfacht dargestellte Persönlichkeiten: ängstliche Anne, vorwitzige Georgina, braver Hund, schusseliger Professor usw. Das mögen heutige Pädagogen ankreiden. Nach heutigen Maßstäben mag wohl überhaupt der „pädagogische Hintergrund“, der dezent-erzieherische Zeigefinger fehlen. Meiner Meinung nach bietet das Buch aber etwas überaus Wichtiges: Nämlich Spaß! Spaß am Lesen. Verführung zum Lesen. Spaß an der Spannung. Spaß daran, unverkrampften Kindern bei ihren Abenteuern zuzuschauen. Ja, Spaß am Lesen – das hatte ich damals und das hatte ich heute.
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Anna Schindler und Billy Bock
Die flinken Füchse
Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: Dressler; Auflage: Originalausgabe
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3791500485
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 9 - 11 Jahre
Vielfalt in Buchform
Was für eine Fülle zwischen zwei Buchdeckeln!
Es geht um eine Mädchenbande mit ganz klaren Bandenregeln und einem ganz geheimen Bandenquartier. Die Mitglieder sind 6 Mädchen, mit ganz unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Dazugehörig außerdem ein süßes Katzenkind namens Igor. Die Flinken Füchse, wie sie sich nennen, erleben so allerlei, bis hin zu einer sehr spannenden, aufregenden Suche nach drei plötzlich verschwundenen Kindern.
Doch das ist bei Weitem nicht alles! Das überaus liebevoll und aufwändig gestaltete Buch mit einer Fülle von herrlichen mehrfarbigen Zeichnungen bietet noch viel, viel mehr, nämlich Anregungen und Beschäftigung für viele Stunden. Da gibt es zum Beispiel ein Rezept zum Backen von Flinke-Füchse-Muffins. Oder die einfache Anleitung zum Stricken eines Fuchsschals. Oder ein Alphabet zum Erlernen einer Geheimschrift. Und ein Flinke-Füchse-Hit, in Noten gesetzt. Sachliche Erklärungen sind ebenso zu finden wie Witze. Neben dem reichen Inhalt besticht die Darstellung der einzelnen Bandenmitglieder. Ihre Stärken und Schwächen, aber auch ihr unterschiedlicher Familienhintergrund wird mit großer Toleranz erzählt. Unbedingter Zusammenhalt ist eine der nicht zu brechenden Bandenregeln, und so gelingt es auch, Meinungsverschiedenheiten in konstruktiver Weise zu lösen.
Fazit: Rundum empfehlenswert!
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Heidi Knoblich
Xaver im Uhrenland
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten
Verlag: Silberburg
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3842520639
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 6 Jahren
Du musst nur an dich glauben…
Vor vielen, vielen Jahren in der längst vergangenen Zeit von Queen Victoria lebt Xaver, ein armer Hirtenjunge, im Schwarzwald und hat den ganz großen Traum, Uhrenhändler in einem fernen Land zu werden. Zwar scheint die Verwirklichung dieses Traumes unmöglich, aber die Mutter bestärkt Xaver: „Alles, was du dir vorstellen kannst, ist auch möglich. Du musst nur an dich glauben.“ Und so geschieht es tatsächlich eines Tages, dass sein Onkel Johann Xaver als Gehilfen mit nach London nimmt, der Vater die Bedingung stellt, dass sich Xaver bis Weihnachten als tauglich für den Uhrenhandel beweisen muss, sonst muss er wieder zurück zum Kühe- und Schafe-Hüten. Schwer ist das Leben fern der Heimat, aber Xaver klagt nicht, ist fleißig und lernbegierig. Doch dann geschieht ein fatales Missgeschick…
Heidi Knoblich erzählt in unnachahmlich intensiver, herzerwärmender Weise von dem Glauben an sich selbst, von Fleiß, von Heimat und fremden Sitten, vom Leben in früheren Zeiten, von Freundschaft, aber auch von Selbstüberschätzung und Eifersucht. Dass es sich letztlich um ein Weihnachtsbuch handelt, erschließt sich erst gegen Ende, als die Geschichte stimmungsvoll ihren Abschluss findet.
Neben der gefühlvollen und klugen Erzählung von Heidi Knoblich beeindrucken auch die wunderbaren Illustrationen von Martina Mair, die liebevoll-detailliert die erzählte Geschichte und ihre Menschen lebendig werden lassen. Je länger man die Bilder anschaut, umso intensiver breitet sich ein wohlig-warmes Gefühl im Betrachter aus. Mehr Weihnachten geht nicht.
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Stephan Martin Meyer, Thorwald Spangenberg
Mit dem Orient-Express nach Paris
Gebundene Ausgabe: 80 Seiten
Verlag: Gerstenberg Verlag
ISBN-13: 978-3836959858
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 8 - 10 Jahre
Dieses Buch ist eine Freude: Eine Freude zum Anschauen und eine Freude zum Lesen oder Vorlesen! Es ist unglaublich sorgfältig und aufwändig gearbeitet, großformatig, festes Papier, das Cover mit einzelnen Glanzstellen aufgewertet. Eine Fülle von Illustrationen verschiedenster Art, von ganzseitigen stimmungsvollen Aquarellen über detailreiche Bleistiftzeichnungen bis hin zu wertvollen informellen Landkarten oder technischen Details macht das Lesen des Buches sehr lebendig und anschaulich. In einer Zeit, in der so viele Billig-Schnellschüsse auf den Büchermarkt geworfen werden, ist dieses Buch ein Juwel!
Erzählt wird, wie Sinan, 14-jähriger Sohn eines reichen Kaufmanns aus Konstantinopel, seinen Vater begleitet auf der Reise nach Paris im legendären Orient-Express, der 1889 noch nicht so berühmt war wie in den 1920er und 1930er Jahren. Die Fahrt zwischen Orient und Okzident im „Zug der Könige“ mit all seinem Prunk und Luxus war für Sinan ein spannendes Abenteuer, umso mehr, als er im Zug Pierre kennen lernt, einen Küchenjungen, dem es eigentlich untersagt war, Kontakt zu den Reisenden zu haben. Die beiden Jungen freunden sich an, und als die Taschenuhr einer mitreisenden Baronin verschwindet und Pierre des Diebstahls bezichtigt wird, muss sich ihre junge Freundschaft beweisen…
Eine spannende Geschichte also, die sehr lebendig und kurzweilig erzählt wird. Es ist schön zu lesen, wie eine Freundschaft über gesellschaftliche und Länder-Grenzen hinweg möglich ist und wie gemeinsame Beharrlichkeit zu einem lohnenswerten Ergebnis führt. Das Besondere jedoch an diesem Buch ist, dass das Erzählte eingebettet ist in eine unglaubliche Fülle an Hintergrundinformationen, an Wissenswertem, ohne je langweilig zu werden. Dafür sorgen auch die zahlreichen Illustrationen in ihrer Unterschiedlichkeit. Allein schon die ausführlichen und exakten Zeichnungen wie z. B. Landkarten der damaligen Zeit mit dem jeweiligen Streckenabschnitt der Reiseroute des Zuges oder die vielen technischen Zugdetails, aber auch die zahlreichen mit dem Stift festgehaltenen Momentaufnahmen der erzählten Geschichte selbst machen das Buch zu einer ganz besonderen Lektüre, die nicht nur Kinder interessieren sollte!
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Michael Koglin
Zeitreise auf vier Pfoten
Band 2: Ein Pony für den König
Gebundene Ausgabe: 128 Seiten
Verlag: Egmont Schneiderbuch
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3505139550
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 8 Jahren
Auch im vorliegenden zweiten Zeitreise-Band sind die immer hungrige Hündin Curry, die mutige Lia und der leicht tüdelige Professor Tempus samt seiner Zeitmaschine in vollem Einsatz. Sie müssen ein Pony zurückbringen ins mittelalterliche London und erleben in der Welt der Ritter und Turniere ein aufregendes Abenteuer, das viel Spürsinn und Ideenreichtum fordert.
Mir hat dieses Buch, geeignet für Kinder ab 8, ausnehmend gut gefallen. Es ist spannend und lebendig erzählt, es bringt spielerisch viel Wissenswertes rund um das Leben der Ritter auf der Burg und bei ihren Turnieren mit sich, auch ein Glossar am Schluss der Geschichte erklärt in kurzer, klarer Form ungewohnte Begriffe. Die etwas größere Schrift erleichtert den Kindern das Lesen, ebenso wie die kurzen Kapitel. Doch nicht nur die zeitgeschichtlichen Informationen machen das Buch besonders, auch der erzählte Inhalt, denn Kinder erleben, wie selbst gefährliche Abenteuer bestanden werden können, wenn alle Beteiligten ihre jeweiligen Fähigkeiten füreinander einsetzen. Für mich herausragende Ergänzung sind die vielen wunderbaren Zeichnungen von Fréderic Bertrand, die detailreich, humorvoll und liebevoll die Handlung kommentieren.
Dieses Kinderbuch kann ich uneingeschränkt empfehlen, insbesondere für wissbegierige Kinder ist das Buch eine großartige spannende Unterhaltung.
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Martin Suiter
Alexia
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 40 Seiten
Verlag: Books on Demand
Empfohlenes Alter: 5-8 Jahre
ISBN: 978-3-9819044-0-6
Ein hochwertig aufgemachtes, großformatiges Buch mit festem Einband, das man auch Erstlesern gut in die Hand geben kann.
Das Märchen von dem traurigen Pferd Alexia, das so allein ist, ist herzerwärmend erzählt. Alexia will seiner Einsamkeit entkommen und wagt es, in die Fremde zu laufen auf der Suche nach Spielgefährten. Es hat unterwegs so manche Begegnung, trifft auf Unverständnis, aber auch auf Beispiele guten Zusammenlebens. Und Alexia bekommt auf ihrer Suche nach Freunden Hilfe…
Die kleine, feine Geschichte gewinnt durch die farbintensiven Bilder eine ganz besondere Kraft und Stärke. Gerade die Farbkraft spricht Kinder an, aber auch Erwachsene können sich der Wirkung der Bilder nicht entziehen.
Fazit: Ein zauberhaftes Märchen in einer sehr schönen Aufmachung, das zum Öfter-Lesen einlädt und keineswegs nur für Kinder geeignet ist.
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Ingrid Heppe
Nora auf dem Mühlenhof
Biker gegen Reiter
Taschenbuch: 160 Seiten
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform
ISBN-13: 978-1978007888
Ein richtig schönes Buch für junge pferdebegeisterte Mädchen
Für die Teilnahme an einer Reitwoche zusammen mit ihren Freundinnen muss Nora allerhand Opfer bringen, denn ihre Eltern haben nicht genug Geld, um ihr diesen Herzenswunsch zu finanzieren. Doch Nora ist ideenreich und fleißig, und so trifft sie bald ihre Reitfreundinnen auf dem Ponyhof. Doch da liegt ein Schatten auf dem Hof, denn das Ausreiten in den Wäldern soll verboten werden zugunsten von Mountainbikern. Der Gemeinderat möchte dies durchsetzen, um eine neue touristische Attraktion für den Ort zu schaffen. Und was ist bloß mit Louise los?
Das sehr, sehr schlichte, irgendwie laienhaft wirkende Cover hat mich nicht viel erwarten lassen, aber die Geschichte selbst hat mich dann doch sehr positiv überrascht. Sie ist locker-flüssig geschrieben, kurzweilig zu lesen und greift einige Themen, die junge Mädchen beschäftigen, in sehr positiver Weise auf. Dass man mit Engagement und Ideenreichtum für seine Ziele kämpfen muss, dass man gemeinsam so viel mehr erreichen kann als allein und dass Fairness und Respekt weiterhelfen, wird sehr schön thematisiert, gerade auch beim Thema Cyber-Mobbing. Mir persönlich gefällt außerdem sehr, mit wie viel Pferdeverstand das Buch geschrieben ist. Kein süßlich-verkitschtes Romantisieren, sondern klare, verständliche und vor allem richtige Informationen. Die Autorin weiß, wovon sie schreibt.
Ein Buch, das ich sehr gerne weiterempfehlen werde.
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Sven Gerhardt
Die Heuhaufen-Halunken. Volle Faust aufs Hühnerauge
Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: cbj
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3570174197
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 8 Jahren
Zwiegespalten
Die Heuhaufen-Halunken bringen alles mit, was ein Kinderbuch braucht: Fröhliches Miteinander, spannende Pläne, ideenreiches Vorgehen und wohlwollende Mitbewohner. Aber…
Meggie, die Anführerin der Heuhaufen-Halunken, hat richtig Ärger mit Siggi Miesmann und seiner Horde aus dem Nachbardorf, denn Siggi hatte sie auf dem Schulhof auf das Übelste beleidigt. Das kann man so nicht stehen lassen, da bleibt nur Rache! Und so brüten die Heuhaufen-Halunken gemeinsam einen detailreichen, arbeitsintensiven Plan aus…
In Steckbrief-Manier werden die Heuhaufen-Halunken einzeln vorgestellt, mitsamt ihren Freunden aus Berlin, und in gereimten Kapitelschritten geht die Handlung folgerichtig und durchaus spannend voran. Eine Fülle von fröhlichen Zeichnungen mit vielen witzigen Details unterstreicht das Geschehen. Die Botschaft, dass man viel erreichen kann, wenn alle zusammenhelfen, ist geschickt verpackt. Aber, ein ganz großes Aber, nein, zwei große Aber habe ich: Dass man Konflikte mit Kämpfen lösen kann und damit auch noch Erfolg hat, verursacht in mir ein ungutes Gefühl. Das zweite Aber halte ich noch für viel wesentlicher: Fremdes Eigentum auf nachhaltige Weise zu beschädigen, um die eigenen Ziele durchzusetzen – nein, das geht gar nicht! Und so bin ich bei diesem Buch leider zwiegespalten. Einerseits ein vergnügliches Kinderbuch, das aufgrund seiner liebevollen Gestaltung zum Lesen animiert, andererseits ein Buch, dessen Inhalt ich nicht in allen Teilen gutheißen kann.
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Erika Bock / Volker Nökel
Die Knöllchenbande … feiert Weihnachten
Umfang: 124 Seiten
Verlag: Tingmarke-Verlag
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3981724523
Lesealter: ab 4 Jahre
Liebevoll und detailreich
Es ist immer schön, wenn ich ein neues Buch, einen neuen Autor entdecken darf, umso mehr, wenn mich diese Neuentdeckung restlos überzeugt.
Für mich ist die Knöllchenbande eine solche Neuentdeckung, obwohl es schon mehrere Bände gibt. Und mir bleibt nur zu sagen: Was für ein zauberhaftes Erstlese- oder Vorlesebuch!
Die Illustrationen haben zwar etwas leicht Cartoonhaftes, aber bei genauerer Betrachtung sind sie so detailreich und liebevoll gezeichnet, dass man sich ihrer Wirkung gar nicht entziehen kann. Kinder habe ganz große Freude darin, die Feinheiten zu entdecken und sich ihre eigenen Geschichten daraus zu basteln.
Besonders hervorheben möchte ich jedoch die Qualität des Textes! Die Geschichte ist sehr lebendig erzählt und lässt sich deshalb besonders gut vorlesen. Im Verlauf der durchaus spannenden Erzählung lernen die Kinder ganz nebenbei sehr viel über Tiere, über die Natur. Der Umgang der Knöllchenbande untereinander oder in der Begegnung mit ihnen Fremdem ist respektvoll, positiv, helfend. Alles Werte, die es gilt, Kindern von klein an zu vermitteln. Ich kann es nur wiederholen: ein zauberhaftes Erstlese- oder Vorlesebuch, das in keinem Kindergarten und in keiner Kinderbuchabteilung in Bibliotheken fehlen sollte!
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Mira Bartók
Hörbuch, gelesen von Mechthild Großmann
Audio CD
Verlag: Silberfisch
ISBN-13: 978-3867423434
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 10 - 12 Jahre
Was für eine wunderbare Geschichte!
Angelockt wurde ich durch das von der Autorin selbst geschaffene fein gemalte, detailreiche, altmodische Cover. Und ich entdeckte eine wunderbare Geschichte, ein Buch, das sowohl Märchen als auch Fantasy-Roman ist, eine mehrschichtige Parabel, ein Jugendbuch ebenso wie ein Buch für Erwachsene.
Der Erdling Nr. 13 wächst auf in einem Heim für missratene und abscheuliche Wesen unter der Leitung der hartherzigen Miss Carbunkel. Er muss viel erleiden an Ungerechtigkeiten, an Quälereien, an Schikanen. Aber er hat ein Geheimnis, nämlich die besondere und oft hilfreiche Fähigkeit, Geräusche zu hören, die andere nicht hören oder fremde Sprachen zu verstehen. Und er hört immer wieder eine Melodie – eine ferne Erinnerung. Er freundet sich an mit Trixie, einem Vögelchen, das nicht fliegen kann. Gemeinsam planen sie die Flucht in eine bessere Zukunft, eine Flucht, auf der es viele Gefahren zu bestehen gilt.
Die tiefe und dabei sehr wandlungsfähige Stimme von Mechthild Großmann verleiht dem Hörbuch eine ganz besondere Intensität. Man taucht beim Zuhören völlig entrückt in eine andere Welt, leidet mit, träumt mit, wird in den Bann gezogen dank der geradezu suggestiv wirkenden Kunst des Lesens. Mechthild Großmann malt mit ihrer Stimme die Fülle der Bilder des Buches auf eine so intensive Weise, dass sich der Zuhörer in der Geschichte restlos verliert. Großartig!
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Finchen Star
Emily die kleine Springmaus (Dt./Engl.)
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten
Verlag: Featherworks Publishing Austria
Sprache: Englisch, Deutsch
ISBN-13: 978-3950392296
Nie aufgeben!
Ein zweisprachiges Bilderbuch – hmmm. Welche Zielgruppe wird hier angesprochen? Das Bilderbuch an sich, der jeweils kurze Textanteil pro Seite, die liebevoll-kleinkindgerechten Zeichnungen und die Geschichte selbst sprechen für Vorschulkinder. Aber die Zweisprachigkeit und der angebotene Vokabeltrainer sind nach meinem Verständnis für Kinder frühestens ab 7 Jahren geeignet. Insbesondere gibt es im Text so einige schwierigere Wörter, für Kleine unverständlich, für Erstleser zu schwierig zu buchstabieren, wie z. B. „qualifizierter Kamerad“ oder „IT-Nerd“. Auch müsste man sicher erklären, welche Sportart ein Sprinter vertritt. Der Verlag selbst gibt an, dass das Büchlein für Erstleser gedacht ist.
Emily ist eine sehr fröhliche kleine Maus. Die Eltern dagegen haben anstrengende und verantwortungsvolle Berufe, insbesondere Papa Stefano Dreikäsehoch ist ohne Tablet und Telefon gar nicht denkbar. Da ist Oma, die vorliest, besonders geliebt. Heute liest sie die Geschichte vom kleinen Mäuserich vor, der, obwohl er so klein ist und von den anderen Mäusen verspottet wird, immer fleißig weiter trainiert und nicht aufgibt, an seinem Traum zu arbeiten, denn er möchte ein richtig, richtig guter Sprinter werden.
Die schlichten, liebevollen Zeichnungen gefallen mir sehr. Sie verdeutlichen den Textinhalt so unmittelbar und direkt, ohne Schnickschnack, wie es besser gar nicht sein könnte. Und natürlich ist die Botschaft des Buches eine ganz wichtige: an sich selbst glauben und nie aufgeben!
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Britta Sabbag
Die kleine Hummel Bommel und die
Liebe
Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
Verlag: Ars Edition
ISBN-13: 978-3845813233
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 4 - 6 Jahre
Eine Hummelrunde Kuscheln
Was für ein zauberhaftes Bilderbuch!
Das Hummelkind Bommel ist auf dem Weg zum Hummel-Kindergarten. Unterwegs trifft es einige ganz unterschiedliche Freunde, und Bommel fragt alle, was Liebe ist. Von der Marienkäfer-Großfamilie bis zur Stinkwanze mit einem Regal voller erpupster Pokale erhält Bommel viele, viele ganz unterschiedliche Antworten. Und erkennt am Ende: Liebe ist Liebe.
Die liebevollen Zeichnungen, auf denen es viele Details zu entdecken gibt, sprechen Kinder unmittelbar an. Und vermitteln ganz direkt, ganz ohne Text, einfach nur durch ihre Ausstrahlung, was Liebe ist.
Ein Bilderbuch, das man beim Gutenacht-Kuscheln immer und immer wieder anschauen und vorlesen sollte.
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Matthias von Bornstädt
Kleine Giraffe in großer Gefahr
Taschenbuch: 48 Seiten
Verlag: Klett Lerntraining
ISBN-13: 978-3129494844
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 6 - 8 Jahre
Liebevolle Geschichte
Kinder lieben Tiere. Und Kinder lieben ganz besonders Tiere mit ganz besonderen Fähigkeiten. Nachts im Zoo, wenn Besucher und Wärter in ihren Betten liegen.
Plötzlich Alarm!!! Das Giraffenbaby Flecki ist verschwunden! Sofort macht sich die Truppe der besonderen Tiere auf die Suche. Denn zusammen, mit ihren jeweiligen besonderen Fähigkeiten, sind sie mutig und stark.
Große Schrift und kurze Sätze, dazu die farbintensiven großflächigen Bilder sind ideal für Leseanfänger. Ab und zu sind kleine Informationen oder Fragen eingestreut, die zur weiteren Beschäftigung mit dem Buch anregen. Besonders die am Ende aufgeführten Quiz-Fragen helfen, das Gelesene noch einmal zu vertiefen. Nicht zu vergessen die sehr, sehr schön gestaltete Internet-Seite des Verlages zum Thema, z. B. mit Vorlage für Tiermasken zum Selbstbasteln u. v. a.
Fazit: Ein kluges, anregendes, liebevolles und durchaus lehrreiches Buch für Erstleser, in dem Lesespaß und spielerisches Lernen ideal kombiniert sind.
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Britta Sabbag
Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
Verlag: Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
ISBN-13: 978-3522505406
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 8 - 10 Jahre
Absolut kindgerecht
Mit diesem Buch bekommt man auch Lesemuffel an die Buchstaben, garantiert!
Fredericke alias Fritzi wünscht sich nichts sehnlicher als ein Skateboard. Aber was bekommt sie an ihrem 9. Geburtstag geschenkt: ein von der Mutter selbst genähtes Prinzessinnenkleid. Die Enttäuschung könnte gar nicht größer sein! Da hilft nur noch eines: es muss ein ganz geheimer Geheimplan her. Wenn da nicht noch zwei Personen des Grauens die Ferientage von Fritzi mit Rote-Bete-Alarm erschweren würden. Aber der neu zugezogene Nachbarjunge Thies erweist sich zunehmend geeignet, den geheimen Geheimplan mit zu gestalten.
Dieses Kinderbuch ist wirklich eines! Kein albernes, pseudolustiges, bisschen erzieherisch gewolltes Buch für Kinder, sondern ein lebensnahes, richtig lustiges Buch mit einer sympathischen Familie und einer besonders sympathischen Hauptfigur, die trotz aller Enttäuschung etwas sehr Positives ausstrahlt, nicht klein beigibt, sondern für die Erfüllung ihres Wunsches kämpft. Dazu die wunderbar gelungenen Zeichnungen - perfekt!