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Andrea Stift-Laube
Schiff oder Schornstein
· Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
· Verlag: Kremayr & Scheriau
· ISBN-13: 978-3218011549
Ein Buch wie eine gespaltene Persönlichkeit
Soeben habe ich das Buch beendet und frage mich nun ratlos, wie ich meine Rezension formulieren soll. Denn das Buch verwirrt mich über die Maßen. Vielleicht sollte ich schreiben, dass mich das Buch von Anfang an in die Irre gelockt, mich vorsätzlich getäuscht hat. Mit seinem Titel zum Beispiel. Mit dem ich gar nichts anfangen konnte. Oder mit dem Cover, mit dem tiefschwarzen Umriss einer Katze mit leuchtend gelben Augen. Ein Katzenbuch, hatte ich zunächst gedacht, ein humorvolles vielleicht. Auf jeden Fall ein sympathisches Buch – so hatte ich gedacht. Und jetzt ist das Buch beendet, und ich bin voller Zorn, Ekel, Abscheu, Entsetzen. Und gleichzeitig lache ich über all die skurrilen Einfälle, über die leichtfüßig geschriebenen Episoden, über witzige und liebevolle Detail-Beobachtungen.
Worum geht es? Der Verlag formuliert es so: „Franziska ist verschwunden. Das ist sie schon öfter. Dann sagt man, sie ist wohl wieder irgendwo Tiere befreien, im Wald, am Nordpol, irgendwo auf einem Schiff. Aber dieses Mal kommt sie nicht mehr zurück. Sie ist spurlos verschwunden und niemand weiß, was passiert ist. Ihre Schwester Ila begibt sich auf die Suche, wühlt in ihrer beider Vergangenheit und trifft den Umweltaktivisten Konstantin, der unglücklich in Franzi verliebt ist. Ila und Konstantin werden Freunde und bewältigen ihre Trauer in einem schrägen Kunstprojekt, das ein Statement gegen Massentierhaltung und Fleischkonsum sein soll: einem Online-Versand für Katzenfleisch…“
Das Buch kommt mir vor wie eine gespaltene Persönlichkeit: So wie das Buch aus zwei Perspektiven geschrieben ist, nämlich aus der von Ila, der Schwester, und Konstantin, dem stumm Liebenden, so werden genauso gespalten einerseits einfache, teils idyllische Kindheitserinnerungen und tier- und naturliebende Erinnerungen erzählt, andererseits brutalste, schier unerträgliche Details von Tiermisshandlungen, Vogeltötungen, Kükenmuser. Eben hat sich der Leser lächelnd und entspannt zurückgelehnt, schon jagt einem die scharfzüngige Autorin hinterrücks ein Messer mitten ins Herz.
Und ebenso gespalten bleibt mein Urteil: Gekonnt geschriebene Passagen, zu Herzen gehend, psychologisch feinfühlig, wechseln mit extremen Hässlichkeiten sowohl sprachlich („heißer Scheiß“) als auch inhaltlich (Fliegen mit der Lupe verbrennen). Ob mit solch einer uneinheitlichen wirren Mischung wirklich mehr Umweltbewusstsein zu wecken ist? Aber vielleicht wollte die Autorin etwas ganz anderes? Ich weiß es nicht. Ich bleibe verwirrt.