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Hiltrud Baier

Helle Tage helle Nächte

 

 

·         Gebundene Ausgabe: 352 Seiten

·         Verlag: FISCHER Krüger

·         ISBN-13: 978-3810530387

 

Wenn die Stille Lapplands die Seele heilt

 

 

 

Ein Buch, in dem nicht viel geschieht, und doch so viel Entscheidendes. Gemächlich erzählt, der Landschaft Lapplands angepasst in seiner Weite und Einsamkeit und Stille.

  

Eine Kleinstadt, am Fuß der Schwäbischen Alb. Hier lebt Anna Albinger, knapp über 70, an Lungenkrebs erkrankt, einsam, durch eine jahrzehntelange Lüge niedergedrückt. Und Frederike, Nichte von Anna, von ihr als Kind liebevoll aufgezogen, knapp über 50, frisch geschieden, orientierungslos, was ihr zukünftiges Leben betrifft. Als Anna sie bittet, einen Brief persönlich zu überbringen, und zwar an Peter Svakko, 3.000 km entfernt im schwedischen Lappland lebend, lässt sich Frederike nur sehr widerwillig darauf ein, diese eindringliche Bitte ihrer Tante zu erfüllen.  Doch schließlich macht sie sich mit ihrem Campingbus auf eine lange, lange Reise…

 

Der Roman wird wechselnd aus zwei Perspektiven erzählt. Anna berichtet über ihr stilles Leben, in der die Krankheit eine große Bandbreite an Gefühlen auslöst, Selbstmitleid und Kampfgeist, Depression und trotzigen Überlebenswillen, Verunsicherung und Angst. Über allem jedoch stehen Erinnerungen, intensive Erinnerungen an ihre eigene Kindheit.

 

Dramaturgisch von der Autorin geschickt eingestreut, werden in jedem Anna-Kapitel mehr und mehr Erinnerungen lebendig, und einem Puzzle gleich entwickelt sich ein Bild, das das alles überschattende Schuldgefühl Annas‘ erklärt. In den Frederike-Kapiteln machen wir uns mit ihr auf eine lange Reise, äußerlich und innerlich. Auch Frederike hat aufgrund ihrer Lebenserfahrungen eine eher negative Sicht auf die Dinge, lässt sich aber doch ein auf das, was ihr auf dieser Reise begegnet und erfährt eine ungeahnte Wandlung.

 

 

Die Autorin erzählt so hautnah, dass ich Annas‘ Schmerzen fast körperlich spüre, mit Herzklopfen zum ersten Mal in einem Helikopter sitze oder die Juni-Morgenkälte Lapplands in meine Knochen kriecht. Und ich erlebe mit den Augen der Autorin eine überwältigend schöne Landschaft, die den Menschen zurückführt auf das, was wesentlich ist. Die Liebe der Autorin zu Lappland teilt sich unmittelbar mit und hallt noch lange nach Beendigung des Buches nach. Es ist nicht wichtig, dass die Geschichte vorhersehbar endet. Wichtig ist, wie gekonnt Hiltrud Baier die großen Lebensthemen mit leichter Hand skizziert und gerade durch die Leichtigkeit und Ruhe eine Intensität erreicht, die mich im Innersten bewegt und nicht mehr loslässt.