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Peter Mohlin, Peter Nyström

Die andere Schwester

 

·        Herausgeber ‏ : ‎ HarperCollins

·        Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 384 Seiten

·        ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3749903641

·        Originaltitel ‏ : ‎ Den andra systern

 

 

Unglaubwürdige, fragwürdige, aber spannend erzählte Geschichte

 

Das Gute vorweg: Die beiden Autoren schreiben richtig, richtig gut! Es gelingt ihnen durchweg, mich als Leserin ans Buch zu fesseln, und zwar mit allen kunstfertigen Mitteln, über die gute Kriminalroman-Autoren verfügen sollten. Kurze Kapitel, Cliffhanger, Perspektivwechsel – alle Stilmittel finden ihren Einsatz, um die Spannung auf hohem Level zu halten. Doch das Schlechte folgt auf den Fuß: Nachdenken sollte man beim Lesen besser nicht. Zu viele Fragwürdigkeiten werden durch die Protagonisten in Szene gesetzt. Wer sich also einfach zur Entspannung unterhalten lassen möchte, wird vollumfänglich mit diesem Roman bedient. Wer jedoch moralische oder psychologische oder gar ethische Ansprüche an den Inhalt stellt, dürfte sehr enttäuscht sein. Da ich den ersten Band nicht kenne, kann ich leider nicht vergleichen, ob die Autoren grundsätzlich keinen Wert legen auf Wertevermittlung.

 

Die Handlung kann man ganz oberflächlich so darstellen: Stella, Geschäftsführerin einer neuen Dating-App, wird ermordet aufgefunden. Ihre Schwester Alicia, die von jeher ein schwieriges Abhängigkeitsverhältnis zu Stella hatte, gerät unter Verdacht. John Adderley, gebürtiger Amerikaner, der unter neuer Identität in Schweden lebt, taucht bei seinen Ermittlungen tief in die Vergangenheit der beiden Schwestern ein und löst damit eine undurchsichtige und lebensgefährliche Kettenreaktion aus.

 

Wie oben gesagt: Die Geschichte ist spannend, kurzweilig und lebendig geschrieben. Und doch wirkte sie im Gesamten auf mich unglaubwürdig und abstoßend. Schon die Ansammlung von kaputten Typen wirkt völlig übertrieben. Alicia wird als seelisches Wrack dargestellt. Ihr Gesicht ist entstellt (worauf wir unzählige Male im Verlauf des Romans hingewiesen werden), weshalb sie Menschen meidet. Zwar ist sie ein Programmier-Ass, aber ohne ihre Schwester Stella nahezu lebensunfähig. Regelmäßig stürzt sie durch exzessiven Alkoholmissbrauch bis zur Bewusstlosigkeit ab. John Adderley ist seit einem missglückten Undercover-Einsatz schwer traumatisiert. Er misstraut der Wirklichkeit, wittert überall Hinterhalt und Lüge. Die Liste der „beschädigten“ Menschen könnte man noch weiter fortsetzen. Sympathieträger konnte ich keine finden. Die Interaktionen der Protagonisten werden von einer unglaubwürdigen Reihe an rettenden glücklichen Zufällen vorangetrieben.  Am meisten stört mich dabei, dass John Adderly lügt, betrügt und das Gesetz beugt, so wie er es gerade braucht, um seine eigene Haut zu retten.

 

 

Fazit: Eine Geschichte mit inakzeptablen „kaputten“ Protagonisten ohne Moral, spannend erzählt, aber völlig unglaubwürdig.