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Peter Middendorp
Du gehörst mir
· Gebundene Ausgabe: 283 Seiten
· Verlag: Freies Geistesleben
· ISBN-13: 978-3772530135
· #Dugehörstmir
Ein schmerzhaft dunkles Buch
Ein Buch, das verstört. Das den Leser fordert. Das geradezu unerträglich ist. Das gewaltsam gewaltig ist. Aber auch bescheiden. Einfach und schwierig. Und poetisch dazu. Intensiv allemal. Ein Buch, das schwer zu ertragen ist.
Das Buch beginnt etwas trügerisch so, als hätte es ursprünglich ein Thriller werden wollen: Tille, der Junge, erlebt hilflos mit, wie das Bein seines Vaters vom Mähdrescher „aufgefressen“ wird. Und er erlebt, dass er keine Rolle spielt, keiner sieht ihn an. Nicht nach dem Unfall, nicht später. Er ist ein Geringgeschätzter, lebt im Unvorhandensein. Er ist ein Niemand, der heranwächst, Familienvater wird. Tagaus tagein verrichtet er die Arbeit auf dem Bauernhof. Er ist pflichtbewusst, hat klare Regeln. Frau und Sohn bleiben Statisten in seinem Leben. Nur seine Tochter löst in ihm Gefühle aus, verwirrende Gefühle. Ein Mord an einem jungen Mädchen geschieht. Doch der Vergewaltiger und Mörder wird 13 Jahre lang nicht gefunden. Obwohl doch ein Flüchtlingsheim in der Nähe ist.
Ja, der Leser versteht schnell, dass Tille der Mörder war. Und dass das fremde Mädchen stellvertretend für seine Tochter Opfer seines Begehrens geworden war. Insofern weicht das Buch in seiner Erzählweise völlig ab von allen Regeln des Spannungsaufbaus. Es sammelt Einblicke in das Innenleben von Tille, Puzzleteile eines klaustrophobisch engen Lebens. Der Leser ist gefordert, denn es wird nicht chronologisch erzählt, sondern die Zeiten fallen durcheinander, werden dem Leser wie Scherben vor die Füße geworfen. Wegweiser durch das Buch ist noch am ehesten die Natur, der Wandel der Natur durch die Jahreszeiten, und dann auch die Vögel, immer wieder die Vögel. Einerseits erzählt der Autor hart und nüchtern, was der harte und nüchterne Tille denkt, beobachtet, sich selbst auferlegt. Andererseits sind Sätze im Buch zu finden, die von einer wunderbar poetischen Sprache sind, wie: „Nachts lag der Mond hinter den Pappeln halb tot auf dem Rücken.“ Oder „Der Herbst verblätterte grau das Jahr.“
Ein großartig geschriebenes, verwirrendes, dunkles, schmerzhaftes Buch, das aufmerksame Leser fordert und vom Wortmagier Peter Middendorp so tief in unser Buchgedächtnis eingepflanzt wird, dass wir die Erinnerung an so manche Szene nicht mehr loswerden.