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Clemency Burton-Hill
Ein Jahr voller Wunder
· Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
· Verlag: Diogenes
· ISBN-13: 978-3257070897
#EinJahrvollerWunder
Ein Schatzkästchen für alle, die neugierige Ohren haben
Dieses Buch wurde zu meinem ganz persönlichen Schatzkästchen – und ich hoffe inständig, dass es das auch für alle wird, die wache Ohren haben. Clemency Burton-Hill, die Autorin, hat mich musikalisch aus meiner Komfortzone herausgeholt, hat mich zum musikalischen Entdecker gemacht, ließ mich staunen oder fast Vergessenes wiederfinden. Einen vielschichtigeren, beglückenderen, gehaltvolleren Jahresbegleiter konnte ich mir gar nicht wünschen. Allen, die bereit sind, Musik und Neugier miteinander zu verbinden, lege ich das Buch sehr, sehr ans Herz.
Die Autorin, eine preisgekrönte Violonistin, Musikjournalistin und Moderatorin eines Klassik-Radiosenders auf BBC, hat für jeden Tag des Jahres ein Musikstück ausgewählt und dazu in kurzer, erfrischender Form Wissenswertes über den Komponisten, über das ausgewählte Stück , auch ihre persönlichen Gedanken zur ausgewählten Komposition beigefügt. Dies jeweils prägnant und unterhaltsam geschrieben, mit viel Wissen und Gefühl. Obwohl ich mich als ausgebildete Konzertsängerin über viele Jahre sehr intensiv mit klassischer Musik beschäftigt hatte, begegnete mir in diesem Buch so manch Unbekanntes, Fremdes, Ungewohntes. Und ich war überrascht, wie ich beim Hören des vorgeschlagenen Tagestitels anhand des Kommentares der Autorin Zugang fand zu Musikbereichen, die sich mir bislang nicht erschlossen hatten.
Ja, der Einwand ist richtig: das Buch kann man nicht hören. Aber Sie finden alles, zugegebenermaßen in unterschiedlicher Qualität, bei YouTube. Sie müssen sich also nicht bei AppleMusic anmelden, wie vom Verlag angeregt. Die vorgeschlagenen Musikstücke oder Ausschnitte aus großen Kompositionen sind immer nur wenige Minuten lang. Und doch lang genug, um sich bei YouTube einen ersten Eindruck zu verschaffen. Es liegt an Ihnen, ob und wann Sie einen solchen ersten Eindruck vertiefen wollen. Für den 29. Dezember wird zum Beispiel das Agnus Dei von Wojciech Kilar (1932 – 2013) vorgeschlagen. Der Komponist, wie wir von Clemency Burton-Hill erfahren, war besessen von der Idee, dass in einzelnen Tönen oder in einem Zusammenklang von ausgesuchten Tönen die tiefste Weisheit läge. Lassen Sie sich ein paar Minuten in meditativer Offenheit hinwegtragen auf einem Klangteppich, der „den Blick zugleich in die Vergangenheit und in die Zukunft richtet“. Am 30. Dezember hören wir von Arthur Sullivan (1842-1900), The long day closes, einen wehmütigen Chorgesang, passend zur nachdenklichen Stimmung zum Jahresende. Oder heute, am 10. April, das Allegro aus dem Konzert Nr. 7 in F-Dur für drei Klaviere von Wolfgang Amadeus Mozart, ein Stück, „das den Tag versüsst“, wie perlender Sekt…
Ich muss mich einfach selbst wiederholen: Einen vielschichtigeren, beglückenderen, gehaltvolleren Jahresbegleiter kann ich mir nicht vorstellen. Wunderbar!